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Theorie von Achtung und Liebe

Hallo Zellinger,

Zeilinger schrieb:
Ich denke, die zwei wertvollsten Gefühle, zu denen Menschen fähig sind die Liebe und die Achtung - wobei ich zwischen diesen beiden Gefühlen keine Hierarchie machen will. Wir empfangen sie gerne und geben sie auch.

Das ist eine Pauschalierung. Und die ist meiner Meinung nach so nicht tragbar. Ich erkläre weiter unten, warum ich dieser Meinung bin.

Zellinger schrieb:
Ich glaube, dass jeder Mensch die Freiheit hat, bezüglich dieser beiden Gefühle zwischen 3 "Paketen" zu wählen:

1.) Ein großes Paket Liebe oder
2.) Ein großes Paket Achtung oder
3.) Ein kleines Paket Liebe und ein kleines Paket Achtung.

Er könnte statt Liebe auch Ignoranz oder gar Abneigung wählen. Er könnte statt Achtung wiederum Ignoranz oder gar Verachtung wählen.

Man kann auch etwas hassen, was man liebt.
Man kann etwas hassen, was man achtet.
Man kann etwas verachten, was man liebt.

Zu Liebe und Achtung gibt es also auch Akzeptanz, Ignoranz, Hass und Verachtung.

Zellinger schrieb:
Nur entscheiden muss sich jeder selbst - jeder kriegt nur eines dieser drei Pakete.

Was haltet Ihr davon ?

Ist Liebe zu einem Menschen, der einen mißhandelt, wertvoll?
Ist Achtung vor einer unmenschlichen Religion oder Philosophie wertvoll?

Ist der Hass der Unmenschlichkeit wertlos?
Ist Verachtung der Heuchelei wertlos?

Können nicht also auch Hass und Verachtung wertvolle Gefühle sein?

Gruß,
lazpel
 
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lazpel schrieb:
Lazpel,
Man kann auch etwas hassen, was man liebt.
Man kann etwas hassen, was man achtet.
Man kann etwas verachten, was man liebt.
Ich respektiere diese Deine Meinung, kann ihr aber überhaupt nicht zustimmen. Man ist höchstens in einer Verfasssung oder Entwicklungsstufe, in der man zwischen Liebe, Hass, Achtung und Verachtung nicht unterscheiden kann. Das sind vier Paar Schuhe, lazpel.

Zu Liebe und Achtung gibt es also auch Akzeptanz, Ignoranz, Hass und Verachtung.
Da pflichte ich Dir bei; es gibt nicht nur Liebe und Achtung in der Gesellschaft, es gibt auch Akzeptanz (die zur Liebe führen kann), Ignoranz, Hass, Verachtung, Enttäuschung, Rücksichtslosigkeit, Neid, Missgunst, Eifersucht, Rücksicht, Einsicht und und und

Ist Liebe zu einem Menschen, der einen mißhandelt, wertvoll?
Ist eine Liebe in christlichem Sinne: "Du sollst auch Deine Feinde lieben" und ist so wertvoll, so viel Wert man ihr persönlich (individuell) zumisst.

Ist Achtung vor einer unmenschlichen Religion oder Philosophie wertvoll?
An und für sich nicht; du solltest ruhig eine Religion, die Du im Augenblick als schlecht empfindest, ablehnen - mit der Demut, dass Du Dich unter Umständen auch irren kannst. Lobst Du eine Religion, die Dir innerlich widerspricht, bist du einmal ein Heuchler oder Lobhudler, sonst nichts.

Ist der Hass der Unmenschlichkeit wertlos?
Wenn Du meinst, "der Hass gegen die Unmenschlichkeit" oder "auf die Unmenschlichkeit", so ist er unterm Strich nicht wertlos. Minus mal Minus gibt plus, nicht nur in der Mathematik.

Ist Verachtung der Heuchelei wertlos?
Nein, auch nicht, aus den gleichen Gründen wie oben.

Können nicht also auch Hass und Verachtung wertvolle Gefühle sein?
Doch, können sie, falls sie sich gegen etwas richten, was die Mehrheit der Menschen verneint (also im sozialen Zusammenhang); sie sollten jedoch nicht in Gewalt ausarten.

Der Kern meiner ursprünglichen Aussage ist nichts anderes als die Behauptung, dass
kein Mensch im Leben ein Maximum an Liebe und ein Maximum an Achtung erlangen kann.​
Hat (hätte) er z.B. ein Maximum an Achtung, würde er so viele Neider haben, dass ihm keine Liebe widerfahren würde; denn der Neid ist sicher ein Feind der Liebe.

Ist aber nur eine Theorie - die überzeugt oder auch nicht.

Liebe Grüße
Zeili
 
lazpel und zeili!

moment, moment, da werden ja äpfel und birnen und ein paar zwetschken bunt durcheinandergeworfen, multipliziert und bewertet, dass mir der kopf schwirrt.

wie ist das? zeili hat 3 möglichkeiten zur wahl angeboten, die hat er zur diskussion gestellt und ich meine, er hatte einen grund, das zu tun. nicht wahr zeili?
es ging doch darum, dass man deiner meinung nach wählen könne, ob man total geliebt oder total geachtet werden will, oder ob man nur ein bisschen geliebt, dafür aber auch geachtet werden will.
ignoranz, ablehnung und verachtung standen nicht zur auswahl.

gut, das war die ausgangssituation.

@ lazpel
Man kann auch etwas hassen, was man liebt.
Man kann etwas hassen, was man achtet.
Man kann etwas verachten, was man liebt.

Zu Liebe und Achtung gibt es also auch Akzeptanz, Ignoranz, Hass und Verachtung.
dem kann ich nicht zustimmen, es sei denn, du meinst mit lieben, jemanden zu begehren. das kann auch mit hass verbunden sein, vor allem, wenn du abgewiesen wirst. :wut1:

wenn du jemanden achtest, dann kannst du ihn nicht hassen. achtung ist kühl, da könnte grad noch ablehnung mitlaufen. hass ist heiß, hass paart sich mit verachtung.

liebe und verachtung schließen einander gegenseitig aus. wenn du jemanden verachtest, schiebst du ihn innerlich weit von dir weg *pfui*. wo sollte da liebe platz haben? nicht einmal begehren.

die diskussion, wie wertvoll gefühle wie liebe und hass oder alle anderen, die da aufgezählt wurden, sind und in welchem zusammenhang, die sind doch - bitte um verzeihung für die saloppe ausdrucksweise - alle für den vielgepriesenen hugo! :maus:
wenn ich liebe, dann liebe ich, ob begehrlich oder "rein" oder platonisch, spielt hier keine rolle. wenn ich hasse, dann hasse ich, ich verachte und achte, ich lehne ab und akzeptiere, je nachdem, wer oder was mir begegnet und mit mir in interaktion tritt. fühlen ist vollkommen wertfrei, oder noch besser, alle gefühle sind gleich wertvoll, denn sie dienen uns als orientierungshilfe in jeder beziehung.

ich kann allerdings selbst entscheiden - und jeder tut es nach seinen moralischen vorstellungen sowieso - ob und in welcher form ich meine gefühle äußere.
wir dürfen es uns also gestatten, unsere gefühle zu fühlen, aber unser handeln sollte der vernunft unterworfen sein.
über die moralischen vorstellungen, die ja nur subjektiv beurteilt werden können, lässt sich diskutieren.

das erst einmal, vielleicht kommt noch etwas nach. da muss ich noch einmal nachlesen und nachdenken.

herzlich
lilith51
 
Eben!!!

Zu hassen bedeutet: Aversion, nicht die geringste Form der Achtung, das Mißgönnen von Glück - ist also absolut nicht kompatibel mit Liebe.

Zu verachten bedeutet: Geringschätziges Denken über den Anderen, dessen totale Ablehnung - hat also überhaupt nichts mit Liebe zu tun.

Zu lieben bedeutet: Jemanden oder etwas vorbehaltslos anzuerkennen, zu achten, zu akzeptieren und das auch trotz der Fehler, die der Andere oder die Sache hat - hat also auch nichts mit Hass oder Verachtung zu tun.

Hassliebe, wie definiert man sie?
Beispiel Geschwister: Gegenseitige Eifersucht oder Neid lässt vielleicht den Bruder oder die Schwester hassen. Kommt aber der böse Nachbarsjunge und verprügelt die kleine Schwester, steht der große Bruder auf der Matte und "rächt" die kleine Schwester, weil ein Anderer oder Außenstehender "seiner" kleinen Schwester nichts tun darf. (Blödes Beispiel, ich weiß).
Beispiel Ehepaare/Paare: Mir fällt das spontan "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" ein - geradezu das Paradebeispiel von Hassliebe.
Verletzung, Demütigung, Missachten des Partner bis hin zur Selbstzerstörung. Aber nimmst du einem der Beiden den Partner, geht er fort, dann ist damit die Zerstörung des Anderen vorprogrammiert.
Warum gehen misshandelte Frauen oft wieder zu dem Mann zurück, der sie misshandelt hat?? Ist es dann Liebe, Hörig- oder Abhängigkeit? Vielleicht ist es doch eine pervertierte Form von Liebe, die diese Frauen immer wieder hoffen lässt, dass der Typ sich doch noch ändern wird, denn früher, als sie heirateten, sich verlobten, miteinander gingen, da war er doch ganz anders!!! Er hat sie doch geliebt, und vielleicht macht sie ja auch Fehler und dann ist es doch kein Wunder, dass er deswegen ausrastet, ihr eine reinhaut!!!! Aber im Grunde ist er doch ein guter Kerl!!!

Der Alkoholiker- womit wir wieder beim Thema "trinken" sind, hasst den Alkohol, aber weiß, was der aus ihm macht, aber auch mit dem Wissen, dass er ohne ihn (zumindest denkt er so) nicht klar käme - also liebt er ihn. Hassliebe!

Zum Thema: Mir würde kein kleines Paket Liebe und auch kein kleines Paket Achtung reichen!!
Genauso, wie ich meinem Gegenüber/Partner nicht nur ein bißchen Liebe und ein bißchen Achtung bezeuge, oder für ihn empfinden möchte, so möchte ich auch nicht, dass es umgekehrt der Fall ist.

Ein kleines "Paket" Liebe und Achtung für Jemanden zu empfinden, ist für mich gleichbedeutend mit "der Typ ist ok, mit dem komm ich klar".

Liebe beinhaltet Achtung, wobei es umgekehrt nicht unbedingt der Fall sein muss.

Aber weiter zu sinnieren würde nur dazu führen, dass der Begriff "Liebe" zum 75.000sten Mal definiert werden müsste.

Ich liebe und achte euch alle*g*.

Rhona
 
liebe rhona!
du hast noch ein paar gute und anschauliche beispiele gebracht, die zeigen, wie vielschichtig das gefühlsleben in den verschiedensten beziehungen sein kann.

mein gefühl, wenn ich deine beiträge lese: freude!
ich freue mich sehr, dass es dich hier gibt!
:umarm:
herzlich
lilith51
 
ich komme auf #12 zurück:
@zeili:
Der Kern meiner ursprünglichen Aussage ist nichts anderes als die Behauptung, dass
kein Mensch im Leben ein Maximum an Liebe und ein Maximum an Achtung erlangen kann.
Hat (hätte) er z.B. ein Maximum an Achtung, würde er so viele Neider haben, dass ihm keine Liebe widerfahren würde; denn der Neid ist sicher ein Feind der Liebe.

liebe zu erlangen ist zwar ein verständliches bedürfnis, aber genau deswegen, weil wir sie erlangen wollen, erlangen wir sie nicht. etwas erlangen wollen heißt, etwas haben wollen. aber liebe kann man nicht haben. liebe ist ein geschenk, das einem zuteil wird, wenn man darauf vertraut. d.h. ich kann liebe nicht einfordern und ich kann sie mir nicht verdienen. ich kann aber damit anfangen zu lieben, erst mich selbst und dann auch die anderen, aber vor allem das ganze leben, wie immer es auch aussieht.

ein maximum an achtung heißt auch hochachtung. ich sage, ich habe hochachtung vor jemandem, der unter umständen, die mir besonders schwierig erscheinen, dennoch etwas leistet, das ich so nicht hingekriegt hätte. h. ist anerkennung eines außergewöhnlichen verhaltens.

kann ich davon ausgehen, dass ich den menschen, dem ich diese hochachtung entgegenbringe, auch lieben kann? ich denke schon.

dass (hoch)achtung auch neider auf den plan rufen kann, ist nicht von der hand zu weisen. aber daraus zu schließen, dass jemandem KEINE liebe widerfahren würde, nur weil er hochgeachtet wird, das kann ich so nicht nachvollziehen. :autsch:

mMn ist es nicht sicher, dass der neid ein feind der liebe ist. denn neid heißt doch, dass ich etwas haben will, was der andere schon hat. da schwingt doch auch bewunderung des anderen mit, gemischt mit dem bedauern, dass ich nicht an seiner stelle bin.

ganz schön vielschichtig, die ganze sache mit der liebe. :)

herzlich
lilith51
 
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Liebe dich selbst wie deinen nächsten

Lilith schrieb:
...ganz schön vielschichtig, die ganze sache mit der liebe.
Ja genau, so ist es...

Denn Liebe ist alles und beinhaltet auch alles. (aber dies nur nebenbei)

Daher kann ich
Lazpel schrieb:
Man kann auch etwas hassen, was man liebt.
Man kann etwas hassen, was man achtet.
Man kann etwas verachten, was man liebt.

Zu Liebe und Achtung gibt es also auch Akzeptanz, Ignoranz, Hass und Verachtung.
auch gut nachvollziehen.

Ich kann einem Menschen (oder sonstwas) auf der einen Ebene Liebe entgegenbringen und auf einer anderen Hass. Sprich: Ich kann einen Menschen in gewisser Hinsicht - oder manchen Momenten - lieben, achten und tolerieren, jedoch manches an ihm (Handlungen, Anschauungen, Gesichtsausdrücke, eine spez. Macke...) hassen/resp. gemildert ausgedrückt: weniger gut aushalten (je nach der Stärke der Abneigung).

Ich kann jem. "an sich" lieben, doch eine gewissen Eigenschaft an ihm/ihr verachten.

Ich kann jem. verachten - evtl. gerade deshalb, weil ich im inneren weiß, dass ich ihn/sie liebe (ich die Eigenschaften liebe, die ich nicht lieben soll ---> also: verachte...)

Gerade weil wir das reine/unvermischte Gefühl der Liebe nicht immer verspüren können oder es sich fallweise schnell mit anderen (weniger "guten") Gefühlen vermischt, tun wie uns ja so schwer damit.

Wir teilen ja schon wieder ein: in "reine" Liebe, "erot." Liebe, "platonische" Liebe undundund...
Wenn dann manche Gedanken, die wir haben, nicht in unser Schema der jew. Liebe passen (z.B. Liebe zum Partner, die in sex. Geilheit ausartet; oder anzügl. Bemerkungen eines Freundes, die mißfallen...) dann "schleudert´s" uns.

Doch: wir haben alle Gefühle in uns. Alle und immer.

Nur: manche Gefühle sind uns genehm und von uns akzeptiert und andere wollen wir halt nicht wahrhaben. Und damit lehnen wir sie ab; lehnen einen Teil von uns ab. Und lehnen in der Folge genau jene Menschen/Situationen ab, durch die wir an diese (verdrängten) Gefühle erinnert werden.

Denn: wir lieben und achten den anderen/die andere nur in dem Maße, als wir uns selbst lieben und achten können.

"Liebe den nächsten wie dich selbst" bedeutet für mich keine Aufforderung zu liebevollerem Umgang.
Sondern es ist eine Beschreibung des Ist-Zustandes; eine Klarstellung, damit dieser wichtige Zusammenhang erkannt werden kann.

...Ja, ganz schön vielschichtig... :zauberer1

lg kathi
 
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