Die sachlichen Diskussionen finden praktisch nie in der Öffentlichkeit statt.Wo siehst du heutzutage noch eine sachliche Diskussion oder eine politische Auseinandersetzung?
Würde auch wenig Sinn machen, da die Öffentlichkeit, die ja vornehmlich aus Laien besteht,
den Inhalt nicht ausreichend verstehen können. Weiters birgt der Kontakt der Diskussionsrunde
mit der Öffentlichkeit die Gefahr, dass sich die Diskutanten dann anders verhalten - sozusagen
abgelenkt sind. Daher finden sachliche Diskussionen in der Regel in engen Kreisen unter Experten statt.
Enge Kreise, da eine Diskussion mit tausenden Teilnehmern natürlich nicht alle zu Wort kommen lassen kann.
Politische Auseinandersetzungen hingegen finden sehr wohl und sehr gerne in der Öffentlichkeit statt.
Geht es doch hier nicht nur um die Durchsetzung der eigenen Linie (hat schon jemand mal eine politische
Debatte verfolgt, bei der eine Partei eingestanden hätte, falsch zu liegen oder eine Partei sich von etwas
überzeugen hätte lassen ?) sondern um die Bewerbung der eigenen Haltung in Richtung des Publikums.
Es geht also um etwas völlig anderes als bei sachlichen Diskussionen. Dessen ungeachtet, betreiben
regierungsverantwortliche Politiker durchaus sachliche Diskussionen. Diese aber unter Ausschluss der
Öffentlichkeit, in Ruhe. Erst nach Ende jener gibt es ggf. Pressekonferenzen, bei denen man der Öffentlichkeit
deren Ergebnisse präsentiert.
Vielleicht nichts zu tun mit der Art von Debatten, die du bevorzugst - aber Debatten sind es dennoch.Das hat nichts mehr mit einer Debatte zu tun. Auf jedes Argument wird sofort eingeschlagen. Ob es gut ist oder nicht spielt keine Rolle. Das Argument kommt nicht von mir, also hau ich drauf was geht, nur um meinen Konkurrenten schlecht zu machen. Zur Not eben mit Scheinargumenten. Als Rechtfertigung dann einfach, macht ja der andere genauso.
Mir ist schon bewusst, vieles davon ist nur Show. Aber ich muss mir auch bewusst sein, was diese Show anrichtet. Und das jetzt schon über mehrere Jahre und Jahrzehnte. Mit den Auswirkungen muss man dann eben leben lernen.
Wie ich oben schrieb, öffentlich debattierende Politiker haben nicht das Ziel, die Gegenseite von ihren Argumenten zu überzeugen, sondern ihre eigenen Ansichten in der Wählerschaft zu bewerben. Kickl in seiner in Debatten und Ansprachen flehend klindenden Stimmlage weiß genau, dass er die folgende Abstimmung verlieren wird, aber er hofft damit auf Zuspruch bei Teilen des Wahlvolkes - und da erhofft er sich mehr Erfolg mit der Beschmutzung seiner Gegner inklusive plumper Unwahrheiten als mit sachlichen Erörterungen.
Auch wenn ich die Masche von Kickl erbärmlich finde, die Schuld daran gebe ich jenen Wählern, die seine Masche mit Erfolg belohnen. Kickl zieht nur seinen Vorteil aus diesen Idioten, das kann ich ihm nur mit Einschränkungen verübeln.