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Natürliches und Übernatürliches

Du kommst über Platon nicht hinaus, dein Problem. Der Handwerker haut den Nagel mit Muskelkraft und dem Hammer in die Wand, nicht mit Gedanken und Worten. Auch wenn er sich dessen nicht bewusst sein muss, denkt er bei seiner Arbeit materialistisch.
Der Streit Materialismus vs. Idealismus spielt sich nicht auf handwerklicher Ebene ab, sondern auf intellektueller. Und auf dieser intellektuellen Ebene sind die Verfechter des Materialismus die besonders streitsüchtigen.
 
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Der Streit Materialismus vs. Idealismus spielt sich nicht auf handwerklicher Ebene ab, sondern auf intellektueller. Und auf dieser intellektuellen Ebene sind die Verfechter des Materialismus die besonders streitsüchtigen.
So die Behauptung mancher Verfechter des Idealismus.
In einem Konflikt empfindet man wohl immer die Gegenseite "streitsüchtiger" als man sich selbst sieht.
 
So die Behauptung mancher Verfechter des Idealismus.
In einem Konflikt empfindet man wohl immer die Gegenseite "streitsüchtiger" als man sich selbst sieht.
Zumindest ist jetzt schon mal geklärt, daß der Materialist in der "Gigantomachie" nicht derjenige ist, der mit dem Hammer den Nagel in die Wand haut.

Es stimmt schon, Platon beschreibt den zeitgenössischen Streit zwischen Materialisten und Idealisten im damaligen Athen von der Position des Idealisten aus. Mit den Materialisten meint er im oben angesprochenen "Sophistes" und "Theaitetos" u.a. Demokrit, aber eher noch Antisthenes und sein Kreis. Aristoteles nun, der ein Kritiker der Platonischen Ideenlehre ist und deutlich materialistischer denkt als Platon (aber dennoch im großen und ganzen Idealist bleibt), bezeichnet dieselben Materialisten (nämlich Antisthenes und sein Kreis) als ungebildete Leute (in "Metaphysik" H3, 1043b24). Bei Xenophon, der weder Materialist noch Idealist ist, sondern ein eher außenstehender Berichterstatter der intellektuellen Szenerie in Athen, stellt den Materialisten Antisthenes streitsüchtig und rechthaberisch in seinem "Symposion" dar (und zwar im gesamten "Symposion").

Es ist also nicht nur Platon, der damals die ihm bekannten Materialisten negativ dargestellt hat.
 
Sie sprachen offensichtlich aus ihrer persönlichen Erfahrung die sie mit ihnen bekannten Personen, mit denen sie damals verkehrten, machten. Daraus eine allgemeingültige Aussage treffen zu wollen und diese auch noch in die Gegenwart zu transferieren ist aber nicht gerade der Weisheit letzter Schluss, oder ?
 
Sie sprachen offensichtlich aus ihrer persönlichen Erfahrung die sie mit ihnen bekannten Personen, mit denen sie damals verkehrten, machten. Daraus eine allgemeingültige Aussage treffen zu wollen und diese auch noch in die Gegenwart zu transferieren ist aber nicht gerade der Weisheit letzter Schluss, oder ?
Chris schrieb in Beitrag #144: "Der Materialismus ist eine komplett intolerante und auch überhebliche Weltanschauung."
Und im selben Beitrag schrieb er: "Meines Wissens nach gab es den Materialismus vor dem 18. Jahrhundert nicht, in seiner ganz radikalen Form, der auch Leute wie du und Giacomo anhängen, gibt es ihn sogar erst seit dem 20. Jahrhundert."

Ich habe dann mittels Ausschnitten aus Werken Platons dargelegt, daß es durchaus schon damals so war.
In Athen spielte sich zu Platons Zeiten die philosophische Szenerie ganz Griechenlands ab. Hier war man am Puls der Zeit. Und es sind natürlich immer persönliche Erfahrungen, die den Charakter der einzelnen Philosophen aber auch der philosophischen Richtungen offenlegen. Für die damalige griechische Philosophie ist es durchaus eine allgemeingültige Aussage. Man kann sie klarerweise nicht so ohne weiteres auf die Moderne übertragen. Aber, wie auch hier die Erfahrung zeigt, könnte es sogar noch schlimmer geworden sein (z.B. Marx, Lenin).
 
Chris beschrieb dort weniger die Weltanschauung sondern vielmehr seine Empfindungen, die ER damit verbindet.
Ich könnte dem Idealismus noch viel mehr Intoleranz und Überheblichkeit vorwerfen, denn er gibt "hohe" Ideale vor
und blickt "herunter" auf die Realität, die jenen hohen Ansprüchen nicht genügen kann.

Denn was ist überheblicher als, beispielsweise einem Staat schuldhaftes Versagen vorzuwerfen, weil er einem selbst
erschaffenen Idealbild nicht genügt und man aber selbst keinerlei Idee oder Fähigkeit hat, es besser zu machen.
 
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....was ist überheblicher als, beispielsweise einem Staat schuldhaftes Versagen vorzuwerfen, weil er einem selbst
erschaffenen Idealbild nicht genügt und man aber selbst keinerlei Idee oder Fähigkeit hat, es besser zu machen.
...was ist ehrenwerter als beispielsweise einem Staat "schuldenfreies Vermögen" zu unterstellen, weil er einem selbst erschaffenden Idealbild genügt und man aber selbst 'schier unbegrenzte Ideen oder Fähigkeiten hat', - mit nicht selbst rückzahlbarem Sondervermögen - es weit besser zu machen? ;)
 
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Denn was ist überheblicher als, beispielsweise einem Staat schuldhaftes Versagen vorzuwerfen, weil er einem selbst
erschaffenen Idealbild nicht genügt und man aber selbst keinerlei Idee oder Fähigkeit hat, es besser zu machen.
Ganz recht.

Wer nicht selbst schon einige Staaten gegründet und erfolgreich geleitet hat, sollte sich mit Vorwürfen gegen die aktuell gültige Version des Staates so lange zurückhalten, bis deren "schuldhaftes Versagen" offiziell festgestellt wurde. Ein Verstoß gegen diese natürliche Ordnung wird im denkforum mit übernatürlich peinigenden Buchstaben geahndet.
 
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