Hallo halli,
hm, liebe auf den ersten Blick?...möglich das es solch eine Form der Liebe gibt, kommt wohl aber primär darauf an, was man unter "der Liebe" ansich überhaupt versteht.
Die Beschreibungen, die Liebe betreffend, welche oben aufgeführt/angedeutet sind, sprechen dafür, dass Liebe ein kaum in Worte zu kleidendes Gefühl/Empfinden darstellt, das einerseits sehr körperlich ist - Kribbeln/Schmetterlinge im Bauch, etc. - andererseits sich dieses erste, undifferenzierte Empfinden dann relativieren kann, wenn man im ersten tiefergehenden Kontaktversuch feststellt, dass der potentielle Lebensgefährten/in oder/und Sexualpartner/in doch nicht oder gerade eigenen Vorstellungen nahekommt und somit als geeignet/ungeeignet gewertet wird. Bei diesem Selektieren der Partner/in wird, wie ich jedenfalls vermute, sehr unterschiedlich vorgegangen. So gibt es Menschen die vornehmlich ihren körperlichen Signalen folgen und hierauf vertrauen, sowie Menschen, welche rational anmutende Überlegungen in diesen Prozess miteinbeziehen.
Doch zum eigentlichen Punkt meiner Überlegung. Wenn wir von Liebe sprechen, dann bezeichnet dies doch meist eine enge und intime zwischenmenschliche Beziehung, welche sowohl physischen als auch psychischen Gesichtspunkten entsprechen sollte, also sexuellen und anderen zwischenmenschlichen Beziehungsbedürfnissen. Nun ist da einserseits ein Sexualtrieb - sehr dominant und prägend - andererseits das Bedürfnis, sich mit einem anderen Menschen geistig zu verbinden, also eine sozusagen ganzheitliche Beziehung zu knüpfen. Betrachtet man diese Aspekte getrennt, so lässt sich daraus folgern, dass in der Liebe beide Bereiche vereint existent sind, während in der platonischen oder sexuellen Beziehung immer nur Teilbereiche befriedigt werden, was auch die Differenzierung der Ursächlichkeiten, von denen zwischenmenschliche Beziehungen bedingt werden, nicht gerade vereinfacht.
Doch zurück zur eigentlichen Frage. Die Liebe auf den ersten Blick ist also nur dann möglich, wenn man allein die äußerlichen Signale als umfassende Entscheidungsfaktoren wertet, also deren Stellenwert sehr hoch bemisst. Liebe auf den ersten Blick ist für Menschen, deren Beziehungswerte anderen Kriterien vor allem entsprechen, dementsprechend weniger möglich, auch wenn äußere Reize auch hier einen - wenn auch geringeren - Stellenwert einnehmen.
Liebe auf den ersten Blick wäre also ein vorwiegend individuelles Phänomen und in erster Linie von dem abhängig, was das Individuum unter Liebe versteht, bzw. zu empfinden in der Lage ist.
Was mich betrifft. Ich sehe einen anderen Menschen und empfinde sie z.B. als attraktiv, also meinen körperlichen Vorstellungen entsprechend. Bislang ist es mir aber noch nicht gelungen, den zweiten Schritt, der mir persönlich der weit Wichtigere ist, mit Erfolg zu nehmen. Also der Schritt der intellektuellen Annäherung und daraus resultierenden Feststellung, das die Partnerin intellektuell ähnlich geartet ist und ein bereichernder Austausch somit auch längerfristig überhaupt möglich wird. Würde ich jenen verständesmäßigen Kriterien weniger Gewichtigkeit beimessen, dann könnte ich mir durchaus vorstellen bereits eine Liebesbeziehung gehabt zu haben, allerdings würde dann diese Beziehung auf anderen Fundamenten basieren und somit auch anderen Wertigkeiten entsprechen.
Man muss sich also ferner fragen: "Wie interpretiere ich für mich die Liebe und welche Werte messe ich dann dem Ergebnis dieser eigenen Interpretation bei?".
Viele Grüße,
Philipp