• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

nur die Kernenergie.....

Warum müssen wir ausgerechnet Atomkerne spalten, um an die Energie zu kommen, die wir brauchen?
Tun es die anderen Energiequellen wie z. B. Erd- und Sonnenwärme nicht auch?

Gysi
 
Werbung:
Warum müssen wir ausgerechnet Atomkerne spalten, um an die Energie zu kommen, die wir brauchen?
Tun es die anderen Energiequellen wie z. B. Erd- und Sonnenwärme nicht auch?

zunächst mal als vorbemerkung:

in 100 Jahren wird der Vorrat an Uranerz aufgebraucht sein (bei konventioneller Energieerzeugung, geht man zur brütertechnologie über, reicht der Vorrat 1000 Jahre.)
Wie dem auch sei, eine neue energiequelle muß dann her.
Sie ist auch in Sicht: es ist die Kernfusion. das erste Versuchskraft werk wird jetzt in internatioonaler Gemeinschaftsarbeit in Frankreich gebaut, es soll in 15 Jahren fertig sein.

Zu den von Dir angesprochenen „alternativen Energien“:

Erdwärme:
Wo die Erdwärme so günstig an die Oberfläche kommt wie in Island ist es eine echte Alternative,
in unserer Gegend aber, wo man zwei Bohrlöcher in 10.000 m tiefe niederbringen muß und dann in das eine kaltes, sauberes Wasser hineinpumpt, aus dem anderen heißes, stark mit aggressiven Mineralien belastetes Wasser wieder nach oben bekommt („hot dry rock-Verfahren), sind die Kosten durch den Verschleiß gewaltig hoch und die Ausbeute so gering, daß es die am wenigsten attracktive Energiegewinnung sein dürfte.

Sonnenenergie (direkte Nutzung durch Votovoltaik)
ist weit von der Wirtschaftlichkeit entfernt. Ich könnte mir ein Solardach (zu zwei dritteln vom Steuerzahler gestützt) bauen, den Strom an den Energieversorger verkaufen (der muß ihn mir dank Erneuerbare energien Gestz abkaufen) für ca 60 ct/kWh und meinen Stron dann wieder für 13 ct/kWh vom gleichen Stromversorger beziehen. Die Differenz wird auf die energie aus den konventionellen (kohle, öl, Atom) aufgeschlagen,
je höher der Anteil aus Sonnenenergie ist, um so teurer wird die ganze Sache.
Und wenn die Sonnen nicht scheint?
dann gibt es auch keinen Strom, außer, es steht eine Reserve an Öl- und Gas-strom generatoren bereit. Für jede kWh Sonnenernergieerzeuger muß es also eine gleich große Reserve an CO2 erzeugenden Generatoren geben (verteuert die Sache nochmals), Kernkraftwerke kann man nicht so wie eine Gasturbine hoch- und runterfahren, sie müssen ständig arbeiten.
Und auch nur sie können die Grundlast decken, für Eisenbahn, Industrie, Millionenstädte

Claus
 
Noch ein Nachtrag zur Sonnenenrgie:

lohnt sich dort, wo sie dann verfügbar ist, wo sie reichlich vorhanden, wenn gebraucht.
zum Beispiel auf Kreta
wenn die Touristenhotels im Sommer tagsüber ihre Klimaanlagen auf Hochtouren laufen lassen.

Keinesfalls dort, wo im Winter die Wärme zum heizen gebraucht wird
Schweden, Finnland, auch bei uns.

Warum ist Sonnennergie so teuer?
der Materialverbrauch pro erzeugter kWh ist etwa 10 mal so hoch wie bei Kohle- oder Atomkraft.
(Summe über alles: Beton, Stahl, Kupfer, Glas, Halbleiter)
ist mit einem hohen energieaufwand verbunden (Halbleiterherstellung) und auch einer entsprechenden Umweltbelastung.
 
Hallo, Fans der sonnenenergie, die Ihr der Kernkraft Konkurrenz machen wollt:

Kennt Ihr den Begriff “Energierückflußzeit“ ?

In den Bau eines Kraftwerkes muß man Energie hineinstecken (zur Herstellung der Bauteile hauptsächlich),
die Zeit, die das Kraftwerk in Betrieb sein muß, um diese Energie zu erzeugen, um erst danach wirklich Energie zu liefern, nennt man Energierückflußzeit.

Nach meiner Kenntnis beträgt die Energierückflußzeit für Votovoltaikkraftwerke 7 Jahre.
verdoppelt man die installierte Leistung jeweils in 7 Jahren und geht der Einfachheit davon aus, daß das einmal fertiggestellte Solarkraftwerk nie kaputt geht, dann hat man also in 70 Jahren (10 verdoppelungszeiten) das tausendfache der derzeit vorhandenen Leistung.

Soweit mir bekannt ist, hat das modernste in D betriebene Solarkraftwerk eine Leistung von etwa 1 MW.
Nehmen wir das zur Grundlage, so kommen wir in 70 Jahren also auf 1000 MW.

Das ist etwa die Leistung eines modernen Atomreaktors.

Vielleicht sind meine Zahlen für die Sonnenenergie nicht mehr ganz aktuell.
wenn es jemand besser weiß, bitte ich um Korrektur.
Aber die Größenordnung bleibt.

70 Jahre „Ablösezeit“ für ein Kernkraftwerk, das ist einfach absurd.

Und dann hat man nur Energie wenn die Sonne scheint.

Claus

ps
und die derzeitige Zubaurate an votovoltaik in D sorgt dafür, daß die Solarenergie aus den genannten Gründen mehr energie verbraucht als liefert.
 
na ja, nun hats den Atomkraftgegnern wohl die Sprache verschlagen.
Daß die es mir hier so leicht machen hätte ich ja nicht gedacht.

Aber ich freue mich, wenn ich dazu beitragen konnte, der Greuelpropaganda etwas Wind aus den Segeln zu nehmen.
 
Claus schrieb:
Die wichtigsten und gefährlichsten spaltprodukte haben eine Halbwertzeit von weniger als 30 Jahren. Nach 60 Jahren ist ihre aktivität auf ein millionstel abgeklungen.

Sag mal Claus: Wie rechnest Du eigentlich?

Nehmen wir mal das wichtige und gefährliche Spaltprodukt Cäsium-137, das eine Halbwertszeit von ca. 30 Jahren hat. Nach 60 Jahren ist dessen Aktivität auf ein Viertel abgeklungen! Und nach 10 Halbwertszeiten (ca. 300 Jahren) beträgt die Aktivität noch (1/2)^10, also rund ein Tausendstel, der Anfangsaktivität.

Das Hauptproblem stellen aber die sehr langlebigen Aktiniden (z.B. Plutonium-239 mit ca. 24'000 Jahren Halbwertszeit) dar. Diese kann man, wenn man sie nicht in Schnellen Brutreaktoren zur Energieerzeugung verbraucht, durch Beschuss mit hochenergetischen Teilchen aus Beschleunigern zertrümmern. Die Trümmer haben wesentlich geringere Halbwertszeiten. Die kommenden Generationen werden entsprechend leistungsfähige Beschleuniger bauen, um diese Transmutation der Aktiniden im technischen Massstab zu realisieren oder andere Lösungen finden.

Das Atommüllproblem ist lösbar!

Gruss
Hartmut
 
sorry, Hartmut, war ein tippfehler, nach 600 Jahren natürlich.
ich habe ja auch für das sichere Wegschließen von einem zeitraum von einigen Jahrhunderten gesprochen.

also Halbwertzeit 30 Jahre,
nach 10 Halbwertzeiten = 300 Jahren auf 1/(2exp10)= 1/2024 also rund ein tausendstel,
nach weiteren 300 Jahren davon wieder ein tausendstel= ein millionstel

danke für die Korrektur!

Gruß Claus
 
Claus: Schon wieder ein Tippfehler!
Nun ja, Hartmut, zu so später Stunde tippe ich eben nicht mehr richtig,
war aber wieder so offensichtlich, daß die Ausage nicht verfälscht wird:

die Endlagerung ist ein viel kleineres Problem als die Luftverschmutzung bei der Kohleverbrennung.

jetzt schreibe ich mal aus einem Buch ab:

ein kleines Kernkraftwerk mit 1200 MW Leistung verbraucht jährlich etwa 1 Tonne Uran 235 und produziert daraus ca 4 m3 endlagerungsfähigen Abfall (nach Wiederaufarbeitung).

Ein Steinkohlekraftwerk gleicher Leistung verbraucht in der gleichen Zeit 3 mio t Kohle und produziert daraus 10 mio t CO2 (die anderen Schadstoffe gar nicht gerechnet).
Während man aber den Atommüll sicher von der übrigen Umwelt wegschließen kann, geht das klimaschädigende CO2 ungehindert in die Atmosphäre.

Gruß Claus
 
Werbung:
Claus schrieb:
Ein kleines Kernkraftwerk mit 1200 MW Leistung verbraucht jährlich etwa 1 Tonne Uran 235 und produziert daraus ca 4 m3 endlagerungsfähigen Abfall (nach Wiederaufarbeitung).

Ich nehme an, dass Du 1200 MW (elektrisch) meinst. Das ist nun wirklich kein kleines KKW mehr. Die derzeit grössten haben etwa 1500 MW(e), die kleinsten so etwa 350 MW(e). Aber der von Dir angegebene Verbrauch an Uran 235 für 1200 MW(e) stimmt in etwa.

Hartmut
 
Zurück
Oben