Binchen schrieb:
und jetzt?
haben wir was vergessen?
sollen wir nun von vorne anfangen? - was fand dieser nette bursche lennon an dieser eiskalten und alten frau yoko ono?
oder fällt dir noch was anderes ein über dass wir noch nicht geschtritten, ah diskutiert haben?
lg binchen
Binchen, das Meiste, was über Yoko Ono geschrieben wurde, fand ich nur in Englisch, das du ja nicht so magst. Aber etwas Interessantes aus Stern 06/03:
Er hatte es ja gleich gewusst: "They're gonna cruzify me", sang er in seiner Ballade von John und Yoko. Nachdem sie sich gefunden hatten, ernteten sie zunächst Hass, Hohn und Spott. Dem setzten sie ihre große Liebe entgegen.
Liebe ist nämlich nur ein Wort. Einen Zettel reichte sie ihm und darauf stand: "Atme." Er folgte und hechelte. Sie reichte ihm noch einen: "Denke." Er war verwirrt. War das Kunst, oder verarschte ihn da jemand? Er erreichte, scharf beobachtet, das begehbare Kunstwerk "Deckengemälde". Ein weiß gestrichener Raum war es, eine Leiter stand darin, Luft, weiter nichts. Von der Decke baumelte eine Lupe, und als er die Leiter emporstieg, konnte er durch diese Lupe eine winzige Schrift an der Decke entziffern. Es war nur ein Wort, es hieß: "Ja".
Er war begeistert.
Es musste Liebe, es konnte aber auch das Schicksal sein.
Der Musiker John Lennon hatte drei Tage nicht geschlafen und sich ansonsten von einer wohl abgewogenen Diät aus Marihuana und LSD ernährt, als er am 7. November 1966 abends in der Indica Gallery in London ankam und sich durch die Auslagen einer japanischen Schaustellerin führen ließ. Es gab noch mehr zu sehen: einen Apfel zum Beispiel, dem man beim Verfaulen zusehen konnte. Auch der Heimwerker im Galerienbesucher war angesprochen: Für fünf Schilling durfte man einen imaginären Nagel in die Wand hauen. "Ich verstand sofort den Witz bei der Sache" , erklärte Lennon später. Er bot Yoko Ono fünf imaginäre Schilling, um den imaginären Nagel in die Wand hauen zu dürfen. Kunst oder nicht: Die Frau Konzeptkünstlerin erlaubte sich immerhin die Andeutung eines Lächelns...
Die Art ihrer Kunst hat sich bis heute nicht verändert, nur gilt Yoko heute als eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart. Darüber zu streiten, hätte gar keinen Sinn. Entweder ist man z.B. von "Horizontal memories" (eine Ausstellung, die 50 Jahre ihres Schaffen zusammenfasst) schwer beeindruckt und begeistert, oder aber tierisch genervt. Auf jeden Fall ist es aber nur sehr schwer zu ertragen, wenn sie sich mitten in der Ausstellung auf den Boden wirft und schreit und schreit...
Gysi, ob sie wohl immer noch den Urschrei übt?
Aber auch das ist nichts Neues wie ich aus dem Artikel erfahren habe:
...Angeblich wusste Yoko Ono gar nicht, wer der unbedingt amüsierwillige Kunstliebhaber war. Im Auftrag ihres Mannes hatte sie es auf einen potenten Mäzen abgesehen, und der berühmte Beatle kam gerade recht. Zuvor hatte sie es bei McCartney versucht und war abgeblitzt. Sie bombardierte den zwar interessierten, aber zunächst noch sehr mit sich beschäftigten Lennon mit Briefen und Postkarten, schickte ihm ein Buch, das er vor dem Einschlafen brav im Ehebett las, wartete halbe Tage lang vor seinem Haus, drängte sich in sein Auto, hoffte, flehte, bettelte. Dazwischen vergaß sie nicht die Kunst. Packte eine Studentin in einen Kleidersack und ließ sie gegen Entgelt mit ihrer Schere Fetzen für Fetzen freischneiden. Saß gefesselt und ganz in Weiß auf einem Stuhl auf der Bühne und kreischte sich fürs Publikum so lange die Seele aus dem Leib, bis die Polizei kam...
Beim Lesen wurde mir klar, dass um das alles einigermassen zu verstehen, ich sehr wahrscheinlich Buddhistin sein-, oder wenigstens die Zeit wie Gysi intensiv durchgelebt haben müsste. Auf jeden Fall bekräftigt mich dieser Absatz noch darin:
Die Zeit war auch so, sie förderte den Exhibitionismus und fühlte sich noch gut dabei. Peinlich ist das einzig richtige Wort für diese Auftritte, aber die beiden komischen Heiligen waren unbedingt auf der Höhe der neuesten Mode: Das Private war nicht nur öffentlich zu machen, sondern Politik. Also pflanzten sie in Coventry Eichenschößlinge; plakatierten in den westlichen Hauptstädten, dass der Krieg vorbei sei, wenn man es nur wollte; heirateten in Gibraltar; legten sich in Amsterdam eine Woche lang ganz in Weiß ins weiße Hotelbett; pflanzten dann Ahorn an; ließen sich für den Frieden (oder doch die Kunst?) die Haare schneiden; legten sich zusammen ins Krankenhaus, weil Yoko schwanger war; nahmen die Herztöne des noch Ungeborenen auf, das dann vor der Zeit starb; und nahmen in einem weiteren Hotelzimmer mit Freunden das immer noch gern gespielte Schunkellied "Give Peace A Chance" auf. Manchmal (gnädig selten) hört man die hohe Stimme Yokos durch, fremd, wie von einem ganz anderen Stern, fräst sie sich hinein. "Just a boy and a little girl/Trying to change the whole wide world", sang der selige Lennon...
Hoffe, es ist was Neues dabei, worüber ihr zwei Hübschen streiten könnt *looool*.
Nein, Gysi, natürlich bin ich nicht eingeschnappt, warum auch??? Du "kennst" mich, ich "kenne" dich, wir wissen doch, was wir voneinander erwarten können. Ich fand das lustig, aber ich trete halt auch zurück, wenn man mir vors Schienbein tritt *looooool*.