Bernies Sage
Well-Known Member
- Registriert
- 31. Oktober 2011
- Beiträge
- 23.139
Schwierige Materie das Thema mit der Materie, wenn man bedenkt, dass sie eigentlich nur im Gehirn abgebildet wird, ohne dass man weiß in welcher Form sie überhaupt existiert, falls sie existiert. Denn das Gehirn ist auf Signale von Sensoren angewiesen, die es dann zu einem Bild zusammenfügt. Diese Sensoren können die Sinne sein, oder technische Hilfsmittel, die die Einwirkung der Materie auf künstliche Sensoren in für die menschlichen Sinne wahrnehmbare Signale umwandeln.
Richtig, das Gehirn ist auf *Sensorität* angewiesen, weshalb ich - bewusst und unbewusst - diesen neuen Sprachbegriff in besonderer Art und Sprechweise einer *Autorität und Austerität der Sinne* (definitiv doppelt) zuweise.
Auch richtig. Und wenn man dies weiß, dann darf man absoluten *Stillstand* (als absoluten Tod) sogar so definieren, dass alle Materie dabei als "beteiligt" absolut ausgeschlossen werden darf!Das menschliche Gehirn konstruiert ein statisches Abbild der Materie, obwohl wir inzwischen wissen, dass in der Materie kein Stillstand existiert.
Wobei ich mir hierzu anzumerken erlaube, dass wir sehr wahrscheinlich gerade deshalb auch das Zusammenwirken in Zusammenhängen überzubetonen geneigt sind und den Nichtzusammenhang in der Vorstellung einer verlässlich abstandswahrenden Parallele, welche die Wirklichkeit nie (oder nur in der "Unendlichkeit") schneidet, gar nicht erst ins Kalkül ziehen.Weil es nicht die Materie an sich ist, die wir wahrnehmen können, sondern nur das Zusammenwirken ihrer Bestandteile. Man kann einen Gegenstand visuell nur deshalb wahrnehmen, weil das Licht auf seiner Oberfläche unterschiedlich absorbiert und reflektiert wird. Das bedeutet, dass wir nicht den Gegenstand sehen, sondern nur das Zusammenwirken von Licht und Oberfläche. Und das auch nur in einem begrenzten Bereich von Größe, Geschwindigkeit und Zeitraum. Wir begreifen im Endeffekt die Materie nur in einem begrenzten räumlichen und zeitlichen Bereich, der uns ermöglicht innerhalb dieser zu existieren und uns bewegen zu können.
Das Gehirn erlaubt sich aber auch das wunderbare Spiel der Abstraktion.
Es konstruiert nicht nur Bilder anhand der Signale, die es von den Sensoren empfängt, sondern auch solche, die gar nicht existieren (können) und dann wird die Materie nebensächlich. Der Mensch hat es mit anderen Worten geschafft, sich nicht nur innerhalb der Grenzen der Materie zu bewegen, sondern auch außerhalb derer und das genau macht den Menschen aus: Aufgrund dieser Fähigkeit erlaubt er sich nämlich, sich selbst immaterielle Eigenschaften zuzuschreiben...
Ist dies denn nicht erst recht gefährlich und geradezu als "übermenschlich" zu bezeichnen, sich Eigenschaften zuschreiben zu können, die sich dann womöglich auch noch bewahrheiten?
Und ist dies womöglich der Grund, warum meine Kritik an Nietzsches Werk zur Übermensch-Konstruktion eventuell immerhin dahingegehend teilweise berechtigt sein könnte, dass er den Immoralismus (der vom Amoralismus zu unterscheiden wäre) und den Biologismus ( der von der Ethologie zu unterscheiden wäre) einfach zu sehr undifferenziert in einen Topf wirft?
Bernies Sage