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Philosophie und Lyrik

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AW: Philosophie und Lyrik

Ich bin nicht schlecht, ich bin nicht gut,
Nicht dumm und nicht gescheute,
Und wenn ich gestern vorwärts ging,
So geh ich rückwärts heute ...

- Heinrich Heine, Der neue Alexander

a.a.O., Seite 22
:winken3:
 
AW: Philosophie und Lyrik

Sei mitleidsvoll, o Mensch! Zerdrücke
Dem Käfer nicht die goldne Brust
Und gönne selbst der kleinen Mücke
Den Sonnentanz, die kurze Lust.

Ein langes mütterliches Bilden
Hat rührend in der Larve Nacht
Gerieft an diesen Flügelschilden
Den Schmelz von grün metallner Pracht.

Er muß nach einem Sommer sterben
Wo du dich siebzig Jahre sonn'st;
O laß ihn laufen, fliegen, werben,
Er sei so prachtvoll nicht umsonst.

Ein Wasserwürmchen lag im Moore,
Vom Himmel träumend, fußlos, blind.
Da wächst ihm Fuß und Aug'; am Rohre
Ersteigt es Lüfte warm und lind.

Voll Sommergluth getrocknet springen
Die Gliederschaalen; blaue Höhn
Erstrebt's auf zart gewobnen Schwingen
Und summt: Wie schön, wie wunderschön!

Nun ist's in seinen Himmelreichen;
Sein höchstes Glück – ein Tag umspannt's.
So gönn' ihm nun mit seinesgleichen
Den Elfenchor im Abendglanz.

Sei mitleidvoll. Was wir erfuhren,
Das schläft im Stein, das webt im Baum,
Das zuckt in allen Kreaturen
Als Dämmerlicht, als Fragetraum.

Sei mitleidsvoll! Du bist gewesen
Was todesbang vor dir entrinnt.
Sei mitleidsvoll! Du wirst verwesen
Und wieder werden was sie sind.

Sei mitleidsvoll, o Mensch! Zerdrücke
Dem Käfer nicht die goldne Brust
Und gönne selbst der kleinen Mücke
Den Sonnentanz, die kurze Lust

- Wilhelm Jordan
http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Friedrich_Wilhelm_Jordan
 
AW: Philosophie und Lyrik

Was reif in diesen Zeilen steht,
Was lächelnd winkt und sinnend fleht,
Das soll kein Kind betrüben,
Die Einfalt hat es ausgesäet,
Die Schwermut hat hindurchgeweht,
Die Sehnsucht hat's getrieben;
Und ist das Feld einst abgemäht,
Die Armut durch die Stoppeln geht,
Sucht Ähren, die geblieben,
Sucht Lieb', die für sie untergeht,
Sucht Lieb', die mit ihr aufersteht,
Sucht Lieb', die sie kann lieben,
Und hat sie einsam und verschmäht
Die Nacht durch dankend in Gebet
Die Körner ausgerieben,
Liest sie, als früh der Hahn gekräht,
Was Lieb' erhielt, was Leid verweht,
Ans Feldkreuz angeschrieben,
O Stern und Blume, Geist und Kleid,
Lieb', Leid und Zeit und Ewigkeit!

- Clemens Brentano
http://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_Brentano
 
AW: Philosophie und Lyrik

Das Glück wohnt nicht im Besitz und nicht im Golde,
das Glücksgefühl ist in der Seel zu Haus.​

Demokrit
(460 - 370 v. Chr.)


:katze3:
 
AW: Philosophie und Lyrik

Ein bißchen Güte von Mensch zu Mensch
ist besser, als alle Liebe zur Menschheit.

Richard Dehmel (1863-1920)

:morgen: :gitarre: -- :buch: :katze3:
 
AW: Philosophie und Lyrik

... um einmal eine zeitgemäßere Stimme einzuführen; der zu Unrecht ziemlich in Vergessenheit geratene Dichter Ernst Meister schrieb seine Texte aus profundem philosophischem Wissen heraus; vor allem im Band "Wandloser Raum" - in dem er den Pascal'schen Schrecken ("das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume macht mich schaudern") in neue Sprache fasste - belegt dies:

Was Erde sei,
erfahre ich nicht,
wenn ich selbst
Erde bin.

Es ist also Leben
alles, es ist
der Erkenntnis Ton
in den Sphären.


Wie es einer
gedacht hat,
Sterben:

Sich drehn
von der Seite der
Erfahrung auf die

der Leere, un-
geängstet, ein
Wechseln der Wange,

nichts weiter.


(der im Gedicht gemeinte Philosoph war Montaigne)

Es ist,
Staub zu sein,
wirklich kein Amt.

...


Ich kenne jedenfalls keinen Dichter-Philosophen oder Philosophen-Dichter, der lakonischer die Unbehaustheit des modernen Menschen in Sprache gefasst hat.
 
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