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Scharia und die Folgen

AW: Scharia und die Folgen

Eine kleine Betrachtung völlig am Rande des Themas

Ungern störe ich hier den Fluss der Diskussion rund um die Scharia und melde mich etwas außerhalb des Themas zu Worte – so zu sagen off topic.

Doch der Satz von Ziesemann lies mir keine Ruhe:

Ziesemann schrieb:
Ein bisschen misstrauisch bin ich immer bei dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Der Buchhandel ist ein Geschäftszweig wie der der Automobilhandel. Was würden wir sagen wenn es einen Friedenspreis des ADAC gäbe?

Also so ganz ohne Mühe kann man die beiden Vereine, den Börsenverein des Deutschen Buchhandels und den ADAC nicht auf die gleiche Ebene setzen. Ich tue es nun, was mir etwas Schmerzen verursacht, um mir einen vergleichenden Blick zu ermöglichen.

Nicht dass ich die Bedeutung des ADAC herunterspielen möchte. Um das Objekt mit dem sich dieser befasst ins Auge zu fassen, genügt es auf unsere Straßen zu schauen, die überhaupt zu Spitzenstunden des Verkehrs, mit wahren Blechlawinen uns erfreuen. Optisch, olfaktorisch, und auch andere unserer Sinne beglückend.
Möchte ich aber das Objekt mit dem sich der Börsenverein des Deutschen Buchhandels befasst betrachten, dann bleibt mir der Weg in eine dieser Oasen die noch die Kultur beherbergen nicht ersparrt, ich meine in eine Buchhandlung. Denn so auf der Straße liegt dieses Objekt nicht.

Kann ich mir erlauben von der oben erwähnten Blechlawine doch einen Zusammenhang zu den Erzeugnissen des Börsenvereins herzustellen? Ich denke schon: der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sorgt unter anderem dafür, dass nicht allzu viel Blech getarnt als so genanntes Kulturgut, verbreitet wird.

Wenn wir nun einen flüchtigen Blick auf die Liste derer die mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels seit 1950 ausgezeichnet wurden werfen, dann erübrigen sich, so scheint es mir, weitere Erklärungen:

Martin Buber (1953); Hermann Hesse (1955); Karl Jaspers (1958); Carl Friedrich von WEIZSÄCKER (1963); Alexander Mitscherlich (1969); Marion Gräfin DÖNHOFF (1971); Yehudi MENUHIN (1979); György KONRÁD (1991); Jorge SEMPRÚN (1994); Fritz STERN (1999); Jürgen HABERMAS (2001); Susan SONTAG (2003); Péter ESTERHÁZY (2004) – etc…etc…
Es fiel mir schwer so viele bedeutende Namen wegzulassen.

Wenn in diesem Jahr Wolf Lepenies ausgezeichnet wurde, dann heisst es unter anderem: <„für seine langjährige Arbeit für das Wissenschaftskolleg Berlin und seinen "intellektuellen Anstand".>

Ich möchte am Ende Zwetsche zitieren, der in seinem letzten Beitrag schreibt:

Zwetsche schrieb:
Für mich ist Lessings Weg nach wie vor der richtige, was die hier diskutierte politische bzw. gesellschaftliche Frage anbelangt.

Dem kann ich nur zustimmen - und auf dieser Strecke sind wir Weggefährten.

Ich hoffe, dass man - und insbesondere Ziesemann mir meinen kleinen Exkurs ins Wesen des Börsenvereines des Deutschen Buchhandels nicht übel nimmt.

Freundliche Grüße in die Runde

Miriam
 
Zuletzt bearbeitet:
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AW: Scharia und die Folgen

Kann ich mir erlauben von der oben erwähnten Blechlawine doch einen Zusammenhang zu den Erzeugnissen des Börsenvereins herzustellen? Ich denke schon: der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sorgt unter anderem dafür, dass nicht allzu viel Blech getarnt als so genanntes Kulturgut, verbreitet wird.

nur mal so am Rande, weil mir eine gestrige news dazu einfällt:
China hat D in der Autoproduktion überholt und ist jetzt weltweit der dritte.
bei gleicbleibender Tendenz im nächsten Jahr der zweite.

Da sollten wir auf einen "Börsenverein des Chinesischen Buchhandels" hinarbeiten :)
 
AW: Sammelantwort

Leider kann ich nicht auf einmal auf alles, was mich berührt hat, eingehen. Aber: Danke schön, Zwetsche, für deinen sehr schönen, (aus meiner Sicht: endlich einen) sehr lebendigen Beitrag, der genau das ausdrückt, was auch mich betrifft, was ich ähnlich gesagt hätte und mir verkniffen habe, um nicht gerügt zu werden, wieder zu persönlich geschrieben zu haben ;).


Wenn also im Land der Weintrinker Wein aus dem Angebot genommen wird, dann kann das nur eine Folge von Drohungen oder wenigstens von Befürchtungen vor Anschlägen sein.

Ich gebe zu, dass ich nicht so oft in die Supermärkte zum Einkaufen fahre, aber es wäre mir bestimmt aufgefallen, würde Wein im Angebot fehlen. In unserem Einzelhandel feht aber weder Wein noch Schweinefleisch im Angebot!

In Kassel erhielt Hirsi Ali den Bürgerpreis "Das Glas der Vernunft.". Die Laudatio hielt Alice Schwarzer. Es ist mir fast schon unangenehm, Schwarzer zu loben, wo sie aber recht hat, hat sie recht. Sie fordert zum Beispiel ein konsequentes Kopftuchverbot selbst für Mädchen im Kindergarten. Eine Integration der Muslime in Europa ist nach ihrer Ansicht nur möglich, wenn das Recht auf Gleichberechtigung der Muslima durchgesetzt wird.

Das macht echt Sinn "looool*. Hat schon je jemand von euch ein Mädchen im Kindergartenalter mit Kopftuch gesehen? Ziesemann, den Mädchen wird doch das Kopftuch oder Schleier erst im Alter "des zur Frau Werdens" angelegt. (Hoffe, du nimmst meine "poetische" Ausdrucksweise mit Freude zur Kenntnis, habe mich extra deinetwegen so richtig ins Zeug gelegt und angestrengt ;)).
Wenn ein Mädchen vorher ein Kopftuch trägt, dann ist das vermutlich ein Nicki-Tuch, wie es auch unsere kleine Mädchen (anstelle eines Hutes oder einer Mütze) manchmal verpasst bekommen.
Oder will Frau Schweizer gar prophylaktisch ein konsequentes Kopftuchverbot durchbringen? Vielleicht sollte man auch die Wittwen in Sizilien miteinbeziehen ;). Ach nööö, die älteren Muslimas müssen ja auch nicht mehr, sie tun es freiwillig, um als Vorbild zu dienen. Frau Schweizer hat in der Frauenbewegung zweifelsohne Vieles bewegt und erreicht, aber oft übertreibt sie masslos (nicht zum 1. Mal!).

Mit einigen Normen des Islam kann es keinen Kompromiss geben. In Saudi Arabien werden z.B. Ehebrecherin gesteinigt. Wie sollte ein Kompromiss dazu aussehen? Ironisch gefragt: können wir uns mit ihnen einigen, dass nur fünf Steine und nicht mehr auf eine solche Frau geworfen werden?
Darf ich nochmals an das Thema erinnern: es geht um die Frage, ob und inwieweit bereits eine schleichende Übernahme islamischer Wertvorstellungen in unserer Gesellschaft stattgefunden hat.

Dazu gibt es keinen Kompromiss. Aber haben wir eine Möglichkeit, die Steinigungen in Saudi-Arabien zu verbieten? Höchstens indirekt, durch unsere Politiker, die sich international damit befassen, und die Abschaffung solcher Auswüchse zu unterbinden suchen. (Die Mehrheit der Terroristen kommt aus Saudi-Arabien, habe ich gelesen. Warum führt die USA keinen Krieg gegen SA?) Ich dachte, es geht hier primär mehr um den Konsens mit "unseren" Moslems.

Und für uns gilt: Wer seine eigenen Werte nicht zu schätzen weiß, vermag sie weder geistig noch anders gegen andere Vorstellungen zu verteidigen.
Grüße - Ziesemann
Persönliche Nachbemerkung: Mir scheint, daß es höchste Zeit wird, daß ich den Koran einmal lese. Schlimm, denn ich habe nicht einmal die Bibel vollständig durchgelesen, allenfalls das NT.

Ziesemann, verzeih mir bitte, aber solange du mir nicht verrätst, was du konkret vorhast, um deine eigenen Werte zu verteidigen (vielleicht gefällt mir ja dein Plan und ich mache mit!), klingt es für mich wie ein politischer Slogan ohne Inhalt, nur ein Lippenbekenntnis. Tschuldigung, aber den Koran zu lesen, kann nicht schaden, genügt aber nicht.

Irgendwo wurde die Frage gestellt (tut mir Leid, weiss nicht mehr von wem und habe zu wenig Zeit, um danach zu suchen), warum sich unsere Moslems nicht mehr mit uns solidarisieren? Sie tun das, die offiziellen Organisationen distanzieren sich ja ständig von den Terroranschlägen, die Privatpersonen (wenigstens die, die ich kenne) ebenfalls, aber wenn man ihnen nicht zuhört, hört man es ja auch nicht!
Und alle die, die mehr Integration verlangen, müssen sich vielleicht überlegen, wie fast unmöglich die Integration ist, wenn man von Anfang an von der Gesellschaft (und das sind wir) an den Rand derselben gedrängt wird. Noch lange nicht alle "einfachen" Moslems wollen nur unter sich bleiben, aber es bleibt ihnen ja beinahe nichts anderes übrig. Und könnt ihr euch nicht vorstellen, dass die moderaten Moslems (und ich behaupte, es ist die Mehrheit hier) noch mehr Angst vor den Terroristen haben als wir? Wenn sie sich nämlich nicht gegen uns wenden, gelten sie nicht als Feinde, sondern als Verräter. Was im Krieg mit Verrätern passiert, weiss vielleicht der eine oder andere noch. Deshalb schweigen viele noch und ducken sich nur... auf beide Seiten gleichzeitig, was gar nicht so einfach ist!

Es klingt alles sehr aggressiv, ich weiss... Tschuldigung... ich wünsche trotzdem allen ganz ehrlich einen schönen Tag.
C.
 
AW: Scharia und die Folgen


Hoppla, bevor ich ob meines historischen Frevels in der Luft zerissen werde und für immer zum Schweigen verdammt werde, eine Richtigstellung:

Es heißt natürlich Braunau/Inn

Grüße in die Runde, vielen Dank an Miriam und Celine, hab mich sehr gefreut
Zwetsche
 
AW: Scharia und die Folgen

(Die Mehrheit der Terroristen kommt aus Saudi-Arabien, habe ich gelesen. Warum führt die USA keinen Krieg gegen SA?)
aber Celine, es ist doch nicht so wichtig, aus welchem Land ein Terrorist kommt,
entscheidend ist doch, in welchem Land sie mit staatlicher Duldung zum Terroristen ausgebildet werden!
Und wenn der Terrorismus sogar offizielle Staatspolitik ist, so ist ein Krieg wie gegen Afghanistan pure Selbsverteidigung.
Stell dir vor, wenn die Taliban weitergemacht hätten, wenn aus den Koranschulen und Ausbildungscamps dort jedes Jahr tausende Gotteskrieger auf uns losgelasen worden wären?
Saddam hat den Familien palästinensischer „Märtyrer“ zehntausend Dollar gezahlt und die Hardware (Sprenggürtel usw) geliefert.
Das mag einen Mitteleuropäer nicht sonderlich interessieren, aber die Juden in Israel schon.

Und die Saudis (wie alle Ölscheichs) haben zwar ein absolutistisches und aus unserer Sicht verachtenswürdiges Staatswesen (Frauen, Scharia, die Herrscherfamilien machen skrupellos die Bodenschätze des Landes zu ihrem Privateigentum…),
aber von diesen Ländern geht keine Gefahr für die Nachbarn aus, weder für Israel noch für die USA. Zudem werden die Terroristen dort gnadenlos verfolgt.

meint Claus
 
AW: Scharia und die Folgen

Hallo Zeilinger,

ich finde das signifikant für das Grundproblem in der gesamten Islamismus -Debatte, nicht nur in diesem thread. Wir bestrafen also den Kebap-Koch (der wahrscheinlich genug Probleme hat, seine Familie von den oft spärlichen Einnahmen zu ernähren) wenn auch nur für einen begrenzten Zeitraum dafür, was eine Minderheit, die den Glauben mißbraucht, verbrochen hat.

Wir denken ernsthaft darüber nach, Mosheen zu schließen, nur weil in der ein oder anderen Haß gepredigt wird, anstatt die Haßprediger zu lokalisieren und entweder einzusperren oder auszuweisen.

Eine mir bekannte Dame verbrachte Monate damit, nächtlich einen türkischen Nachbarn zu observieren, der die Dreistigkeit besessen hat, stundenlang an seinem Computer zu sitzen in der Annahme, er könne irgendein Attentat vorbereiten (das konnte die Dame durch Fenster beobachten). Der Mann war, wie sich herausstellte, Student, weiter nichts.

Und was ist mit den zahlreichen Freunden und Bekannten, die der ein oder andere von uns unter den Moslems hat, sind das alles Ausnahmen oder - was wir uns einfach nicht eingestehen wollen- vielleicht doch die Regel?

Was ist mit meinem Kumpel Manutsch, in dessen Kneipe ich ein halbes Jahr nach dem Studium zur Überbrückung etwas Geld verdienen konnte, was ist mit Djabba, aus dessen 10 qm großer Studentenbutze zwar jeden Tag ganze Armeen von mir fremden Leuten (wie die Szene aus Life of Brian, die mit dem Löffel, Ihr wißt schon) herausströmten (schon etwas unheimlich, zugegeben). Er war wohl ziemlich religiös, aber wenn wir beim Grillen die Schweinesteaks auflegten und ihn ernst anschauten, kam auch von ihm nur ein herzliches: "Allah weit weg...". Was ist mit der persischen Ärztin, die die ganze Nacht aufopferungsvoll geholfen hat, meine Tochter zur Welt zu bringen?
Es geht eben nicht nur um Islamisten, wenn wir über Moslems reden.

Zugegeben, ich habe mir selbst einen gewaltigen Irrtum eingestehen müssen, als Atta und Co ins WTC flogen, denn ich dachte bis dahin blauäugig, allein die Kenntnis der fremden Kultur schließe derartigen Haß aus. Dem war nicht so und der für mich interessanteste Attentäter der drei Piloten, war dieser Djarrah (oder so ähnlich), der wohl zwischen seinen Überzeugungen noch am meisten hin und hergeschwankt sein soll (sein Flugzeug landete im Feld).

Und wenn ich dann höre, daß also die abendländisch-christlichen Werte leben sollen, was soll ich dazu sagen? Ist es das, was Du gegen die Moslems hast, daß sie nicht Deinen Glauben vertreten? Was würdest du eigentlich davon halten, wenn jemand fordert (warst nicht Du, ich weiß), alle katholischen Kirchen zu schließen, da die dort gepredigten Auffassungen in vielen Punkten gelinde gesagt nicht mit einem liberalen und modernen Menschenbild zusammenpassen? Oder wie fändest Du das, wenn ein Moslem erklärte, ihn interessiere Deine Religion praktisch einen feuchten Kericht?

Ich will jetzt gar nicht weiter polemisieren. Ich habe Respekt vor Deinem Glauben, auch wenn ich ihn nicht teile, denn in seinem Namen wurden zwar Meere von Blut vergossen, er hat aber auch vielen Menschen Hoffnung gegeben und Gutes bewirkt. Aber eben diese Differenzierung kann jeder Gläubige gleich welcher Religion und natürlich auch der Ungläubige verlangen.
Daß das alles in der Praxis nicht so läuft, und das seitens der Mehrheit der Moslems viel zu wenig Widerstand gegen die schwarzen Schafe stattfindet, ist mir klar, aber auch das ist Resultat des Lagerdenkens.

Und um auf den Begriff Scharia einzugehen. Wahrscheinlich müßte man sich die Mühe mache, sich hierüber erst einmal zu informieren. Mir fehlt die Zeit dazu, wie vielen anderen hier auch. Ich würde allerdings auch nicht eine Sekunde über ihre Anwendung nachdenken, wir leben nicht in einem Gottesstaat. Und ich teile die Sorge von Ziesemann und Claus jedenfalls in dem Maße nicht. Ich wiederhole mich, ich glaube, wir (und das schließt übrigens die Moslems, die sich zu unserer Gesellschaftsordnung bekennen, ein) werden den Zivilisationskonflikt am Ende für uns entscheiden, auch wenn er wohl nie ganz enden wird.

Viele Grüße
Zwetsche

Hallo Zwetsche,

leider habe ich nicht die Zeit auf alles, was Du geschrieben hast einzugehen.

Doch hast Du Wesentliches erfasst, zumindest von Deiner Warte aus.

Man sollte wirklich dem "KLEINEN MANN" nicht schaden wollen. Er, der seine Familie mit Müh und Not über die Runden bringt, hat mit den Kriegshetzern nichts zu tun. Und Religionen wurden leider immer von niedrigen Mächten missbraucht. Wir dürfen nicht verallgemeinern.

Liebe Grüße

suche
 
AW: Sammelantwort

Und alle die, die mehr Integration verlangen, müssen sich vielleicht überlegen, wie fast unmöglich die Integration ist, wenn man von Anfang an von der Gesellschaft (und das sind wir) an den Rand derselben gedrängt wird. Noch lange nicht alle "einfachen" Moslems wollen nur unter sich bleiben, aber es bleibt ihnen ja beinahe nichts anderes übrig. Und könnt ihr euch nicht vorstellen, dass die moderaten Moslems (und ich behaupte, es ist die Mehrheit hier) noch mehr Angst vor den Terroristen haben als wir? Wenn sie sich nämlich nicht gegen uns wenden, gelten sie nicht als Feinde, sondern als Verräter. Was im Krieg mit Verrätern passiert, weiss vielleicht der eine oder andere noch. Deshalb schweigen viele noch und ducken sich nur... auf beide Seiten gleichzeitig, was gar nicht so einfach ist!
Da lese ich viel Erfahrung, Durchblick und Weitblick heraus, Celine. :)
Integration halte ich nicht nur für wünschenswert für die Vielfalt und Horizonterweiterung, sondern auch für notwendig und unvermeidbar.
Es gibt mMn aber einige Komponenten, die nicht nach eigenem Gutdünken auswählbar sind (was leider oft die Regel ist), sondern von denen jede einzelne unverzichtbar ist.

Leistungen sind von beiden Seiten einzufordern und man darf nicht immer nur den Schwarzen Peter hin und her schieben. Dazu passt eben auch das obige Zitat von Celine. Ich glaube, daran mangelt es beispielsweise besonders auch in Frankreich, was uns allen damals bewusst gemacht wurde, als die Autos brannten. Integrationswillen auf der anderen Seite ist aber ebenso eine unabdingbare Voraussetzung.

Es geht hier nicht darum, ob ich oder du oder Andrine oder Klausemann persönlich damit zurechtkommen oder nicht, sondern darum, wie viel einer Gesellschaft zumutbar ist. Wenn meine Latte hoch gesteckt ist, kann ich die Gesellschaft überfordern, wenn ich das verallgemeinere. Andererseits sind allzu niedrige Latten nachteilig für jedes Land, weil der Blick auf die Chancen und Möglichkeiten getrübt ist oder ganz verwehrt bleibt, die es nicht nur sozial und kulturell, sondern ebenso wirtschaftlich gibt.

Drum wehre ich mich immer wieder so entschieden gegen die bekannten Polemiker und Propagandawürstchen auf rechtsextremer Seite, die Blindheit indoktrinieren, damit sie im Dunklen agieren können. Etwa durch gezielte, einseitige Schuldzuweisungen bei der Arbeitslosigkeit, bei den Verbrechen oder bei der Schulmisere, wodurch wieder nur neue, vielleicht noch viel größere Probleme entstehen, anstatt an den wahren Problemlösungen zu arbeiten!

Ich meine, dass es ganz natürlich und verständlich ist, dass jede/r von uns ihre/seine persönlichen Schwerpunkte setzt und die anderen wichtigen Komponenten geringer einschätzt. Deshalb liegt von meiner Warte aus gesehen eine große Verantwortung bei der Regierung, von der man erwarten und verlangen muss, dass sie mit nötigem Weitblick agiert und nicht nur auf die nächste Wahl schielt und oft gegen besseren Wissens auf niedrige Triebe setzt, die leichter zu bedienen sind. Oft denke ich mir daher, dieser oder jener Politiker kann doch unmöglich tatsächlich so blöd sein, wie er sich gibt.
Verantwortungslos sind solche aber auf jeden Fall...

Herzlichen Gruß in die Runde
Andreas
 
AW: Scharia und die Folgen

aber Celine, es ist doch nicht so wichtig, aus welchem Land ein Terrorist kommt,
entscheidend ist doch, in welchem Land sie mit staatlicher Duldung zum Terroristen ausgebildet werden!
Und wenn der Terrorismus sogar offizielle Staatspolitik ist, so ist ein Krieg wie gegen Afghanistan pure Selbsverteidigung.
Stell dir vor, wenn die Taliban weitergemacht hätten, wenn aus den Koranschulen und Ausbildungscamps dort jedes Jahr tausende Gotteskrieger auf uns losgelasen worden wären?
Saddam hat den Familien palästinensischer „Märtyrer“ zehntausend Dollar gezahlt und die Hardware (Sprenggürtel usw) geliefert.
Das mag einen Mitteleuropäer nicht sonderlich interessieren, aber die Juden in Israel schon.

Und die Saudis (wie alle Ölscheichs) haben zwar ein absolutistisches und aus unserer Sicht verachtenswürdiges Staatswesen (Frauen, Scharia, die Herrscherfamilien machen skrupellos die Bodenschätze des Landes zu ihrem Privateigentum…),
aber von diesen Ländern geht keine Gefahr für die Nachbarn aus, weder für Israel noch für die USA. Zudem werden die Terroristen dort gnadenlos verfolgt.

meint Claus

Hallo Claus,

von "Ländern" geht wohl kaum eine Gefahr aus. Es ist ja nicht so, daß eine saudische Sanddüne einen deutschen Fluß bedroht.

Aber Spaß beiseite. Ich glaube, die Zeiten, wo man Bedrohungen an Ländern festmachen konnte, gehören der Vergangenheit an. Ich konnte die Reeaktion der USA gegenüber Afghanistan schon verstehen, denn kein Land mit dem Potential würde sich ungestraft deratig demütigen lassen und die Terroristen wurden ja nachweislich in Afghanistan ausgebildet. Zudem haben die Taliban Bin Laden nicht ausgeliefert (was allerdings auch nicht zu erwarten war) und ich weine denen keine Träne nach. Eine ganz andere Frage ist es, ob Kriege im herkömmlichen Verständnis Sinn machen. Afg. selbst, insbesondere der Irak aber sind doch ein gutes Beispiel dafür, daß da irgendetwas nicht funktioniert.

Zudem hat Celine mE. völlig Recht. Die ganz überwiegende Mehrzahl der Attentäter des 11.09.01 kam - auch wenn sie in Afg. ausgebildet wurden - aus keinem anderen Land als Saudi-Arabien, O.BinL selbst kam ja daher. Und Experten behaupten zumindest, daß verglichen mit SaudA. der Iran ein geradezu aufgeklärtes Land ist. Saudi-Arabien ist die Kaderschmiede des Wahabismus, der (pseudo)religiösen Grundlage des Islamismus und des Terrors. Und da es dort wahrlich nicht an Geld mangelt, halte ich es für alles andere als unwahrscheinlich, daß der Terror vor allem dorther finanziert wird.

Konsequenterweise gäbe es also viele Gründe, das Land anzugreifen (Man könnte natürlich auch ganz praktisch eine Atomrakete einfach auf Mekka richten, das wär bestimmt ziemlich abschreckend für Terroristen (tschuldigung für diese Entgleisung an alle Mitdiskutierenden). Die USA werden einen Teufel tun, die Saudis anzugreifen, sie verfahren immer noch nach dem Motto "Er ist ein Schurke, aber er ist unser Schurke" (Nur rein vorsoglich: Die Russen, Chinesen usw. sind auch nicht besser).

Nein, die Absurdität meines "Vorschlags", obgleich diese Logik ja 50 Jahre lang gut funtioniert hat, macht doch deutlich, daß wir nicht umhinkommen, nach anderen differenzierteren Lösungen zu suchen, den Konflikt zu entschärfen.

Viele Grüße
Zwetsche
 
AW: Scharia und die Folgen

Afg. selbst, insbesondere der Irak aber sind doch ein gutes Beispiel dafür, daß da irgendetwas nicht funktioniert.
Nein, Zwetsche, d.h., eigentlich ja, Zwetsche, da hast Du Recht, aber ich meine, im Endeffekt gibt es nicht wirklich den Unterschied zwischen Afg. und Irak. Die Probleme hie wie dort sind nach wie vor ungelöst, aus der Sicht des Westens.
Und sie bleiben es mit Sicherheit. Denn Demokratie kann man nicht verordnen und aufzwingen, das ist eine altbekannte Tatsache. Es gibt keinen einzigen Staat, wo das funktioniert hätte, nicht funktionieren kann, von Somalia bis Vietnam.
In Afghanistan schaut es nach unserer Werthaltung derzeit furchtbar aus, die USA haben in Wirklichket längst nicht mehr wirklich die Kontrolle im Land. Die Talibans wurden bestraft, okay, aber was weiter? Sie oder eine andere lokale Macht werden so sicher auferstehen wie die Sonne im Osten wieder aufgehen wird...
 
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AW: Scharia und die Folgen

In einem früheren Thread kam auch zur Sprache, dass es ja vor dem Irakkrieg und vor den Terroristenausbildungscamps in Afghanistan schon Beziehungen zwischen den USA und den genannten Ländern gab. Es sieht doch schon lange so aus, dass die "Einführung von demokratischen Strukturen" nichts anderes sind als ein Aushängeschild, das man "der Welt" vorweisen will, um dahinter agieren zu können, was auch immer das sein mag. Die USA hängen sich eben noch immer ein - wenn auch schon etwas fadenscheiniges - moralisches Mäntelchen um, und faseln von notwendigem Eingreifen, weil "blablabla...".

Das noch zur Ergänzung von Zwetsches, Andreas und Célines treffenden Beiträgen.
 
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