Robert Menasse hat seine Ideen ja nicht alleine entwickelt, sondern in Zusammenarbeit mit der deutsch-französischen Politikwissenschaftlerin Ulrike Guerot:
http://diepresse.com/home/presseams...-die-Begruendung-einer-Europaeischen-Republik
Dann nehmen wir eben beide zusammen, Ulrike Guérot und Robert Menasse, die mir in manchen Punkten aus der Seele sprechen. Im verlinkten Manifest heißt es:
>>Der erste Präsident der Europäischen Kommission, Walter Hallstein, ein Deutscher, sagte: „Die Abschaffung der Nation ist die europäische Idee!“ – ein Satz, den weder der heutige Kommissionspräsident noch die gegenwärtige deutsche Kanzlerin wagen würde auszusprechen. Wahrscheinlich wagen sie nicht einmal, ihn zu denken. Und doch ist dieser Satz die Wahrheit, auch wenn sie vergessen wurde.
Heute könnten wir den Träumern, wenn sie gehört würden, die Lösung der Krise verdanken. Der Traum, die Lösung: die Europäische Republik.<<
Gleichzeitig wird Robert Menasse mit der Aussage zitiert:
"Die Nationalisten sitzen in Madrid, und die Europäer sitzen in Katalonien.
Im Lissaboner Vertrag ist festgeschrieben, dass die Europäische Union auf dem Weg ist zu einem
Europa der Regionen.
Die logische Antwort lautet: als Netz von Regionen , unter dem Dach einer europäischen Republik -
das ist die Idee."
(Interview SbgN, 11.Okt. 17.)
Wenn in Madrid tatsächlich die Nationalisten sitzen, dann laufen sie einem Phantom nach, denn Spanien ist keine Nation, sondern ein Staat, der aus 17 mehr oder wenige autonomen Regionen besteht, die eher die Kriterien des Begriffs Nation erfüllen und auch mehr oder weniger regionalnationalistisch geprägt sind. Der einzige Staat in Europa, der auch als Nationalstaat bezeichnet werden darf, ist Island.
Gleichzeitig ist in beiden Texten von einer europäischen Republik die Rede, aber es wird zumindest von Menasse übersehen, dass diese Regionen – ob es Katalonien in Spanien ist oder die Lombardei und Venetien in Italien – die Staaten, denen sie heute angehören nur deshalb verlassen wollen, weil sie die ärmeren Regionen nicht mitfinanzieren wollen. Was spricht dagegen, dass sich diese und andere Regionen in einer europäischen Republik genauso unsolidarisch zeigen würden? Der einzige Unterschied wäre, dass diese Regionen außerhalb dieser europäischen Republik nicht überlebensfähig wären.
Die europäische Idee wird so lange nur eine Idee bleiben, solange die Europäer nicht in der Lage sind zu erkennen, dass sie in einer globalisierten Welt nur gemeinsam bestehen können, aber dazu müssen sie bereit sein, sich anderen Regionen solidarisch zu erklären, denn am Ende profitieren alle davon.
Solange Nationalismus, gleichgültig ob Staatsnationalismus oder Regionalnationalismus, die europäischen Strukturen bestimmen, wird die europäische Idee eher zerstört als vorangebracht. Die Britten und die osteuropäischen Länder haben den Anfang gemacht und jetzt folgen die Regionen.