louiz30 schrieb:
Muzmuz, ist es nicht so, dass wir Menschen uns immer langsam an die Dinge heranwagen und dabei durchaus wissen, dass wir falsch liegen können? Ich nehme immer zunächst das mir als logisch erscheinende an und zweifle es dann so lange zu Tode bis ich keine Fragen mehr habe. Lebt die Theorie dann immer noch, dann bewerte ich sie als etwas gesicherter.
So verhält es sich dann auch mit Raum und Zeit und letztlich mit der Frage der Unendlichkeit. Und da wir derzeit fast nur Theorien haben (die leider oft als Fakt verkauft werden) ist jede Theorie zunächst einmal so gut wie die andere.
So können wir als existent zunächst annehmen, was wir selbst als existent erfahren. Ein Gefühl kann ich spüren, erleben und erleiden. Die Zeit habe ich noch nie gespürt, weder indirekt noch direkt. Ich bemerke, dass einige Vorgänge „länger“ dauern als andere, doch das liegt an den Vorgängen und nicht an einer davon selbstständig wirkenden Zeit. Auch der Umstand, dass wir die Zeit nutzen, liegt nicht daran, dass diese Existent ist, sondern, dass wir uns gewisse Regelmäßigkeiten zu Nutze machen und deren Wiederholung für uns die Zeit bestimmt. Doch diese Regelmäßigkeiten, wie zum Beispiel die Mondphasen, haben auch auf die Tierwelt sehr starken Einfluss und stehen dennoch keinesfalls mit einer Zeit im Zusammenhang, sondern einfach mit dem wiederkehrenden Einfluss des Mondes.
Kennst du einen wirklichen Einfluss der Zeit auf Materie/Energie?
hei louiz,
yep, daher mein einwand gegenüber der formulierung; nämlich der art und weise der formulierung eines faktums
zum gefühl:
es ist auch nicht unbedingt das gefühl selbst, das du spürst
du spürst dessen auswirkung; und diese können in der tat auch falsch interpretiert werden
daher ist es auch oft hilfreich, in sich zu gehen und sich selbst emotionell zu "analysieren"
das zeigt unter anderem das "brückenexperiment"
dieses hat gezeigt, dass wir uns in stresssituationen leichter verlieben
praktisch funktionierte das experiment beispielsweise so:
eine attraktive frau befragt männer in einem naturpark an zwei verschiedenen stellen
eine ist eine sichere stelle, in einem wald oder neben einer wiese
die andere stelle ist auf einer hängebrücke über dem abgrund
nach der befragung gibt sie den männern ihre telefonnummern, falls noch fragen, anregungen, wünsche etc aufträten
immer wieder waren es mehr männer, die auf der brücke befragt wurden als jene, die an der anderen stelle drangekommen sind
die zahl der "getesteten" war bei den verschiedenen durchführungen groß genug, um zufalls ausschließen zu können
welche schlussfolgerungen wurden getroffen ?
die ursache für das unterschiedliche verhalten war der platz der befragung bzw des zusammentreffens
ein gefährlicher ort versetzt uns in spannung; adrenalinschub, unsicherheit, herzklopfen, etc...
die selben symptome können aber auch durch verliebtheit ausgelöst werden und es ist schwierig zu unterscheiden, aus welchem auslösenden gefühl die gefühltem symptome erwachsen sind
das führt unter anderem zur missinterpretation und glauben etwas zu fühlen, was aber gar nicht der fall war
das lässt den schluss zu, dass wir gar nicht die gefühle selbst fühlen, sondern dessen auswirkungen
erhöht man künstlich deinen adrenalinspiegel durch eine injektion, stehst du ebenfalls unter stress
wenn du nicht ein gefühl selbst, sondern nur dessen auswirkungen fühlst, dann fühlst du auch nicht die auswirkungen (das fphlen dessen ist ebenfalls ein gefühl), sondern die auswirkungen der auswirkungen, und so weiter
und die existenz von gefühlen verschwindet auf einmal
das steht aber im widerspruch zum erlebten bzw für das erlebte ist es nicht von relevanz
wenn wir als existent annehmen, was wir als existent erfahren, dann dürfen wir das auch mit der zeit tun
was du direkt spürst, ist schwierig zu sagen (siehe auch obigen teil)
indirekt "spürst" du aber vieles, so wie die zeit
spürst du, dass ein eisblock kalt ist ?
eigentlich nicht....denn was du spürst ist ein nervenimpuls der kälterezeptoren der haut, die ihr signal aussenden, wenn sich die temperatur des sie umgebenden gewebes absinkt
aber wir machen eine erfahrung
was nun genau dahinter steckt, muss nicht gewiss sein
aber diese erfahrung bekommt einen namen; beim eiswürfel nennen wir diese erfahrung "kalt"
der eiswürfel unterscheidet sich von anderen dingen durch die eigenschaft, die wir als kalt bezeichnen
ob es eine objektive eigenschaft "kalt" gibt, ist von wenig relevanz (in der tat gibt es in der thermodynamik bzw in der physik kein "kalt"....es gibt nur mehr oder weniger warm)
so auch bei der zeit:
was nun dahinter steckt ist wenig relevant
wenn wir so tun, als ob sie eine existente größe sei, dann trägt es unserem nutzbaren weltverständnis mehr bei als wenn wir die existenz ausschließen
wir tun auch so, als ob sie existierte:
vor allem in unserer zivilisation ist die (uhr)zeit von immenser bedeutung
einstein hat einmal gemeint "die zeit ist das, was die uhr misst"
das mag zwar keine völlig befriedigende antwort sein, aber mehr wirds auch nicht geben, was man in erfahrung bringen kann
zweifellos misst die uhr etwas
man kann nun sagen, die uhr zählt lediglich die schwingungen der mechanischen unruh oder eines quarzes, aber worin unterscheiden sich zwei schwingungen, wenn nicht durch die zeit ?
wenn du mich fragst, ob ich einen wirklichen einfluss der zeit auf materie/energie kenne:
ich kenne überhaupt keinen "wirklichen" einfluss und auch niemand sonst kennt so etwas
kennst du irgendeinen "wirklichen" einfluss ?
ich denke, man kann jeden einfluss weiter zerpflücken, wenn man ihn nur genügend unter die lupe nimmt (siehe gefühlter kalter eiswürfel, der sich noch millionenfach mehr zergliedern ließe)
also: die frage "gibt es das wirklich ?", lässt sich bei allem und jedem stellen
sie ist aber erstens prinzipiell nicht beantwortbar und hat zweitens keinen praktischen wert
ob es sie also "wirklich" gibt oder nicht weiss ich genausowenig wie jeder andere; da bin ich, wie ich schon schrieb, agnostisch
wenn jemand meint, zeit gäbe es eigentlich nicht, dann ist das für mich, wie wenn sich jemand zum atheismus oder irgendeiner religion bekennt
das ist für mich eine subjektive wahrheit, die ich demjenigen natürlich zugestehe, derer ich mich aber nicht anschließen muss
lg,
Muzmuz
lg,
Muzmuz