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Soll die Türkei in die Europäische Union ?

Auch wenn ich mich hier eigentlich ausklinken wollte:

Zuden sog. "Fakten" mavahos und seiner Argumentation möchte ich nur festgestellt haben, dass eine Argumentation nicht vorliegt. Es werden lediglich Tatsachenbehauptungen aufgestellt, die das Postulat "Türkei NEIN" stützen sollen.
Skeptizismus und Vorbehalte sind keine angemessene Außenpolitik für ein Land. Das ist es aber, was mavaho in Diskussionen wie diesen vorlegt.

Einige "Fakten" genauer betrachtet:

1. die Verfolgung der Kurden nicht beendet

sophistische Formulierung, in dieser Form falsch: Erstmals wird in der Türkei wieder frei kurdisch parliert, Kurden sind durchaus gleichberechtigt und NICHT mehr verfolgt. Das Akzeptanzproblem der Bevölkerung lässt sich per Gesetz nicht so schnell abschaffen, das haben wir schon einfangs festgestellt.

2. Gibt es keine Gleichberechtigung von Mann und Frau

sie wird in vielen Fällen nicht praktiziert, ein - wahrscheinlich recht großer - konservativer Kern verweigert sich dem. Das Nichtvorhandensein ist eine irrwitzige Unterstellung

3. wird die Ausübung anderer Religionen behindert und verfolgt, Reliigonsfreiheit gibt es nicht

der Umstand, dass in den letzten Jahren mehr Moscheen gebaut wurden als jemals zurvor ist hier wenig tragfähig. Die christliche Position mag immernoch problematisch sein, aber eine Verfolgung? In welcher Form soll die denn vorliegen? Für ein sog. "Faktum" reichlich unpräzise und fragwürdig.

4. hat das Land eine Inflationsrate von 26 % (Maastrichtkriterien)

Interessant, Maastricht. Wer bitte hat vom Euro gesprochen? Dieses "Faktum" ist an dieser Stelle unangebracht und im konkreten Bezug falsch. Die Maastrichtkriterien stehen MEINES WISSENS einem Beitritt in keiner Weise entgegen.
Offizielle Angaben sprechen von 9 (!!!!) Prozent Inflation im Jahr 2003, ca. 12 Prozent wurden für dieses Jahr prognostiziet. Denkst du dir die Zahlen aus? Bei einer solch deutlichen Abweichung von den gängigen Zahlen ist eine Quelle das Mindeste.

5. besteht eine Arbeitslosigkeit von 32 %

auch Portugal war beim EU- Beitritt eine wirtschaftliche Schlussleuchte. Gerne gestehe ich dir zu, dass die Türkei einen - für Industriestaaten - übermäßig großen Agraranteil und eine problematisch Hohe Arbeitslosigkeit aufweist (40% der AK erwirtschaften lediglich 11% der Wirtschaftsleistung)
Auch die Arbeitslosigkeit liegt OFFIZIELL übrigens bei 9 Prozent. Später dazu mehr.

6. ist ein Teil Zyperns rechtswidrig besetzt

Wobei wir nicht verschweigen wollen, dass nicht die Türken einer Wiedervereinigung absagten. Das grenzt an Tatsachenverdrehung. Manchmal darf man auch Umstände berücksichtigen, die nicht ins Weltbild passen, dem Tagesgeschehen aber entsprechen.

7. ist die Finanzierung des Beitritts völlig ungeklärt.

Immerhin ist eine Umstrukturierung der Agrar- Subventionen im Gespräch. 15 Jahre zeit... was soll diese Bemerkung? Es geht ja jetzt gerade darum, dieses auszudiskutieren. Und dafür, dass die Verhandlungen nicht'mal offiziell begonnen haben, sind bereits einige Vorschläge und Bedingungen genannt worden.

8. wird weiterhin gefoltert (sagt Amnesty International)

"keine systematische Folter" Mit dem offiziellen Verbot ist die Folter natürlich nicht schlagartig Inexistent geworden. Hier besteht sicher massiver Handlungsbedarf, in der verkürzten Form ist diese Bemerkung haltlos.

9. ist Kinderarbeit an der Tagesordnung

kann ich nicht bestreiten, aber in dieser Form ist das auch einfach nur eine Behauptung... Ausmaß? Quellen?




Hier kannst du 'mal deutlich sehen, was Tatsachenbehauptungen wert sind. Deine Zahlen sind fragwürdig und größten Teils NICHT mit dem übereinstimmend, was sonst kursiert und genannt wird. Ein weiterer Teil deiner Behauptungen unterschlägt tagespolitisches Geschehen, vermengt Einzelfälle und Rechtstaatlichkeit.
Nach genauerer Lektüre darf ich noch'mal darauf hinweisen, dass der hier verwendete Kulturbegriff tatsächlich hinfällig sein dürfte. Die verschiedenen gefestigten Deutungen und Verständnisse ließen sich durchaus auch auf die Türken / die Türkei beziehen. Der Verweis auf dt. "Hochkultur" ist in dieser Form anachronistisch, selbst die Gothe Institute sind vor 20 Jahren von diesem abgerückt.

cf
 
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Man kann die Probleme natürlich auch kleinreden, so wie dem Vergleich mit Portugal. Du kennst sicher das Grössenverhältniss zwischen beiden Ländern.
Es gibt nichts zu verhandeln. Die EU hat Grundprinzipien, die nicht verhandelbar sind, man kann diese so nehmen, wie sie sind oder ablehnen. Da ist nichts verhandelbar.
Es interesseirt mich auch weniger, ob die Türkei die Kriterien mehr oder weniger erfüllt, ich frage mich, wo der Vorteil für unser Land bei diesem Beitritt liegt. Dazu hätte ich gerne etwas gehört, auch dazu, wo die Grenzen der EU sein sollen. Auch Australien oder Japan erfüllen die Kriterien schon heute. Die EU muss sich erst selbst definieren. Zur Zeit ist es auf dem Weg in eine Freihandelszone, was ja die Engländer am liebsten wollen.
Wie bei vielen anderen politischen Entscheidungen auch ist ganz offensichtlich das Kosten-/nutzendenken verloren gegangen, es wird nicht mehr in Zusammenhängen gedacht, das Wünschbare und Machbare verwechselt. Der Beitritt der Ostländer hat nicht zu einer Verbesserung, sondern zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland geführt. Die Firmen wandern. Neuste Nachrichten besagen, Opel verlegt sein Presswerk nach Tschechien, SAP Teile seiner Hauotverwaltung nach Prag. Fast täglich hört man solche Meldungen. Eine weiterfolgende Verlagerung in Türkei wäre heute schon sicher. Das einzige Hindernis sind ähnliche Lebensverhältnisse bzw. Kostenstrukuren. Diese sind abzuwarten.
Will man denn unser Land völlig runieren ? Die Befindlichkeiten der Türkei sind drittrangig, wir müssen zuerst unsere Strukturen festigen, bevor es zu spät ist. Beitritt, Multikulti, Windräder, man könnte glauben, das Land ist ein Wunschkonzert, eine Benefizveranstaltung, die nichts kostet. Jede neue Belastung kann der Tropfen sein, der das Fass zum überlaufen bringt. Ich bitte doch, an politische Entscheidung gerade zur Zeit betriebswirtschaftliche Massstäbe anzulegen. Alles, was die Wirtschaft belastet, besonders neu Belastungen, ist in Frage zu stellen, und, wenn ihr Nutzen nicht zweifelsfrei feststeht, abzulehnen. Dazu zählt dieser Beitritt.
Insofern argumentieren wir von einem Unterschiedlichen Standpunkt aus. Während Du nachweisen willst, die Türkei wäre schon bald soweit, frage ich mich grundsätzlich, egal wie die Reformen dort laufen, wo der Nutzen für unser Land liegt. Ich kann ihn nicht erkennen. Es ist weder die Aufgabe des deutschen Steuerzahlers noch der deutschen Wirtschaft, die Lebensverhältnisse der anatolischen Bauern zu ändern.
Erstaunlich genug, dass es Mitbürger gibt, die Islamfundis ein Mitspracherecht über die Zukunft unseres Landes einräumen wollen. Zu dieser Gruppe gehöre ich, wie die Mehrheit der Deutschen, nicht.
 
Ich bin mir nicht sicher, ob du meine Beiträge zur Kenntnis nimmst oder einfach nur auf meinen Namen antwortest... aber ich finde es schon recht heftig, was ich dir oben an Unwahrheiten und Unschärfen "nachgewiesen" habe. Die Lust an der Diskussion kann einem wirklich vergehen, wenn du immer wieder derartige Behauptungen aufstellst, die TEILWEISE jeder Grundlage entbehren oder zumindest in der Form nicht nachvollziehbar sind.
Aber das scheint ja heute opportun zu sein, es gibt mittlerweile Webseiten, die sich ausschließlich damit beschäftigen, die Behauptungen von Bush und Kerry im Wahlkampf richtig zu stellen. "Fakten" scheinen eher "geduldig" als "hart" zu sein?!

Ich möchte auch nicht "beweisen", dass die Türkei reif für die EU ist. Ich frage mich nur, wie man sich als Mensch, als Individuum so gegen die Integration "anderer" Völker wehren kann. Wieviele Jahrhunderte mag es gebraucht haben, um den Menschen solche Denkschemen einzutrichtern?
Wir stehen wirklich auf verschiedenen Seiten: Mir ist die Türkei letztlich völlig wurscht, ich habe nicht'mal besonderes Verständnis für ein Land, indem es "normal" zu sein scheint, dass sich Frauen ihr Gesicht verschleiern.

"Nicht Aufgabe der deutschen Wirtschaft" - du denkst in nationalen Grenzen, die in dieser Form einfach nicht mehr haltbar sind. Natürlich ist es AUCH Aufgabe der deutschen Wirtschaft, eine Annährung der Lebensverhältnisse auf dem europ. Kontinent zu gewährleisten oder zu unterstützen. Auch das ist eine Idee, für die die EU eintritt. Wir können den Spieß ganz einfach umdrehen: DU bist derjenige, der in normativen Dimensionen schwelgt, der Polen, Estland, Lettland, Litauen, Slowakai, Tschechien, Zypern, Malta, Slowenien und Ungarn nicht in der EU sehen will. Deine Negation eines volkswirtschaftlichen Interesses an einem Zusammenwachsen des Kontinents - auch unter den beschwerlichen Konditionen einer Erweiterung durch die Türkei - ist angesichts des offensichtlichen politischen Zusammenwachsens völlig freischwebend, sie ist ohne Ort. Vll. sollte man auch einfach 'mal feststellen, dass Osterweiterung und Strukturaufbau endlich mal völlig intersubjektive Fakten sind - das hört man doch gern.

Übrigens: Die Umfrageergebnisse für die Türkei sind EUROPAWEIT gar nicht so schlecht. Deine Behauptung, in Europa oder Dtld. gäbe es keine Mehrheit dafür, ist schlicht aus der Luft gegriffen - sie ist aberwitzig.
 
Coeur Froid schrieb:
Ich frage mich nur, wie man sich als Mensch, als Individuum so gegen die Integration "anderer" Völker wehren kann. Wieviele Jahrhunderte mag es gebraucht haben, um den Menschen solche Denkschemen einzutrichtern?
Ich bin nicht Mavaho, möchte jetzt aber trotzdem eine Antwort abgeben. Wenn du andere bekrittelst, weil sie mit Zahlen schludern, dann solltest auch du die grundsätzlichen Fakten deiner Mitdiskutanten nicht in "nationalistische Ecke" verzerren. Hat man bald keine Lust mehr weiter zu diskutieren. So werden die Vorurteile gemacht. Es gibt aber auch manche Vorurteile, die man nicht verlassen will, in manchen Menschen will man den bösen Buhmann sehen.

1. Niemand, auch nicht Mavaho, soweit ich das erblicke, ist gegen eine "Integration anderer Völker". Ich bin für Integrationen, mit Rücksicht auf die Freiheitsrechte, die ehern (!) bleiben müssen. Und Mavaho setzt die ökonomische Prämisse der gegenteiligen Vorteilhaftigkeit noch drauf. Eigentlich nicht sooo verkehrt, oder? Was die "verfälschten" Zahlen betrifft, nun ja... Mavaho wird uns vielleicht sagen können, woher er sie hat.

2. Wegen 1. bin ich gegen die Islamisierung unserer Region. Wir wissen, dass die atatürksche Zeit der politischen und der Bewusstseinsbildung heutzutage eher von den älteren Türken getragen wird: Der Islam wird politischer und radikaler, auch in der Türkei. Das hören wir in unserer Region offenbar nicht gerne, sodass der Bericht von Muammar el Ghaddafi offenbar von den Medien nicht gerade diskussionsfreudig aufgenommen wird... Der Oberst steht nur der islamischen und türkischen Kultur näher als wir, der hat möglicherweise mehr Ahnung davon als wir.
Im Übrigen können wir uns auch auf verschiedene Fakten, die wir aus eigener Erhahrung gewonnen haben (und die wir hier schon diskutiert haben) verlassen und daraus unsere naheliegenden Schlüsse ziehen. Die aber nicht gezogen werden... (mehr miteinander reden, auch - und gerade! - über den Islam).

Gysi
 
Wenn ich die Schiene, ob die Türkei mit den Reformen schon weit genug ist, nicht weiter verfolge, so deshalb, weil es die falsche Schiene ist. Allerdings, Du solltest Dir mal das türkische Strafgesetzbuch in Deutscher Übersetzung zulegen (ich habe es), da kommt staunen auf und die völkerrechtswidrige Besetzung eines Teils von Zypern mit dem Abstimmungsverhalten der Zyperngriechen zu rechtfertigen, das gibt weder das internationale Völkerrecht noch die UNO-Charta her.
Dein Beitrag bestätigt mich in meiner Auffassung, dass man dabei ist, aus Idealismus zur falschen Zeit unsere Wirtschaft schwer zu schädigen. In Deinem Beitrag vermisse ich, wie üblich, eine Aufzählung der Vor- und nachteile, die unser Land treffen. Integration Europas, ich habe nichts dagegen, aber es muss in Schritten geschehen, die nicht dazu führen, dass unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten überdehnt werden. Und ob die Türkei überhaupt noch Europa ist, muss bezweifelt werden. Geographisch ist der grösste Teil ein Stück Asien, die Bevölkerung selbst sind Turkmenen-stämmig, also ebenfalls aus Asien, die Grundwerte beruhen auf einer anderen Art von Gesellschaftskonsens.
Deine Integrationsbegeisterung wird sicher nicht von einem Opel-Arbeiter geteilt, dessen Arbeitsplatz nach Polen verlagert wird. Der Wettbewerb kennt keine Ideale, sondern nur den Preis einer Ware und den Markt, der diesen akzeptieren muss. Wenn man, wie ich, als Unternehmer solche Beiträge wie Deinen liest, und davon ausgehst, dass dies die zur Zeit staatstragende Meinung ist, kann man nur gehen. Ich selbst habe den grössten Teil meines Betriebs bereits nach Tschechien verlagert, der Verwaltungsteil folgt noch in diesem Jahr. Deutschland ist als Absatzmarkt wichtig, als Produktinsstandort kann ich mit Firmen aus Osteuropa nicht konkurrieren, es sei denn, ich bin selbst dort. Dies ist die logische Folge einer Politik, die uns durch eine Hoppla-hopp-integration in einen Wettbewerb zwingt, ohne vorher ähnliche Ramenbedingungen zu schaffen oder diese Abzuwarten.
Dein idealistisches Weltbild muss finanzierbar sein. Angleichung der Lebensverhältnisse bedeutet zur Zeit, dass der Deutsche Lebensstandard gesenkt wird, sich der in Osteuropa erhöht, fast wie nach dem physikalischen Gesetz der kommunizierenden Röhren. Integration um der Integration willen wird zum puren Selbstzweck, wenn sie zu einer Verschlechterung des deutschen Lebensstandards führt. Genau das ist zur Zeit der Fall. Wenn Du mir betriebswirtschaftlich nachweisen kannst, wie man hier mit Firmen aus Osteuropa oder der Türkei konkurrieren kann, insbesondere bei einem hohen betrieblichen Energiekostenanteil, und einen realistischen Vorschlag hast, woher die Steuergelder für eine neuerliche Erweiterung kommen sollen, kann man darüber reden. Eine Bereitschaft der übrigen europäischen Länder, auch einen merklichen finanziellen Beitrag zu leisten, ist, wie in der Vergangenheit auch, nicht erkennbar.
Was die Zustimmung der Bevölkerung angeht, so ist diese Diskussion noch gar nicht geführt worden. Wenn erst mal konkret gefragt wird, ob jedermann bereit ist, für die Türkeierweiterung eine Steuererhöhung in Kauf zu nehmen oder auf Arbeitsplätze zu verzichten, wird sich die Begeisterung in engen Grenzen halten. Jährlich wandern 400.000 Arbeitsplätze ab, Tendenz steigend, es scheint Dich nicht zu stören.
Wenn Deutschland in der Geschichte gescheitert ist, dann immer aus überzogenem, falsch verstandenen Idealismus, oder wie Kaiser Wilhelm II sagte: " Deutsch sein heisst eine Sache um ihrer selbst willen tun ".
Integriere mal ruhig weiter, laste der Wirtschaft weitere Kosten und Hürden auf, sie wird es durch Abwanderung quittieren, Ich werde jedenfalls spätestens im kommenden Jahr keinen Beitrag mehr leisten, um den hier herschenden Mangel an Kosten/Nutzen - Denken zu finanzieren.
Bedauerlich nur, dass der sog. Kleine Mann die Zeche bezahlen wird, er kann nicht verlagern. Schon einmal daran gedacht bei Deinen idealistischen Hochflügen ?
 
Robin schrieb:
Liebe Britt,

schön, dich hier in der humorfreien Zone zu lesen. Du hast das Meiste gut und authentisch auf den Punkt gebracht. Doch das prallt hier an den Betonköpfen ab.
Diese meinen einen stattdessen belehren zu müssen, dass Mozart ein Österreicher war und Atatürk nicht der Islam.
Sehr intelligent. Sehr aufmerksam. Sehr humorvoll.

Amen!

Ich möchte nicht mit einem meiner bekannt unqualifizierten Beiträge in die, ach sooo sachlich geführte Diskussion um den EU-Beitritt Türkei eingreiffen, und auch nicht das, was Britt schon geschrieben hat, wiederholen.
Aber es erstaunt mich immer wieder, wie Menschen wie mavaho, die "überall" schon nicht nur waren, sondern auch längere Zeit lebten, Sprachen wie Arabisch, Türkisch aber auch Latein usw. "intus" haben, den Koran wie auch die Bibel, aber auch türkische Zeitungen usw. zitieren und alle "Fakten" auf den Tisch knallen können, die Menschen also, die man irgendwie mit dem Wort "Kosmopoliten" bezeichnen könnte, wenig kosmopolitische Haltung zeigen. Tja. Aber das muss man einfach akzeptieren, es ist halt so.
Wenn du, mavaho, aber überall betonst, dass es dir nur um die Deutschen und um Deutschland (das Land, das du ja "mit aufgebaut" hast - auch das ein Zitat von dir) geht, würde ich Dumpfbacke erwarten, dass du dich für das Land, das dir hier so sehr am Herzen liegt, engagierst und es nicht bei der ersten besten Gelegenheit für Tschechien eintauschst. Aber auch das muss man einfach akzeptieren, es ist halt so und auch legal, nicht wahr? Aber lachen darf man trotzdem, nicht wahr?
In einem anderen Thread habe ich gerade

"Mulit-Kulti funktioniert hervorragend, wenn sie gemeinsame Wurzeln und Grundwerte hat, sie funktioniert nicht, wenn diese Punkte nicht vorhanden sind. Ein dumpfes Nebeneinander ist n i c h t Multi-Kulti."

gelesen und kopiert. Ich habe mit niemandem hier gemeinsame Wurzeln, lebte aber schon in Frankreich, Deutschland, in der Schweiz, kürzere Zeit auch in anderen europäischen Ländern und jetzt wieder in Frankreich, es war nie ein dumpfes Nebeneinander! Aber Britt, die vielen anderen Ausländer und ich sind halt nicht statistisch relevant.

Um aber auf den Punkt zu kommen (der, wie üblich bei mir, wenig bis gar nichts mit dem Thema zu tun hat):

Robin, lass dich nicht falsch belehren ;). Zwar behaupten die Alpenrepublik Bewohner und Bürger gerne, dass Mozart (geb. 1756 in Salzburg, gest. 1791 in Wien) ein Oesterreicher war, doch sie irren sich da sehr. Die Stadt Salzburg und das gleichnamige Erzbistum schlossen sich erst 1816, also 25 Jahre nach Mozarts Tod, der Republik Oesterreich an. Auch über seinen Vater Leopold Mozart eine österreichische Staatsbürgerschaft konstruieren zu wollen, funktioniert nicht, weil dieser in Augsburg zur Welt kam.

Auuua! Seid doch nicht gleich so humorlos! Betrachtet das doch kosmopolitisch, oder wenn das nicht funktioniert, dann als einen Ausflug in die so viel zitierte (Leit)Kultur.

:clown3:
 
Es ist genau, wie Du schreibst, Celine, Du warst eben in Ländern mit gemeinsamen Wurzeln, da funktioniert es eben auch mit multi-kulti hervorragend. Dazu gehört die Türkei nicht. Bevor ich den Betrieb meiner Eltern übernahm, war ich die meiste Zeit in der Welt beruflich unterwegs, chwerpunktmässig in islamischen Ländern. Gerade deshalb bin ich immer wieder über die Naivität erstaunt, die hier darüber herscht. Multi-Kulti basiert immer auf Gegenseitigkeit, was schon auf unterster Ebene nicht klappt. Grosses Interesse an unserer Kultur besteht von dieser Seite aus nicht, sie wird als Minderwertig betrachtet.
ich sehe den Beitritt vor allem unter seinen wirtschaftlichen Konsequenzen, es wäre ein Desaster.
Was Tschechien betrifft, so ist das ein typisch deutsches Problem. Die Energiekosten sind hier deart gestiegen, sie sind doppelt so hoch als in Österreich. Ein produzierender Betrieb, dessen Energiekostenanteil über 30 % liegt, ist in Deutschland nicht mehr konkurrenzfähig. Da gibt es dann zwei Möglichkeiten, schliessen oder verlagern. Die Unternehmerverbände haben seit Jahren auf das Problem hingewiesen, die Regierung ist taub, ein Ökoaufschlag nach dem anderen erhöht auch dieses Jahr die Kosten weiter. Es gab keine andere Lösung. Im Grünenüberschwang werden ganze Industriezweige vertrieben, dazu eine unsinnige Bürokratie. Beispiel: Geplant war, eine neu Lagerhalle zu bauen. Den Vorschriften nach muss bei einem Brand , der theoretisch so berechnet wird, dass alles Lagergut auf einmal zu brennen anfängt, so viel Wasser als Spitzenwert vorhanden sein, dass die öffentliche Wasserzuleitung um 20 % im Querschnitt zu gering war. So wurde der Bau eines Löschteichs gefordert, mit allem drum und dran, dessen Baukosten über denen der Halle gelegen hätten. Wie soll man solche Kosten erwirtschaften ? Die Zeiten sind vorbei, dass wir uns den deutschen Perfektionismus noch leisten können. Der Wettbewerb ist Kosmopolitisch, das betrifft die Arbeiter genauso wie die Unternehmer. Erstere konkurrieren mit den Löhnen der osteuropäischen Länder, letztere mit deren Produktionskosten. Die Ursachen dafür wird durch Politik geschaffen.
" Ein Rohr das sich nicht biegt, bricht (Indianischer Sprichwort)
 
Ich bin echt froh,

dass ich in den nächsten Monaten noch nicht über den Beitritt der Türkei zur EU abstimmen muss.

Derzeit bin ich voll für einen Sondervertrag. Einem Vertrag, der den - nicht so betuchten - Europäern sichert, dass sie sich auch ein Gewürz oder etwas Obst kaufen können, ohne sich zwanzig Minuten an einer Supermarktkasse anstellen zu müssen. Auf die türkische Musik kann ich jedenfalls verzichten.

Nüchterne Grüße

Zeili
 
Dieses Thema wird - schätze ich mal - zu einem forumsinternen Dauerbrenner.

Ich bin in dieser Frage ähnlich wie Zeili von meiner Emotionalität her im Wigel wagel :schaukel: . Das als Vorbemerkung.


Gerade läuft bei uns im ORF 2 in der Pressestunde eine Sendung mit dem Klubobmann der FPÖ, Scheibner. Über dieses Thema wurde er auch befragt.
Die FPÖ ist mehrheitlich - auch offiziell - gegen den Beitritt - huldigen aber der Strategie: Beitrag an sich nein, aber wir können ja darüber reden.

Als politisches Instrument locken sie mit Angeboten an die Türkei wie privilegierte Partnerschaft: " Partnerschaft für Europa" ist das ( schwammige ) Zauberwort dieser, aber nicht nur dieser Partei.

Das heißt im Klartext: Gespräche ja - Beitritt - nein Danke!
Eine klassische Hinhaltetechnik.
Wäre es nicht redlicher und wird auch schon in vielen Ländern der EU gefordert, eine gesamteuropäische Volksabstimmung über diese Frage stattfinden zu lassen? Dafür sei noch kein Gesetz vorgesehen, heißt es.

Wieder ein formaler Vorwand, mit dem Zweck, sich vor etwas zu drücken, das als aktuelles Ergebnis klar ist.

Aber für alle Befürworter ( ich bin eine potenzielle) ist es eben klar, wie diese basisdemoktratische Entscheidung aussehen würde.

Und deshalb wird er noch lange dauern, dieser Eiertanz, mit der die Türkei gefoppt wird.

Aber es gibt auch in der Politik keine Quadratur des Kreises: aus Angst vor der Fundamentalisierung des großen muslimischen Landes Türkei im Nein-fall, darf man - meiner Meinung nach - den Ja-Fall nicht vorspiegeln.
Im Augenblick geht es vor allem darum, den Europäern die Angst vor einer echten Multikultigesellschaft nehmen. Da aber Angst ein sehr tief verankerter emotionaler Handelsantrieb ist, kann man sie nicht rational zerreden.

Schto djelatsch? (Was tun) - war ein berühmter Text, den Lenin in der vorrevolutionären Zeit in Altrussland verfasste.

Was tun ?
Diese Frage kann ich auch nicht beantworten - sie muss es aber, und zwar in Übereinstimmung mit der rein europäischen und der türkischen Bevölkerung.

Marianne
 
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Du siehst den Beitritt, wie viele andere Befürworter leider auch, unter dem Generalthema "Multi-Kulti". Genau darum geht es bei der Argumentation nicht. Ohnehin ist von Österreich in diesem Sinne leicht zu reden, der grosse Teil der in Europa lebenden Türken ist in Deutschland, ein etwaiger Zuzug käme auch hierher mit all den finanziellen und sozialen Belastungen.
Du gehst nicht ein auf die realen Problem, die damit verbunden sind. Es geht um Wirtschaft, wie hoch die Kosten des Beitritts sind und wer sie bezahlen soll. Dies vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Osterweiterung und auch die deutsche Wiedervereinigung auch in zehn Jahren noch nicht finanziell verdaut ist, das Ende ist noch nicht einmal absehbar.
Kein solider Kaufmann geht Verpflichtungen ein, wenn er die bestehenden noch nicht einmal erfüllt hat, ja nicht einmal deren Umfang kennt. Ein solches Handeln ist unseriös und leichtfertig.
Erst in zweiter Linie geht es darum, ob in die heutige Wertegemeinschaft, die die EU auch darstellt, ein islamisch geprägtes Land passt.
Nichts gegen ein Multi-Kultiges Nebeneinander, aber muss ja nicht gleich zusammen ins Bett gehen.
Die Eiertänze der Politiker haben Gründe. Sie leben offensichtlich in ewiger Furcht, als ausländerfeindlich und weit rechts zu gelten, wenn sie einen Beitritt ablehnen, dann der Spruch mit dem Wasser auf die falschen Mühlen. Der Zeitgeist lässt offensichtlich eine klare Sprache nicht zu, da greift man lieber zu Hilfskonstruktionen. Auf privater Ebene erfährt man dann die wirklichen Gründe: Die Ausbreitung des Islam durch weitere Zuwanderung ist unerwünscht, weil er zu gesellschaftlichen Verwerfungen führt, die Innere Sicherheit auf Dauer gefährdet und der Arbeitsmarkt auch in Zukunft keinen Platz hat.
 
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