tosto schrieb:
wir dürfen noch fontanes "effie briest" lesen. *freu* (achtung: ironie!)
Eine Freundin kam auch in den Genuss und erzählte Ähnliches.
1984 ist ein geniales buch. einfach zu lesen aber mit gutem inhalt und lässt es ohne probleme zu zwischen den zeilen zu lesen, erfordert es aber nicht. wenn du von natur aus paranoid bist, könntest du danach noch ein bischen paranoider sein: 1984 ist wirklich die grundlektüre eines jeden paranoiden und staatskritikers, egal welcher form.
Ich habe mittlerweile sowohl "Schöne neue Welt" als auch "1984" durch. Huxley entwirft schon erschreckende Ideen, man kann die Sterilität und den geplante Lebenslauf quasi spüren. Dass die Sonderlinge da nicht reinpassen, ist klar. Von der Gesellschaftskritik her geht "Schöne neue Welt" klar in Richtung Kapitalismus-Kritik und seine Ausläufer: Die verschiedenen Klassen (Alphas, Betas, Gammas,...) werden optimal in der Arbeitswelt eingesetzt und Uneffizientes wie Ehe oder Liebe sind tabuisiert, ja die Menschen werden sogar nicht mehr geboren, sondern "entkorkt" (Klonation, Selektion,...). Und das in den 1930er Jahren! "1984" schaffte es (noch) mehr, mich zu fesseln und besonders der dritte Teil hat es in sich.
Es ist so entsetzlich geschrieben, dass mir im Grunde die Worte fehlen, meine Gefühle und Gedanken beim Lesen zu schildern. Im Laufe des ganzen Romans muss man zwangsläufig immer wieder Pausen einlegen, den Stoff verdauen und kommt unweigerlich zum Nachdenken, wie du es ja auch geschrieben hast.
ich lese zur zeit sartres "das sein und das nichts".
einzig die noch überbleibenden französisch teile in dem buch sind sehr verwirrend -> ich kann kein französisch (mehr, insofern ich es je mals konnte...)
und die teilweise enorme häufung an lateinischen/griechischen fachausdrücken, wenn man nicht alle weiß heißts: googeln oder wikipedia.
Das dürfte dann ja eine ziemliche Quälerei sein.
Ich lese grade
"Die geheimen Tagebücher" von Samuel Pepys, einem britischen Staatsbeamten aus dem 17. Jh. Klingt erstmal sehr trocken und langweilig, ist aber das komplette Gegenteil. Der Typ schreibt erst über die Krönungsfeierlichkeiten und gleich danach von seinem Blasenleiden etc. Schonungslos offenbart er seinem Tagebuch neben hoher Politik die Gesellschaft im Britannien in den 1660ern, sein ganzes Privatleben und ist ein schrecklicher Opportunist. Man erfährt viel über Umgangsformen und die Gesellschaft, nebenbei wie gesagt über geschichtliche Ereignisse (Restauration, Pest-Epidemie, Großer Brand von London in den Jahren 1665 bzw. 1666).
Danach muss ich mich noch zwischen ein paar Büchern entscheiden:
Entweder ich nehme mal wieder ein Sachbuch dran
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Der Balkan von Dorothea Gräfin von Razumovsky,
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Die Hanse von Philippe Dollinger,
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Imperien von Herfried Münkler,
oder ich bleibe der Belletristik treu
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Der Wüstenplanet von Frank Herbert,
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Die Wiederkehr von Wolfgang Hohlbein,
- irgendein Klassiker oder besondere Empfehlung(en)
Generell stell ich mir die Frage: Was muss ich unbedingt gelesen haben? Muss man sich die Klassiker antun und welche guten (bewegenden, nachdenkliche) Bücher lohnen sich?