AW: Was lest ihr gerade?
Es gibt auch Threads mit dem Titel "Was hört Ihr gerade?"
Da ich zu den Menschen gehöre, die oft weder Radio noch Fernsehen anhaben, denke ich dann immer: "Nichts." und gehe weiter.
Mir ist noch nie die Idee gekommen, dass da eine Forderung oder Norm gesetzt wurde, nach der alle Menschen etwas hören müssen...
Sind Musikhörerinnen denn jetzt ebenfalls dünkelhaft und ich habe mal wieder nicht mitbekommen, dass da eine prima Gelegenheit gewesen wäre, mich zu empören???
Irritiert: CaraMia
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Im übrigen lese ich gerade (immer in der Gewißheit, dass andere Menschen mit derselben Berechtigung dies nicht, nie oder selten tun)
Arne Dahl: Tiefer Schmerz.
Nachdem ich den Autor lange gemieden hatte, weil ich mir nicht noch einen Skandinavier (nach Mankell) draufschaffen wollte, bin ich jetzt sehr froh, dass ich Dahl eine Chance gegeben habe.
Mal abgesehen von der alles andere als banalen oder voraussehbaren Krimihandlung: tolle, zT skurrile Charaktere und eine unglaubliche "Schreibe", feiner Humor blitzt auch noch durch.
Wer Mankell und auch Sjöwall/Walhöö schätzt, liegt mit Dahl richtig!
Bücher lesen wie eine Leseratte entbindet dich aber offenbar auch nicht von unlogischem Denken und Schwarz-Weiß-Malerei. (Sorry.) Ich habe nicht gesagt, dass ich keine Bücher lese, ich habe gar nichts über mich eingeräumt, ich sagte nur, dass die Frage: "Was liest du gerade?", mich in einen elitären Zirkel ziehen soll, der sich außer Bücher lesen gar nichts Feineres vorstellen kann. Ich lese oft, aber nicht immer. Ich sehe auch mal fern. Ich sehe mir auch mal DVDs an. Ich tue (nach getaner Arbeit) oft gerne auch nichts. Wem geht es nicht so? Aber diese Vorstellung: "Hach, welches Buch liest du gerade?" suggeriert: "ICH tue das, und wenn du das nicht tust, bist du eine Etage unter mir..." Und ich SCHÄME mich auch nicht dafür, dass ich oft und gerne Lesepausen einlege. Ich habe echt so viel anderes, oft Besseres und auch Produktives zu tun. Du nicht? Aber dieser Satz: "Was liest du gerade?" setzt voraus, dass du gar nichts anderes zu tun hast, gar nichts anderes tun willst, und es vermutlich auch gar nichts Besseres gibt... DAS BUCH - der Fetisch der Intellektuellen... Aus dieser Denkart und aus dieser Sprache quillt der Dünkel, und mich stößt er ab. 
