Genauer, das stinkt zum Himmel, diese Selbstbeweihräucherung. Schaut mal her, ich philosophiere und habe auch schon etwas dazu gelesen und glaube sogar, es verstanden zu haben, das ist ein gockelhaftes Gehabe, mehr nicht.
Naja ich sehe das nicht als ein "gockelhaftes Gehabe" und ich habe auch mit philosophischen Wissen geprotzt oder dergleichen. Von philosophischer "Selbstbeweihräucherung" bzw. philosophischen Dünkel halte ich nicht viel. Wenn Sie diesen Eindruck von mir haben ist das eben bedauerlich. Mir geht es eher darum wie man philosophische Diskussionen durch entsprechende Zitate weiter "anreichern" kann. Und warum sollte man sich nicht auch auf Philosophen und deren Zitate beziehen? Was spricht dagegen? Damit soll ja nicht das eigene Philosophieren gänzlich abhanden kommen. Aber Sie sehen das ja als eine angebliche philosophische Zurschaustellung, die es aber der Sache nicht ist. Ich finde Ihre Kritik in dem Punkt nicht angemessen und für verfehlt.
Zum "gockelhaften Gehabe", was Philosophierenden vorgeworfen wird oft, zitiere ich gern Nietzsche nochmal (aus Jenseits von Gut und Böse, von den Vorurteilen der Philosophen):
"Wie
boshaft Philosophen sein können! Ich kenne nichts Giftigeres als den Scherz, den sich
Epicur gegen
Plato und die
Platoniker erlaubte: er nannte sie Dionysiokolakes. Das bedeutet dem Wortlaut nach und im Vordergrunde <
Schmeichler des Dionysios>, also Tyrannen Zubehör und Speichellecker; zu alledem will es aber noch sagen < das sind Alles
Schauspieler, daran ist
nichts Ächtes> (denn Dionysokolax war eine populäre Bezeichnung des Schauspielers). Und das Letztere ist eigentlich die Bosheit, welche Epicur gegen Plato abschoss: ihn verdross
die grossartige Manier, das Sich-in-Scene-Setzen, worauf sich Plato sammt seinen Schülern verstand, -
worauf sich Epicur nicht verstand! er, der alte Schulmeister von Samos, der in seinen Gärtchen zu Athen versteckt sass und dreihundert Bücher schrieb, wer weiss? v
ielleicht aus Wuth und Ehrgeiz gegen Plato? Es brauchte hundert Jahre , bis Griechenland dahinter kam, wer dieser Gartengott Epicur gewesen war.- Kam es dahinter?"
Würden Sie nicht Platon und den Platoniker denselben Vorwurf der philosophischen "Selbstbeweihräucherung" / des "gockelhaften Gehabes" heutzutage machen? Irgendwie kommt mir dieser Gestus doch bekannt vor. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Sie denselben Vorwurf auch Platon und seiner philosophischen Zurschaustellung machen würden, wenn er in heutiger Zeit leben würde oder?
Achten Sie mal verstärkt auf die positiven Aspekte der Polemik. Welche Gedanken steigen auf, welche verschwinden?
Ich persönliche finde Polemik weitgehend destruktiv und wissenschaftlich eher unangebracht. Daher ziehe ich einen sachlichen Stil der Diskussion in der Regel vor. Obwohl: Vielleicht sollte ich es in dieser Sache mal mit Nietzsche halten und "mit dem Hammer philosophieren", sofern dies erforderlich ist.
Die Kernfrage ist doch: Was bringt Polemik für eine (philosophische) Diskussion? Antwort: wenig bis gar nichts. Oder können Sie Beispiele geben , wo Polemik in einer Diskussion zu einem positiven Ergebnis geführt hat? Auch im Bereich der Philosophie werden natürlich auch manchmal polemische Debatten geführt, aber ich halte diese nicht unbedingt für förderlich meiner Meinung nach.
Wo sollen denn die angeblich positiven Aspekte der Polemik liegen? Ich sehe nicht, inwieweit sowas für Gedankenaustausch unbedingt förderlich ist. Aber vielleicht wissen Sie es ja "besser"?
Das ist völliger Unsinn! Das sachliche Gerede um den Urknall zum Beispiel hat die Leute nur noch bescheuerter gemacht. Sehr viele glauben das inzwischen wirklich,. Dabei können die Urknallspinner nicht einmal angeben, ob er heiß, kalt oder entbehrlich war und glauben Sie mir, zu dieser Gemeinde der notorischen Spinner zählen nicht wenige habilitierte Personen, denen man dieses törichte Verhalten nicht zutrauen würde. Die Evolutionsspinner lasse ich mal als Paradebeispiel außen vor.
Ich denke bei polemischen Debatten geht es nur darum , denjenigen der eine andere Meinung vertritt "kleinzumachen" , weil dessen Meinung eben nicht "passt". Und dann fehlen meist wirkliche sachliche Argumente in einer polemischen Debatte oder? Während eine sachliche Debatte meist ein Austausch von Argumenten ist und sich weniger gegen Personen wendet. Die polemischen Debatten führen dazu, dass man nicht mehr wirklich anhand der Sache diskutiert , jedenfalls ist das aus meiner Sicht ein großer Nachteil von zu polemischen Debatten. Ob ihr "Paradebeispiel" wirklich so ist , wie Sie es darstellen, müsste ich erstmal prüfen.
Wenn Sie das unbedingt als "positiv" ansehen, dann ist das halt Ihre Meinung dazu
χαῖρε!