Da Du uns den Grund nicht mitteilst, warum Du die Stelle nur mit einem Mann zu besetzen gedenkst und keinesfalls mit einer Frau, können wir darüber naturgemäß nur spekulieren. Für mich ist es daher nur logisch, anzunehmen, ein Mann würde den Job - in welcher Form auch immer - besser ausführen als eine Frau. Oder es gibt im Team schon viele Frauen und man sucht den Ausgleich, dies könnte natürlich auch ein Grund sein.
Ich habe den Grund doch schon mehrmals genannt und weiß gar nicht, wieso du den nicht gelten lassen möchtest. Bei einem Fahrerjob sind die Ansprüche ja nicht besonders hoch und ich kenne auch Frauen, die besser fahren können, als so manch ein Mann, aber darum geht es mir eben nicht, sondern ich muss die Person, die ich einstelle, zunächst einmal sympathisch finden und habe keine Lust auf jemanden, der mich in irgendeiner Form nervt. Und wenn das schon beim ersten Telefonat der Fall ist, kann es erfahrungsgemäß nur noch schlimmer werden. Von daher suche ich eben weiter, bis ich eine passende Person gefunden habe.
Oberflächlich ist in meinen Augen die Einstellung (oder auch nur: Annahme), Männer und Frauen seien im Arbeitsleben so sehr verschieden. Nach vielen Jahren Arbeitsleben und auch den gesellschaftlichen Veränderungen in der ganzen Zeit bin ich zur Ansicht gelangt: Wenn es Verhaltensunterschiede gibt - und um die geht es - dann sind sie marginal, unbedeutend und verschwinden im inviduellen Rauschen. Denn ein jeder hat seine persönlichen Befindlichkeiten, die es auch zu respektieren gilt, egal, ob Mann, Frau oder irgendetwas.
Es gibt zwar auch Frauen, die sehr männlich sind oder zumindest so erscheinen und Männer, die sehr weiblich sind oder so erscheinen, aber abgesehen von diesen Ausnahmen, gibt es tatsächlich entscheidende Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern und die typisch weiblichen kenne ich, alleine dadurch dass ich selbst eine Frau bin, eben sehr gut. Das heißt nicht, dass sie alle schlecht sind, aber die meisten Männer sind meiner Erfahrung nach einfach umgänglicher und verursachen weniger Stress oder Probleme, als viele Frauen.
Ich selbst arbeite in einem Betrieb, in dem das Geschlechterverhältnis ausgeglichen ist, auch wenn manche Arbeiten mehr von Männern ausgeführt werden und andere mehr von Frauen (dennoch führen mehr oder weniger alle auch alle Arbeiten durch). Das schätze ich sehr und das Arbeitsklima ist gut. Derzeit arbeite ich in einem kleinen Outlet täglich mit einer jungen und einer älteren Frau zusammen und ich mag beide sehr (und sie mich).
Entscheidend ist, ob jemand kooperativ ist und sein kann, was man insbesondere dann feststellt, wenn es belebt oder gar stressig wird, und das ist in der Gastro geradezu tägliches Programm.
Die junge Frau hat naturgemäß nicht so viel Erfahrung, damit umzugehen, aber sie ist sehr talentiert (und außerdem ein gut erzogenes und liebes Mädchen): Eine selbstbewusste, junge Frau (und zu Recht) - aber keine Schnepfe. Die ältere Frau ist logischerweise lebenserfahrener und dadurch routinierter und auch mit ihr stimmt die Chemie. Das alles schätze ich sehr: Mit Menschen zusammen zu arbeiten, die kooperativ sind.
Und wie wäre es, wenn du der Chef wärst und eine Stelle besetzen wollen würdest? Würdest du nicht auch jemanden auswählen, der dir sympathisch ist und der deiner Meinung nach am besten passt?
Absolut d'accord: Du stellst den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin ein, die Dir gefallen! Wenn es aber grundsätzliche Kriterien gibt, nach denen dies zu erfolgen hat, dann sollte man auch nachvollziehbare Gründe dafür haben. Ob jemand den Job gut macht und zuverlässig ist ... das erkennt man ohnehin erst in der Probezeit, und genau dafür ist sie da. Manchmal auch erst nach der Probezeit, denn es soll heutzutage Mitarbeiter geben, die in der Probezeit Vollgas geben und danach abloosen.
Man merkt aber schon beim ersten Gespräch, ob jemand passt oder nicht. Und wenn man sofort erkennt, dass das nicht der Fall ist, muss man denjenigen auch gar nicht erst auf Probe einstellen, nur um festzustellen, dass man mit der ersten Einschätzung richtig lag. Um festzustellen, ob jemand passt, muss man gar nicht viele Fragen stellen, sondern kann die Bewerber einfach erzählen lassen. Und einige der netten Damen haben schon bei diesen ersten Telefonaten Sprüche abgelassen, an denen ich sofort gemerkt habe, dass sie nicht zu den Personen gehören, mit denen ich etwas zu tun haben möchte oder die ich sogar einstellen wollen würde.
Und was du ganz zu vergessen scheinst, ist, dass ich niemandem Rechenschaft schuldig bin und meine Absagen nicht begründen muss, sondern sagen/schreiben kann, dass wir uns für einen anderen Bewerber entschieden haben. Ich muss nur bei der Formulierung der Anzeige darauf achten, dass ich dadurch niemanden diskriminiere und werde das bei der nächsten sicher besser machen, auch ohne die Gendersprache zu verwenden.
Es kann aber auch - geradezu klassische - Kriterien im Arbeitsleben geben, die sich mit der Zeit als bloßes Vorurteil erweisen. Zu früheren Zeiten hätte ich als 50+ Mitarbeiter den Job, den ich seit nunmehr mehr als einem Jahr zuverlässig ausführe, gar nicht erst bekommen. Zu alt, fällt dauernd aus, hätte es geheissen. Real bin ich aber einer der zuverlässigsten (und innovativsten) Mitarbeiter im Betrieb überhaupt, und auch ein von mir angefragtes Zwischenzeugnis hatte dann ein 1er Resultat.
Also: Soooo kann man sich in seinen Grundannahmen täuschen, so manches, was "früher" mal galt, stimmt so einfach nicht mehr. Und die Idee, da stellen wir einen jungen Kerl ein, der Gas gibt ... kann sich als Fehlschluss erweisen, weil er mehr "krank", als da ist, und psychisch labil, während die ach so alten Säcke jeden Morgen pünktlich ihren Arsch aus dem Bett heben und ihren Job nicht nur tun, sondern aufgrund ihrer Berufserfahrung auch noch junge Menschen ausbilden und mit neuen Ideen kommen.
Hierbei kann ich dir zustimmen, denn inzwischen haben die Arbeitgeber tatsächlich bemerkt, dass ältere Arbeitnehmer oft wesentlich zuverlässiger, motovierter und leistungsfähiger sind, als jüngere und dass es auch ein großer Vorteil ist, dass sie über viel mehr Berufserfahrung verfügen. Das war vor einigen Jahren noch ganz anders, hat sich aber zum Glück wieder verändert, denn ohne die Älteren würden wohl noch viel mehr Stellen ganz unbesetzt bleiben und vieles überhaupt nicht mehr funktionieren. Deshalb wurde ja auch das Renteneintrittsalter erhöht und wird in den nächsten Jahren vielleicht sogar auf siebzig Jahre angehoben.