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welche Partei will was?

scilla

Well-Known Member
Registriert
19. April 2003
Beiträge
6.927
kann man zusammenfassen,
wofür die einzelnen Parteien stehen,
so daß die grobe Richtungen sichtbar und die Orientierungsunterschiede der Parteien philosophisch offenbar werden?

bspw in der Art

die CDU strebt einen Obrigkeitsstaat an, in welchem die Reichen ...

(ich überlege mir auch noch paar Kurzbeschreibungen)
 
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AW: welche Partei will was?

jein

der mittlere Joschka Fischer hat noch zwischen der Position seiner Partei und dem Gesamtkontext (= den Positionen aller Parteien) unterschieden

plumpes an-die-Macht-kommen-wollen zeichnet nur wenige Einzelpersonen in den Parteien aus,
das Parteivolk denkt anders
 
AW: welche Partei will was?

die CDU möchte den Obrigkeitsstaat, da sie die Führer für moralisch überlegen hält, daher die Rückversicherung mit dem C

die CDU ist antidemokratisch, wenn sie spontane Regungen und demographische Veränderungen in der Gesellschaft konservativ verspottet und dafür sorgt, daß die Wohlhabenden wohlhabend bzw. die Ärmeren arm bleiben, selbst dann, wenn die Reichen ihren Reichtum nicht selbst erarbeitet haben bzw. die Armen Schwerstarbeit leisten müssen

die CDU ist demokratisch, wenn sie den gesellschaftlichen Aufbau nicht abruppt umstürzen, sondern die bestehenden Institutionen zunächst einmal behalten will
 
AW: welche Partei will was?

scilla schrieb:
die CDU möchte den Obrigkeitsstaat, da sie die Führer für moralisch überlegen hält, daher die Rückversicherung mit dem C
Das "C" kommt aus der Abgrenzung gegen die vormals nur katholische Zentrumspartei. Was immer frühe Christdemokraten unter "konservativ" verstanden haben mögen: die CDU-Gründung war ein ökumenisches Projekt, das man nach 60 Jahren BRD auch nicht gerade als erfolglos bezeichnen wird.

Ich will gar nicht bestreiten, daß die heutige CDU auch obrigkeitsstaatlich denkenden Zeitgenossen eine politische Heimat bieten kann. Genau darum können ja schwarz-grüne Kontrakte überhaupt bestehen: Wir wissen, was sich für euch gehört. Das war nun das schlechteste, was man von der Sozialdemokratie lernen konnte. Mit anderen Worten: Wer sich für "obrig" hält und politische Karriere machen möchte, hat auch heute mehr Angebote als bloß eine CDU-Parteimitgliedschaft.

scilla schrieb:
die CDU ist antidemokratisch, wenn sie spontane Regungen und demographische Veränderungen in der Gesellschaft konservativ verspottet und dafür sorgt, daß die Wohlhabenden wohlhabend bzw. die Ärmeren arm bleiben, selbst dann, wenn die Reichen ihren Reichtum nicht selbst erarbeitet haben bzw. die Armen Schwerstarbeit leisten müssen
Dann musst Du die SPD fragen, wie sie dieses ihr klassisches Thema so sehr vergessen konnte *grins*.

Kein Christdemokrat spottet: es ist bekannt, daß unsere Sozialversicherungen eher vom oberen Zehntel der Beitragszahler erhalten werden als durch die paar Kröten, die Du oder ich da einzahlen.

Zumindest konnte ich in den vergangenen Jahren einen direkten Zusammenhang erkennen zwischen rot-grünen "Reformen" - die von der CDU bereitwillig mitgetragen wurden - und den Euros, die ich für was anderes ausgeben kann als Praxisgebühren und erhöhte Kundenfreundlichkeit zwecks Entstressung überlasteter Amtspersonen.

Das rot-grüne Ideal (von Fräulein Wagenknechts Ex-SED zu schweigen) ist, daß man nichts verdient: dann können Politik und Staat ihre Segnungen voll entfalten. Auch CDU und GAL können zusammen weit gehen: "Kombilöhne" - doch eine CDU-Idee - werden eingeführt, bei denen der Staat die Lohnnebenkosten übernimmt. - Rechnerisch wäre es dann wahrscheinlich sinnvoller, das gesamte Pflege-, Erziehungs-, Ausbildungs-, Gesundheits-, Renten/Kranken/Arbeitslosenversicherungs-System in einem einzigen steuerfinanzierten Topf zusammenzufassen, um so auf "Lohnnebenkosten", die auf den Arbeitgeber umgelegt werden, ganz verzichten zu können. Das ist dann mal eher eine Idee aus dem Umkreis der FDP.

scilla schrieb:
die CDU ist demokratisch, wenn sie den gesellschaftlichen Aufbau nicht abruppt umstürzen, sondern die bestehenden Institutionen zunächst einmal behalten will
Das ist nicht demokratisch, sondern einigermassen klug. Politik kann einen gesellschaftlichen Aufbau nicht ohne weiteres verändern, sie kann nur die Prämissen, die eine Gesellschaft setzt, unterstützen. Soweit jedenfalls das liberale und konservative Verständnis. Da die Fahne in Deutschland auf "Sicherheit" steht (und nicht auf Revolution oder Öffnung), ist der CDU kaum vorzuwerfen, daß sie auf dieses selbe Pferd setzt wie alle anderen größeren Parteien auch.

Über "Demokratie" reden wir lieber mal nicht - die Idee der "Volksvertretung", die wir bei der anstehenden Wahl wieder exekutieren dürfen, ist doch zu abgehoben davon.

Langer Rede kurzer Schluß: es ergibt keinen Sinn, gegen die CDU zu polemisieren. Die Probleme im Land sind überschaubar, und wenn es noch ein, zwei Parteien im Land gäbe, die auf die Kraft der Bevölkerung vertrauen statt auf die Kraft staatlicher Umverteilung, hätte die CDU das Korrektiv an ihrer Seite, das sie braucht.

Grüße
Thorsten
 
AW: welche Partei will was?

Alle wollen das gleiche: an die Macht kommen!
...so ist es, es spielt inhaltlich keine Rolle, nur die Farbe der Fahnen wechseln.
Am deutlichsten zeigt es die deutsche Partei "Die Partei", sie hat keine Inhalte
und kein Wahlprogramm, sie will einfach nur an die Macht.

gruß fluuu
 
AW: welche Partei will was?

die SPD will den gleichgeschalteten Nachtwächterbürger, der sich keinen Kopf macht, denn sowohl im Freizeitbereich als auch im Arbeitsleben wird für ihn gersorgt, daher das S.

die SPD ist antidemokratisch, wenn sie die Funktionsweise des Systems nicht thematisiert und (sich selbst) Problemlösungsstrategien durch Worthülsen vorgaukelt (Bildung statt Beton, Agenda 2010, Deutschlandplan)

die SPD ist demokratisch, wenn sie auf Ungerechtigkeiten gegenüber der arbeitenden Bevölkerung verweist und Verbesserungen einfordert
 
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AW: welche Partei will was?

kann man zusammenfassen,
wofür die einzelnen Parteien stehen,
so daß die grobe Richtungen sichtbar und die Orientierungsunterschiede der Parteien philosophisch offenbar werden?

bspw in der Art

die CDU strebt einen Obrigkeitsstaat an, in welchem die Reichen ...

(ich überlege mir auch noch paar Kurzbeschreibungen)
Wo bleibt die deutsche Klarheit und Gründlichkeit, wenn nicht einmal die politischen Parteien transportieren können, was sie wollen ?

Gibt man hier Tugenden - oder zumindest wertfreie Eigenschaften - auf, ohne dafür bessere anzunehmen ?

Es ist mMn in unserer Zeit durchaus legitim, politische Parteien bei ihren Namen zu packen:

CDU steht für mich für das Deutschtum und das Christentum; es ist wohl genug Literatur vorhanden, um zu definieren, was darunter jeweils zu verstehen ist.

CSU steht für Christentum oder Sozialismus; nach meinem Geschmack soll man hier so lange sozialistisch denken, bis es christlichen Werten widerspricht.

Die Namen CDU und CSU schließen logischerweise Ideologien aus, die christlichen Werten widersprechen.

Sozialdemokratie hat keine religiöse Beschränkung; es ist natürlich für einen Sozialdemokraten umsomehr erforderlich, dass er regelmäßig in seinem Denken, Sprechen und Handeln vom Leitgedanken geprägt ist, für die Mehrheit seiner politischen Einheit zu wirken.

Wie die Grünen ihrem Namen gerecht zu werden haben, braucht man wohl nicht extra zu erwähnen. Rein taktisch werden sie sich wohl entweder arbeitgeber- oder arbeitnehmerfreundlich positionieren.

Bei der FDP wird man erwarten dürfen, dass ihr Hauptaugenmerk auf die Grund- und Freiheitsrechte gerichtet ist.

Es liegt mMn am deutschen Volk, vor allem an den Künstlern und den Medien, diese Haltungen von den politischen Parteien einzufordern; es hat sie ja niemand gezwungen, einen bestimmten Namen anzunehmen.

Auch eine übertriebene Loyalität passt nicht mehr in unsere Zeit; falls eine Partei nicht einmal versucht, ihre Versprechungen zu halten, soll man hemmungslos das nächste Mal eine andere wählen; falls man ein eingeschriebenes Mitglied ist, soll man bei Lüge und Heuchelei aus dieser Partei austreten.

Ich wünsche unseren nördlichen EU- und Schriftsprachpartnern eine demokratische und friedlich ablaufende Wahl mit großer Wahlbeteiligung.

Zeili
 
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