Wie gesagt, Ideen, Meinungen und Ansichten über Gerechtigkeit gibt es viele, jeder der sich berufen, fühlt veröffentlicht etwas. Auch hier im Forum schreiben ist eine gewisse Form der Veröffentlichung, jedoch möchte ich weder vermitteln was Gerechtigkeit ist, noch wer meiner Meinung nach am meisten recht hat, sondern ich appelliere an das Empfinden von jedem Einzelnen und wer sich da für die eigenen Belange äußert, bekommt Akzeptanz, auch wenn es nicht die eigene Meinung ist. Ich finde diese Mühe sollte sich jeder selbst machen und in seinem tiefsten Inneren ergründen was gerecht ist und als erwachsener nicht das Ungeliebt sein als Kind in die Waagschale werfen, denn das hat ein reifer Mensch längst überwunden. Ein sich entwickelter Mensch ist zum Lieben aus sich heraus in der Lage und auf äußere Zuwendung weniger angewiesen, dann wäre geben können gerechter als nehmen müssen. Wer mit seinem eigenen Organismus so viel Kraft und Energie erzeugt, dass er abgeben kann hat viel mehr Chancen auf ein gutes Gerechtigkeitsgefühl als jemand der bekommen muss um überleben zu können. Da sind ausgehandelte Menschenrechte eine wunderbare Theorie aber was helfen sie im inneren Konflikt mit mir selbst, einer inneren Zerrissenheit, wenn ich glaube ein hilfloses Opfer zu sein und ein Spielball der Umstände. Solche Themen wollte ich in der Hausarbeit beim Philosophiestudium ansprechen aber der Professor verlangt, dass ich bei Aristoteles abschreibe und mehr nicht. Mich ärgert diese schon seit Jahren anhaltenden Abschreibementalität in deutschen akademischen Kreisen. Wir brauchen intelligente Menschen, die selber denken können, auch wenn es manchmal unbequem ist. Die Untermieterin meinte heute früh, ich sehe aus wie der schleichende Tod, das sagt man nach Höflichkeitsnormen nicht zum Vermieter aber ich bin ein alter Mann und zerknautscht am Morgen, sie hat mit kabarettistischer Überhöhung völlig recht und diese Ehrlichkeit weiß ich zu schätzen, das ist gerecht. Ein Heucheln wie schön alles ist und wie toll die heile Welt strahlt, wäre viel schlimmer, die Vergänglichkeit ist nun mal unaufhaltsam und das kann grausam sein. Deshalb fand ich die Beschäftigung von Schirach mit der Grausamkeit als Strafverteidiger zunächst interessant, er konnte das grausame Verhalten seiner Klienten in eine Gerechtigkeit einordnen aber ihm ist sein Erfolg zu Kopf gestiegen und übrig ist ein arroganter und machthungriger Schnösel der seine Bücher als Verkaufsschlager gestaltet aber mich nicht zum Nachdenken oder Empfinden anregt.