Hallo Louiz,
ich muss schmunzeln, wenn ich deine politisch korrekten Aussagen lese!
Die "Liebe" ist gegenwärtig unter Intellektuellen verpönt, sogar ein wenig peinlich, sie wird misstrauisch und kritisch beäugt, im Labor untersucht und, da sie so ausufernd und unkontrollierbar daher kommt, nicht gern gesehen.´
Ein verliebter, liebender Mensch ist irgendwie nicht zeitgemäß, nicht cool, nicht trendy jenseits der Medien.
Ich spreche genau wie Anna von der romantischen leidenschaftlichen Liebe, bei der ich dir das Unbehagen anmerke. Deshalb wimmelst du sie quasi ab zugunsten allgemeiner Liebe zu den Menschen.
Die ist natürlich erstrebenswert, schon im Sinne des reibungslosen Ablaufes im Zusammenspiel mit 6 Milliarden Mitmenschen, aber sie findet auf einer völlig anderen Ebene statt, ebenso wie die Elternliebe. Sie hat eine andere Qualität als das tiefe Entzückens, die Einmaligkeit, die man bei EINEM Menschen erleben kann.
Diese Einmaligkeit kann sehr wohl Bestand haben, das ist zwar selten, aber nicht völlig aus der Welt.
Es gibt sogar prominente Paare, denen sie geschieht. Ich denke da an Paul McCartney mit seiner Linda oder an Peter Alexander mit seiner Frau.
Beide Männer, denen Millionen von Frauen zu Füßen lagen, waren offenbar so tief erfüllt von ihrer Liebe zu dieser EINEN, dass alle anderen unwichtig wurden. Als die Frauen starben, sind sie fast selber dabei drauf gegangen.
Das hat natürlich mit diesem ganzen Sexgewusel, das heute als Liebe verkauft wird, wenig zu tun.
Liebe ist ein gesteigerter seelischer Zustand, gebunden an einen anderen Menschen, ein Phänomen, auch wenn es geleugnet wird, wobei ich mich frage, warum, wenn doch in jedem Roman, in jedem Lied, überall nur von dieser Liebe die Rede ist, nie von allgemeiner Liebe oder von Sex.
Wobei, und dies nur mal nebenbei bemerkt, letzterer auch ganz andere gefühlsmäßige Dimensionen annimmt als sonst, wenn diese Liebe mit im Spiel ist.
Mich beschleicht oft der Eindruck, dass Menschen, die enttäuscht sind von der Liebe und/oder diese nicht wirklich kennen, aus dieser Situation heraus sofort ablehnend reagieren, wenn von ihr die Rede ist, sie rationalisieren, des Besonderen berauben und sie auf ein Normalmaß herunterzwingen wollen.
Ich verstehe diese Kritik durchaus - macht doch diese Liebe einen Menschen abhängig und unfrei, aber das ist nur von außen betrachtet.
Da sieht man dann zwei Idioten, die dauernd zusammenhängen, lachen, sich küssen, die immer zusammen Spaß zu haben scheinen und auch gut ohne die ständige Gesellschaft anderer auskommen und die nie getrennt in Urlaub fahren. Irgendwie sind sie ein Ärgernis!
Eine Symbiose ist da zweifellos vorhanden, Suchtgefahr ist deutlich zu sehen, und wehe, so eine Verbindung geht auseinander, schrecklich die Konsequenzen.
Aber alles wirklich Wertvolle hat seinen Preis.
Fortuna