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Wie zeitgemäß ist die Bibel noch?

Nur ein kurzer Einwurf:

Die Bibel ist ein wunderbaren Dokument - allerdings eines sehr kleinen Teils - der Menschheitsgeschichte. Mit einer schönen Genese-Philosophie. Sollte man allerdings nicht religionsverklärt lesen... Von daher ist die Frage nach der Zeitgemäßheit wohl nicht die richtige Frage.
Was NICHT zeitgemäß ist, das ist die BEHANDLUNG dieses Dokuments: Denn ganzen Riesen-Text in alle Einzelteile und aus allen Zusammenhängen zu pflücken, dient nicht der Wahrheitsfindung. So gehen eben die Religionsverhafteten damit um. Aber der Wahrheitsfindung dient das eben nicht.

Gysi
 
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Hallo Gisbert,

Du sagst: „Die Bibel ist ein wunderbaren Dokument“

Die Bibel dokumentiert, dass die höchste Menschen wohl vorstellbare Macht, die wir als Gott bezeichnen, Rassentrennung gefordert haben soll, die Eroberung fremder Länder, die totale Ermordung der rechtmäßigen Besitzer, das Versklaven friedliebender Menschen, die Errichtung einer Weltmacht, der sich alle anderen Nationen dienend unterordnen müssen – und letztlich die Forderung nach absolut blindem Glauben. Selbst der Christus fordert die buchstabengetreue Erfüllung der mosaischen Gesetze bis ans Ende der Erde. Es ist ein Buch voller Lügen und Universalausreden selbst für schlimme Verbrechen. Denn was Gott selbst gefordert hat, kann ja keine Sünde sein – wenn man denn diesen Schwachsinn glaubt.

Auf der Basis dieses Buches kann nur Scheinheiligkeit entstehen. Als Instrument aber, um Macht über andere Menschen zu erlangen, ist die Bibel teuflisch-genial. Die Christen beherrschen weitgehend die Erde.

Als historisches Buch ist die Bibel brauchbar frühestens seit dem Königreich unter David. Die glorreichen Siege der Israeliten über die Phönizier etwa werden in keinen anderen Werken der damaligen Zeit auch nur erwähnt. Das aus Ägypten geflohene Volk Israel, das laut Bibel mind. 1,5 Millionen Menschen umfasste, wird in keinem der reichhaltigen Dokumente Ägyptens wirklich erwähnt.

Schon die Genesis labert einmal von der Eva, die aus der Rippe Adams geformt wurde, ein anderes Mal von der Erschaffung des Menschen nach dem Bilde Gottes als Mann und als Frau. Geradezu grotesk ist in der einen Schöpfungslüge die Erschaffung des Menschen VOR den Pflanzen und Tieren.

Peter Zander

PS: warum die Bibel von Machtmenschen so gestrickt wurde, wie wir sie heute lesen, lässt sich an diesen Aussagen leicht erkennen – wenn man es denn erkennen will:

"Gott sollst du nicht lästern, und einem Fürsten in deinem Volk sollst du nicht fluchen." (2. Mos. 22, 27)

oder:

"Da spricht er zu ihnen: Gebt denn dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist." (Matth. 22, 21)

oder:

„Ordnet euch aller menschlichen Einrichtung unter um des Herrn willen: sei es dem König als Oberherrn oder den Statthaltern als denen, die von ihm gesandt werden zur Bestrafung der Übeltäter, aber zum Lob derer, die Gutes tun.“ (1. Petrus 2, 13+14)"

oder:

Jede Seele unterwerfe sich den übergeordneten staatlichen Mächten; DENN ES IST KEINE STAATLICHE MACHT AUSSER VON GOTT, und die bestehenden sind von Gott verordnet. Wer sich daher der staatlichen Macht widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes; die aber widerstehen, werden ein Urteil empfangen." (Römer 13,1+2)

oder:

"Erinnere sie, staatlichen Gewalten und Mächten untertan zu sein, Gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werk bereit zu sein" (Titus 3, 1)
 
Original geschrieben von Peter Zander
Als Instrument aber, um Macht über andere Menschen zu erlangen, ist die Bibel teuflisch-genial.

Wir sind im Prinzip der gleichen Meinung, zumindest was den Inhalt betrifft. Dein Statement über das Instrument ist herrlich.

Aber genau darum ergibt sich die Frage nach dem Zeitgemäßen. Für jemanden, der weitere Werte such, ist diese Bibel hohl und unbefriedigend. Für andere bloß eine Sammlung von Geschichten, die große Mengen beeinflussen wollen. Das gilt für die heiligen Schriften der anderen Religionen genau so.

Sind diese Schriften heutzutage, in dieser aufgeklärten Welt, noch nötig? Richten sie in dieser Form nicht mehr Schaden als Nutzen an? Verhindern sie nicht Eigenverantwortung und geistigen Fortschritt? Drängen uns diese Schriften nicht zurück in eine Zeit, die von Aberglauben und Nicht-Wissen geprägt war? :rolleyes:

Wenn die Kirchen heute noch eine wirkliche Botschaft transportieren wollen, sollten sie diese auf der Basis des heutigen Wissens auf ehrliche Weise tun.

Konfuzi
 
Re: @Peter Zander

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Peter, du bist sehr informiert. Und ich gebe dir in allen Punkten recht!

(Wenn du Lust hast, diesbezüglich fachlich zu posten: www.atheistisches-forum.de; frisch eröffnet... :) )

Gysi

Hallo Gysi,

Danke für den Tipp, aber meine Zeit ist leider sehr begrenzt. Ich habe mir das Forum aber angeschaut, vielleicht besuche ich es später nochmals.

Leider wurde ich nicht per eMail von Deinem letzten Beitrag und dem von Konfuzi informiert. Online gehe ich aber nur, wenn ein Grund dafür besteht.

Peter Zander
 
Original geschrieben von Konfuzi
Wir sind im Prinzip der gleichen Meinung, zumindest was den Inhalt betrifft. Dein Statement über das Instrument ist herrlich.

Aber genau darum ergibt sich die Frage nach dem Zeitgemäßen. Für jemanden, der weitere Werte such, ist diese Bibel hohl und unbefriedigend. Für andere bloß eine Sammlung von Geschichten, die große Mengen beeinflussen wollen. Das gilt für die heiligen Schriften der anderen Religionen genau so.

Sind diese Schriften heutzutage, in dieser aufgeklärten Welt, noch nötig? Richten sie in dieser Form nicht mehr Schaden als Nutzen an? Verhindern sie nicht Eigenverantwortung und geistigen Fortschritt? Drängen uns diese Schriften nicht zurück in eine Zeit, die von Aberglauben und Nicht-Wissen geprägt war? :rolleyes:

Wenn die Kirchen heute noch eine wirkliche Botschaft transportieren wollen, sollten sie diese auf der Basis des heutigen Wissens auf ehrliche Weise tun.

Hallo Konfuzi,

Einen solchen Wandel zu einem heute noch glaubhaften Glauben würde ich mir auch wünschen – nur ist der kaum möglich, weil die Kirche (und alle anderen christlichen Religionsorganisationen) sich dann die Basis ihrer Existenz berauben würde. Die gründet auf dem in der Bibel beschriebenen Gott und einem vorgeblich von Christus erteilten Auftrag. Das Oberhaupt der Kirche nennt sich Heiliger Vater, die Rabbiner zur Zeit des Jesus heute Pfarrer, darum herum wirkt eine Organisation, obwohl der Glaube wie zwischen Brüdern gelebt werden sollte:

„Ihr aber, lasst ihr euch nicht Rabbi nennen; denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder. Ihr sollt auch nicht jemanden auf der Erde euren Vater nennen; denn einer ist euer Vater, nämlich der im Himmel. Lasst euch auch nicht Meister nennen; denn einer ist euer Meister, der Christus.“ (Matth. 23, 8-10)

Aber wann habe sich „Christen“ je an das gehalten, was der Christus lehrte? Noch nicht einmal seine Forderung zum Beten des „Vater Unser“ im stillen Kämmerlein wird eingehalten, die Armut, die Jesus forderte, offenbart sich in den prunkvollsten Domen und Kardinalspalästen als sichtbare Scheinheiligkeit.

Peter Zander


Konfuzi
 
Hallo, Peter!

Dein Zitat: "Aber wann habe sich „Christen“ je an das gehalten, was der Christus lehrte? Noch nicht einmal seine Forderung zum Beten des „Vater Unser“ im stillen Kämmerlein wird eingehalten, die Armut, die Jesus forderte, offenbart sich in den prunkvollsten Domen und Kardinalspalästen als sichtbare Scheinheiligkeit. "

Ich stimmr dir zu. Alles, was von Menschen gemacht ist - und so mit, denke ich auch, die Bibel selbst - ist eben Menschenwerk und weicht somit von einer eventuell reinen Lehre ab. Wobei: Was ist die reine Lehre?

Ich bin sicher, dass der Kern, die Essenz der einzelnen Religionen doch sehr ähnlich ist (Liebe als Ziel, Streben nach Höherem, ...) Es drängt sich mir daher der Gedanke auf, dass die Bibel (z.B.) sowie die traditionelle Kirche dem Glauben und dem ehrlichen Streben nach mehr Vollkommenheit eher im Wege steht. Ich wüsste nicht, wie mich vergoldete Barockengerl in einem speziellen Gebäude der "Erleuchtung", wie immer sie aussehen mag, näher bringt. Genauso wenig wie die Geschichte von Ochs und Esel.

Konfuzi
 
Original geschrieben von Konfuzi

Hallo Konfuzi,

Du sagst und fragst: „Alles, was von Menschen gemacht ist - und so mit, denke ich auch, die Bibel selbst - ist eben Menschenwerk und weicht somit von einer eventuell reinen Lehre ab. Wobei: Was ist die reine Lehre?“

Die Bibel ist nach meiner Meinung ganz berechnet so geschrieben worden, um genau das realisieren zu können, was gerade angesagt war. Wäre die Religion der Israeliten auf eben diese begrenzt geblieben, wäre den Menschen viel Unheil erspart worden. Denn mit der umkonstruierten christlichen Bibel und dem Koran wurde das umgesetzt, was die Israeliten nie verwirklicht haben: Weltmachtpolitik.

Die „Reine Lehre“ aber gibt es nach meiner Meinung nicht. Jeder Mensch sollte für sich selbst entscheiden, was er glauben kann. Hier gibt es zwei Buddha zugeschriebene Aussagen, die wirkliche Weisheit ausdrücken. Er soll zu seinen Schülern gesagt haben (sinngemäß):

„Glaubt meine Lehre nicht zu glauben, nur weil ein Buddha sie lehrte. Ich habe euch alles gesagt und nichts zurückgehalten, doch ihr solltet nur das glauben, was ihr selbst überprüft habt und was ihr mit euren eigenen Erfahrungen in Einklang bringen könnt.“

und:

„Glaubt nicht leichtfertig alten Manuskripten, glaubt überhaupt nichts, nur weil man es euch seit eurer Kindheit hat glauben lassen.“

Peter Zander
 
Original geschrieben von Peter Zander
„Glaubt meine Lehre nicht zu glauben, nur weil ein Buddha sie lehrte. Ich habe euch alles gesagt und nichts zurückgehalten, doch ihr solltet nur das glauben, was ihr selbst überprüft habt und was ihr mit euren eigenen Erfahrungen in Einklang bringen könnt.“

Hallo, Peter!

Danke für dein Statement. Genau auf solche Dinge will ich hinaus. Haargenau diese Selbständigkeit, genau diese Eigenverantwortung versucht die Bibel in der heutigen Form zu unterdrücken. Noch im 13. Jahrhundert (Gnostiker) gab es mehr Stellen, die zur Eigenverantwortung aufriefen, aber die wurde gelöscht, weil die Päpste und Kirchenfürsten um ihre Macht fürchteten.

Hat man nicht heute klar erkannt, wie wichtig Eigenverantwortung ist? Wäre es da nicht sinnvoller, der Bibel zurückzugeben, was ihr genommen wurde?

Konfuzi
 
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Original geschrieben von Konfuzi
Hallo, Peter!

Hallo Konfuzi,

Du sagst: „Noch im 13. Jahrhundert (Gnostiker) gab es mehr Stellen, die zur Eigenverantwortung aufriefen, aber die wurde gelöscht, weil die Päpste und Kirchenfürsten um ihre Macht fürchteten.

Hat man nicht heute klar erkannt, wie wichtig Eigenverantwortung ist? Wäre es da nicht sinnvoller, der Bibel zurückzugeben, was ihr genommen wurde?“

Das erste Verbot Gottes sollte dem Menschen eigene Entscheidung, also Eigenverantwortlichkeit verwehren! Ohne eigene Erkenntnis von gut und böse sind eigene Entscheidungen undenkbar!

Wie soll man das Buch der Widersprüche und Universalausreden noch brauchbar umgestalten können? Ihr fehlt das Entscheidente, was dafür notwendig wäre: Aussagen, die einen evolutionäre Anpassungen der Vorstellungen von Gott und der Welt fordern. Aber selbst Jesus schreibt die alten Gesetze bis an das Ende der Erde buchstabengenau fest und im Katechismus der rkK wird nach wie vor behauptet, die „Heilige Schrift“ sei Gottes Rede, die mit Hilfe des Heiligen Geistes aufgeschrieben wurde. Also die Rede eines Gottes, von dem gleichzeitig behauptet wird, er sei unendlich vollkommenen. Mit dieser beknackten Beschreibung Gottes kann man noch nicht einmal die einfache Frage beantworten: wieso sollte eine unendliche VOLLKOMMENHEIT überhaupt etwas erschaffen? Sie ist weder zu steigern noch zu reduzieren!

Nein, die christliche Kirche allein kann keine für moderne, vielseitig informierte Menschen glaubhafte Glaubensinhalte mehr anbieten. Die könnten nach meiner Meinung höchstens alle Weltreligionen gemeinsam erarbeiten. Doch dazu müssten die Religionsorganisationen den Menschen dienen wollen – und nicht Religionsorganisationen. Viel Hoffnung habe ich da nicht.

Peter Zander
 
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