Hallo rote Gräfin
Nein, ich habe nicht gemeint daß Dir die Bereitschaft fehlt, sondern daß es für Dich auf Grund Deiner Biographie schwer, bzw. fast unmöglich ist, mich zu verstehen.
Ich denke es ist nicht nur auf Grund meiner Biografie sondern auch auf Grund von unterschiedlicher Mentalitäten zwischen Österreich und mir als halber Preußin klaffen schon Welten. Ich habe es zu mindestens in der eigenen Familie so erlebt genauso wie zwischen Bürgerlichen und Adeligen.
Wenn mir jemand gesagt hat, dass er meinen Entschluss z. B. Ins Kloster zu gehen nicht versteht, dann habe ich nicht weiter den Erklärbär gespielt, auch weil ich selber es nicht erklären konnte.
Es war mir aber schon wichtig, dass ich dann im Kloster so weit verstanden wurde, dass ich dort aufgenommen wurde. Was dann ja nicht der Fall gewesen ist, denn dort meinte ich, dass ich den Kontakt zu Gott verliere, wenn ich wütend werde. „Das wäre ein Zeichen, dass mein Kontakt zu ihm nicht stimmt!“ wurde mir gesagt Das habe ich als so fatal angesehen, dass ich eben heute so oft schreibe:
Es tut mir leid, wenn es so formuliert war, daß .Du eine "Forderung" gesehen hast. War nicht meine Absicht. Denn ich würde es niemals fordern, sondern bestenfalls darum bitten.
Dass ich es so verstanden habe, hat viel damit zu tun, dass ich dazu erzogen wurde alles verstehen zu müssen. Ich selber aber für mich kein Verständnis zu erwarten hatte.
Ich konnte noch nie aus Stroh Gold spinnen und ich hoffe, daß meine Fähigkeit zu verstehen sich nie erschöpfen wird.
Das ist gut, dass Du das nicht kannst. Dann sind Dir auch viele Konflikte einfach fremd, die ich einmal wach und aufmerksam geworden, wie wir uns gegenseitig die seelische Kraft rauben um Unrecht überhaupt erst einmal zu erkennen und zu benennen um dann Schritte und Wege einleiten zu können etwas zu ändern.
Ich habe jetzt z.B. ein und die selbe Begebenheit aus meiner Vergangenheit zwei sehr unterschiedlichen Frauen erzählt. Die eine bürgerlich, sensibel, aus den neuen Bundesländern stammend und sehr nüchtern in der Einschätzung von Kommunikation, bemerkte sofort: „Wie gemein!“ Die andere adelig in meine Familie eingeheiratet und zur Hälfte Österreicherin, ebenfalls sensibel und sehr natürlich und direkt, holte den Erklärbär raus.
Ich hatte noch nie das Gefühl daß ich mich schuldig mache, wenn ich nicht sage, daß mir dafür jedes Verständnis fehlt.
Wem gegenüber sollte ich mich schuldig fühlen?
Ich meine dem gegenüber der sich Dir gerade versucht hat sich verständlich zu machen.
Das verstehe ich jetzt nicht. Wieso kränkt es Dich in Deiner beruflichen Tätigkeit als Sozialarbeiterin wenn es mir wurscht ist, ob mich die "Leistungsgesellschaft" versteht?
Ganz einfach weil, ich als Sozialarbeiterin mich immer als eine Mittelsperson gesehen habe, zwischen denen, die sich nicht so gut ausdrücken konnten und der Verwaltung und den Akademikern, Ärzte, Juristen etc. Deren Dienste und Hilfsleistungen sie brauchten und in Anspruch nehmen mussten.
Meine Arbeit und mein Selbstverständnis ist eben ganz auf Vermittlung und Kommunikation ausgerichtet gewesen, genauso wie jetzt mein Anliegen bezüglich des Weltfriedens es auch ist.
Ich geb' Dir ein Beispiel, dann weißt Du vielleicht was ich damit meine.
Ich hatte einen Job, den ich aus innerer Überzeugung machte, bei dem ich aber nicht viel verdiente.
Da bekam ich ein Angebot mit den Worten: "Sie vergeuden ihre Zeit. Mit ihren Fähigkeiten können sie bei mir das 3fache verdienen".
Ich lehnte ab. Dieser Mensch kann es bis heute nicht verstehen warum, und mir ist das vollkommen wurscht.
Ich habe allerdings noch nie erlebt, daß mich ein in einem Sozialberuf tätiger Mensch nicht verstanden hat. Manche haben es zwar als als dumm bezeichnet, so ein Angebot abzulehnen, aber warum ich es tat haben alle verstanden.
Dann war Deine Arbeit schon mehr als ein Job sondern gehörte zu Deiner Berufung, der Du treu geblieben bist.
Mir war das Geld auch meistens wurscht. Nur meine Arbeit bestand eben aus der Vermittlung zwischen unterschiedlichen Interessen und Vorstellungen und diese Arbeit war eine eine enorme Leistung für mich, die kaum jemand anerkannte und ich eben lange Zeit selber auch nicht.
Das ist eben der Unterschied zwischen uns. Ich habe nicht den Anspruch an mich gestellt alles verstehen zu wollen.
Ich wurde dazu erzogen und im kirchlichen Bereich wird das ja bei sensiblen Menschen noch verstärkt, mehr selber andere zu verstehen, als selber verstanden zu werden. Ich habe heute nur erkannt, dass sich dadurch eine Schieflage entwickelt, die für alle Beteiligten ungesund ist.
Ich wollte alles verstehen. Ich wollte (und will noch immer) dahinter kommen, warum die Menschen so handeln.
Wenn Du verstehen willst, ist das dann nicht gleich zeitig auch ein Anspruch, den Du an Dich stellst? Wie ein Kreuzworträtsel was Du lösen willst und erst dann findest Du wieder Ruhe, wenn Du es gelöst hast?
Ich mußte nicht mühsam lernen meine Gefühle auszudrücken. Lt. Aussage meiner großen Schwester konnte ich das von Anfang an perfekt.
Ich habe allerdings schmerzhaft - im wahrsten Sinne des Wortes - erfahren, daß es für mich nicht gut ist, negative Gefühle, bei denen Streßhormone den Körper überschwemmen, zu haben.
Ein Gefühl ist ein Gefühl. Ich habe keine Ahnung was ein negatives Gefühl ist.
Ich weiß wohl, dass Trauer, Wut und Angst in der Regel negativ bewertet werden, dabei sind es gute Hinweise auf die Bedürfnisse der Seele, die sich dadurch zu Wort meldet.
Mir blieb gar nichts anderes übrig, als zu lernen (das allerdings war mühsam) diese Gefühle nicht zu haben.
Dieser Prozess wird in der Regel Verdrängung genannt
https://www.denkforum.at/forum/showpost.php?p=300625&postcount=94
Ich bin nicht mehr bereit dazu, mich von anderen ärgern oder wütend machen zu lassen.
Ich unterdrücke diese Gefühle nicht, ich lasse sie nicht zu. Das ist ein großer Unterschied.
Wenn Dir von anderen ein Gefühl aufgedrückt wird, ist das auch völlig in Ordnung so.
Da übe ich noch und habe eben Schwierigkeiten mit der Unterscheidung, ist das Gefühl tatsächlich von mir oder drücke ich ein Gefühl aus, was von dem andern oder aus einer ganzen Gruppe von Menschen kommt, in der ich mich gerade aufhalte.
In welchen mangelndem Verständnis. In Deinem oder meinen?
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass wenn Du so fragst von uns beiden der Fall und die Rede ist.
Tut mir leid. Aber wenn es für Dich keinen Unterschied macht ob ich sage "das verstehst Du falsch" oder "so wie Du es siehst ist es falsch", dann sprechen wir verschiedene Sprachen.
Ja das wird es sein.
Denn ich setze voraus, wenn etwas falsch ist, dann muss es auch ein richtig geben.
Tatsache ist allerdings, wenn zwei Menschen sich gegenüber stehen. Sehen beide gleichzeitig in eine andere Richtung und jeder sieht etwas anderes und beide Sichten sind völlig richtig nur nicht identisch miteinander.
In mir löst es zwar keine Panik aus, aber es beunruhigt mich sehr, wenn ich sehe wie leichtfertig und verantwortungslos mit dem sich verbreitenden Rechtsruck umgegangen wird.
Doch ich habe einfach Panik, weil ich immer mehr entdecke und mir auch eingestehen kann, wie sehr ich mit meinen Eltern eben noch in diese Nazizeit verstrickt gewesen bin und wie sehr das immer noch mit Verleugnung und nicht wahrhaben wollen zu tun hat.
Panik hätten vermutlich meine Eltern wenn sie noch leben würden. Denn sie waren keine "Arier".
Panik habe ich bei jedem üblen Massenauflauf in der es schnell zu Gewaltausbrüchen kommen kann. Das kann auch ein Fußballspiel sein.
Fair dem Gesprächspartner gegenüber. In diesem Fall also für mich. Und von meiner Seite aus für Dich.
Ich habe es nicht gefordert, ich fragte Dich, ob es nicht auch Deiner Meinung nach fair wäre.
Fairness kann es in meinen Augen nur geben, wenn beide Seiten mit offenen Karten spielen. Deine offene Karte die ich kennen gelernt habe, liegt darin, dass Du auch für den Weltfrieden bist. Da gibt es zwischen uns einen gemeinsamen Nenner.
Hast Du Dir noch nie die Frage gestellt, ob es nicht auch an Deiner Art der Kommunikation liegen könnte?
Solange ich mir die Frage stelle, bekomme ich doch nur die Antworten die ich schon weiß. So stelle ich jetzt meine Fragen öffentlich und was sich seit dem in meinem Leben und in diesem Forum verändert hat ist schon enorm.
Könnte man so sagen. Aber es stimmt nicht ganz. Denn ich meide ja nur so weit wie möglich die "Gesellschaft" in der ich mich nicht wohl fühle.
Das habe ich auch oft gemacht, bis ich gemerkt habe, dass ich mich dann völlig isoliere und ein kapsele.
Wenn es Dein Weg zum Weltfrieden ist mir (und vermutlich nicht nur mir)Zwickmühlen aufzubauen, wundert es mich nicht, daß Du keinen Schritt weiter kommst.
Oh es ist in der Regel ein Test, wie ehrlich und ernst es der andere meint. Bei Dir erlebe zu meiner Freude immer öfter, dass Du ihn gut bestehst. moebius und Earlybird ziehen es vor auf der Verlierer Seite zu bleiben. Ich gehe mal davon aus, dass sie noch unter einem Zwang stehen, der Ihnen nur erlaubt sich albern und dumm mir gegenüber zu benehmen.
Die Leichtigkeit des Seins wird für mich erst dann unerträglich, wenn ich das Leben und mich zu ernst nehme.
Ja zwischen zu ernst nehmen und es leicht nehmen gibt es wohl noch einige Zwischenstufen.
Bei mir fliegt förmlich nach einer Leichtigkeit wieder etwas ganz Schweres auf mich drauf und droht mich zu ersticken und zu begraben.
Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Sie haben sich diesen Lebensstil ja selbst ausgesucht.
Dieses selbst ausgesucht stelle ich allerdings schwer in Frage. Ich kann mir ein Buch oder ein Kleidungsstück selbst aussuchen aber doch nicht mein Leben. Welch eine Hybris und Arroganz? In mein Leben werde ich doch hinein geboren und mit etlichen Abhängigkeiten beglückt oder eben gefesselt. Je nach dem wie ich es werte und deute. Nur darin bin ich frei in meiner Entscheidung, wie ich mein Leben deute.
Als ich in die Pubertät kam und sicher war daß ich überlebe, hatte meine Mutter (was ich heute durchaus verstehe, ich hätte mich nicht als Kind haben wollen) auch so ähnlich blöde Sprüche parat.
Da ihr aber meine Antworten nicht sehr gefielen hat sie es relativ schnell aufgegeben.
Die Chance hatte ich in meiner Pubertät nicht. Da fielen beide Eltern aus wegen einer psychischen Erkrankung meiner Ma aus, die zu ständigen Streitereien zwischen beiden führten. Ich war damals mit meiner wie der Lebensrettung meiner jüngeren Geschwister beschäftigt. In meinem Tagebuch aus der Zeit gibt es Eintragungen, dass ich bald wohl keine Tränen mehr habe, so viel habe ich in der Zeit geweint.
In mir erzeugt es keine Angst wenn Du verallgemeinerst.
Ich käme auch nie auf die Idee, daß ich damit bei jemand Angst erzeugen könnte. lg.eule
Dann freu Dich, ich habe auch lange gemeint, dass ich ohne Angst lebe. Heute hat sie mich förmlich im Griff. Bei der Verallgemeinerung wird so schnell der Einzelne übersehen und meist übersieht er sich selbst dabei. Es wird aus einer Mücke ein Elefant gemacht und in der Regel weiß dann niemand mehr worum es eigentlich geht.