hallo, karinamixipi. danke für die resonanz.
um deine fragen zu beantworten:
karinamixipi schrieb:
Solange sich Unmutsäußerungen auf Beschimpfen und Flaggenverbrennen beschränken ist das vielleicht nicht gerade akzeptabel, richtet aber keinen Schaden an. Doch was ist, wenn die Emotionen hochkochen und ein Krieg entsteht? Ist es nicht immer angebrachter sachlich und leise über eine Angelegenheit zu sprechen?
sicher wäre das 'angebrachter', zumindest aus der sicht derer, die das stärkere sicherheitsbedürfnis haben. die definition dessen was angebracht ist liegt ja immer den jeweiligen interessen zugrunde, für die es ja zunächst einmal einen kompromiß geben müsste, der jedoch bedauerlicherweise nicht in aussicht steht. ich habe oben, vermutlich vergeblich, bereits darauf hingeweisen, dass es im orient keine vergleichbare entwicklung hin zum liberalismus gegeben hat und versucht die psychologie des djihadisten zu skizzieren. ich möchte noch ergänzen, dass solche extremeisten nicht plötzlich auftauchen wie ein paar schafe die zu wölfen mutieren, während der rest der heerde von nichts weiss. auf einen selbstmordattentäter kommen x beinahe selbstmordattentäter und auf einen beinahe-selbstmordattentäter kommen x beharrliche frömmler und auf einen beharrlichen frömmler kommen x tief gläubige moslems, etc. der hinweis darauf, dass psychologische merkmale ihrer intensität nach ebenso der statistischen normalverteilung unterworfen sind, wie jede andere unabhängige zufallsvariable auch, ist grundsätzlich ein äußerst unangenehmes, regelrecht tabuisiertes argument, jedoch nichtdestoweniger eine tatsache. für das auffahren solch schweren geräts, bin ich es nun natürlich schuldig in aller ausdrücklichkeit hinzuzufügen, dass ich damit nicht sagen will, alle araber seien potentiell gefährlich. einige von ihnen sind jedoch definitv gefährlich. wenn man nicht als qualitativen, aber als strukturellen vergleich die deutschen zur zeit des nationalsozialismus heranzieht, begreift man, wo die problematik im begriff der kollektivschuld in diesem zusammenhang liegt: nicht alle deutschen damals waren fanatische nationalsozialisten (und damit gefährlich), einige waren es jedoch und diese wurden durch die unterstützung des ungefährlichen rests noch gefährlicher. man könnte natürlich sagen 'das waren keine deutschen! das waren nichteinmal menschen!' , aber was bringen einem diese einstudierten reizreaktionsmuster? die nazis waren menschen und es waren deutsche und deutsche waren es, die damals gemordet und offensiv krieg geführt haben. punkt, aus. man kann die kollektivschuld erst einmal sogar völlig außer acht lassen, denn es geht zunächst einmal nur darum festzustellen, dass sich das iranische volk eben zumindest zur zeit
hinter sein regime stellt - die gründe dafür sind mit sicherheit vielfältiger und komplexer, als ich es zu ermessen vermag - und man muss sich fragen warum das so ist! in nahezu allen islamischen nationen wird derzeit mit extremistischen führefriguren zumindest sympathisiert und dinge, wie diese blödsinnigen karrikaturen, die aus westlicher sicht trivialitäten sein mögen, verletzen und kränken diese menschen offenbar zutiefst. welchen hinweis braucht der westen noch, um zu begreifen, dass es ausser oktoberfest, hollywood, fusball, pizza und mc-donalds noch andere charakteristika für
andere welten gibt? in kleinen maßstäben gedacht fällt es uns doch auch nicht schwer intuitiv das richtige zu tun: wenn man mit nachbarn koexistieren muss, für die es eine verletzung der sphäre des respekts vor ihrem glauben ist, wenn ich sonntag abend in meinem garten umgedrehte kruzifixe in den boden stecke, dann muss ich das doch nicht unbedingt tun und vor allem dann nicht, wenn ich davor schon großen krach mit meinem nachbarn hatte und ich eigentlich die absicht erklärt habe eine friedliche koexistenz anzustreben.
wenn man durch sein verhalten ständig sienen nachbarn provoziert und unnachgiebig bleibt, dann demonstriert man damit seine absicht vor einer möglichen konfrontation nicht zurückzuschrecken und damit legt man auch den willen offenbar seinen nachbarn im zweifelsfall aus dem wege zu räumen. das ist dominanzverhalten und wird in der nachbarschaft auch so verstanden.
es gab einmal eine zeit, da wurden in diesem lande menschen, selbst kinder, verbrannt, wenn sie gegen die kirche oder gott lästerten oder auch nur im verdacht standen gott oder der kirche gelästert zu haben. wieso ist es so schwer zu verstehen, dass sich die zeiten auf der welt eben
nicht überall gleich schnell ändern und wer legt fest, wer sich wem anzupassen hat? die araber mögen aus westlicher sicht zu stolz sein, man sollte jedoch nicht vergessen, dass diese sichtweise nur deshalb möglich ist, weil der stolz der westlichen nationen im laufe jahrhundertelanger kriege gebrochen - jawohl,
gebrochen - wurde. wer hat also wem etwas voraus? die, die durch die katastrophalen folgen ihrer anmaßung dazugelernt haben oder die, die sich offenbar noch keine anmaßung zu schulden kommen ließen, deren folgen schwer genug wiegen würden, um einen lebenswandel den vergangenen fehlern vorzuziehen?
wenn der westen nicht im stande ist die initiative für einen kompromiß zu ergreifen, dann wird es keinen kompromiß geben. der iran hat jahre darauf gewartet, dass man ihm auf diplomatischer ebene entgegen kommt und es ist nichts geschehen - und ja, wir sind in der
pflicht dem iran entgegen zu kommen, weil
wir etwas von ihnen wollen und nicht der iran von uns! wielange hätte sich der iran denn nach europäischer vorstellung noch der gefahr einer invasion durch die u.s.a aussetzen sollen? weshalb sollte ein souveräner staat sich nicht strategisch absichern dürfen? mit welchem moralischen recht dürfen wir irgendetwas fordern, insbesondere nach den vielen demütigungen, die die araber durch den westen schon erlitten haben?
wir haben den reichtum, wir haben die macht, wir haben die demokratie, wir haben die menschenrechte, wir haben soziale sicherungssysteme und wir haben unsere phase des fundamentalismus und des grausamsten totalitarismus hinter uns gebracht. die andere seite hat all das nicht. natürlich gibt es ansätze für ein liberales, sekulares bürgertum in teheran und natürlich existieren demokratische ströhmungen in der islamischen welt, aber offensichtlich kann man nicht mit ihnen rechnen. wenn man nun den beleidigten spielt, weil der orient in ein paar dekaden nicht das zustande bringt wofür das gute alte europa wenigstens 1500 jahre benötigt hat, dann wird man nichts weiter bewirken, als dass sich die fronten ins unüberwindliche verhärten und ich befürchte, dass genau dieses geschehen wird.
karinamixipi schrieb:
Muss ich den Araber begreifen oder er mich? Müssen beide sich nicht akzeptieren und annähern? Warum wird Verständnis nur von westlicher Seite erwartet?
die araber verstehen den teil des westens, mit dem sie kontakt haben sehr gut: der westen will das öl und sie ansonsten ignorieren. politik wird nur in den seltensten fällen von milttätigen und vertrauensseeligen gemacht. was wir heute haben, ist eine welt, die von kriegern und tyrannen gestaltet wurde und im grunde wird sie das zum größten teil noch immer. während der beleidigte westeuropäer sich noch vom pausbäckchen die tränchen abwischt, wirbeln die amerikaner bereits die kriegstrommeln, was die europäer irgendwie nicht begreifen oder wahrnehmen wollen, weswegen sie über die ignoranz ihrer verletzten gefühle empört sind. was glaubst du macht den arabern mehr sorgen, die amerikanische kriegsmaschinerie, mit der jüngst der irak überrollt wurde oder unsere vor erregung feuchten patschehändchen?
karinamixipi schrieb:
*** machen diese Selbstmordattentate heute noch Sinn oder könnte man erwarten, dass eine Weiterentwicklung stattfindet?
macht die israelische siedlungspolitik einen sinn? hat es während des irakkrieges einen sinn gemacht, dass auf einen getöten soldaten 10 getötete zivilisten kamen? ich denke ich bin oben ausfürlich genug auf das prinzip des selbstmordattentates eingegangen, so dass ich eine entsprechend ausführlichere (und damit durchdachtere) fragestellung an diesem punkt verdient hätte. genauso gut könnte mann doch fragen, ob krieg, bzw. das töten an sich sinn macht. hatt denn all das leid, dass die araber ständig erfahren haben - von der gegenwart über die jüngere geschichte bis in die antike hinein - irgend einen sinn gemacht? die ganze westliche welt ist entsetzt und fassungslos, wenn in europa ein paar bomben explodieren. ich glaube das ist noch gar nichts, im vergleich zum alltag der araber.
karinamixipi schrieb:
Ebenso muss der Araber verstehen, dass die westliche Welt ANDERS reagiert und denkt
das ist 'dem araber' völlig klar und sogar dem terroristen. unter anderem tötet letzterer genau deswegen. das denken und reagieren der westlichen welt zur zeit der islamischen revolution im iran unter khomeini gestaltete sich beispielsweise darin, den irakischen diktator nicht nur mit finanzmitteln zu unterstützen, sondern auch mit mirage kampfbombern (frankreich) und produktionsanlagen für panzer und raketen (deutschland), ebenso wie mit logistischer und nachrichtendienstlicher unterstützung und chemischen waffen (vereinigte staaten) zu versorgen. dabei scherte man sich natürlich nicht um die folgen einer herrschaft durch die shariah, sondern davor, daß khomeini den ölhahn zugedreht lässt. die gleiche heuchelei haben wir heute im grunde auch wieder: die vereinigten staaten kraulen merkel ein wenig den nacken, putin schenkt ihr einen plüschhund und schon ist man bereit mit den u.s.a über die bedingungen eines möglichen militäreinsatzes zu reden, der natüüürlich nur 'die letzte möglichkeit ist', und legt dem iran nahe doch bittschön so nett zu sein, sich in seiner energieversorgung von mütterchen russland abhängig machen zu lassen. ganz in diesem sinne sind sich die araber vollkommen der tatsache bewußt,
'dass die westliche Welt ANDERS reagiert und denkt'.
gruß,
scipio