Weil also die Handlungen anderer immer irgendwelche Auswirkungen/Risiken haben können, akzeptierst und begrüßt Du dann gleich alle möglichen Handlungen und sämtliche Risiken?
Nein. Oder auch "njet", wie der Italiener sagen würde, spräche er anstatt japanisch russisch.
O.K., eine Nutzen- und Risikobewertung ist halt subjektiv.
Subjektiv, ja. Nur wenn man ernst genommen werden will, muss man schon eine gewisse Plausibilität vorweisen können. Ein Kettenraucher, der dem Nachbar das Auto verbieten will, weil es ja schädliche Abgase ausstößt, ist halt nicht sehr glaubwürdig. Insbesondere dann, wenn der Raucher keine Ahnung hat, welche Abgaswerte das Nachbarsauto tatsächlich hat.
Ich denke, daß über Techniken, wie Straßen- und Flugverkehr oder Haustechnik ein breiter Konsens besteht, während die Kernenergie von einer breiten Mehrheit aus gutem Grund sehr skeptisch betrachtet wird und per Volksabstimmung (wie in Österreich geschehen) schon lange abgeschafft wäre, wenn es denn Volksabstimmungen darüber gäbe.
Nur wenn ein breiter Konsens besteht heißt das nicht, dass man faktisch oder moralisch richtig liegt. Und schon gar nicht, dass die konsensfähigen Ansicht in sich konsistent wären.
Es besteht ja beispielsweise breiter Konsens, dass Menschenrechte sehr wichtig seien und Flüchtlinge aufgenommen werden müssten. Und es besteht auch weitgehend Konsens darüber, dass die Flüchtlinge nicht im eigenen Bezirk untergebracht werden sollten.
Aber zurück zur Kernenergie: Ich stehe ihr aus mehreren Gründen eher skeptisch gegenüber, aber sehe auch ihre Vorteile. Diese Meinung habe ich mir aber durch Information gebildet, und nicht weil ich selbsternannten Weltverbesserern nach der Schrift rede. Auch würde ich mir erst Gedanken über gangbare Alternativen machen, bevor ich skandiere "abschalten!".
Leider gibt es jedoch hier und auch außerhalb des Forums nur allzu viele, die fehlende Sachkenntnis durch Lautstärke ihrer Forderungen kompensieren wollen und Andere dazu manipulieren wollen, mit ihnen zu schreien.
Bezüglich Volksabstimmung in Österreich zwei Dinge:
Erstens, die Abstimmung fiel sehr knapp aus.
Zweitens, war des de facto überwiegend keine Abstimmung über AKW oder nicht, sondern vielmehr über Kreisky oder nicht. Auch nur so ist es zu erklären, dass besonders die ÖVP-Wähler gegen AKWs gestimmt haben, obwohl gerade sie als wirtschaftsfördernde Partei am Ehesten dafür gewesen hätten sein müssen.
Ich persönlich bin froh, dass die Abstimmung damals so ausfiel wie sie es tat. Allerdings sehe ich das nicht als Ergebnis irgendeiner Weitsicht, sondern als glückliche Fügung des Schicksals. Auch bin ich mir bewusst, dass die meisten Länder nicht in der glücklichen Lage sind, ohne AKWs und kalorischen Kraftwerken konkurrenzfähig erhebliche Mengen elektrischer Energie produzieren zu können.