AW: Bedingungsloses Grundeinkommen
Ich hab eine Weile nachgedacht und melde mich hier mal zum Thema zurück.
Wir leben aus meiner Sicht in einer Zeit, in der immernoch ein Arbeitskult herrscht. Ein Kult deshalb, weil wir der Abeit einerseits eine übermäßige Bedeutung beimessen, andererseits mit ihr einen recht verlogenen Umgang pflegen.
Menschen reden oft als erstes über "die Arbeit", sie richten ihren ganzen Tag nach der Arbeit, verlegen ihre Heimat nach ihr, Familien werden getrennt und haben wir "sie" mal verloren, bringen sich die, die nicht nur depressiv werden, sogar um. Oder sie macht uns krank, weil wir sie noch nicht verloren haben. Wir reden entweder pausenlos über die Arbeit, wenn wir stolz auf sie sind und wir schweigen, wenn sie uns peinlich ist, aber gutes Geld bringt. Wir tun so, alsob man nur durch die Arbeit essen kann, aber in Wirklichkeit kann man nur wenn man isst, erst zur Arbeit gehen. Wir erziehen unsere Kinder vordergründig nach der Prämisse der Verwertbarkeit auf dem Arbeitsmarkt, alsob wir stolz darauf sind, wenn wir unser Kind so gut wie möglich verkaufen können. Doch Menschenhändler sind uns ein Graus.
Die sinnloseste oder auch gemeinschaftsschädliche, ja sogar die persönlich schädliche Tätigkeit wird allein dadurch, dass sie bezahlt wird, zur "Arbeit". Nichtbezahltes wird zur Rentnerspielerei, nur weil es unbezahlt bleibt. Wir identifizieren uns sogar mit der Arbeit und meinen am Ende ein Anwalt ein Dreher, ein Bäcker "zu sein" Zu sein? Ist ein Eichhörnchen ein Nussknacker, nur weil sie Nüsse knackt? Ist ein Kannienchen denn ein Bergarbeiter, nur weil es gut graben kann? Die Menschen schon, sie merken das nur nicht, es ist ganz normal für sie. Das Kannienchen ist ein Maulwurf.
Wir ruinieren uns selbst und zwingen uns und unsere Kinder, ja sogar fremde Menschen zur Arbeit, obwohl wir eigentlich längst die Obsoleszenz der Mehrheit aller noch als Arbeit bezeichneten Tätigkeiten kennen oder zumindest ahnen. Es entsteht ein Konflikt im Denken, der uns krank macht. Sachzwänge entstehen, man empfindet Anhängigkeiten...die zu Lebensweisen führen, die oft vor Renteneintritt gesundheitlich desaströs oder gar tödlich enden. Und trotzdem machen wir immer weiter. Verwenden das Geld als Trost, als Trostpreis für all die verschwendete Lebenszeit.
Wir wissen, dass wiss.-technischer Fortschritt und Produktivitätssteigerung dazu führen, dass immer weniger Arbeitskraft nötig ist, um alle gut zu versorgen, aber unser Ziel ist nach wie vor Vollbeschäftigung. Ja wozu dann Fortschritt, wozu Rasenmäher, wenn wir dann darauf bestehen, die gleiche Sensenzeit auf dem Mäher abzusitzen. Wir sehen es als Wachstum, wenn wir Menschen kränker machen und ihnen dadurch noch mehr Pillen verkaufen zu können, verschrotten gutes, nur um neu produzieren zu dürfen, nur um den Eindruck vom "Tätigsein" zu bekommen. Wir verkaufen all diese Produkte an menschen, denen wir gar das Geld noch zum Kauf geben (Ratenzahlung)...aber merken nicht, wie schwachsinnig dieser Arbeitskult geworden ist.
All das deutet aus meiner Sicht auf einen krankhaften Umgang mit dem was wir Arbeit nennen hin. Aus diesem Grunde ist es m.E. notwendig, Dinge wie das Grundeinkommen genauer zu betrachten. Es kann Ressourcen für Lebensqualität und Gemeinschaft freisetzen, die wir uns heute noch garnicht vorstelle können. Ein bisschen Mut braucht es allerdings. Freiheit umzusetzen...braucht immer Mut.
Ich danke für die Aufmerksamkeit.
Bernd