Robin schrieb:
Die Wahrscheinlichkeiten berechnen könnte, wie komplex ein System sein muss, dass ein Einfluss von außen zum Beispiel kontraproduktiv ist und warum.
Ist insofern schon unklar, weil nicht gesagt ist auf welches Ziel hin der Eingriff kontraproduktiv wäre. Der Begriff „kontraproduktiv“ allein schon implementiert einen „höheren“ oder „tieferen“ Sinn, ein Interesse.
Die Systmetheorie wendet Evolutionstheorie auf Kultur an
Nun aber ist die Evolutionstheorie selbst wieder eine mechanistische Theorie. Die ältesten „Systembetrachtungen“ sind jene von Sadi Carnot (der „Carnot’sche Kreisprozess“ war das erste System, das kontinuierlich Energie von einem Reservoir zu einem anderen transportierte unter Leistung von mechanischer Arbeit). Die Thermodynamik irreversibler Prozesse, welche ja in die Fließgleichgewichte komplexer biologischer Systeme grundlegend eingeht, ist reine Physik.
Grundsätzlich:
Der Carnot’sche Kreisprozess läuft NUR, weil jemand will, dass er läuft
Weil jemand die Bedingungen herstellt, dass er laufen kann! Dessen ist sich jeder Naturwissenschaftler völlig klar, er ist ein Artefakt, auch wenn er ganz wesentliche Momente in der Natur brauchbar abbildet. Erst wenn er läuft, kann ich sein Laufen frei von Sinn, Moral, Zweck betrachten.
Die Systemtheorien sind nur von der Beschränkung auf linearen Kausalitäten abgegangen! Sie beziehen Kybernetik, Rückkoppelung, synergistische Phänomene, Chaostheorie, Selbstorganisation mit ein. Also nichts, was über ein mechanistisches Weltbild hinausginge. Wenn es gut geht kommt man immer zu einem System von mathematischen Gleichungen, welche Wahrscheinlichkeiten berechnen, meist jedoch nicht!
Sie schließt mithin Sinn, Moral und Werte aus - um Sinn, Moral und Werte neu beschreiben zu können.
Man kann aber etwas, das man aus der Betrachtung ausschließt, nicht beschreiben, auch nicht neu! Das, was man beschreiben will muss Gegenstand der Betrachtung, Gegenstand des Experimentes sein. Auch wenn Systemwissenschaften Zweck und Wollen nicht explizit betrachten, so gehen die Folgen von Zweck und Wollen sehr wohl in die Beschreibungen ein, sie bestimmen nicht nur die Vektoren „Flüsse“ innerhalb des Systems sondern auch seine Randbedingungen. Implizit Zweck und Wollen zu beschreiben, es aber zu verschweigen, oder gar zu leugnen, um dann aus dieser Beschreibung
einen neuen Sinn, einen neuen Zweck zu generieren, hieße einen neuen Mythos zu schaffen, der etablierte Machtverhältnisse außerrational rechtfertigen soll. „Eine unsichtbare Hand“ die alles regelt ist aber ein sehr religiöses Motiv. Ich denke diese „neue Religion von hinten“, weniger die Naturwissenschaft, der diese in die Schuhe geschoben wird, erzeugt das Unbehagen.
Insofern hat scilla aber recht, wenn er fragt,
wessen Willen außer dem seinen ein Wissenschafter
noch verfolgt. Die „Vordermänner“ werden normalerweise ja angegeben, wer sich hinter ihnen verbirgt, allerdings nicht.
Gesellschaft entwickelt sich nicht evolutionär im Sinne der Darwinschen Evolutionstheorie, weil in der Gesellschaft immer der menschlicher Wille als Selektionskriterium agiert. In der natürlichen Selektion aber wirkt kein wie immer gearteter Wille, er wird höchsten anthropomorph in diese projiziert.
Wie aber kommst Du auf die Idee, dass Systemtheorien nicht auf Messdaten beruhen? Keine Statistik und nur aus ihr ergeben sich „Wahrscheinlichkeiten, ist ohne hinreichende Datenlage sinnvoll durchführbar, eine Prognose schon gar nicht.
diethelm