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Was ist Beziehungsfähigkeit?

Was ist das Schwierigste in Beziehungen?

  • Leute kennenlernen

    Stimmen: 2 6,7%
  • Sich verständigen

    Stimmen: 3 10,0%
  • Gemeinsamkeiten entwickeln

    Stimmen: 0 0,0%
  • Das (alltägliche) Miteinander gestalten

    Stimmen: 8 26,7%
  • Konflikte bewältigen

    Stimmen: 9 30,0%
  • Sich in der Beziehung entwickeln und entfalten

    Stimmen: 6 20,0%
  • Sich aus einer Beziehung lösen

    Stimmen: 2 6,7%

  • Umfrageteilnehmer
    30

Methusalem

New Member
Registriert
8. Dezember 2007
Beiträge
157
Wie schrecklich. Eigentlich sollte ein Psychologe so eine Frage nicht stellen. Dass ich damals meine Diplomarbeit ausgerechnet zum Thema "Konfliktfähigkeit" schreiben wollte, hatte mir ja so manchen kritischen Blick eingetragen. Das sei ja ziemlich kompliziert, wenn man mal darüber nachdenkt... ist kompliziert. Und jetzt frage ich also: was ist Beziehungsfähigkeit. Ich fange auch gleich mit einer These an: es gibt keine Beziehungsfähigkeit ohne Konfliktfähigkeit. Und noch einer Behauptung: es wimmelt nur so von Beziehungsstörungen um uns herum. Was tun? Ehrlich: ich frage um Rat.
 
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AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Hallo Methusalem!

Ich schreib einfach hier mal auf, was mir so ganz spontan dazu einfällt.

Wir kennen uns selbst nicht, weil wir von Geburt an zu hören kriegen, wie wir sein sollen, was wir lernen müssen, was von uns erwartet wird. Wir vertrauen uns selbst nicht, weil unsere Gefühle nicht mit dem was wir "sollen" übereinstimmen, also zieht ein Kind den Schluss, die Gefühle müssen falsch sein.

Worauf würde sich dann eine Beziehung gründen? Auf zwei Menschen, die hoffen, dass der andere ihm jetzt endlich das gibt, was er so dringend braucht: Liebe und Anerkennung. Jeder erwartet etwas vom andern, so wie er es von klein auf gelernt hat. Keiner wagt es, den ersten Schritt zu tun, dem andern etwas zu geben, weil der andere es ja auch nicht wagt zu sagen, was er braucht. Die Angst, das Falsche zu tun, macht die Menschen immer einsamer.

Die Kommunikation besteht dadurch hauptsächlich aus Klagen, Vorwürfen und Kritik. Und im stillen Kämmerlein hadert jeder mit sich selbst, weil wir wieder mal alles falsch gemacht hat.

Wir lernen leider, dass wir so, wie wir sind, nicht ok sind. Wir lernen, dass wir erst an uns arbeiten müssen, damit wir auch geliebt und akzeptiert werden können. Das bedeutet nichts anderes, als das wir dressiert werden: "Wenn du brav das tust, was ich will, dann hab ich dich lieb."

Was bleibt sind frustrierte Menschen, die schon als Kinder erleben mussten, dass nicht sie geliebt werden, sondern die Erfüllung der Erwartungen, die schon von klein auf der ununterbrochenen Bedrohung durch Liebesentzug ausgesetzt waren.

Worauf soll man sich dann beziehen? Zwei Menschen, die alle beide riesige Defizite haben, sollen sich dann gegenseitig das geben, was sie als Kinder gebraucht hätten. Damit ist jeder überfordert. Aber wenn sie es nicht schaffen, nicht durchhalten, dann fühlen sie sich schon wieder schuldig.

"Du bist selbst schuld, du hast es schon wieder falsch gemacht, du hast es ja schon als Kind nicht richtig gemacht, du bist ein Versager, du bist es nicht wert geliebt zu werden und du hast keine Ahnung, wie man liebt."

Klingt ja nicht gerade wie eine gesunde Basis zum glücklich Werden!

Es gäbe noch einiges dazu zu sagen. Die Konfliktfähigkeit scheint mir von der Ursache aber noch sehr weit weg zu sein. Dazu müsste man erst einmal erkennen, wie und wo der Konflikt entsteht und was alles zu seinem Entstehen beiträgt.

Auf jeden Fall ein sehr ergiebiges Thema.
:blume1:

Deine Fragen habe ich allerdings damit nicht beantwortet. Aber ohne zu wissen, wo eine "Störung" entsteht, ist es mE sinnlos, über Lösungen zu reden. Das wäre so ähnlich, wie wenn man vom blinkenden Warnlicht die Glühbirne rausschraubt und damit das Problem beseitigt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Selbstwahrnehmung, Klarheit und Selbstannahme

Hallo Lilith,

mit Deinem Beitrag kann ich schon eine Menge anfangen... und möchte versuchen, Struktur in das Problemfeld zu bringen.

"Wir kennen uns selbst nicht" - ich kippe das mal und formuliere vorsichtig: Beziehungsfähigkeit hat etwas mit der Fähigkeit zu tun, sich selbst wahrzunehmen, die eigenen Gefühle zu kennen und zu akzeptieren, sich selbst anzunehmen. Nun interessiert mich ja ach die Frage, wie sich Beziehungsfähigkeit entwickeln lässt. Sich selbst (besser oder überhaupt erst) kennen zu lernen ist dann ein Ansatzpunkt. Dazu gehört auch die Einsicht, dass Gefühle nicht "falsch" sind - sie sind. Selbstwahrnehmung und Selbsterkenntnis bezieht sich dann auch auf die Gefühlswahrnehmung.

Erwartungen: darüber habe ich früher schon einmal nachgedacht, kam zu dem Schluss, dass Erwartungen potentiell konflikterzeugende Einstellungen sind. Also frage ich nach den Wünschen hinter den Erwartungen, den Wünsche gehen in Erfüllung oder auch nicht - es kommt aber ganz anders an, ob man Wünsche äussert oder andere Menschen mit festen Erwartungen konfrontiert.

Damit kommen wir auch Beziehungsstörungen auf die Schliche: ich nenne es mal "Lebensbedingungen" oder "Konditionalschemata". Entscheidend ist das Wörtchen "wenn". "Wertvoll bin ich (nur), wenn ich etwas leiste", "geliebt werde ich (nur), wenn ich die Erwartungen meiner Eltern erfülle" usw.

"Wenn du brav das tust, was ich will, dann hab ich dich lieb." (Deine Formulierung) - da steckt noch mehr drin: nicht nur Anpassung, sondern auch Unterordnung. Kinder haben aber ein Recht auf ein eigenes Leben. Je enger die Bedingungen sind, die an das Akzeptiertwerden geknüpft werden, um so schwieriger wird es auch sein, die eigenen Vorstellungen vom Leben zu realisieren.

Worauf soll man sich beziehen? Das ist ein schwierige Frage. Vielleicht ist die Selbstannahme ein Ansatzpunkt - die an das eigene Selbst gestellten Bedingungen zu hinterfragen, sich abzulösen von den Prägungen, die nur eingeschränkte Beziehungen ermöglichen. Erziehungskatastrophen, miserable Umgangsformen bis zu Missbrauch und Kindesmishandlung passen nicht zu reifen Eltern, die gelernt haben, mit sich und ihrem Leben zurechtzukommen.

Konfliktfähigkeit zu entwickeln ist für mich ein Lebensprojekt geworden.
Beziehungsfähigkeit zu entwickeln ist ein Projekt, das nur über mehrere Generationen hinweg zu verwirklichen ist. Eine wirklich "Basis zum Glücklichwerden" zu entwickeln setzt eine sehr viel bewusstere Erziehung voraus und es ist die Frage, wer so etwas zu leisten vermag.

Was bleibt, sind kleine Schritte. Einen Anfang machen, irgendwo.

lg Methusalem:blume2:
 
AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Hallo !

Was ist Beziehungsfähigkeit ?
Zuerst einmal nichts anderes als ein abstraktes Wort.

Ich fange auch gleich mit einer These an: es gibt keine Beziehungsfähigkeit ohne Konfliktfähigkeit. Und noch einer Behauptung: es wimmelt nur so von Beziehungsstörungen um uns herum. Was tun? Ehrlich: ich frage um Rat.
Vielleicht müsste man hier zwischen der
Fähigkeit zu einer dauerhaften (was auch dehnbar ist) Beziehung und der
Fähigkeit zu einer kurzfristigen Beziehung​
unterscheiden.

Für eine dauerhafte Beziehungsfähigkeit wird wohl auch nötig sein, (friedlich) einen Konflikt lösen zu können.

Den Ausführungen von lilith (ich schreib . . . . . Probleme beseitigt) stimme ich vollinhaltlich zu.

Was ich konkretisierend noch ergänzen will, ist, dass man vorerst einmal genau in sich selbst hineinhorchen soll, wen man jetzt wirklich als positiv empfindet. Das wird oft individuell verschieden sein. "Meine" drei positiven Gefühle sind: Liebe, Achtung und Toleranz. Eine der drei Gefühle muss ich nach einiger Zeit empfinden (bzw. ein Gefühl so auslegen), dass ich auf eine (schöne und angenehme) Beziehung hoffe.

Vielleicht ist das Minimum einer Beziehung, dass es einem nicht egal ist, was der andere von unseren Worten und Werken hält, dass man sich quasi auf seine Meinung "bezieht".

Hass, Verachtung oder gar Gleichgültigkeit sind mE Feinde einer Beziehung, zumindest einer positiven.

Liebe Grüße

Zeili
 
Abstraktes konkretisieren

Hallo Zeili,

diese Unterscheidung zwischen kurzfristigen und dauerhaften Beziehungen hat mich auf einen Gedanken gebracht, der das abstrakte Konstrukt "Beziehungsfähigkeit" greifbarer macht. Zunächst verbinde ich Beziehungsfähigkeit eher mit dauerhaften, also länger dauernden Beziehungen.

Etwas schwierig wird es bei Borderlinern: Im ICD-10 ist der Borderlinetypus als Unterkategorie der Emotional instabilen Persönlichkeitsstörung definiert durch emtionale Instabilität, Unklarheiten im Selbstbild, innere Leere und dann steht da: "die Neigung zu intensiven, aber unbeständigen Beziehungen kann zu wiederholten emotionalen Krisen führen mit übermässigen Anstrengungen, nicht verlassen zu werden und Suiziddrohungen oder selbstschädigenden Handlungen."

So gesehen kann man Borderlinern ihre Beziehungsfähigkeit nicht absprechen, aber die Stabilität ist ein Problem. Zwei Borderliner zusammen... da kann es sein, dass die "große Liebe" am nächsten Tag eine "Zecke" ist, das geht nicht lange gut.

Mit Gefühlen hat das alles also sehr viel zu tun - und bei Begriffen wie Achtung und Toleranz nähern wir uns schnell auch Fragen der Ethik an.
Gerade ein Begriff wie Toleranz stellt die Orientierung am Konsens in Frage - den oft ist es ganz alltagspraktisch nicht notwendig, sich in allen Fragen einig zu sein. Wenn Unterschiedliches "sein darf", können unterschiedliche Auffassungen nebeneinander bestehen.

lg Methusalem:blume2:
 
AW: Abstraktes konkretisieren

Hallo Methusalem !

Hallo Zeili,

diese Unterscheidung zwischen kurzfristigen und dauerhaften Beziehungen hat mich auf einen Gedanken gebracht, der das abstrakte Konstrukt "Beziehungsfähigkeit" greifbarer macht. Zunächst verbinde ich Beziehungsfähigkeit eher mit dauerhaften, also länger dauernden Beziehungen.
Freut mich, dass es Dir etwas geholfen hat.

Etwas schwierig wird es bei Borderlinern: Im ICD-10 ist der Borderlinetypus als Unterkategorie der Emotional instabilen Persönlichkeitsstörung definiert durch emtionale Instabilität, Unklarheiten im Selbstbild, innere Leere und dann steht da:
Vom Borderline-Syndrom habe ich zwar öfters gelesen und gehört, ein echter Diskussionspartner werde ich auf dieser Ebene aber nicht für Dich sein. Übrigens, auch wikipedia konnte mir mit diesem Begriff nicht helfen. Bei ICD-10 bleibt es bei mir komplett finster. Was ich sagen kann, ist, dass sich diese beiden Begriffe für mich sehr krank lesen.

Mit Gefühlen hat das alles also sehr viel zu tun - und bei Begriffen wie Achtung und Toleranz nähern wir uns schnell auch Fragen der Ethik an.
Gerade ein Begriff wie Toleranz stellt die Orientierung am Konsens in Frage - den oft ist es ganz alltagspraktisch nicht notwendig, sich in allen Fragen einig zu sein. Wenn Unterschiedliches "sein darf", können unterschiedliche Auffassungen nebeneinander bestehen.
Ich kann die Sache nur praktisch sehen: das Gefühl der Liebe, der Achtung und der Toleranz habe ich für mich selbst definiert; fühle ich mich von einer Person oder einer Gruppe nach längerer Zeit weder geliebt, noch geachtet, noch toleriert, versuche ich sie zu meiden.

Liebe Grüße

Zeili
 
Erläuterungen: ICD-10 - Persönlichkeitsstörungen

Nicht nur für Zeili...

also, das ICD-10 ist ein Werk mit diagnostischen Leitlinien, herausgegeben von der WHO, der World Health Organisation. Gegenwärtig wird es am häufigsten benutzt, wahrscheinlich irgendwann vom ICF, der International Classification of Functioning abgelöst.
Das Kapitel F (Psychische Störungen) könnte man als "Bibel der Therapeuten" bezeichnen, weil sich kaum jemand alle Diagnosekriterien merken kann.
Um eine Therapie finanziert zu bekommen, muss eine "Störung mit Krankheitswert" vorliegen, und dazu muss eben eine Diagnose gestellt werden.

Die emotional instabile Persönlichkeitsstörung gehört ins Kapitel über Persönlichkeitsstörungen (sinnigerweise), und das hört sich nicht nur sehr krank an, es ist auch gravierend. Wenn man sich mit der Geschichte von Borderlinern beschäftigt, ist es manchmal kein Wunder, dass sie nicht mehr wissen, was hinten und vorne ist... eine sinnvolle Therapie dauert Jahre.

Etwas vereinfacht kann man sagen, dass Borderliner mit ihren Gefühlen nicht klar kommen, oft sehr sprunghaft sind und sich damit schwer tun, klare und eindeutige Beziehungen zu gestalten. Die Eltern, wenn sie überhaupt da waren, haben bei diesen Menschen meist gravierene Fehler gemacht. Und das ist auch ein Anliegen meines Nachdenkens über das Thema Beziehungsfähigkeit. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Kind Liebe erfährt, mit Achtung und Wertschätzung aufgezogen wird, von den Eltern lernt, mit Gefühlen umzugehen.

Ein Aspekt, der mich besonders bewegt hat, war die Auseinandersetzung mit Auszügen aus Hitlers "Mein Kampf", die ich in einem Buch über den Nationalsozialismus fand: "alles Weiche muss weggehämmert werden". Für Gefühle ist da kein Platz. Männer dürfen nicht weinen und was man den Frauen im dritten Reich zugemutet hat, war auch nicht gerade sanft.

Ich gaube nicht, dass die Folgen und Spätfolgen dieser Ideologie schon verschwunden sind. Und der Beitrag von Lilith zeigt auch die Verletzungen auf, die bereits in frühester Kindheit entstehen, zugefügt werden, oft aus Unwissenheit oder Desinteresse. Liebevoll ist der Umgang mit Kindern, allgemein der Umgang der Menschen miteinander, oft ganz bestimmt nicht.

Die Orientierung an Werten wie Liebe, Achtung, Toleranz, ergänzen kann man sie durch Begriffe wie Respekt, Verständnis, Anerkennung und Wertschätzung... verändert schon eine Menge. Wissenschaft in allen Ehren - ich suche nach einfachen, alltagstauglichen Modellen der Beziehungsgestaltung, die auch ohne ein komplettes Studium der Psychologie praktikabel sind. Gelegentlich stosse ich dabei aber doch auf Themen, die Lernprozesse voraussetzen und damit mit dem Alltagswissen allein ncht hinreichend beantwortet werden können. Ängste als soziale Ängste, Konflikte und emotionale Belastungen sind mit dem, was wir so allgemein vermittelt bekommen, oft schwer zu bewältigen.

So manches entwickelt sich aber auch durch Erfahrung - und es lohnt sich, darüber nachzudenken, was eigentlich geschieht, wenn Beziehungen gelingen, welche Aspekte dazu führen, dass Menschen "miteinander zurechtkommen", zusammen leben, zusammen arbeiten können.

Und dabei stosse ich immer wieder auf etwas scheinbar Einfaches, Grundlegendes: das Gespräch. Kommunikation in einem Forum als medienvermittelte schriftliche Kommunikation ist da sicherlich reduziert, denn es fehlt die unmittelbare körperliche Präsenz, die "sozial-emotionale Sinnlichkeit", wie es Hellmut Geißner, der Begründer der modernen Sprechwissenschaft, in seinen Seminaren ausgedrückt hat. Ein Übungsfeld ist es trotzdem - und damit eine Chance, über Beziehungsfähigkeit nicht nur nachzudenken, sondern sie im (wie auch immer gestalteten) realen Vollzug zu entwickeln.

lg Methusalem:blume2:
 
AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

beziehungsfähigkeit ist die gesunde mischung aus

  • eingehen auf mein gegenüber und
  • kennen der eigenen wünsche und grenzen.

also kurz gesagt: öffnen und schließen.

lg kathi

p.s.: herzlich willkommen, metusalem. :sekt:
 
Wenn das so einfach wäre...

Hallo Kathi,

Danke! Das ist schön, kurz und prägnant. Ich tüftle da meist schnell an komplizierten Modellen rum.

Kritische Fragen zum Weiterdenken hab ich trotzdem, wie sollte es anders sein... zum einen... wenn das alles so einfach wäre...

Die einen haben Schwierigkeiten, sich zu öffnen, verschliessen sich dann schnell wieder, andere schliessen zu spät, wenn andere schiessen und Grenzen überschreiten und verletzen.

Die gesunde Mischung: immer wieder eine Frage der Balance, aus Nähe und Distanz, empathischem Sanftmut und knallharter Durchsetzung der eigenen Interessen, Individualität und Gemeinschaft.

Aber stossen wir doch erstmal an....:sekt:

lg Methusalem:blume2:
 
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AW: Wenn das so einfach wäre...

[...]
Die einen haben Schwierigkeiten, sich zu öffnen, verschliessen sich dann schnell wieder, andere schliessen zu spät, wenn andere schiessen und Grenzen überschreiten und verletzen.

Die gesunde Mischung: immer wieder eine Frage der Balance, aus Nähe und Distanz, empathischem Sanftmut und knallharter Durchsetzung der eigenen Interessen, Individualität und Gemeinschaft.

Die gesunde Mischung gibt es m.E. nicht. Jeder Mensch hat seine ganz individuellen Erfahrungen und wunden Punkte, die durch den anderen angerührt werden können. Jeder hat seinen eigenen individuellen Wertekatalog, den er - bewusst oder unbewusst - als Maßstab nimmt.

Beziehung ist in erster Linie ein Sich-selbst-Kennenlernen durch den Spiegel, der der Andere für mich ist. Nur für mich selbst ist relevant, was ich verstehe und wie ich mich dabei fühle.

Welche Gefühle meine Reaktion beim Anderen auslösen, ist wiederum für ihn relevant. Deshalb bringt ja auch ein Streit nichts, wenn es nur drum geht, dem anderen vorzuwerfen, was er falsch gemacht hat.

Eingehen auf den anderen setzt voraus, dass das, was ich von ihm wahrnehme auch das ist, was er mir mitteilen wollte. Und da beginnen schon sehr viele Schwierigkeiten.

Wenn ich wirklich verstanden habe, dann kann ich dem anderen einen befriedigende Antwort geben. Er spürt, dass er wirklich verstanden wurde.

Wenn ich glaube, etwas verstanden zu haben, aber das stimmt nicht damit überein, wie es der andere gemeint hat, dann ist meine Antwort, die mir selbst als die richtige erscheint, für den anderern unbefriedigend. Er ist vielleicht irritiert, oder sogar gekränkt.

An diesem Punkt entstehen leicht Konflikte, weil ja oft nicht so klar ist, warum man aneinander vorbei redet oder agiert. Jeder glaubt ja auf den anderen eingegangen zu sein.

Um zur gesunden Mischung zurückzukehren: Wahrscheinlich können nur solche Menschen in einer längeren Beziehung leben, die die Bereitschaft haben, den anderen in seiner Eigenart zu akzeptieren in dem Vertrauen, dass jeder sein Bestes tut.

Mit dem Herumerziehen am andern aufzuhören wäre ein hilfreicher Schritt für eine Verbesserung der Beziehung. Denn das ist eine Anmaßung, die den anderen in die Position des Unmündigen drängt.



Vor kurzem hab ich eine nette Metapher gelesen: Wem an seinem Partner etwas nicht passt und er ihm nahelegt, er möge sich ändern, der handelt so, als ob er zur Verschönerung seines Aussehens seinem Spiegelbild Lippenstift aufmalen würde.

Da Menschen ständig mit neuen Eindrücken konfrontiert werden, sind sie auch nicht wie Roboter immer gleich. Das was gestern gepasst hat, ist vielleicht heute das Falsche. Ich denke, die Aufmerksamkeit, mit der wir uns begegnen, ist immer wichtig. Auch nach vielen Jahren.

:blume1:
 
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