Simcha
New Member
- Registriert
- 11. August 2008
- Beiträge
- 394
AW: Trauerzeit=Trauerjahr?
Ich „hirne“ schon tagelang an Eurem Thread herum. Erwartet bitte nicht was Abgeklärtes. Ich bin nun mal ein Gefühlsmensch, und schreibe gerne spontan. Aber eben, weil ich viel Gefühl habe, fällt mir das Trauern sehr schwer. So wie ich die Freude in ihrer höchsten Ebene erleben darf, erlebe ich auch das Leid in den tiefsten Tiefen. Ich habe gelernt, zu diesen Extremen Ja zu sagen. Das bin „ich“. Das war auch ein Prozess, das anzunehmen und zuzugeben..
Als über 70jährige stand ich schon an manchem Sarg. Ich begleitete verschiedenste Menschen auf ihrer letzten Wegstreckte, litt mit ihnen ihre letzten Leiden mit, weinte mit ihnen, begleitete auch ihre Angehörigen, oder fühlte mich oft auch alleine, mit meiner eigenen Trauer.
Wie soll man trauern? Wer hilft uns dabei?
M.E. gibt es überhaupt keine Regel, denn jeder Mensch ist so einmalig – in seinen Erkenntnissen, Erlebnissen, Bedürfnissen, von seiner Erziehung her. Das finde ich das Schönste im Leben, diese Einmaligkeit jedes einzelnen Menschen. (Das liebe ich auch so im Umgang mit Menschen, das Entdecken „seines einmaligen Schatzes“.)
Jeder Mensch erlebt das Abschiednehmen, die Trauerzeit anders. Weil auch die Beziehung zum Verstorbenen einzigartig verschieden ist. Wie sollten wir uns da ein Richten anmassen dürfen?
Ein Jahr trauern? Mehr, weniger, wer kann es bestimmen? Es gibt Rituale, Begräbnisrituale, von Nationen, von Familien. Begräbnis- oder Trauerrituale scheinen sich auch nicht so schnell zu verändern. Rituale sind auch Hilfen, mit einer Situation umzugehen. Vielleicht ist dies sog. Trauer-Jahr auch so eine „Empfehlung“, eine Erfahrung.
Von einem ganz besonders eindrücklichen Brauch erzählte mir meine Hebräisch-Lehrerin. Als ihr Vater verstarb in Israel war da die gebräuchliche SHIVA..
Die Angehörigen „sitzen“ sieben Tage auf dem Boden und verlassen das offene Haus nicht. Die Nachbarn, Freunde kommen – gehen, versorgen die Trauernden mit Essen. Die Trauernden sitzen einfach untätig da, erzählen Erlebnisse mit Verstorbenen, es wird geweint, aber auch gelacht über lustige Begebenheiten, man teilt zusammen die Erinnerungen. Man hat Zeit füreinander. Man kann mit den Gästen Gedanken auszutauschen, Freundschaft und Nähe geniessen. Der Verstorbene wird ja bekanntlich dort am Tag seines Todes beerdigt. Aber diese intensive Zeit für das Trauern, das Erinnern – währt eine Woche lang.
Weiter weiss ich nicht mehr genau (möchte nicht mit halber Info kommen). Aber ein weiterer Brauch gefällt mir auch speziell: Jedes Jahr, am Todestag, wird morgens früh eine Kerze angezündet, man gedenkt des Verstorbenen.
Dies habe ich übernommen. Es tröstet mich, dieses Gedenk-Lichtlein. Mehr, als Friedhofbesuche, die mir immer schwer fallen.
Wenn ich wählen könnte – mir würde das gefallen, eine Woche lang einfach „sitzen“ und sich Zeit nehmen können fürs Trauern.
Simcha
Ich „hirne“ schon tagelang an Eurem Thread herum. Erwartet bitte nicht was Abgeklärtes. Ich bin nun mal ein Gefühlsmensch, und schreibe gerne spontan. Aber eben, weil ich viel Gefühl habe, fällt mir das Trauern sehr schwer. So wie ich die Freude in ihrer höchsten Ebene erleben darf, erlebe ich auch das Leid in den tiefsten Tiefen. Ich habe gelernt, zu diesen Extremen Ja zu sagen. Das bin „ich“. Das war auch ein Prozess, das anzunehmen und zuzugeben..
Als über 70jährige stand ich schon an manchem Sarg. Ich begleitete verschiedenste Menschen auf ihrer letzten Wegstreckte, litt mit ihnen ihre letzten Leiden mit, weinte mit ihnen, begleitete auch ihre Angehörigen, oder fühlte mich oft auch alleine, mit meiner eigenen Trauer.
Wie soll man trauern? Wer hilft uns dabei?
M.E. gibt es überhaupt keine Regel, denn jeder Mensch ist so einmalig – in seinen Erkenntnissen, Erlebnissen, Bedürfnissen, von seiner Erziehung her. Das finde ich das Schönste im Leben, diese Einmaligkeit jedes einzelnen Menschen. (Das liebe ich auch so im Umgang mit Menschen, das Entdecken „seines einmaligen Schatzes“.)
Jeder Mensch erlebt das Abschiednehmen, die Trauerzeit anders. Weil auch die Beziehung zum Verstorbenen einzigartig verschieden ist. Wie sollten wir uns da ein Richten anmassen dürfen?
Ein Jahr trauern? Mehr, weniger, wer kann es bestimmen? Es gibt Rituale, Begräbnisrituale, von Nationen, von Familien. Begräbnis- oder Trauerrituale scheinen sich auch nicht so schnell zu verändern. Rituale sind auch Hilfen, mit einer Situation umzugehen. Vielleicht ist dies sog. Trauer-Jahr auch so eine „Empfehlung“, eine Erfahrung.
Von einem ganz besonders eindrücklichen Brauch erzählte mir meine Hebräisch-Lehrerin. Als ihr Vater verstarb in Israel war da die gebräuchliche SHIVA..
Die Angehörigen „sitzen“ sieben Tage auf dem Boden und verlassen das offene Haus nicht. Die Nachbarn, Freunde kommen – gehen, versorgen die Trauernden mit Essen. Die Trauernden sitzen einfach untätig da, erzählen Erlebnisse mit Verstorbenen, es wird geweint, aber auch gelacht über lustige Begebenheiten, man teilt zusammen die Erinnerungen. Man hat Zeit füreinander. Man kann mit den Gästen Gedanken auszutauschen, Freundschaft und Nähe geniessen. Der Verstorbene wird ja bekanntlich dort am Tag seines Todes beerdigt. Aber diese intensive Zeit für das Trauern, das Erinnern – währt eine Woche lang.
Weiter weiss ich nicht mehr genau (möchte nicht mit halber Info kommen). Aber ein weiterer Brauch gefällt mir auch speziell: Jedes Jahr, am Todestag, wird morgens früh eine Kerze angezündet, man gedenkt des Verstorbenen.
Dies habe ich übernommen. Es tröstet mich, dieses Gedenk-Lichtlein. Mehr, als Friedhofbesuche, die mir immer schwer fallen.
Wenn ich wählen könnte – mir würde das gefallen, eine Woche lang einfach „sitzen“ und sich Zeit nehmen können fürs Trauern.
Simcha