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heute ist ein schöner tag und die sonne scheint wahnsinnig. ich sitze im park und schreibe ins tagebuch. meine mutter hat mich raus geworfen. mich stört das ich kein geld bei mir habe und es gibt keinen zu dem ich gehen kann. mein schwarzer rucksack und der schwarze schatten über mir sind alles was ich habe. ich hatte heute magenkrämpfe , schleppte mich in das etwa 100 m entfernte krankenhaus und verschwand aufs klo um zu kotzen , später freute ich mich noch über die colaflasche die ich fand und füllte sie mit wasser auf um wenigstes was zum trinken zu haben. die magenkrämpfe quälten mich nicht mehr und ich lief fröhlich im bad rum , voll breit auf xtc , wusch mir mit kaltem wasser das gesicht und freute mich das die magenkrämpfe aufhörten , rmich ärgerte das aber irgendwie auch , weil ich die magenkrämpfe als grund benutzen wollte um ein paar tage lang ins krankenhaus zu kommen um nicht schon wieder auf der strasse schlafen zu müssen , weil ich ja schön öfters auf der strasse schlief und aus erfahrung weiss das ich immer schüttelfrost kriege , wenn ich nachts auf dem boden in der stadt penne , wenn ich zu hause raus geworfen wurde. meine kindheit war wunderschön , obschon es manchmal hässlich werden konnte , ich konnte das besonders gut. ich hatte ja ein vorbild. mutti. ich hatte ein leichtes borderline-syndrom welches sich dadurch äußerte das ich menschen nur mit distanz und vorsicht begegnete und keinem traute , der sich mir körperlich oder geistig näherte. schriftsteller z.b. die es wagten sich mehrdimensional auszudrücken , wertete ich als lügner die sich mehrere türen als ausrede offen halten , solche bücher rührte ich dann auch nicht wieder an. menschen mochte ich nicht , aber ich studierte ihre blicke , wusste was und wie sie denken. im alter von einem jahr interessierte mich der inhalt einer spüllmittelflasche so sehr das ich das spüllmittel trank. ein normales menschliches kind hätte eigendlich tot sein müssen. mit mir war nichts. ich kotze nicht und hatte weder schmerzen noch unwohlsein , mit mir war alles okay. ich krabbelte einfach fröhlich weiter. oma und mutti verstanden das nicht. lesen konnte ich schon mit 3 jahren und mit 5 schrieb ich gedichte und malte. im alter von 12 , 13 jahren weinte ich manchmal tagelang in meinem zimmer und fühlte mich nie wohl in dieser welt , denn ich hatte keine vorstellung von meiner zukunft , weil für mich zukunft einfach nicht existierte , ich dachte immer das zeit nicht existiert und ich deshalb keine zukunftspläne machen könne und einmal sagte ich das meiner mutter , sie klebte mir eine mit der begründung ich wäre ein ungezogenes kind. ich sagte - muttichen , was ist für dich zeit ? - sie sagte - wenn ich wäsche waschen kann und noch gelegenheit habe ein buch zu lesen - vieleicht hätte ich nicht wieder so ungezogen sein sollen , oder hatte ich mich wieder nicht unter kontrolle , ich weiss es nicht , jedenfalls schrie sie mich an. ich setzte mich jedesmal nachdem ich geschlagen wurde auf mein bett und studierte sie. ich dachte mir , das sie als kind ganz schlimme eltern gehabt haben muss , weil sie solche defizite hatte. ich studierte sie , ich analysierte sie schon psychologisch wenn sie sich nur am kopf kratzte. mit 12 hatte ich es geschafft alles und jeden in ein studienobjekt zu verwandeln. ich selbst fand meine rolle nicht mehr im geschehen mit anderen , nein , meine rolle war jetzt außerhalb. jetzt waren sie im käfig. psychologisch befreite ich mich aus einem käfig und speerte alle anderen rein. ich versuchte alle geistigen limits zu zerstören , weil ich dachte das schwäche der grund allen elends in der welt ist und wir stärker sein müssen , als das was uns schwächt , egal was uns schwächt im leben. ich hatte nur den schreibtisch , den schrank , das bett und die große langeweile in einem kleinen zimmer. an einem donnerstag hatte ich 6 grünteebeutel eine halbe stunde lang ziehen lassen um mir eine tödliche koffeinüberdosis zu geben. magenkrämpfen , herzrasen und fieber waren das erste was ich spürte. mir wurde heiss und kalt , ich wimmerte ängstlich weil ich nicht wusste was da mit mir passiert. sterben hatte ich mir unkomplizierter vorgestellt. mein körper zuckte , ich hörte stimmen , meine augen blendeten grelle bunte farbspielereien und dann konnte ich nicht mehr aufstehen oder mich bewegen. ich hoffte das mein noch junger körper mir einfach weg stirbt. meine mutter rief den krankenwagen weil ich plötzlich auch nicht mehr sprechen konnte. meine zunge konnte ich nicht bewegen. einer der beiden rettungssanitäter sagte - können sie sprechen ? haben sie irgendwelche drogen genommen ? haben sie allergien ? - ich hörte sie , konnte aber nicht sprechen und mich keinen verdammten zentimeter bewegen. der eine sagte das mit mir alles in ordnung sei , herzinfarkt hätte ich nicht , schlaganfall auch nicht , sie plauderten dann davon das ich nur einen nervenzusammenbruch erlitten hätte , mit sicherheit könnten sie das aber nicht sagen. ich dachte nur - oh gott ... was für idioten. ich kratze gerade ab und sie unterhalten sich da in aller ruhe - einer nahm mich links , einer nahm mich rechts , sie schleiften und schleppten mich so die treppe runter , die seele schwebte über meinem körper in den krankenwagen hinein. als im krankenhaus eine ärztin dann zu mir kam , kam ich auch zu mir. ich fühlte mich richtig wohl in ihrer nähe. sie hatte ein schönes junges gesicht. sie machte spass mit mir und blödelte auch ein bisschen rum , mal mit wissenschaftlichem gesicht , dann wieder mit einem lächelnden gesicht. ich mochte beide gesichter. das war das erste was ich registrierte. das sie und ich alleine im raum waren , das zweite. sie sah mich an mich wie ein kind einen erwachsenen ansieht. ich glaubte ich bewertete sie in diesem augenblick nur anhand ihrer neugierde so , fühlte mich jedoch überhaupt nicht erhaben und augenblicklich fing ich an sie zu analysieren. ich fühlte mich auch gleich wieder zum kotzen. nicht wegen mir. wegen ihr. ich sah nicht besser aus als die fixerbraut "mia" aus "pulp fiction" und wollte der jungen ärztin gefallen , war aber alles andere als schön und sah verletzt weg um ihren augen zu entfliehen mit meinem blasen gesicht dem sie sicher ansehen konnte das es mehrere nächte nicht geschlafen hatte , was ich auch als grund für dieses sinnlose unterfangen wertete , sie nicht mehr zu beachten. ich setzte mich nachdenklich auf in den schneidersitz und war an ort und stelle ins denken vertieft über meinen selbstmordversuch und sie sah mir dabei zu , ich war zu dieser zeit menschen gegenüber distanziert , aber sie fand ich nett. sie sagte lächelnd - du hast mir ja einen ganz schönen schrecken eingejagt - ich war glücklich das aus ihrem mund zu hören und fasste mir vor freude ans herz , da schreckte die ärztin besorgt auf und fragte ängstlich - was ist denn ?! - ich kicherte. sie sagte - ja , lach du nur.