AW: Theorie: Der Mensch hat 3 Leben
Das heißt, ich glaube nicht an ein Kommunikationsbedürfnis der Tiere, das nicht im Fortpflanzungstrieb begründet ist.
willst du wirklich jeden tierlaut auf den fortpflanzungstrieb zurück führen ?
jegliches miauen einerkatze, jedes bellen eines hundes, das piepen hungriger küken, aber auch lautlose kommunikation wie der tanz einer biene zur mitteilung der position von futterplätzen, alle drohgebärden, etc... ?
Naja, wir sind ja auch nicht gleich sensibel und wenn Du etwas bemerkst, was ich nicht bemerke, heißt das ja noch lange nicht, dass es das nicht gibt; nach Deiner Sichtweise müssen wir aber dann davon ausgehen, dass bei instinktiven Handlungen noch weniger Verstand dabei ist als bei triebhaften Handlungen, das heißt, wir diese noch weniger kontrollieren können.
triebhaft und instinktiv unterscheide ich nicht nach kontrollierbarkeit oder an der verstandsbeteiligung, sondern nach dem gesichtspunkt
instinkt beschreibt eher WAS macht jemand, trieb beschreibt eher WARUM macht der das
putzgeste --> weibchen putzt sich (die beschreibung instinktiv besagt, dass es sich putzt, ohne darüber groß nachzudenken oder sich notwendigerweise dessen bewusst zu sein)
sexualtrieb --> weibchen putzt sich, UM für das männchen attraktiver zu sein, UM die möglichkeit zu begünstigen sich zu paaren, UM sich fortzupflanzen (erklärt also, WARUM es sich putzt, welchen zweck es hat; ohne darauf einzugehen, wie bewusst sich das weibchen dessen ist)
setzt eine frau die putzgeste bewusst ein, ist sie in dem moment nicht instinktiv, auch wenn die geste in späterer folge der fortpflanzung dienen sollte
Wir können sagen, wenn unser Triebleben (Instinktleben) im Vordergrund ist, verhalten wir uns ähnlich wie Tiere; was uns - Gott sei Dank - trotzdem noch von den Tieren unterscheidet ist unser Verstandesleben und vor allem unser Gefühlsleben.
beim verstand stimme ich dir noch zu
sofern überhaupt vorhanden, ist der verstand (geht über intelligenz hinaus) bei tieren nur rudimentär ausgeprägt
aber das gefühlsleben ?
sind die meisten gefühle nicht auch bei tieren, zumindest bei jenen, die dem menschen nahe stehen (wie primaten, säugetiere) da ?
ich sehe einen unterschied zwischem einem gefühl und dem erleben desselben
auch wir menschen haben gefühle, derer wir uns nicht bewusst sind und/oder sie nicht zu deuten wissen
gefühlt werden sie trotzdem
aber inwiefern unterscheidet sich das menschliche verhalten so prinzipiell von jenem von tieren ?
Wirklich relevant wird diese Unterscheidung dann, wenn der "Süchtige" asoziale Handlungen setzt und der Richter entscheiden muss, ob er nun böse oder krank ist, worum ich keinen Richter beneide. Auch der Arzt muss natürlich erkennen, wann ein Mensch nur seinen angeborenen Trieb befriedigt bzw. ab wann er krank ist.
hier stört mich "böse oder krank"....
krank ist ein zustand, der zwar bisweilen nicht allgemeingültig definiert werden kann, aber eben ein halbwegs objektiver zustand ist
böse ist ausschließlich eine wertung, zumeist dazu von außen
d.h. die selbe person kann je nach umfeld als böse oder nicht böse gelten....böse ist keine diagnose, die sich lediglich nach dem zu beurteilenden richtet
beispielsweise war es in der antike durchaus üblich, ältere männer mit gerade geschlechtsreifen mädchen zu vermählen, und mit 18 hatten junge frauen schon mehrere kinder
heutzutage wäre derlei strafbar
war die gesellschaft damals 'krank' ? 'böse' ?
warum halten erwachsene männer gesichter und körper von mädchen im alter von 14, 15 (also gerade mal geschlechtsreif) am attraktivsten, solange man ihnen das alter jener mädchen verschleiert ?
(verschleiert man das alter, mischt sich zu den 'natürlichen' entscheidungskriterien auch das anerzogene rechtsempfinden, und das in der modernen gesellschaft erlernte tabu greift)
ist die befriedigung eines angeborenen triebes niemals krankhaft ?
ist die befriedigung anderer triebe immer krankhaft ?
was heißt in diesem fall "angeboren" ?
sachverständige psychologen haben, sofern sie ihre arbeit gewissenhaft machen wollen, große probleme mit ihren beurteilungen, da es keine eindeutige grenze zwischen krank und nicht-krank gibt bzw schuldfähig und nicht schuldfähig, deren subjektive beurteilung aber gravierende auswirkung hat
der Selbstbehauptungstrieb ist ähnlich dem Geltungstrieb; wenn man in eine neuen Kreis kommt, will man einmal akzeptiert werden; fühlt man sich längere Zeit nicht akzeptiert, meldet sich der Selbstbehauptungstrieb.
das, was du beschreibst, sehe ich als ausformung des geltungstriebes
vor allem menschen, aber auch tiere in sozialen gruppen haben angst davor, nicht akzeptiert bzw nicht bemerkt zu werden
der hintergrund ist beispielsweise ein weiterwandern der herde, und einer wird vergessen
oder ein angriff auf die herde, die meisten werden vom herdenverband geschützt, aber einzelne 'übersehen'
oder aber jemand wird von der herde verstoßen, was bei herdentieren üblicherweise einem todesurteil gleichkommt
das ist auch der grund, warum jugendliche stars werden wollen....dabei geht es nicht um das geld, sondern darum, dass er dann nicht übersehen, nicht auf ihn vergessen wird
also auch der mädchentraum a'la hannah montana oder ähnliches ist instinktiv, auch wenn sich wohl kaum ein tier bei starmania oder dsds bewerben wird wollen
Wissenstrieb und Spieltrieb sind zwei verschiedene Paar Schuhe; Wissenstrieb ist mit Neugier vergleichbar.
gerade neugier ist mit spieltrieb vergleichbar
neugier ist auf kein spezielles ziel ausgerichtet, genau so wie spielen
bitte spezifiziere genauer, was du mit wissenstrieb meinst
Ich brachte während meiner Schulzeit (8 Jahre Grundschule und 5 Jahre Handelsakademie) das Lernen nie mit "Instinkt" in Verbindung, ich besuchte allerdings auch nie eine Universität oder Hochschule; ich bin auch nach wie vor der Meinung, dass "Instinkte" hauptsächlich in die Tierwelt gehören.
ja, vielleicht kannst du dann erläutern, WARUM du eine schule wie die HAK besucht hast...spätestens die letzten 4 jahre gehen über die schulpflicht hinaus, welche gründe hattest du dafür (ich nehme mal an, es war nicht rein aus spaß)
aber keine sorge, es käme kaum jemand auf die idee, dass der großteil seiner handlungen, gedanken und entscheidungen nicht bewusst, rein rational getroffen werden (in der tat fiele mir keine einzige entscheidung ein, die *rein* rational wäre...hinter jeder entscheidung stehen nicht gesteuerte bedürfnisse, die befriedigt werden wollen), sondern dass der verstand lediglich davon 'informiert' wird und man sich dadurch bewusst wird
sagt einem der appetit, dass man lieber schweinsbraten will und stellt sich bewusst gegen diese entscheidung und meinst dann, man hätte über seine 'niederen' instinkte gesiegt, so mag dies letztendlich nur der sieg eines triebes (in diesem fall des geltungstriebes) über den nahrungstrieb darstellen
Dass wir zur Schule gehen, hängt m.E. vorerst einmal mit der Liebe zu der Angst vor unseren Eltern zusammen; soweit Triebe hier schon mitspielen, ist es mMn in erster Linie der Geltungstrieb, in zweiter Linie der Sexualtrieb, dann der Wissenstrieb.
liebe zu der angst vor unseren eltern ?
falls du meinst, dass wir aus angst vor unseren eltern bzw deren liebesentzug, dann wären wir beim geltungstrieb
welches bedürfnis primär gestillt werden soll mag von individuum zu individuum differieren, jedoch sind es immer wieder bedürfnisse, die von unserer natur herrühren
Ich bin zwar weder ein Zoologe, noch ein Biologe, noch ein Verhaltensforscher, bin aber fest davon überzeugt, dass wir Menschen - um einen Überbegriff zu verwenden - mehr (verschiedenartige) Bedürfnisse haben als die Tiere, dafür haben wir aber auch mehr Fähigkeiten.
ja, hier stimme ich mit dir großteils überein
auch beim versuch von der egozentrischen sicht abzurücken, scheint der mensch vielschichtiger als tiere zu sein
ich denke, der mensch hat mehr bedürfnisse, WEIL er mehr fähigkeiten hat
wenn wir die spitze der bedürfnispyramide betrachten und dort so etwas wie "selbstverwirklichung" finden, dann denke ich doch, dass dies ein bedürfnis ist, das im tierreich nicht zu finden ist
dafür braucht es ein ausgeprägtes selbstbewusstsein, das so im tierreich bisweilen nicht beobachtet wurde
und erst durch die fähigkeit, uns selbst zu reflektieren, uns selbst zu erkennen, kann ein bedürfnis, sich selbst zu verwirklichen überhaupt entstehen
außer in zeichentrickfilmen kann ich mir eine philosophische ameise a'la antz nicht wirklich vorstellen
allerdings darunter unterscheidet sich der mensch nicht von tieren
zu unterst stehen physiologische bedürfnisse (nahrung, passende umwelt, selbsterhaltung)
darüber sicherheit (alle möglichen tiere suchen schutz auf unterschiedlichste art und weise)
weiter darüber soziale beziehungen (nur wenige tiere kommen völlig ohne soziale beziehung aus, sei es auch nur kurzzeitig zur fortpflanzung...spätestens bei herdentieren finden die ein dem menschen sehr ähnliches verhalten)
noch weiter darüber soziale anerkennung (hier wird es schon dünn im tierreich, aber vor allem bei herden-säugetieren vorhanden....einzelne tiere versuchen, alpha-tiere zu werden und jene alpha-tiere schauen, dass sie ihren status behalten und jener respektiert wird)
lg,
Muzmuz
p.s. hoffentlich ist dir in der küche nichts angebrannt