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Verdrängung der Geschichte

Jing6

New Member
Registriert
22. Mai 2005
Beiträge
151
Die Komödie über Adolf Hitler „Mein Führer”
von Dani Levys, wurde von der Kritik hart
abgeschmettert. Der Film würde verharmlosen,
man dürfe über so ein Thema nicht lachen.
Der Film zieht Adolf Hitler und die Nazi-
Regierung in den Dreck, sie wird lächerlich
gemacht, als im wörtlichen Sinne verrückt
dargestellt. Die beiden Vorwürfe gegenüber
dem Film zeugen von einer Einstellung, die
dieser Film gerade gemildert hätte: Man darf
das Thema kaum berühren.
Es ist ein menschliches Problem, dass
dieses Thema so gerne verdrängt wird. Der
Film kann mit Humor diese Hemmschwelle
senken. Mit übermäßiger Kritikalität kann
man dem Menschen auch den Mund
verbinden. Man sollte stattdessen dem
deutschen Bürger ermutigen, sich mit
diesem Thema kritisch zu beschäftigen. Das
würde auch unterschwelliger „Rechtsorientiertheit”
entgegen wirken.
Es gibt jedoch noch eine tiefere Ebene, eine
die von der rein politischen auch in die
psychologische hineinreicht. Sich emotional
mit der Zeit zu beschäftigen würde helfen,
die Dinge zu verstehen. Und wir sollten aus
der Geschichte lernen. Solange wir uns
nur mit schwarzweißen Zahlenkolonen
auseinander setzen, haben wir den Abschnitt
unserer Geschichte nicht wirklich verarbeitet.
Haben Sie schon mal versucht, sich
emotional mit dem Schrecken dieser Zeit
auseinanderzusetzen? Man fühlt sich fast,
als stünde man blind vor einer grauen Mauer
des Schreckens. Der Film öffnet hier die Tür
einen weiteren Zentimeter ohne zu
verheimlichen. Er hilft ein kleines bisschen
mehr sich schließlich mit Fragen zu
beschäftigen wie: Wie hat sich ein Jude im
KZ gefühlt? Wie ein Mensch, der sein Leben
lang diese Diktatur aus Angst erdulden
musste? Solange wir die Menschen dieser
Zeit nur in Revolutionshelden und Nazimörder
einteilen, haben wir die Zeit noch nicht
verstanden. Nichts verharmlost mehr als
Verdrängung. Humor hilft ein bisschen sich
mit schwierigen Themen zu befassen.
Wir, als Bürger dieses Landes, sollten
uns mit unserer eigenen Geschichte
auseinandersetzen. Eine kritische aber
offene Identifikation mit unserer Geschichte
und damit mit unserem Land, würde den
Zusammenhalt der Menschen fördern.

:baden:

Gruß
Jing6
 
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AW: Verdrängung der Geschichte

den Film werde ich mir nicht ansehen.
ich denke mal solange es noch Menschen gibt die schmerzliche Erinnerungen haben an diese Zeit wird das Thema Aufarbeitung eh ein schweres. Es gibt Menschen die nicht aufhören können vom Luftschutzbunker zu sprechen und immer noch Angst haben wenn mehr als ein Flugzeug am Himmel zu sehen ist. Menschen die die letzten Brotkrümel noch aufessen weil sie nicht vergessen können daß sie mal fast verhungert sind. Und solchen Menschen will man so einen Film präsentieren? Männern die in den Krieg ziehen mussten weil es ihre Pflicht war, ansonsten wären sie abgeschossen worden. Mütter die ihre Kinder in Trümmern gebaren und alleine großziehen mußten, nebenbei noch Steine klopften und nur daran dachten wo sie etwas zu essen herbekamen und Brennstoffe damit sie nicht erfrieren.
Nein ich denke die Vergangenheit können die Angehörigen (diejenigen die Zeit miterleben mußten wohl kaum) verarbeiten indem man so viele Berichte hört und liest von Menschen die den Krieg miterlebt haben. Und dann kann man sich seine eigene Meinung bilden.
 
AW: Verdrängung der Geschichte

hallo, forianer!

ein überaus interessantes thema, das hier angeschlagen wurde.

witzige filme über den NS halte ich für legitim. denn wie viele sind denn heute noch die zu den von muckel beschriebenen leuten gehören? nicht viele und es werden immer weniger! gerade deshalb müssen wir deutschen die nazi-zeit uns immer vor augen halten. doch weil heute nicht mehr so viele von dieser generation leben, gerät das thema immer mehr in vergessenheit. aber es soll an es ständig erinnert werden. das ist meiner meinung nicht nur mit knallernsten filmen zu machen. solange man sachen wie das kz immer wieder in erinnerung ruft und menschen dafür auch auf humoristische art und weise sensibilisiert, werden die schatten der vergangenheit nicht wieder zum waterloo der gegenwart in form der braunen horden!

wenn in den filmen immer noch mit diese extreme bizarrität zwischen realen, knallharten verhältnissen und der witzigen aufarbeitung anklingt, dann wirkt der film umso ernster, die dramatik der damaligen zeit um so größer!

gut verwirklicht hat das dieser italiener in seiner satire über das KZ in, ich glaube, "Das Leben ist schön".
 
Ich hab ihn mir angeschaut...

...und fand ihn durchwachsen.
Aber es hat schon gelohnt ihn anzuschauen, insofern gebe ich Jing Recht.
Ich würde ihn nicht eine Komödie nennen, sondern eher eine Groteske. Der Vorwurf, der Film zeige nicht die Opfer, der vom Dramatiker Hochhuth erhoben wurde, halte ich für Unsinn. Er zeigt ja Opfer, nur eben welche die zumindest noch ein wenig Handlungsspielraum haben, also nicht die üblichen Bilder von wie Schlachtvieh der Vernichtung zugeführten Menschen.
Ich habe allerdings eher Kritiken gelesen, die den Film nicht als "Tabubruch" kritisierten,, sondern eher in seiner inkonsequenten Machart. Auch das kann ich nachvollziehen.
Ich halte wenig von Ratschlägen wie "Muss man sich anschauen" oder "sollte jeder gesehen haben".
Wir müssen immer bedenken, dass die Verarbeitungs- bzw. Verdrängungsdebatte eine Debatte unter Intellektuellen darstellt. Die meisten Feinheiten des Abwägens, der moralischen Genauigkeit, sind den Durchschnittsbürgern fremd. Das zeigt auch die Sequenz von Straßenbefragungen, die im Abspann des Films zu sehen ist. Hier wird deutlich, wie verschwommen das Hitlerbild selbst von Leuten ist, die dem Alter nach mit Aufklärung geradezu überschüttet hätten werden müssen. Scheinbar gleitet vieles ab und bleibt nur an denen hängen, die sowieso schon die Antennen dafür ausgebildet haben...
 
AW: Verdrängung der Geschichte

den Film werde ich mir nicht ansehen.
ich denke mal solange es noch Menschen gibt die schmerzliche Erinnerungen haben an diese Zeit wird das Thema Aufarbeitung eh ein schweres. Es gibt Menschen die nicht aufhören können vom Luftschutzbunker zu sprechen und immer noch Angst haben wenn mehr als ein Flugzeug am Himmel zu sehen ist. Menschen die die letzten Brotkrümel noch aufessen weil sie nicht vergessen können daß sie mal fast verhungert sind. Und solchen Menschen will man so einen Film präsentieren? Männern die in den Krieg ziehen mussten weil es ihre Pflicht war, ansonsten wären sie abgeschossen worden. Mütter die ihre Kinder in Trümmern gebaren und alleine großziehen mußten, nebenbei noch Steine klopften und nur daran dachten wo sie etwas zu essen herbekamen und Brennstoffe damit sie nicht erfrieren.
Nein ich denke die Vergangenheit können die Angehörigen (diejenigen die Zeit miterleben mußten wohl kaum) verarbeiten indem man so viele Berichte hört und liest von Menschen die den Krieg miterlebt haben. Und dann kann man sich seine eigene Meinung bilden.

Fuer Angehoerige und Betroffene ist der Film sicher nicht geeignet. Das sehe ich auch so. Aber es wird ja niemand gezwungen ihn zu sehen.
 
AW: Ich hab ihn mir angeschaut...

Ich habe allerdings eher Kritiken gelesen, die den Film nicht als "Tabubruch" kritisierten,, sondern eher in seiner inkonsequenten Machart. Auch das kann ich nachvollziehen.

Ich finde, diese Kritiker leben selber noch mit einem Tabu, mit einer Schere im Kopf. Hitler wird in diesem Film nun wirklich als negativ genug dargestellt und alles andere ist Geschmacksache.

Verdrängungsdebatte eine Debatte unter Intellektuellen darstellt. Die meisten Feinheiten des Abwägens, der moralischen Genauigkeit, sind den Durchschnittsbürgern fremd. Das zeigt auch die Sequenz von Straßenbefragungen, die im Abspann des Films zu sehen ist. Hier wird deutlich, wie verschwommen das Hitlerbild selbst von Leuten ist, die dem Alter nach mit Aufklärung geradezu überschüttet hätten werden müssen. Scheinbar gleitet vieles ab und bleibt nur an denen hängen, die sowieso schon die Antennen dafür ausgebildet haben...

Die Verdraengungsdebatte ja, aber nicht das verdraengt wird. Und gerade da hilft der Film Otto-Normalkinogucker. Mit Humor erreicht man viel mehr Menschen.
 
AW: Ich hab ihn mir angeschaut...

Ich finde, diese Kritiker leben selber noch mit einem Tabu, mit einer Schere im Kopf. Hitler wird in diesem Film nun wirklich als negativ genug dargestellt und alles andere ist Geschmacksache.
In Berlin ist die Kritikerszene sehr "diversifiziert" und die Kritiken durchaus nicht von "Scheren" gekennzeichnet. Ich habe den Eindruck, die hochmoralischen Einwände kommen eher von "Konkurrenten" wie Rolf Hochhuth oder den Leuten, die sowieso immer etwas zu diesem Thema sagen wie Ralph Giordano z.B.
Für mich kann ich nur sagen: Ich ging durchaus mit gemischten Gefühlen ins Kino. EInerseits ist mir das Werk Levys seit Jahren vertraut und finde, dass er das Filmhandwerk behrrscht.
Andererseits kann man sich Angenehmeres zur Abendunterhaltung vorstellen, als Hitler (wenn auch von Helge genial dargestellt) auf der Leinwand zu sehen.
Diese gemischten Gefühle kann man nicht wegdiskutieren und ich traue auch manchen Kritikern zu, dass sie den Film kritisch sehen, ohne ih zu verteufeln.
Der FIlm war in der ersten Woche auf Platz eins oder zwei der Kinocharts, das Publikum lässt sich von der Kritik also nicht abhalten. VIele wollen ihn sehen und in diesem Fall wird die Mundpropaganda sogar vielleicht wichtiger sein, als die Reflexion in der Presse....


Mit Humor erreicht man viel mehr Menschen.
Das auch. Aber vor allem mit Hitler ;)
"Der UNtergang" (den ich nicht gesehen habe) war ja wohl eher humorfei und trotzdem sehr erfolgreich.
 
AW: Ich hab ihn mir angeschaut...

In Berlin ist die Kritikerszene sehr "diversifiziert" und die Kritiken durchaus nicht von "Scheren" gekennzeichnet. Ich habe den Eindruck, die hochmoralischen Einwände kommen eher von "Konkurrenten" wie Rolf Hochhuth oder den Leuten, die sowieso immer etwas zu diesem Thema sagen wie Ralph Giordano z.B.

Na Ok, da hast du recht. Es gab nicht nur tabuisierende Kritiken. Auf solche trifft dann meine Argumentation ganz klar nicht zu.
 
AW: Ich hab ihn mir angeschaut...

Das auch. Aber vor allem mit Hitler ;)
"Der UNtergang" (den ich nicht gesehen habe) war ja wohl eher humorfei und trotzdem sehr erfolgreich.

hallo, robin!

sag das nicht, ich habe ernsthaft gelacht, als ich hitlers hand gesehen habe und wie viel angst die leute um ihn herum vor diesem klappergestell hatten.:)
 
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AW: Verdrängung der Geschichte

Wir haben vor kurzem diese Frage diskutiert -- von einem anderen Aspekt - aber wie könnte es anders sein - auch von der moralischen Berechtigung solcher satirischen Kusntwerke.

https://www.denkforum.at/threads/4480


Ich will mir den Film erst nächste Woche ansehen. Drum: kein direkter Senf dazu von mir. Aber gelesen habe ich Eure Beiträge aufmerksam.
 
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