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Political Correctness - Notwendigkeit oder Ideologie?

Nein, es war absolut nicht verkehrt, dass wir beim Aufbau des Staates Israel geholfen haben. Es war ebenfalls meiner Ansicht nach nicht verkehrt, das wir jeden direkten und indirekten MATERIELLEN Schaden, der entstand, auch die Witwen- und Waisenrenten bezahlt haben. Und meinetwegen auch noch mehr. Aber ich möchte darauf hin weisen, dass es bei unserem Thema um die Problematik der "PC" geht, und nicht um den Holocaust (=>vielleicht eigener Thread?).

Ich frage mich nur, da nun einmal die Opfer von uns Geld bekamen (natürlich nur für materiellen Schaden! Das Wort "Entschädigung" bezieht sich nicht auf Todesopfer!) und das Geld, was jetzt noch fließt, ausschließlich nur Leuten zugute kommt, welche das Glück haben zum "Auserwählten Volk" zu gehören, ob vor diesem Hintergrund man nicht als Angehöriger der zweiten Nachkriegsgeneration vorsichtig nachfragen darf, was meine israelischen Altersgenossen eigentlich HEUTE mit meiner Kohle wollen. Und ich nehme mir heraus, diese Frage zu stellen, obwohl ich kein Antisemit bin und obwohl die PC immer wieder das Kunststück fertig kriegt, dies so aussehen zu lassen.

Gruß,
Michael
 
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Ja, jetzt versteh ich dich besser, Michael. Die Geschichte zwingt uns einfach dazu, manche Kritik vom Antisemitismus abzusetzen. Uns zwingt nicht nur die PC dazu. Wichtig ist doch, dass wir uns verstehen und verständlich machen. Deshalb ist diese Diskussion hier so gut.

Mir fällt aber dieses hier auf: Jans und dein Thema sind die Israelis und die Gelder, die wir denen noch zahlen. Jan zitiert sogar einen Text vom "geldgierigen Judentum". Das gefällt mir nicht!
Habt ihr REALE Probleme in eueren Leben mit den Juden?

Mein (und unser) reales Problem mit der PC ist der Umgang mit Menschen aus Kulturbereichen, die eine Eingliederung in unsere Kultur von vorn herein schwer machen. Davon redet ihr weniger, ihr redet von Juden, warum?

Wir hatten doch das Thema "Multikulurelle Gesellschaft" angeschnitten. Wie sieht deine Idee dazu aus?

Gysi
 
Also Jan hatte, soweit ich das sehe, das Buch eines amerikanischen Juden zitiert, welcher massiv Kritik übt, und zwar nicht an DEN Juden, sondern nur an bestimmten. Übrigens glaube ich, dass ein Missverständnis vorliegt. Fokus der Kritik sind nicht irgendwelche Gelder oder gar die Juden, sondern die absolute Unmöglichkeit das Thema der HEUTIGEN (!) Zahlungen überhaupt kritisch ansprechen zu können, ohne von der PC gleich mit Generalverdacht belegt zu werden.

Aber natürlich brauchen wir uns an diesem Beispiel nicht festzusaugen. Wiso sollten wir Probleme mit dem jüdischen Glauben oder ihrer Kultur haben? Sie sind uns aus historischen Gründen deutlich ähnlicher als manch andere Kultur.

Um deinen Gedanken zu DEN Menschen anderer Kulturbereiche anzuschneiden, welche die Eingliederung in unsere Kultur von vorneherein so schwer machen:

Vor etwa 2 Jahren begegnete mir ein palästinensischer Student, der zu unserer offenen studentischen Diskussionsgruppe, welche sich einmal die Woche traf, stieß. Diese setzte sich aus etwa zwei Dritteln aus "Primimäuschen" u.ä. zusammen, welche vor PC nur so trieften und keiner Fliege, geschweige denn einem "armen Ausländer" etwas zuleide tun konnten. Dieser hin gegen war irgendwie beherrscht von einer solch ausgeprägten "Inländerfeindlichkeit", dass mir zuerst die Kinnlade bis auf den Boden fiel. Nach noch nicht einmal einer Viertelstunde hatte er fast jedes Wort und jeden Satz in den falschen Hals bekommen, und fuhr die lieben Mädels an, dass diese nur noch schuldbewusst zu Boden blickten.

Da ich die Mädels schon seit etlichen Semestern kannte und auch, dass es eine an Besinnungslosigkeit grenzende Unverschämtheit war, gerade DENEN sowas zu unterstellen, habe ich zu ihm in meiner liebenswürdigen Art und Weise und in durchaus verständlicher Lautstärke ein paar Dinge gesagt, die ich hier nicht wiederholen möchte. Komischerweise ist er dann gegangen...

Nach der Szene blickten mich mehrere Augenpaare vorwurfsfoll an: "Michael, so was sagt man nicht zu einem Ausländer!"

Mir blieb die Spucke weg...

Gruß,
Michael
 
Original geschrieben von Pantau

Nach der Szene blickten mich mehrere Augenpaare vorwurfsfoll an: "Michael, so was sagt man nicht zu einem Ausländer!"

Mir blieb die Spucke weg...
Ja, das kenne ich leider. Siehe Thread "Vorurteile", Kapitel "Diskussion allgemein". DAS sind die brennenden Verhaltensschieflagen, die wir abzuschaffen haben.
Aber dauernd das Herumhacken auf die - oder manche - Juden, was soll das?? Wie kommt das? Entschuldige, dass ich dann den Gedanken bekomme: Die Nationalzeitung hat deren Weltsicht segmentiert... und nicht das Leben selbst.
Lasst uns lieber über den Umgang zwischen Menschen verschiedener Kulturzugehörigkeit reden.

Und: Wie stehst du zur multikulturellen Gesellschaft? Und wenn du dagen sein solltest - was sollen wir JETZT machen? Und wie sieht deine Idealgesellschaft aus?

Gysi
 
Bei der Frage nach der Multikulturellen Gesellschaft ist das Hauptproblem, wie mir scheint, dass jeder darunter etwas anderes versteht. Der Kulturbegriff umfasst meiner Meinung nach weit mehr, als Religion, Sprache oder das Essen.

Ich habe immer wieder fest gestellt, dass es schon einen Unterschied gibt zwischen Franzosen und Deutschen und zwar nicht nur in der Sprache. Viele dieser Unterschiede sind nicht "besser" oder "schlechter". Es sind schlichtweg "Vereinbarungen", welche aber in JEDEM Kulturkreis verbindlich nötig sind, um das Zusammenleben zu gestalten. Wenn wir beide uns miteinander unterhalten, stehen wir zwischen 80cm und 1,20m auseinander (ungefähr). Wenn der eine auf weniger als 50cm dem anderen "auf die Pelle rückt", ist das unhöflich. In anderen Kulturen ist das normal. In Japan ist es unhöflich, wenn man zum Essen eingeladen ist, mit dem Essen zu beginnen, bevor man vom Gastgeber dreimal aufgefordert wurde.

Eine amerikanische Studentin, welche sich z.Zt. in Münster aufhält und ein verdammt gutes Deutsch spricht, hat mir neulich erklärt, dass für sie mittlerweile die Sprachbarriere geringer ist als unsere berüchtigte "Direktheit".

So hat jeder Kulturkreis Regeln (ungeschriebene!), welche das Zusammenleben erst möglich machen. Und hier gilt eben, dass hier MEHR nicht BESSER bedeutet, ebenso wie ein babylonisches Sprachgewirr für eine Gesellschaft keine Bereicherung darstellen kann.

Wenn wir beispielsweise im Straßenverkehr zusätzlich zur Regel "Rechts vor Links" die Regel "Links vor Rechts" einführen würden, stellte dies ja auch keine Bereicherung dar. Hier ist keine Bereicherung möglich, nicht, weil UNSERE Regeln besser oder schlechter sind, sondern weil das Kulturgut darin besteht, sich auf EINE Vereinbarung geeinigt zu haben. Mehr ist hier also weniger.

In anderen Dingen, wie Kleidung, Essen, Musik, Malerei, Literatur, Religion (mit unserer freiheitl. Grundordnung vereinbar!) usw. halte ich eine gesellschaftliche Offenheit für sehr wichtig.

Gruß,
Michael
 
Original geschrieben von Pantau
In anderen Dingen, wie Kleidung, Essen, Musik, Malerei, Literatur, Religion (mit unserer freiheitl. Grundordnung vereinbar!) usw. halte ich eine gesellschaftliche Offenheit für sehr wichtig.
In Bezug auf herrschende Sprache und ungeschriebene Umgangsformen nicht? Natürlich ist Anpassung angesagt! Und nicht jeder - auch nicht die Einheimischen! - kann neue Regeln kreieren. Aber wer stellt die Regeln? Sie LEITEN die Menschen und werden von Menschen GEFORMT. Alles ist in Bewegung, im Fluss. Natürlich brächte es nur Chaos, Deutschland abrupt mit 50 MIllionen Ausländern z.B. aus dem islamischen Kulturbereich zuzustopfen. Die Zuwanderung sollte nicht frei sein, der Prozess der Assimilierung sollte berücksichtigt werden.

Gesellschaftliche Offenheit und eine mulikulturelle, innerkompatible Gesellschaft mit unbefangener, angstfreier Kommunikation!

Gysi
 
Nein, Gysi, bei der Frage nach Sprache und ungeschriebenen Umgangsformen nicht. Wir brauchen eine einheitliche Sprache, wie sollen sonst z.B. die Kinder in den Schulen unterrichtet werden oder miteinander Kommunizieren? Auch die Umgangsformen MÜSSEN nach gewissen Regeln ablaufen, um Missverständnisse zu vermeiden. Jemand kann von mir aus zehnmal aus Afrika kommen, aber wenn er sich mit mir in Deutschland unterhält, stellt er sich mir nicht 30cm vor die Nase, basta!

Die Tatsache, dass sich Kultur auch immer verändert oder bestimmte Dinge von anderen Kulturen übernimmt, bleibt davon unberührt. Dies gab es sogar zur Kaiserzeit in weitaus stärkerem Maße, als viele glauben und möglicherweise WEGEN einem gewissen (zugegeben: übersteigerten) Selbstbewusstsein. Nicht jede exotische Kuriosität stellt auch automatisch eine "Bereicherung" dar. Solche Veränderungen brauchen Zeit, um in einem gesellschaftlichen Konsens statt zu finden.

Gruß,
Michael
 
Original geschrieben von Pantau
Nicht jede exotische Kuriosität stellt auch automatisch eine "Bereicherung" dar. Solche Veränderungen brauchen Zeit, um in einem gesellschaftlichen Konsens statt zu finden.
Das ist richtig. Du bist ja auch FÜR diese Veränderungen. Die aber auch ihre Zeit benötigen. Niemand hat was gegen Kebab und die Peking-Ente. Ganz im Gegenteil! :)
Und dass die Amts- und Schulsprache hier Deutsch ist, sollte auch klar sein. Und das Staatswesen ist die Demokratie. Die Nationalität ist so ausgerichte, dass sie sich immer mehr in Richtung Europa auflöst. Und in Richtung Welt. Das ist jedenfalls MEINE Vorstellung.

Gysi
 
Auch ich sehe das Ziel, letztentlich zu einer Weltgemeinschaft zu gelangen. Dafür braucht sich übrigens nicht das "Nationale" aufzulösen. Man kann auch ruig Patriot sein, oder Lokalpatriot. Ich bin und bleibe Westfale! und Deutscher! und Europäer! und VOR ALLEM - Mensch!

Meiner Ansicht ist das bei vielen zu geringe und bei wenigen zu extreme Nationalbewustsein sogar ein Hindernis beim Umgang mit anderen Nationalitäten.

Im 18. Jahrhundert wurde ein Staat wegen seiner beispiellosen Offenheit, Freiheit und Toleranz verehrt - PREUSSEN! Und dieser Staat und seine Bürger litten nicht an mangelndem Selbstbewusstsein, hatten aber auch noch nicht die überheblichen Degenerationserscheinungen des Hochimperialismus entwickelt.

Friedrich der Große war seiner Zeit um 150 Jahre voraus. Dies zeigt, dass ein gesundes Verhältnis zwischen Toleranz und Achtung von Fremden auf der einen Seite und durchaus auch ein selbstbewustes Nationalbewustsein (nicht Nationalismus!) sich die Waage halten sollten.

Wie schwer ist uns die deutsche Einheit (ich rede jetzt von der unter Bismarck!) gefallen, weil viele Angst hatten, ihre Identität als Bayern, Preußen usw zu verlieren. War diese Angst begründet? Ich denke, nein. Und genau so wenig müssen die Franzosen und Engländer Angst haben, ihre kulturelle Identität zu verlieren, wärend wir Deutschen unsere erst einmal wiederfinden sollten. Deshalb lautet meine Deviese: Ein Schritt nach dem anderen!

Gruß,
Michael
 
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Original geschrieben von Pantau
Auch ich sehe das Ziel, letztentlich zu einer Weltgemeinschaft zu gelangen. Dafür braucht sich übrigens nicht das "Nationale" aufzulösen. Man kann auch ruig Patriot sein, oder Lokalpatriot. Ich bin und bleibe Westfale! und Deutscher! und Europäer! und VOR ALLEM - Mensch!
Right!
 
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