Esoterik und sonst noch was
Yoga gehört auch zur Esoterik. Meistens verlieben sich gewisse Frauen in ihren Meister. Dieser hat dann ein schönes Leben, denn er hat in diesem bestimmten Fall eine Wohnung von seinen Frauen bekommen, ein tolles Auto und vielleicht auch sonst noch was. Das aber beruht tatsächlich alles auf Freiwilligkeit.
Jeden Freitag gibt es einen Satsang, den man beiwohnen und den gescheiten Worten des Meisters lauschen kann. Meistens wird dazwischen indische Musik gespielt, getrommelt und gesungen. Man weiß nicht, was man singt, doch es klingt sehr originell für unsere Ohren.
Meistens sitzt der Meister rechts von einem Altar, auf dem einer seiner Vorgänger abgebildet und verehrt wird. Frauen kümmern sich um die schmückenden Blumen.
Wer will, kann am Ende der Predigt dem Meister etwas schenken. Es kann Obst, Blumen oder eine hübsche Malerei sein. Meistens befindet man sich in einer langen Reihe, so viele wollen dem Meister etwas schenken und mit ihm ein paar Worte wechseln. Man kann vor ihm niederknien, doch auch beim Stehen kann man ihn durchaus fragen, wie es ihm gehe und wird auch eine nette Antwort erhalten.
Darnach wird gegessen. Der Meister sitzt meistens mit anderem in einem Kreis. Frauen servieren ihm köstlich gekochte und gewürzte Speisen. Es wird in diesem Kreis nie Fleisch gegessen. Tiere sind heilig, daher darf man sie nicht essen.
Die anderen Gäste oder Gläubigen bekommen meistens etwas Grießbreiartiges mit Rosinen, das auch gut schmeckt.
Es ist alles sauber und appettitlich. Die Gespräche verlaufen ruhig. Die Atmosphäre ist angenehm. Manchmal passiert es, wenn der Meister steht, dass ihm plötzlich ein in orange gekleideter Mönch plötzlich seine Füße umfasst und küsst. Doch das geschieht oder vielmehr geschah eher selten.
Ich bin manchmal mit dabei gewesen, zusammen mit einer Freundin. Auch sie war in den Meister verliebt. Unsere Yogalehrerin meinte, dass dies ganz normal sei und die Beziehung zum Meister nur festigen würde, ansonsten würde der Meister wie ein Möch leben.
Meine Besuche wurden dann seltner. Es ergab sich so. Doch einmal zu Weihnachten - es gab auch einen Christbaum - hat es mich gestört, dass unsere Weihnachtslieder irgendwie verulkt wurden. Dafür wurden die indischen Gesänge mit viel Enthusiasmus gesungen. Später hat dann der Meister in einer Art Predigt gemeint, dass er auf Besucher, die nur zu Weihnachten kämen, keinen Wert lege.
Daraufhin bin ich nicht mehr hingegangen.
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