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Was darf die Kunst?

Klaus

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Registriert
16. März 2005
Beiträge
1
Ist Kunst grenzenlos, oder gibt es Situationen und fällen wo Künstler sich einschränken mussen?

Herzl. Grüße,

Klaus Eichendorf
 
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hinter Kunst steckt ein Künstler

Kunst ist eine Kommunikationsform
Dinge, die sonst eher schlecht ausgedrückt werden können,
werden bevorzugt durch das Kunstwerk ausgedrückt

Was will uns der Künstler mit seinem Kunstwerk sagen?
Was setzt der Künstler ein, um sein Kunstwerk zu schaffen?

der Künstler muss sich diesbezüglich genauso(-viel/-wenig) einschränken,
wie jeder andere Mensch auch
 
Hallo Klaus,
die Grenzen der Kunst liegen grundsätzlich natürlich erst einmal in der Ausdrucksmöglichkeit des Künstlers selbst, das heißt er ist gebunden an gegebene Medien (es sei denn er erfände ganz neue Wege, wie Man Ray das Rayogramm); trotzdem muss eine zweite Grenze eingehalten werden - die, anderen durch meine Kunst keinen körperlichen Schaden zuzufügen (andernfalls würde wohl Dalís Ausspruch, Hitler sei der größte Surrealist, eine neue Wendung bekommen).
Kunst darf, denke ich, körperlich niemanden angreifen. Ein größeres Problem ist die ethische Grenze und die Diskussion darum hält eben schon lange an.
Meiner Meinung nach, sollte der Kunst in dieser Richtung keine Grenze gesetzt werden, denn das wäre Zensur.

Mich interssiert, wo die Grenzen bei Euch liegen, ob Ihr schon einmal Kunst gesehen habt, die Eure ethischen Grenzen überschritten haben?

bine
 
Klaus schrieb:
Hallo Klaus !
Ist Kunst grenzenlos, oder gibt es Situationen und fällen wo Künstler sich einschränken mussen?
Eine interessante und so komplexe Frage, dass sie sicher nicht mit einem Satz beantwortet werden kann.

Endgültig kann sie wohl nur der Gesetzgeber beantworten.
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MMn hört die künstlerische Freiheit dort auf, wo Gefahr für Leib und Leben des Menschen besteht. Was mich auch abgestoßen hat, war die "Blutmalerei" von Hermann Nitsch. Muss man unbedingt Blut nehmen ? Gibt es keinen anderen Farbstoff, um eine Wirkung zu erzielen ?

Eine interessante Meinung ist die eines österreichischen Politikers, der da sagte: "Kunst muss nicht schön sein, sie muss aber wahrhaftig sein". Das will m.E. heißen, dass die Kunst durch keinen Schönheitsbegriff begrenzt ist und trifft sicher vermehrt auf Kabaretts zu, in denen der Kabarettist - meist Politikern - beinhart die Wahrheit sagt, das heißt den Spiegel vorhält. Das ist selten schön - aber genauso sicher meist notwendig.

Viele Grüße

Zeili
 
maja-bine schrieb:
Hallo Klaus,
die Grenzen der Kunst liegen grundsätzlich natürlich erst einmal in der Ausdrucksmöglichkeit des Künstlers selbst, das heißt er ist gebunden an gegebene Medien (es sei denn er erfände ganz neue Wege, wie Man Ray das Rayogramm); trotzdem muss eine zweite Grenze eingehalten werden - die, anderen durch meine Kunst keinen körperlichen Schaden zuzufügen (andernfalls würde wohl Dalís Ausspruch, Hitler sei der größte Surrealist, eine neue Wendung bekommen).
Kunst darf, denke ich, körperlich niemanden angreifen. Ein größeres Problem ist die ethische Grenze und die Diskussion darum hält eben schon lange an.
Meiner Meinung nach, sollte der Kunst in dieser Richtung keine Grenze gesetzt werden, denn das wäre Zensur.

Mich interssiert, wo die Grenzen bei Euch liegen, ob Ihr schon einmal Kunst gesehen habt, die Eure ethischen Grenzen überschritten haben?

bine

Wie ich gerade schon vor ein paar Minuten geschrieben habe, hat der Künstler ab der Moderne die Freiheit, seine subjektive Ansicht, das Unteilbare (=Individuum), also seine Ideen zu gestalten. Das Mass seiner Kunst ist er als fühlender Mensch. Und genauso nehme ich mir als fühlender Mensch die Freiheit, seine Kunst zu akzeptieren oder abzulehnen. Zeili erwähnt Nitsch. Nitschs Orgien sind für mich eine Frage des (guten? :nein: ) Geschmacks. Opfernrituale gab's zwar schon immer, gibt es auch heute noch, aber das aufgesetzt-religiöse stört mich an seiner Kunst genauso, wie das ekelerregende. In die gleiche Kategorie gehören für mich die "Körperwelten" des Gunther von Hagens, obwohl er Arzt ist, eine Kapazität auf seinem Gebiet, sich als Aufklärer sieht usw. Ich würde mich bestimmt nur schon vor Menschen fürchten, die sich seinen Leichen-Kunst-Kalender in die Wohnung hängen. Für die Einen ist es das Wunder des Lebens und absolute Vollkommenheit, für mich ein echter Horror und beispiellose Pietätlosigkeit, obwohl den Leichen eine ungeheuerliche Aesthetik apostrophiert wird.
Dem "Schrei" von Munch z.B. kann man zwar keine grosse Aesthetik nachsagen, aber da geht es um die Aussage. Es ist das Bild der Bilder, die ihn plagten, das Bild seiner unteilbaren Angst, seiner Depressionen. Das ist dann wieder für mich Kunst. Wenn man weisst, es ist nicht nur die Brücke am Fjord, sondern da stand in der Nachbarschaft ein Schlachthof und die psychiatrische Klinik, in der seine Schwester "lag", so kann man seine Aengste durchaus nachvollziehen... und Aengste kennen wir ja alle. Das Bild ist hässlich, hat aber eine enorme Aussagekraft. Ein Kunstwerk par excellence!

Man kann sich über Aesthetik und Kunst bis aufs Blut streiten, kommt aber nicht umhin, Kunst in ihrer Gesamtheit anzunehmen.
 
kunst ist genauso grenzenlos oder begrenzt wie der künstler, der sich durch seine kunst ausdrückt. die freiheit der kunst ist also von der freiheit des künstlers nicht getrennt zu betrachten. (s. auch beitrag #2 von scilla).

meine sichtweise dazu:
ich will als künstlerin jene grenzen überschreiten, die ja meistens nur in unseren vorstellungen existieren. damit mache ich diese grenzen erst sichtbar. grenzen zu überschreiten stellt verbindungen her, die vorher nicht möglich erschienen.

gerade schockierende darstellungen führen zu neuen sichtweisen, die demjenigen, der dafür offen ist, neue erkenntnisse bringen kann.(wie céline ja auch festgestellt hat beim "schrei" von munch.)
was ein einzelner als schön oder grauslich empfindet, ist reine geschmackssache. und darüber lässt sich bekanntlich streiten. :schaukel:

herzlich
lilith51
 
Die Ausgangsfrage "Was darf die Kunst?" ist eine normative Frage. Und normative Fragen/Argumente/Thesen/etc. können nach einem empirisch-analytischen Wissenschaftsbegriff in der Tradition des Positivismus nicht begründet werden. Die Metaethik, die sich genau mit diesem Problem der Begründbarkeit von Normen beschäftigt, bietet (bislang) keine zufriedenstellende Lösung.

Die Frage läßt sich also wissenschaftlich nicht beantworten, sondern nur individuell oder durch eine Gruppe aufgrund von Geschmacks-, Aesthetik-, Ethik-Urteilen, die jedoch keine intersubjektive Gültigkeit beanspruchen können.

Das zweite Problem der Frage, was denn mit dem Begriff "Kunst" gemeint sei, wurde an anderer Stelle schon ausgiebig und ohne lineares Ergebnis erörtert.

Zum Schluß meine persönliche Meinung: Ich bin der Meinung, daß "Kunst" fast alles dürfen sollte (einzige Grenze vielleicht die physische Integrität eines Menschen). Zwei Bsp.: Meiner Meinung nach darf Kunst z.B. Menschen oder Gruppen beleidigen, etwa in der Form der Satire.
In Film und Literatur sind meiner Ansicht nach auch pornographische sowie explizite Gewaltdarstellungen legitim, wenn die Darstellung in einem "Künstlerischen" Rahmen verläuft (etwa "American Psycho" von B.E. Ellis)
 
Die Kunst selber ist grenzenlos und der Künstler darf alles... Die Grenze liegt nur beim Betrachter der Kunst... Was geschmacklos, abstossend ect. ist, das bestimmt eben nur der Kunstkonsument
 
Lilith, Dyonysos und Jimmy, bin mit euch einverstanden, genauso wie mit dem Beitrag von Scilla. Maja-Bine fragte, wo "meine" Grenze liegt... sie liegt sehr hoch, aber bei Leichen und frischem Blut erlaube ich mir zu passen.
 
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Céline schrieb:
Lilith, Dyonysos und Jimmy, bin mit euch einverstanden, genauso wie mit dem Beitrag von Scilla. Maja-Bine fragte, wo "meine" Grenze liegt... sie liegt sehr hoch, aber bei Leichen und frischem Blut erlaube ich mir zu passen.

ich finde nitsch interessant, das liegt wahrscheinlich an meiner zwanghaften katholischen kindheit. ich war leider noch nie bei einer orgie dabei, aber freunde von mir haben daran teilgenommen und waren sehr beeindruckt.

"körperwelten" war für mich nur grauslich, bevor ich sie mir angeschaut hatte. als ich es dann sah, war kein grausen mehr zu spüren. ich fand manche der körper sogar ausgesprochen schön.

herzlich
lilith51
 
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