Das einzige zu was mich diese kontroversen Positionen hier veranlassen kann, ist mir selber Gedanken zu machen zu diesem Symbol, die die Flagge ist.
Doch als erstes ein Blick aus dem Fenster des Zimmers in dem mein PC steht, denn von hier sehe ich die Straße – und schon stelle ich fest: fast alle in den Häusern gegenüber haben beflaggt, unterschiedlich, und den schwarz-rot-goldenen Fahnen stehen fast so viele der multinationalen Fahnen gegenüber. Weniger Platz einnehmend – aber sie brauchen nicht besonders viel Raum um zu sagen, dass ihre Freude anlässlich der WM, allen teilnehmenden Mannschaften bzw. Ländern gilt.
Doch zurück zu schwarz-rot-gold. Persönlich finde ich solche Symbole oberflächlich, sogar missverständlich und immer wieder eine bequeme Art sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen. Aber der kleinste gemeinsame Nenner bedeutet oft auch der Unwille sich mit etwas tatsächlich auseinander zu setzen. Mit der Flagge verbindet sich unweigerlich auch die Nationalhymne des Landes – und da kann man froh sein, dass seit 1990 nur die dritte Strophe des Deutschlandliedes noch offiziell zur Hymne gehört. Doch hat es nicht etwas lange gedauert bis man endgültig auf „Deutschland Deutschland über alles“ verzichtet hat? Es stimmt, bei offiziellen Anlässen wurde schon seit der Gründung der Bundesrepublik nur die dritte Strophe gesungen – meines Erachtens aber ist bis heute für manch einem auch die erste Strophe mit dieser Hymne verbunden. Wohl bemerkt: dies trifft in seltenen Fällen auf die jüngere Generation zu.
Wenn ich behaupte, dass die Flagge oft eine oberflächliche, verkürzte Art der Identifikation mit dem Begriff Heimat bedeuten kann, dann beziehe ich mich unweigerlich auch auf den – verständlich – schwierigen Umgang mit dem was Heimat bedeutet, nach dem zweiten Weltkrieg und den Gräueltaten der NS.
Ein zweiter Faktor kommt hinzu: die innerliche Akzeptanz der Bundesbürger zur Teilung Deutschlands – und diese bestand eindeutlich, das belegen die Meinungsumfragen. Und später, als die deutsche Einheit Realität wurde? Da wäre für mich eine nationale Identifikation in erster Linie darin zu erkennen, dass man nicht kleinmütig erst Zahlen heran ziehen muss um zu sehn ob sich eine Wiedervereinigung auch rechnet.
So wurde im Grunde genommen der Gedanke einer europäischen Union der Weg zu einer neuen Identität. Ist das ein Ersatz? Ich denke nicht – persönlich aber glaube ich eher an diese historische Wirklichkeit – dies nicht nur für Deutschland, sondern für alle europäischen Länder.
Was mich bei der deutsch-nationalen Identität manchmal nachdenklich macht, ist dieser vordergründige Stolz auf die wirtschaftlichen Errungenschaften der Bundesrepublik. Auf welchen Ruinen der neue Wohlstand gebaut wurde, scheint man sehr oft zu vergessen.
Doch auch für mich besteht eine deutsche Einheit, eine deutsche Identität, natürlich eingebettet im Zukunftsgedanken eines Vereinten Europas. Diese Einheit bedarf, m.E. keiner Flagge. Es ist die Einheit einer großen Kultur, einer Sprache, doch leider wird dies in den Umfragen sehr selten erwähnt.
Genannt werden ganz andere Werte, zur Begründung des nationalen Stolzes: 47% beantworteten diese Frage mit dem Hinweis auf die deutschen Produkte, 41% mit den Leistungen der deutschen Wirtschaft. Dies zeigte eine Umfrage von Emnid aus dem Jahre 1994 – nun, vielleicht hat sich seitdem Vieles geändert….
Doch war schon immer die Frage nach dem Begriff „Vaterland“ in Deutschland etwas schwer zu beantworten. Und eigentlich ist mir persönlich das Erkennen dieser Schwierigkeit lieber, als diese oberflächliche Einigung auf das Symbol der Flagge.
Über die Schwierigkeit des Umgangs mit dem Begriff Vaterland, vielleicht später etwas mehr.