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lilith51
Guest
AW: bedingungslose Liebe
Ich bin vielleicht durch eine harte Schule gegangen, außerdem gibt es da ein gewisses inneres Drängen in mir, das mich dazu treibt, immer wieder genau hinzuschauen, alles aufzudröseln und zu analysieren, um es dann wieder zusammenzufügen.
So bin ich auch mit der Liebe umgegangen. Ich habe mich gefragt, was es ist, das mich immer wieder zu einem bestimmten Menschen hindrängt, dass ich genau mit diesem einen Menschen so viel Zeit wie möglich verbringen will, dass ich ihn am liebsten durch und durch verstehen möchte und mich auch von ihm verstanden fühlen möchte. Jeder Misston war für mich niederschmetternd und verletzend, ich habe gehadert und immer wieder versucht, mit diesem Menschen gemeinsam herauszufinden, warum sich die Liebe, die wir füreinander empfinden, nicht in einem gemeinsamen Leben erfüllen kann. Ich stellte Bedingungen, an denen ich ermessen konnte, wie sehr mich der andere liebt. Aber damit habe ich ihn in das Korsett meiner eigenen Vorstellungen gezwängt, das ihn sehr stark einschränkte.
Ich hatte das Glück, in diesem Menschen jemanden gefunden zu haben, der sich das nicht gefallen ließ. Wenn er mir nicht so wichtig wäre, hätte ich ihn hassen müssen, aber so konnte ich aus unserer Beziehung lernen, dass das, was ich mir für mich wünsche, NIEMAND erfüllen kann. Denn ich wollte mit ihm das erleben, was zwischen Menschen nur in kleinen Momenten erlebbar ist - eine totale Übereinstimmung, eine Einheit, die unser menschliches Gefühl des Getrenntseins erlöst.
Ich habe erkannt, dass ich etwas von ihm erwartete, das ich selbst nicht bereit war zu geben. Warum sollte er ein "anderer" werden, nämlich so, wie ich es wollte? Dabei ging es ja nicht darum, aus einem stinkenden Penner einen erfolgreichen Geschäftsmann zu machen. Es ging um gewisse Gewohnheiten, die sich erst zeigten, als ich ihn besser kennengelernt hatte. Kleinigkeiten, die mir nicht gefielen.
Aber SO IST ER. Wenn er nun mir zuliebe so tut, ALS OB er anders wäre, dann ist er nicht mer der, den ich liebe.
In dem Moment, als ich erkannte, dass das "so sein lassen" ohne etwas damit tun oder haben zu müssen, erfuhr ich auch, dass das, was wir gewöhnlich als "Liebe" bezeichnen, viel zu klein für die Liebe ist, die ich nun kenne. Ich kann Liebe nicht mehr einschränken auf eine spezielle Person oder auf ein bestimmtes Verhalten.
Ich "liebe" diesen einen Menschen noch immer, auch im Sinne von "ich begehre" ihn. In diesem Bereich des Begehrens möchte ich auch seine Aufmerksamkeit und seine liebevolle Zuwendung. Wenn ich sie aber einmal nicht erfahre, dann stelle ich deswegen nicht unsere Liebe in Frage, sondern vertraue darauf, dass er Gründe hat, die ihn eben jetzt daran hindern, sich so zu verhalten, wie es mir gefallen würde. Und so sieht er es auch.
Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich für euch ausdrücken kann. Es ist schwierig, das war es auch lange Zeit für mich, diese umfassende Bedeutung des Begriffs "Liebe" zu sehen.
Aber es stimmt natürlich, dass eine partnerschaftliche Beziehung nur dann möglich ist, wenn beide Partner die Bereitschaft haben, die Probleme und Hindernisse der Partnerschaft als Chance zu sehen, aneinander zu lernen um sich jeweils selbst kennenzulernen. Schuldzuweisungen ("Warum bist du so und nicht anders?" "Damit verletzt du mich!" Usw.) sind der Tod der Partnerschaft, auch wenn die Liebe noch spürbar ist.
Die monogame Beziehung ist dafür fast eine Voraussetzung, weil ich nicht bei jeder Schwierigkeit die Beziehung in Frage stelle, sondern mein eigenes Verhalten kennenlerne.
Ich lebe mit diesem Menschen, den ich liebe, nicht zusammen. Aber ich könnte es, wenn unsere Lebensumstände es zuließen.
fusselchen, du hast recht, es geht schon in diese Richtung: Die Liebe, die ich meine, hat auch sehr viel mit Frieden in mir zu tun.
herzlich
lilith
P.S.: Céline, auf deinen Beitrag bin ich jetzt nicht im speziellen eingegangen. Ich glaube, es ist aber doch auch für deine Sichtweise etwas in meiner Antwort enthalten.
Zur Hörigkeit: hörig ist mMn jemand, der emotional abhängig ist. Der lässt sich alles gefallen, nur um das, was ihm lebenswichtig erscheint, nicht zu verlieren. (Sexuelle Erfüllung, Nicht-allein-Sein-Können, etc.) Das ist sehr weit entfernt davon, was ich als Liebe, die alles annimmt, sehe. Da gibts keine Abhängigkeit, da gibts nur Freiheit.
liebste lilith51,
Ich kann deine Sichtweise gut nachvollziehen.
Ich kann die Schlussfolgerung bei dir nachvollziehen, aber ich glaube, wenn ich von mir auf dir schliessen kann, das dieses annehmen, mir inneren Frieden bringt, aber keine Liebe ist. Für mich ist lieben etwas aktives, ich liebe. Annehmen ist etwas passives. Verstehst du mich?
fühl dich von mir umfusselt ...
Ich bin vielleicht durch eine harte Schule gegangen, außerdem gibt es da ein gewisses inneres Drängen in mir, das mich dazu treibt, immer wieder genau hinzuschauen, alles aufzudröseln und zu analysieren, um es dann wieder zusammenzufügen.
So bin ich auch mit der Liebe umgegangen. Ich habe mich gefragt, was es ist, das mich immer wieder zu einem bestimmten Menschen hindrängt, dass ich genau mit diesem einen Menschen so viel Zeit wie möglich verbringen will, dass ich ihn am liebsten durch und durch verstehen möchte und mich auch von ihm verstanden fühlen möchte. Jeder Misston war für mich niederschmetternd und verletzend, ich habe gehadert und immer wieder versucht, mit diesem Menschen gemeinsam herauszufinden, warum sich die Liebe, die wir füreinander empfinden, nicht in einem gemeinsamen Leben erfüllen kann. Ich stellte Bedingungen, an denen ich ermessen konnte, wie sehr mich der andere liebt. Aber damit habe ich ihn in das Korsett meiner eigenen Vorstellungen gezwängt, das ihn sehr stark einschränkte.
Ich hatte das Glück, in diesem Menschen jemanden gefunden zu haben, der sich das nicht gefallen ließ. Wenn er mir nicht so wichtig wäre, hätte ich ihn hassen müssen, aber so konnte ich aus unserer Beziehung lernen, dass das, was ich mir für mich wünsche, NIEMAND erfüllen kann. Denn ich wollte mit ihm das erleben, was zwischen Menschen nur in kleinen Momenten erlebbar ist - eine totale Übereinstimmung, eine Einheit, die unser menschliches Gefühl des Getrenntseins erlöst.
Ich habe erkannt, dass ich etwas von ihm erwartete, das ich selbst nicht bereit war zu geben. Warum sollte er ein "anderer" werden, nämlich so, wie ich es wollte? Dabei ging es ja nicht darum, aus einem stinkenden Penner einen erfolgreichen Geschäftsmann zu machen. Es ging um gewisse Gewohnheiten, die sich erst zeigten, als ich ihn besser kennengelernt hatte. Kleinigkeiten, die mir nicht gefielen.
Aber SO IST ER. Wenn er nun mir zuliebe so tut, ALS OB er anders wäre, dann ist er nicht mer der, den ich liebe.
In dem Moment, als ich erkannte, dass das "so sein lassen" ohne etwas damit tun oder haben zu müssen, erfuhr ich auch, dass das, was wir gewöhnlich als "Liebe" bezeichnen, viel zu klein für die Liebe ist, die ich nun kenne. Ich kann Liebe nicht mehr einschränken auf eine spezielle Person oder auf ein bestimmtes Verhalten.
Ich "liebe" diesen einen Menschen noch immer, auch im Sinne von "ich begehre" ihn. In diesem Bereich des Begehrens möchte ich auch seine Aufmerksamkeit und seine liebevolle Zuwendung. Wenn ich sie aber einmal nicht erfahre, dann stelle ich deswegen nicht unsere Liebe in Frage, sondern vertraue darauf, dass er Gründe hat, die ihn eben jetzt daran hindern, sich so zu verhalten, wie es mir gefallen würde. Und so sieht er es auch.
Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich für euch ausdrücken kann. Es ist schwierig, das war es auch lange Zeit für mich, diese umfassende Bedeutung des Begriffs "Liebe" zu sehen.
Aber es stimmt natürlich, dass eine partnerschaftliche Beziehung nur dann möglich ist, wenn beide Partner die Bereitschaft haben, die Probleme und Hindernisse der Partnerschaft als Chance zu sehen, aneinander zu lernen um sich jeweils selbst kennenzulernen. Schuldzuweisungen ("Warum bist du so und nicht anders?" "Damit verletzt du mich!" Usw.) sind der Tod der Partnerschaft, auch wenn die Liebe noch spürbar ist.
Die monogame Beziehung ist dafür fast eine Voraussetzung, weil ich nicht bei jeder Schwierigkeit die Beziehung in Frage stelle, sondern mein eigenes Verhalten kennenlerne.
Ich lebe mit diesem Menschen, den ich liebe, nicht zusammen. Aber ich könnte es, wenn unsere Lebensumstände es zuließen.
fusselchen, du hast recht, es geht schon in diese Richtung: Die Liebe, die ich meine, hat auch sehr viel mit Frieden in mir zu tun.
herzlich
lilith
P.S.: Céline, auf deinen Beitrag bin ich jetzt nicht im speziellen eingegangen. Ich glaube, es ist aber doch auch für deine Sichtweise etwas in meiner Antwort enthalten.
Zur Hörigkeit: hörig ist mMn jemand, der emotional abhängig ist. Der lässt sich alles gefallen, nur um das, was ihm lebenswichtig erscheint, nicht zu verlieren. (Sexuelle Erfüllung, Nicht-allein-Sein-Können, etc.) Das ist sehr weit entfernt davon, was ich als Liebe, die alles annimmt, sehe. Da gibts keine Abhängigkeit, da gibts nur Freiheit.
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