AW: Kölner Aufruf gegen Gewaltspiele
liebe leute,
ja, es ist so, dass ich nicht fertig damit werde, das, was mein sohn derzeit durch das schulsystem abfängt, aufzuarbeiten.
denn das problem ist ja, dass von den anderen das, was er - als kind - als störend oder demotivierend empfindet, meistens nur als "sein" persönliches problem gesehen wird....oder etwa auch als "mein" problem als (überempfindliche) mutter.
"wir sind da halt soooooo empfindlich!"
"der sohn eine lusche, die mutter hysterisch."
"der sohn ein mittelmäßiger bis schlechter schüler."
"die mutter hätte gerne, dass aus ihm etwas wird."
"der sohn wehleidig, hat dauernd was."
"die mutter gibt der schule die schuld für ihre eigene unfähigkeit."
ja, eines ist deutlich:
seit er in die schule geht, merke ich, wie ich damit nicht klar komme.
ja, ich muss zugeben, ich bin UNFÄHIG mit diesem system klar zu kommen.
komischerweise war das im kindergarten gar nicht so!
da ging der bursche gerne hin. und ich war glücklich, dass er sich dort so wohl gefühlt hat.
aber in der schule wurde das schlagartig anders!
und ich merke, wie andere kinder und deren eltern damit nicht klarkommen.
doch die meisten von ihnen schauen da gar nicht hin. sie haben schlichtweg resigniert......da stinken die kinder halt in die 2. oder 3. leistungsgruppe ab und werden dann igendwann mal verkäufer oder früh schwanger. in der volksschule waren sie noch gut oder mittelmäßig. ab der 5. schulstufe haben sie sich rapide verschlechtert, sind demotiviert und ziehen sich in sich selbst zurück.
mein sohn ist ein intelligentes bürscherl. deswegen haben mein mann und ich den schulwechsel von der normalen hauptschule in ein privates gymnasium gewagt (ab der 7. schulstufe)....und schließlich wurde er ja dort auch aufgenommen.
der unterschied zur vorigen schule ist auch ein sehr großer: es ist nämlich der umstand, dass die dortigen lehrer
menschlich einfach nett sind und die kinder an und für sich mögen. einzelne professoren sind auch pädagogisch sehr gut. diese gegenstände sind also wesentlich interessanter für meinen sohn geworden.....das lernen für diese fächer gelingt nun leicht und ohne anstrengung.
aber insgesamt ist der druck auf ihn zu groß.
und - wie gesagt: es macht einfach die gesamtheit der lernanforderungen keinen spaß mehr....da alles zu viel ist - und der überblick für ihn selbst über das alles nicht gewahrt bleiben kann.
er ist also sich selbst nicht mehr der meister - und kann es auch nicht werden. er ist ein opfer eines vorgegebenen stundenplans, dem er sich jeden tag neuerlich fügen muss.
das kind reagiert darauf mit resignation, und stumpft ab...tut so, als bräuchte er nichts mehr zu spüren. so ein viedospiel kommt da gerade recht!
anfangs hat er mir gar nichts von den neuerlichen schwierigkeiten erzählt.....zu groß war der wunsch, dass es nun endlich "gut" werden kann.
und so hat es am anfang dieses schuljahres auch ausgesehen.
stattdessen haben sich langsam aber doch wieder die überforderungen und probleme eingeschlichen.
ich bemerkte, wie mein sohn anfing, dick zu werden!!!
sein essverhalten änderte sich: er fing an, den frust in sich hinein zu futtern und ihn kräftig runter zu schlingen.
als folge davon ist seine frühere sportlichkeit in den keller gerasselt.
zeit dafür ist ja sowieso keine mehr vorhanden, seit den langen fahrtzeiten zur schule!
und seit der neue turnprofessor etwas überhöhte anforderungen stellt, die mein sohn durch eine knöchel- und knieverletzung beantwortete.
ich als mutter zu hause versuche natürlich dem kind den rücken zu stärken.
ich rede ihm gut zu, dass die neue schule doch wesentlich besser sei als die vorherige. was er ja auch bejaht.
dennoch bleiben die schwierigkeiten vorhanden.
besuche bei ärzten bestätigen nur, dass das alles "ganz normale" reaktionen auf die schule seien!!!
zur rückenstärkung lerne ich also von anfang des schuljahres an mit dem kind latein......denn der stoff ist neu und ich will ihm den sprung hinein erleichtern.
bald zeigt sich, dass der stoff dermaßen dicht ist, dass wir dabei kaum nachkommen.
anfangs machte es auch spaß - aber es wird einfach so schnell vorangegangen, dass nichts richtig sattelfest wird. dauernd muss man die eigenen lücken erkennen und hat das gefühl, nicht gut genug zu sein. aber es ist keine kraft mehr da, weiter zu lernen.
und bald hat man das gefühl, dass sich diese lücken nicht mehr so leicht schließen lassen....denn immer mehr neuer stoff steht vor der tür.
und der alte sitzt noch immer nicht so, dass man freude daran haben könnte.
so bleiben nur die wochenenden und ferientage, um den stoff, der täglich verlangt wird,
nach zu lernen.
und im hinterkopf frage ich mich schon die ganze zeit: wofür das alles?
damit der horizont der kinder größer wird?
--> wenn sie dicht machen, ist der gegenteilige effekt eingetreten.
durch diesen großen druck und zwang von außen ist unser ganzes familienleben beeinträchtigt.
statt dass die schule eine hilfe für die familien wäre, weil die kinder gut untergebracht und gut unterrichtet werden, passiert das genaue gegenteil.
aufatmen gibt es nur, wenn ferien sind.
mein wunsch wäre es, dass mein sohn in eine schule ginge, die ihm beibringt, wie er sich wissen aneignen kann.
die ihn dafür interessiert, genauer nachzufragen, genauer hinzuschauen.
die inspirierend ist und aus den wissbegierigen kleinen menschen große menschen macht, die sich ihrer selbst sicher sind, ihren weg finden können und sich in der welt zu behaupten wissen.
eine schule, in die mein kind gerne hingeht. wo er sich mit gleichaltrigen treffen kann, wo er mit diesen gemeinsames erleben kann. wo ihm aber auch dabei geholfen wird, konflikte mit anderen kindern gütlich auszutragen.
wo eine gevorgenheit da ist, die es den kindern leicht macht, zu wachsen und glücklich in die zukunft zu schauen.
eine schule, die es mir als mutter leicht macht, mich mehr und mehr aus dem leben meines kindes zurück zu ziehen.
wo ich ihn mit den anderen menschen, die ihn während des tages umgeben, gut aufgehoben weiß.
wo ich das vertrauen haben kann, dass er sich gut und möglichst problemlos ent-wickelt.
leider ist das gegenteil der fall.
ich habe das gefühl, dass sowohl mein sohn als auch ich - dass also wir beide schon längst mehr voneinander los lassen wollten (und auch könnten!) - wenn es nicht so große lernmäßige schwierigkeiten für ihn gäbe, die er mAn alleine noch nicht bewältigen kann.
ich kann ihn nicht einfach auslassen und seinem schicksal überantworten und dabei zuschauen, wie er damit nicht fertig wird.
ich will nichts anderes, als men kind und alle anderen kinder froh, wissbegierig und vital zu sehen.
stattdessen muss ich zuschauen, wie sie im kollektiv immer trister, unbeweglicher und muffiger werden.
das alles macht mich ungeheuer traurig.
und ich alleine kann das nicht aufhalten. das ist mir schon lange klar.
und es ist auch nicht mein alleiniges problem. denn in unserer familie ist ja alles in ordnung.
es ist ein gesellschaftliches problem.
es ist das problem von uns allen, dass UNSERE KINDER UNGLÜCKLICH SIND.
und dass wir bisher dabei nur weggeschaut haben.
ich wünsche mir, dass wir alle sehen, dass es so nicht weitergehen kann.
und dass wir uns daran machen, etwas zu ändern.
damit unsere kinder wieder lachen können. und sich unbeschwert auf den nächsten tag freuen können.