Ha Jin
Warten
Roman

dtv, München 2000
ISBN 3423242213,
Taschenbuch, 333 Seiten, 15,34 EUR

Klappentext
Aus dem Englischen von Susanne Hornfleck. "Jeden Sommer kehrte Lin Kon nach Gänsedorf zurück, um sich von seiner Frau Shuyu scheiden zu lassen." Lin Kon möchte sich gerne von seiner Frau trennen, die er nicht liebt und die ihn an eine unliebsame Vergangenheit auf dem chinesischen Land erinnert, um seine städtische Geliebte Manna Wu zu heiraten. Wären da nicht die chinesischen Gesetze! Denn die erlaubten Mitte der Sechziger Jahre eine Scheidung erst nach 18 Jahren oder, wenn die Ehefrau einwilligte. Das Warten auf eines dieser Ereignisse wird darauf zum zentralen Element im Leben der drei Beteiligten und lässt sie auf eine Art schuldig werden, aus der sie sich nicht mehr befreien können.
Rezensionen - Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 07.04.2001
Mark Siemons ist tief beeindruckt vom neuen Roman des chinesischen US-Emigranten Ha Jin und kann auch gut erklären, warum. Das Verblüffende ist für ihn zunächst, dass die lange Geschichte spannend bleibt, obwohl sie superschnell erzählt und von Anfang an klar ist: Ein Mann versucht 18 Jahre lang, sich scheiden zu lassen, um eine andere zu heiraten. Als er endlich sein Ziel erreicht, findet er trotzdem keine Erfüllung. Siemons findet sodann toll, wie die Politik einfließt, ohne je Hauptgegenstand zu werden. Vielmehr drängt sich das "Über-Ich China …in die persönlichsten Beobacchtungen und Gespräche hinein". Das, so Siemons, ist einfach "große Kunst". Die Politik gehört zugleich zu der Trauer, die sich über die Geschichte legt. Und weil der Roman zwei Jahrzehnte umfasst, und das Leben im chinesischen Norden so genau beobachtet, handelt es sich "vemutlich" um den "chinesischsten Roman seit langem". Ha Jin, so Siemons, hat seiner Heimat ein "Monument gesetzt" und den "National Book Award" hat er dafür auch schon eingeheimst.
Rezensionen - Neue Zürcher Zeitung vom 24.02.2001
Der Titel des Romans ist Programm. Die Zeit vergeht langsam, "erbarmungslos präzise" langsam in der Dreiecksgeschichte des Chinesen Ha Jin über einen verheirateten Arzt, seine Frau und eine Krankenschwester, berichtet Marion Löhndorf. Der Plot klingt nach einer Herzschmerzgeschichte, in der keiner zu seinem Glück kommt. Doch weit gefehlt, findet die Rezensentin. Der seit 1985 in den USA lebende Schriftsteller lasse die Abgründe seiner Figuren diskret durch nüchterne Oberflächenbeschreibungen hindurchschimmern. Und das zurückhaltend und elegant, unromantisch und frei von jeglichem Kitsch, lobt Löhndorf. Ha Jin beschreibe einerseits eine Welt der Einschränkungen und Gesetze, die das Liebesglück verhindern. Andererseits benenne er aber auch die Freiräume, die seine Figuren nicht nutzen - und damit selbst an ihrer Tragödie stricken. Eine bittere, aber auch interessante Pointe, resümiert die Rezensentin.
das Buch hat mich umgeworfen:
Wenn man etwas über die Kraft und Stärke des chinesischen Volkes erfahren will -
wenn man etwas über die Langmut und Geduld des chinesischen Volkes erfahren will -
wenn man seine eigene Situation als die des Wartens erlebt -
wenn man den Alltag in einem kleinen nordöstlichen chinesischen Städtchen während und nach der Kulturrevolution fast authentisch erleben will
dann
empfehle ich dieses Buch
Marianne