AW: Richard Dawkins - Der Gotteswahn
Hallo xcrypto,
Kannst Du den Begriff "Zufalls-Atheismus" mal erklären bitte? Hab ich noch nie gehört. Danke.
Kein Problem. Der schwache Atheismus lässt die Frage nach einem Gott einfach offen und bezieht sich meist auf KANT, da diese Frage ohnehin nicht beantwortet werden kann.
Beim starken Atheismus hingegen wird ein Gott strikt abgeleht und zu dieser Fraktion würde ich Dawkins zählen. Zufalls-Atheismus deshalb, da er in seinen Büchern den Gott durch den Zufall ersetzt. Deshalb "Zufalls-Atheismus".
Deine Meinung zu Dawkins habe ich gelesen und eigentlich nichts hinzuzufügen. Kritik an religiösen Inhalten ist ja durchaus erlaubt. Von den Büchern von Dawkins kenne ich den
Gotteswahn, Gipfel der Unwahrscheinlichkeiten und den
Blinden Uhrmacher, die ich alle gelesen habe. Aber nicht Seite für Seite, sondern überwiegend die Begründung für seinen "Gottes-Ersatz". Und dies ist in allen Fällen der "Zufall", den er sowohl an den Beginn des Universums, als auch für die Entstehung des Lebens heranzieht.
Dawkins Absicht mit diesem Buch war es nicht, die Evolution oder die natürliche Selektion zu verteidigen.
Also, wenn er das nicht macht, was dann? Er ist doch der, sagen wir einmal
bekannteste Ober-Darwinist, der außer Zufall in Verbindung mit natürlicher Selektion nichts anderes gelten lässt. Und das zieht sich doch durch alle seine Bücher, wenngleich die Schwerpunkte manchmal etwas verlagert sind.
Meine Hauptkritik richtet sich auch gegen seine Begründungen für den "Zufall". Die sind alle angreifbar und auch sein Tresor-Beispiel zeigt meiner Meinung nach lediglich auf, dass er hier ein klein wenig "tricksen" muss, um die Leser überzeugen zu können.
Das gleiche macht er übrigens auch ständig mit der Boing 747-Analogie von Fred Hoyle. Die zieht er in allen Büchern heran, um sie dann zu wiederlegen, da die Boing 747 ja schrittweise entstanden sein soll. Hoyle hat diese Analogie aber auf die Urzeugung herangezogen und für die Selektion ein ganz anderes Beispiel herangezogen.
Noch ein Beispiel. Die völlig offene Frage nach der Formgebung von Pflanzen erklärt er mit "Photosynthese". Dass die Frage nach der Zelldifferenzierung eine völlig offene der Evolutionsforschung ist, erwähnt er mit keinem Wort.
Dies muss er auch nicht tun, denn schließlich will er seine Bücher ja verkaufen. Aber wenn er solche zentralen Fragen schon nicht erwähnt, dann sollte er auch nicht behaupten, dass alle, die ihm nicht folgen können, noch nicht den Prozess der "darwinistischen Bewusstseinserweiterung" vollzogen haben.
Hier sollte er vielmehr vor der eigenen Haustüre kehren. Wenn du willst, können wir das Thema "Evolution und Dawkins" gerne auf eienr sachlichen Basis vertiefen.
Sachlich erwähne ich nur deshalb, weil die Kreationisten und Neodarwinisten meist fuchsteufelswild reagieren, wenn an ihren Weltbildern gekratzt wird.
Viele Grüße
Pablo