mavaho schrieb:
Ob Du mich ernst nimmst, ist dabei ohne Belang, es geht um die aufgeführten Fakten.
Zu dem Problem mit "Fakten" habe ich mich bereits einmal geäussert. Klar, die von mahavo aufgezählten "Fakten" sind bedenklich und auch ich bin dafür, dass diese Verhältnisse geändert gehören (doch, wie ändert man die Verhältnisse am besten? indem man einfach "nein" sagt?). Auch Robin hat das m.E. nirgendwo bestritten. Doch muss man die Interpretation dieser "Fakten" und auch die Verwendung von "nackten" Zahlen immer relativieren, denn häufig (oder immer) berücksichtigen sie zu wenige Faktoren, um ein verlässliches Bild der "sozialen Wirklichkeit" zu liefern.
Sie stützen stets eine Interpretation. Deswegen möchte ich einen Link liefern, der auf eine Seite führt, die ganz anders über die Türkei berichtet. Auch hier möchte ich darauf hinweisen, dass es sich um Interpretationen handelt - doch: sind sie falscher als die von mahavo?
http://www.tagesthemen.de/thema/0,1186,OID3673084_REF1_NAVSPM4~3673182~3672702,00.html
Wenn man sich diese Seiten, auf die dieser Link führt, ein wenig betrachtet, dann merkt man schnell, dass die Diskussion dort ein wenig "sachlicher" erscheint, auch wenn nicht damit gespart wird, auf negative Verhältnisse, die in der Türkei herrschen, hinzuweisen. Das aber, das ich nun zitiere, erscheint mir als eine Form rechtspopulistischer Propaganda:
mavaho schrieb:
Es wäre das endgültige Ende der heute schon weitgehend erfolglosen Integrationsbemühungen, das Land würde zu einem ethnischen Flickenteppich mit bosnischen Problemen.
Überall, wo mahavo den Boden seiner "Fakten" verlässt, stossen wir auf interessante Schlüsse, auf
Interpretationen:
mavaho schrieb:
Die Türkei verfolgt mit ihrem Beitrittsversuch wirtschaftliche und geopolitische Ziele, nichts weiter.
Aha. Die westlichen Länder (in Europa und Nordamerika) und die neuen EU-Staaten etwa nicht? Soll ich erneut auf den "Weichzeichner" verweisen, den nicht
ich in die Diskussion eingeführt habe? "Fakten" scheinen dennoch vor Verblendung nicht zu feien...
mavaho schrieb:
Nicht nur im Hürryet, der türkischen Bildzeitung, auch von der Regierung wird immer wieder an die Grösse des Osmanischen Reiches erinnert, die es wieder zu erreichen gilt. Seit Jahren erhebt die Türkei Gebietsansprüche über den Nordiraqu, der Einmarsch türkischer Truppen bis Mossul, um dort die Ölquellen zu besetzen, wurde nur durch massive Intervention der USA verhindert.
Genau. Das Stück vom Kuchen fiel nun also den USA und EU-Ländern zu, denn die Türkei hat offensichtlich nicht die militärischen Mittel, um ihre Ziele so schamlos zu erreichen (ah, zum Glück hat sie die "Moscheen" als "Kasernen", wie Erdogan angeblich zu sagen pflegt; ich könnte mir auch ein Bonmot einfallen lassen, das sich auf unsere Gesellschaften münzen lässt, nur ist das nicht nötig, da der Westen im weltpolitischen Geschehen
die dominante Kraft ist. Wer sind unsere Soldaten? Die "Atheisten", "Aufklärer" "Aktien-" und "Fakteninhaber"? Nicht nur, denn die "echten" Soldaten des Westens sind ja überall auf der Welt stationiert, nur nicht dort, wo es - vornehmlich aus humanitären Gründen - nötig wäre). Es ist mehr als heuchlerisch, wenn auf der einen Seite ein aggressiver Kapitalismus mit Regeln betrieben wird, die der Westen festlegt und auf der anderen Seite mit dem Finger auf die "Ansprüche" anderer gezeigt wird - ich halte übrigens - dass wir uns nicht missverstehen - diese Ansprüche genauso für verwerflich.
mavaho schrieb:
Noch jetzt stehen dort 1000 türkische Panzer (Leo1, ein Geschenk von uns) marschbereit.
Wäre Bush ein besserer Diplomat und wären in Deutschland damals nicht gerade Kanzler-Wahlen durchgeführt worden (ich erinnere mich sehr gut an Voten von CDU/CSU-PolitikerInnen), stünden dort und im Irak heute vielleicht sogar neben den deutschen Panzern deutsche Soldaten!
mavaho schrieb:
Die Türken sind glühende Nationalisten, es ist offizielle Regierungspolitik. Du solltest mal die Spruchbänder über den Strassen türkischer Städte lesen, wenn Feiertage sind. Sprache und Inhalt erinnert an Nazipropaganda.
Ich lese die "Spruchbänder" und die "Propaganda" in diesem Thread, das reicht mir.
mavaho schrieb:
Dieser Nationalismus, gepaart mit dem immer stärker werdenden Islamismus, ist eine explosive Mischung, die ich gerne von Europa fernhalten würde,
Da sind wir uns - glaube ich behaupten zu können - einer Meinung. Doch ist noch immer die Frage nicht gelöst, wie dem Islamismus und Nationalismus (der leider nicht nur in der Türkei grassiert) adäquat begegnet werden kann. Auch sehe ich bei dir keine Bereitschaft, nachzuvollziehen, wie es zu solchen Entwicklungen kommt. Nochmals: Geschlossene Grenzen wirken m.E. langfristig alles andere als deeskalierend. Ebenso eine durch "Fakten" geschwängerte Stimmungsmache, die sich mit dem Gestus schmückt, auf "konkrete Probleme" hinzuweisen. Auf diese "konkreten Probleme", wenn sie denn als solche wahrgenommen werden, kann man hinweisen und man kann spezifische Lösungswege suchen - jedoch nicht ohne zuerst sorgfältig ihre Bedingungen zu untersuchen. Es dünkt mich jedoch, dass genau dafür der Blick zu fehlen scheint. Auf die Polemik von Gysi, der mir quasi unterstellt, ich hätte behauptet, die Türken seien ausschliesslich "korrekt im Verhalten und immer unterdrückt", gehe ich hier nicht mehr ein (die Leserin oder der Leser mag sich selbst darüber ein Urteil bilden, ob ich dies behauptet habe).