AW: Österreicher sind Deutsche!
Zitat von Sunnyboy:
[...] Wenn also wir Deutschen- gerade wir, die jungen Deutschen- aus dem Ausland heraus immer wieder auf unsere Herkunft angesprochen werden, und über die Verbrechen unserer Vorväter Rechenschaft ablegen müssen-dann muss man unserer Generation auch zugestehen, sich ohne Tabus Gedanken über unsere nationale Identität machen zu dürfen. Das kann dann auch dazu führen, dass die Frage aufkommt: "Was ist deutsch?", oder: "Wer ist ein Deutscher? Gehört der Österreicher auch dazu?" [...]
und:
[...]Ich würde mir in Deutschland einen unbefangeneren Umgang mit dieser Frage wünschen. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies nicht zu Gunsten der Rechten sein wird. Im Gegenteil, es würde den Rechten den Wind aus den Segeln nehmen, da sie dann nicht mehr die Hüter alles (vermeintlich) Deutschen wären.[...]
Ich merke gerade, dass ich schon wieder in diesen Polterton verfalle, den ich mir eigentlich abgewöhnen wollte. Vielleicht ist das ganze zu drastisch ausgedrückt.
Zitat von Raphael:
Mein unbefangener Umgang mit meiner Identität ist, dass ich mich als Mensch fühle und als solcher wahrgenommen werden will.
Die Frage nach der Nationalität erhebt sich für mich nicht (wäre bei mir auch schwierig zu beantworten).
Bin Hungaro-Österreicher, wenn schon.
Wozu all die Deutschtümelei und das Hecheln nach Bestätigung?!
Auf den Müllhaufen der Geschichte damit!
Ich möchte zwei persönliche Erfahrung erzählen, die mir gezeigt haben, wie schwer es ist, über seine persönliche Identität zu sprechen.
1. Ich habe, wie ich schon im geschlossenen Threat (oder war es Thread- und das mit meiner Zwei-Plus in Englisch. Also, der "Faden" halt, nicht die "Drohung".) über das gleiche Thema meine gute russische Freundin jüdischer Abstammung erwähnt.
Wir haben uns über öfters über unsere Familien unterhalten. Ich habe aber lange gebraucht ihr (Enkelin einer vertriebenen ukrainischen Jüdin) zu erzählen (besser: zu beichten) das mein Opa hochrangiger Offizier in der Waffen-SS war. Im Grunde habe ich es ihr nur gesagt, weil sie ein Auslandsjahr in der Stadt machen wird, in der mein Opa Standortkommandant der SS war und es sowieso herausgefunden hätte. Und ich habe danach gezittert, bis sie sich wieder gemeldet hat. Ich habe wirklich befürchtet, dass dies das Ende unserer Freundschaft sein könnte. Und hierbei hat auch die Tatsache, dass sie Russin ist (ein Volk also, dass zu den größten Leidtragenden des NS-Terrors gehörten) und natürlich ganz klar die jüdische Herkunft ihrer Familie die größte Rolle gespielt.
2. Die Familie meiner Mutter wurde aus Schlesien vertrieben und musste ins Rheinland fliehen. Dort hatten sie mit Anfeindungen seitens Teilen der rheinischen Bevölkerung zu kämpfen.
Neulich war meine Tante bei uns zu Besuch- und hat am Küchentisch plötzlich angefangen zu weinen, als sie davon erzählte (sie wurde, wohlgemerkt, in Bonn geboren.).
Ihr Bruder, mein Onkel, der älteste, der am meisten von der Vertreibung mitbekommen hatte, trägt sich heute noch mit der Frage, ob wirklich Deutschland die alleinige Schuld am Zweiten Weltkrieg hatte. Das mag ja zunächst mal etwas schrulliges an sich haben, aber ich merke, das mein Onkel darunter leidet. AUCH weil es ihm lange Zeit, durch gesellschaftliche Konventionen in Deutschland, nicht ermöglicht wurde, über das von ihm erlittene Unrecht zu sprechen.
Geht man beiden Fällen nach, vor allem bei meinen "schlesischen" Verwandten, stößt man früher oder später auch auf den Faktor "Herkunft", der wiederum von Natur aus eng mit dem Faktor nationale Identität, kulturelle Verwurzlung verbunden ist.
So sehe ich das zumindest.
Im Grunde hast du Recht, Raphael. Die Frage ist nur, ob man das Thema auch so einfach ad acta legen KANN- dass man es SOLLTE, darin stimme ich mit dir überein.
Sieht so aus, als ob Miriam Recht hat: Es geht um persönliche Identität. Man möchte wahrscheinlich seine persönlichen Erfahrungen auf ein Kollektiv übertragen.
Man möchte begreifen, was einem passiert ist (zu hören, wie in England Freunde als "Nazis" beschimpft werden, sich für seine Großeltern zu schämen, aus der Heimat vertrieben zu werden etc.) und versucht sich, an einer Gruppe zu orientieren.
Sind die Österreicher Deutsche?
Wie lange wird es noch Deutsche oder Österreicher geben?
Völker entstehen, gehen unter, vermischen sich.
Staatsgrenzen verschieben sich. Kulturen ändern sich.
Solange dies freiwillig geschieht, ist das in Ordnung so.
Solange kein Volk sich über ein anderes erhebt, kann keiner etwas dagegen einwenden.
Solange es keinen neuen Völkermord wie den Holocaust oder die beinahe Ausrottung von Amerikas Indianern etc. gibt, soll das so sein.
Solange jeder Mensch frei wählen kann, wo er sich heimisch fühlt und sich dort niederlassen und gesellschaftlich einbringen kann, ist das richtig so.
Mehr möchte ich auch nicht mehr dazu sagen.
Nur noch mal der Hinweis: Süße, sexy Südtirolerinnen können sich gerne mit mir in Verbindung setzen.
Wobei...dürfen auch Polinnen, Irinnen oder Chinesinnen sein.
Ist eigentlich egal wo ihr herkommt. Wenn's Sexappeal stimmt treibe ich auch gerne Rassenschande.
In diesem Sinne.
Sunnyboy