Nein, das mache ich überhaupt nicht. Wenn wir keine Millionen von Nutztieren ihr Leben lang leiden lassen und in jungen Jahren für unser Schnitzel ermorden, dann gibt es deswegen kein einziges Wildtier zusätzlich. Wo soll denn da überhaupt der Zusammenhang sein?
Der Zusammenhang nennt sich Biosphäre. Sie lässt keinen Lebensraum ungenutzt.
Ist ja auch ein Argument vieler Veganger, dass Nutztierhaltung auch deswegen schlimm ist, weil dafür Naturlandschaften mit ihren Wildtieren für Kulturlandschaft geopfert würden. Merkwürdig, dass du diesen Zusammenhang nicht kennst, zumindest diese sachliche Kompetenz hätte ich dir zugetraut.
Von mir aus können wir darüber diskutieren, ob es nicht ethischer ist ein Wildfleisch zu essen als ein Zuchtfleisch - aber das ist sowieso keine Lösung des ethischen Problems mit den Nutztieren, weil es viel zu wenig Wild gibt, um den menschlichen Fleischkonsum zu stillen.
Ja, aber dir geht es ja, so behauptest du, um Tierleid.
Würdest du gern als ein Nutztier in einer Tierfabrik wiedergeboren werden mit der Absicht aus dir nach ein paar Jahren leidvoller Qual ein Schnitzel zu machen?
Das ist eine dumme Frage, denn du fragst hier nicht nach der Situation des Tieres selbst, sondern nach meiner menschlichen Vorstellung vom Tiersein. Nur haben weder du noch ich eine Ahnung, wie es sich anfühlt, ein Nutztier zu sein.
Und, es geht ja auch nicht um die Frage Tierfabriken ja oder nein, sondern darum, auch Fleisch essen zu dürfen oder nicht.
Ich nicht. Wehe dem der sowas mit mir anstellt.
Würdest du lieber als Wildtier geboren werden, das tagtäglich ums Überleben kämpfen muss, und letztendlich von anderen Tieren gerissen wird oder an einer Krankheit oder einer Verletzung zu Grunde geht?
Aber diese Frage ist sowieso obsolet, weil du erstens nicht gefragt wirst und zweitens du keine Ahnung hast, wie sich ein Nutztierleben ALS TIER anfühlt und auch nicht wie sich ein Wildtierleben ALS TIER anfühlt.
Legen wir aber menschliche Maßstäbe an, erscheint das Nutztierleben bei artgerechter Haltung (bzw das, was wir dafür halten) alt die beste Alternative für ein Tier.
In einer ethischen Diskussion sind Leid und Wohlergehen von Lebewesen zu untersuchen - und kein imaginäres Leid und Wohlergehen von nicht existierenden Lebewesen.
Alle ethischen Fragen werden auf abstrakter Ebene behandelt.
Auch du bewertest die aktuelle Situation daran, indem du dir eine fiktische alternative Welt ausmalst, die du für besser hältst.
Also das hypothetische Leid in jener fiktiven Welt abschätzt.
Und genau das, was du hier behauptest, was sein solle, machst du nicht. Die untersuchst nicht Leid und Wohlergehen ALLER Lebewesen, sondern pickst die lediglich Einzelheiten heraus und willst ein spezielles Leid vermeiden indem du ein alternatives Szenario erschaffen willst, indem andere, größere Leiden jenes spezielle Leid ersetzen.
Diesen Fehler begehen die meisten Ideologen. Sie sehen ein Problem, wollen es mit aller Macht lösen und kümmern sich nicht darum, ob ihre Lösung nicht an anderer Stelle noch größere Probleme erzeugen. Weil sie eben das System, das sie umkrempeln wollen, weder ganzheitlich verstehen noch ganzheitlich betrachten wollen. Sie sind so gefangen von den einen Aspekt, sodass sie sich um nichts anderes mehr kümmern können.
Pflanzliche Nahrung ist nicht nur extrem ressourcenschonend und somit klimaschonend, sondern auch enorm viel preiswerter als tierische Nahrung. Das liegt doch auch auf der Hand, wenn man sich anschaut wie wahnsinnig ineffizient es wäre Schweine mit Zucker grosszuziehen, anstatt direkt gleich den Zucker zu essen.
Für letzteres bräuchte es nur einen Bruchteil des Zuckers, was meine Ausgaben stark senkt, selbst wenn der Zucker dann etwas teurer wird. Wenn das überhaupt ein Argument ist, dann eins fürs vegetarische oder vegane Essen.
Das hat jetzt aber nichts mehr mit Tierleid zu tun.
Aber: warum gibt es in der Natur nicht nur Pflanzenfresser? Wo das doch so "ressourcenschonend" sein soll?
Der Punkt ist, jedes Lebensmittel wird von irgendjemandem oder irgendetwas verzehrt. Was der Mensch nicht isst, fressen Tiere oder
es verdirbt. Die Biomasse ist keine fossile Ressource, sondern ständig im Kreislauf.
Richtig allerdings ist, dass Nutztierhaltung einen großen Flächenbedarf hat. Aber, wenn man Nutztierhaltung plötzlich verbieten würde, würde der Mensch die ihm verfügbaren Flächen eben anders nützen. Sei es zur Holzerzeugung, Biosprit, oder was auch immer.
Die Regenwaldabholzung beruht auf der menschlichen wie natürlichen Neigung, verfügbare Ressourcen möglichst schnell und vollständig zu nutzen. Die Nutztierhaltung ist nur eine Ausprägung dieses ökologischen Grundsatzes.