Das Wort "Populismus" diente in den Jahren nach dem Krieg bis in die 1980er Jahre hinein eventuell als politischer Vorwurf den Christlich-Sozialen in die Richtung der Sozialisten, die damals "sozialdemokratisch" noch geradezu als Beleidigung empfunden haben. Erst als J. Haider sich dieser populistischen Kampfrhetorik bemächtigt hatte, wurde Populismus als "böse" und "rechts" punziert. Es war aber auf einer emotionalen Ebene genauso Kollektiv-bildend wie zuvor im Munde der sozialistischen Eliten. Sozialdemokratische Parteien in Distinktion zu sozialistischen Parteien hat es in südlichen Ländern häufiger gegeben. Da die sozialdemokratischen Parteien wegen intellektueller Profillosigkeit immer bedeutungslos geblieben waren, wollten sich sozialistische Parteien nicht als solche bezeichnen lassen. Heute haben Parteien keine Chance mehr, wenn sie eine Religion oder Ideologie im Kern ihrer politischen Ziele hegen und damit immer Gefahr laufen zu lügen. Jeder Politiker träumt davon, der große Verführer zu sein. Für einen Politiker gibt es nur eine Frage, nämlich danach wie "die Macht-bildenden Massen emotional ticken". Es gibt aber immer abgegrenzte Gruppen unter der Wählerschaft, die in einer unterschiedlichen emotionalen Position gefangen sind, weswegen populistische Argumente auf solche Gruppen radikal abgestimmt sein müssen. Dafür benötigt man dann auch die Abgrenzung zu gegnerischen Gruppen. "Populismus" eben da wie dort, nur "gut" oder "böse" je nach Zugehörigkeit.
Das Thema "Flüchtlinge" ist in Wirklichkeit so eines wie das Wetter. Mit Schlagworten wird man es nicht bewältigen können. "Festung", "wir schaffen das", "Überfremdung" etc. sind Begriffe, die keine Lösungen erzeugen. Nur der nüchterne und gerechte Einsatz unserer demokratischen Instrumentarien, wie gut oder schlecht auch immer diese im Moment funktionieren mögen, kann mittelfristig eine Lösung herbeiführen. Der Vorwurf "Populismus" hindert Kommunikation am Wege der Bewältigung von Problemen.