bei deinem vorletzten eintrag,
nina, da geb ich dir recht: es soll nicht nur so ausschauen, sondern ich denke, dass es so ist. jeder mensch ist durch diese jetzige zeit in die er hineingeboren wurde von den grundstimmungen dieser geprägt. da können wir nicht aus, denn über zeit und ort unseres eintretens in diese welt scheint eher entschieden zu werden, als dass wir es entscheiden. dh im grunde genommen ist jeder mensch, mich inklusive, der in einer sogenannten zivilisierten gesellschaft lebt, besitzorientiert und damit egozentrisch - allerdings ist das bei jedem mensch unterschiedlich stark ausgeprägt. so und jetzt aber zu dem grund des besitzorientierten und damit egozentrischen denkens: wir (damit meine ich die in einer sogenannten zivilisierten welt lebenden menschen) definieren uns über das besitzen. dass das so ist, lässt sich nicht abstreiten: verkürzt und extrem formuliert sind wir das was wir haben. zwar streiten du und gisbert das nicht wirklich ab, aber ich will euch trotzdem nicht dieses kleine - weil sehr merkenswerte - beispiel geben: in unserem täglichen sprachgebrauch hat das wort haben die zentrale bedeutung schlechthin. wir gebrauchen es für dinge, personen, zustände, gefühle und sogar als vergangenheitsform, einfach für alles: ich habe etwas erledigt. ich habe ein schlechtes gefühl. ich habe einen freund. ich habe zahnschmerzen und so weiter und so fort. durch dieses verwenden des wortes "haben" drücken wir aus, dass wir alles gedanklich bereits verdinglicht haben und es zu einem möglichen besitz zählen, den es zu erwerben gilt. dadurch wird kein unterschied mehr gemacht zwischen den wirklichen zu besitzen möglichen dingen und sachen bzw gegenständen (alles materielles zeuch, kein leben drin und ohne persönlichkeit etc.) und anderem nicht besitzbaren: andere menschen, gefühle, zustände usw. es ist mir doch keinesfalls möglich einen freund zu haben, wenn ich mir der eigentlichen bedeutung des wortes haben bewusst bin. jemand kann ein freund zu mir sein, aber ich kann ihn nicht "haben"..!
das aber zeigt "des pudels kern": durch dieses "missverständnis" entsteht ein noch größeres problem. sobald irgendwo haben bzw besitz ins spiel kommt, entsteht ein subjekt und ein objekt. subjekt ist immer der, der hat bzw besitzt und objekt immer das, was gehabt oder besessen wird. es entsteht also eine deutliche abhängigkeit. das subjekt ist der chef und es entsteht von daher etwas, was wir als "macht" kennen. das kann zwar tatsächliche macht sein oder scheinbare macht (zb. wenn ich einen freund habe, dann habe ich den nicht, sondern er ist mein freund und steht in gleichwertiger relation zu mir: er ist also nicht das objekt meines habens, wie ich fälschlichweise - möglicherweise unbewusst - denke.) aber der begriff macht ist geboren und zt durch das tatsächliche haben zum leben erweckt. das ist zwar schon etwas weiter in der theorie drin und hat vorerst keinen praktischen nutzen, aber diese erkenntnis ist dennoch nicht sinnlos und der schlüssel um meine argumentation zu verstehen. wenn uns dieses - ich nenne es so - missverständnis ins bewusstsein rückt, dann können wir den ansonsten unbewussten fehler korrigieren und ausmerzen. anstelle des habens tritt das sein, aber dazu möcht ich jetzt nicht extra weiter ausholen. jedenfalls ist nicht die existenzweise des habens die eigentliche des mensche, glaube ich.
aber da ist das problem des sozialismus bzw kommunismus begraben. zwar sagt ngyuen schon, dass er sozialismus im "wörtlichsten sinn" verstehe und tendiert aus meiner sicht quasi schon in die richtige richtung, aber ich will dagegen setzen: der sozialismus und kommunismus als versuch der verwirklichung haben einen großen fehler in ihrem gedankengebäude und der ist deswegen so verhängnisvoll, weil auf ihn alles aufbaut: zwar werden subjekt und objekt (siehe oben) verschoben, aber ihre beziehung wird keineswegs aufgehoben. deswegen kann man auch kommunistische revolutionen machen - dazu muss man ja nur "umschichten" und nicht großartig am bewusstsein aller menschen rumbasteln, aber das löst überhaupt kein problem. dann werden halt die schweine zu den menschen, wie in orwells animal farm, aber die existenzweise des habens, dieses "missverständnis" wird überhaupt nicht in diese sozio-politische veränderung miteinbezogen. das ist der große fehler, meines erachtens.
think about it, anthropos
ps (nina2): wir sind menschen, keine wölfe. thomas hobbes übersieht die "ontologische differenz": nicht die existenzweise des habens, sondern die des seins ist die dem menschen eigentliche.