Und die aus dir [hervorgehen,] werden die Trümmer der Vorzeit [des Äons,] wieder aufbauen, du wirst die Grundmauern früherer Geschlechter wieder aufrichten; und man wird dich nennen »Der die Breschen vermauert und die Straßen wiederherstellt, damit man [dort] wohnen kann«.
Jesaja 58:12
Klare Begriffe
Wer ein klares Denken anstrebt, braucht zunächst klare Begriffe. Die Ursache verschwommener, unzutreffender Denkergebnisse ist nicht nur die Folge des fehlenden konsequenten Denkens, sondern auch das Fehlen klarer Begriffe. Man erhält diese durch eine auf Ordnung bedachtes Verhalten im Wortgebrauch, indem man unterschiedliche Elemente klar trennt. Je unklarer diese getrennt sind, desto verschwommener werden die Bedeutungsinhalte für uns und andere. Das kann so weit gehen, dass wir aneinander vorbeireden und hören, weil ein und dieselben Wörter mit ganz anderen Bedeutungsinhalten versehen sind. Dies gilt besonders für Wörter, mit denen ein Zeitbegriff zum Ausdruck gebracht wird, beispielsweise bei dem hebräischen Wort «olam», das oft mit «Ewigkeit» [als ein unendlich langer Zeitraum] übersetzt wird.
Die Bedeutung des hebräischen Wortes «olam»
Wenn man diesem Wort in einer hebräischen Konkordanz nachgeht, so stellt man fest, dass es auch mit der Mehrzahlendung (-im) vorkommt (olamim). Das hebräische Wort «olam» lässt sich zudem mit dem hellenischen Wort «Äon» übersetzen. Der Mehrzahlform «olamim» entspricht dann das Wort «Äonen». Schon daran lässt sich erkennen, dass «olam» kein unbegrenzter Zeitabschnitt sein kann.
Unter vielen anderen Beispielen lässt sich Psalm 145:13 nennen, wo zu lesen ist:
Deine Regentschaft
ist Regentschaft in allen Äonen,
und deine Herrschaft
in allen Generationen
Hier ist anzumerken, dass das «alle» ein Vorhandensein von mehreren Äonen nahelegt. Auch kann man dazu sagen, dass mit dem Ausdruck «alle Äonen» nicht zwingend jegliche Zeit erfasst sein muss. Durch das Wort «Regentschaft» wird ein Gebiet der Machterstreckung [ein Reich, als auch eine nach festgelegten Gesetzen verwaltete Staatsordnung einschliesslich einer grösseren Personenzahl] vorausgesetzt. Die in Psalm 145:13 genannte Regentschaft bestand demnach noch nicht, als Gott mit seinem Sohn allein war, als Erde und Himmel noch nicht existierten.
Doch was bedeutet denn nun das Wort «olam» wirklich? Das zu «olam» gehörende Tätigkeitswort «älam» kommt biblisch in verschiedenen grammatischen Formen insgesamt 26 mal vor und ist deutsch mit «verheimlichen» wiederzugeben. Aber auch Wörter, die mit «olam» den gleichen Wortstamm besitzen und damit zu seiner begrifflichen Deutung herangezogen werden können, haben einen Bedeutungsinhalt, der ein Nichtoffenbarsein, d.h. ein Verheimlichtsein, zum Ausdruck bringen. Zu diesen Wörtern gehören:
älum Verheimlichtes [Psalm 90:8]
äläm Unbekannter, Verheimlichter [1. Samuel 17:56]
älmah Verheimlichte [Jesaja 7:14: keinem Mann Enthülltwordene]
älamot Verheimlichte [1. Chronik 15:20]
tälumah Verheimlichung [Hiob 28:11]
älumim Verheimlichtwordene [Jesaja 54.4]
Somit liegt in dem Wort «olam» begrifflich ein zeitlicher Bereich der Verheimlichung. Man könnte daher «olam» mit «Verheimlichungszeit» übersetzen. Wie Matthäus 13:35 erkennen lässt, begann diese Verheimlichung mit der Erschaffung des nunmehrigen Kosmos.
Das Geschehen an Jona, sein «Verschwinden» in den Eingeweiden des Fisches für drei Tage und drei Nächte [Jona 2:1] wird in Jona 2:7 als «äonisch» bezeichnet. Auch dies war eine Zeit der Verheimlichung [im Fischbauch], die allerdings in keiner Weise als unbegrenzt erklärt werden kann. Dies ist besonders bemerkenswert, weil in Verbindung mit Jonas äonischem Aufenthalt auch der Scheol, also ein Bereich des Totenreiches, genannt ist [Jona 2:3].
In der hebräischen Umgangssprache [nicht aber in den biblischen Texten) wird «olam» auch im Sinne von «Welt» gebraucht. Luther hat daher die hellenische Entsprechung «Äon» im Neuen Testament vielfach mit «Welt» übersetzt. Da er auch das hellenische Wort «kosmos» mit «Welt» übersetzte, war [und ist] in der Lutherübersetzung ein im Grundtext vorliegender Unterschied beseitigt und damit eine klare Begriffsbildung bezüglich des Wortes «Äon» sehr erschwert worden. So übersetzt die Lutherübersetzung Matthäus 13:39,40,49; Matthäus 24:3 und Matthäus 28:20, also 5mal, das «syntalila tu aeonos, wörtlich «Vollendung des Äons» mit «Ende der Welt», was zwar nicht falsch ist – denn mit der alles umfassenden Vollendung der «Verheimlichungszeit» wird der Kosmos beseitigt – doch trägt diese Übersetzung wenig zur Klärung des Begriffsinhaltes des Wortes «Äon» bei. Auch hier wird also sichtbar, dass «olam/äon» einen begrenzten Zeitabschnitt darstellt, dessen Länge und dessen darin ablaufendes Geschehen zunächst verheimlicht ist.
Im Prediger 1:4 findet sich die Aussage, dass die Erde für «ewig» [äonisch] steht. Nun ist aber aus dem Neuen Testament eindeutig zu entnehmen, dass diese Erde durch eine neue Erde ersetzt wird. Also auch in diesem Zusammenhang ist das Wort «äonisch» als zeitlich begrenzt zu erkennen.
Der Charakter der Verheimlichung, der begrifflich in dem Wort «olam» steckt, kommt auch in seinem Homonym «alam» zum Ausdruck, das deutsch mit «verstummen» wiederzugeben ist. Der «olam» ist also ein Zeitbereich, von dem man wenig erfährt. Auch das Homonym «chalam: Träumen» zeigt, dass es sich bei «olam» um etwas Undurchsichtiges handelt, das wie ein Traum schwer zu deuten ist. Man beachte dazu, dass das gesamte Geschehen von der Zeit Nebukadnezars an bis zum Ende dieses Kosmos in einem Traum zusammengefasst ist, den Daniel zu deuten hatte [Daniel 2:36–45]
Der «EL-olam»
Einer der Hauptgründe, warum man zu der falschen Auffassung kam, dass das Wort «olam/äon» begrifflich auch einen unbegrenzten Zeitraum benennt, ist die Tatsache, dass biblisch mit ihm die Gottesbezeichnung EL verknüpft ist. Der Ausdruck «EL-olam», d.h. äonischer EL [Gott] kommt nur in 1. Mose 21:33 vor und wird dort auf JHWH bezogen. Mit der Bezeichnung «El-olam» wird aber nichts anderes gesagt, als was auch in Psalm 90:2 zu lesen ist:
…und vom Äon an, bis zum Äon
bis DU EL [Gott]
JHWH ist der EL der Verheimlichung, ein Gott, der innerhalb der Äonen wirkt. Die Behauptung, dass JHWH in seiner Existenz zeitlich begrenzt wäre, falls «olam» zeitlich begrenzt zu verstehen ist und somit diese, das Wort «olam» zeitlich begrenzende Deutung abzulehnen wäre, entbehrt jeder Grundlage. Die Aussage, dass Gott der Gott des gegenwärtigen Äons ist, schliesst nicht aus, dass ER auch der Gott der Vorzeit war und ebenso der künftige Gott sein wird, ein Gott also, der innerhalb der Äonen wirkt. Es ist also von der Aussage, dass EL ein äonischer EL ist, keine zeitliche Existenzbegrenzung dieses EL abzuleiten. Sie ist ebenso wenig ein Beweis dafür, dass man das Wort «äonisch» im Sinne von «nicht endend» zu verstehen hat. Dies bestätigt Psalm 10:16, gemäss dessen JHWH äonischer Regent ist, dieses Regentsein jedoch in der Zeugungszeit seine Fortsetzung hat. Der Anfängliche ist nicht nur der Anfängliche, er ist auch der Spätere, wie Jesaja 48:12 bezeugt:
Höre zu mir, Jakob,
und Israel, mein Gerufener:
Ich bin‘s selbst,
Ich, der Anfängliche,
gar noch,
Ich, der Spätere.
Wenn dieser Anfängliche auch äonisch [hebräisch: olam] und als Äonischer auch verheimlicht – weil für viele verborgen – ist, so wird Er doch NACH seiner äonischen Verheimlichung für alle sichtbar hervortreten. Dies geschieht, wenn der Vorhang des Fleisches und der Haut beseitigt ist [Hiob 19:26] und alle IHN mit enthüllten Herzensaugen erkennen dürfen [Offenbarung 1:7]
Die Bedeutung des hellenischen Wortes «äon»
Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise
ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten,
hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn,
den er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den
er auch die Äonen gemacht hat. [Hebräer 1:2]
Wie das hebräische Wort «olam», so tritt auch seine hellenische Entsprechung «äon» biblisch verschiedentlich in der Mehrzahlform auf. Die Einheitsübersetzung, Luther und die Zürcher Bibel übersetzen in Hebräer 1:2 die Mehrzahlform mit «Welten», Schlachter dagegen besser mit «Weltzeiten». In Epheser 3:11, wo von dem «Vorsatz der Äonen» die Rede ist, findet sich für das gleiche Wort in der Einheits- und Lutherübersetzung die Wiedergabe «ewig», in der Zürcherbibel «Ewigkeit» und bei Schlachter «Ewigkeiten».
Als letztes Beispiel der unterschiedlichen Übersetzungen des in der Mehrzahlform stehenden Wortes «äon» sei 1. Korinther 10:11 benannt, der wörtlich übersetzte Text lautet:
…in die Vollendigung der Äonen gelangt sind.
Dieses «Vollendung der Äonen» geben die Übersetzer wie folgt wieder:
Einheitsübersetzung: das Ende der Zeitalter
Lutherübersetzung: das Ende der Zeiten
Konkordante Übersetzung: die Abschlüsse der Äonen
Zürcherübersetzung: das Ende der Welt
Schlachter: das Ende der Zeitalter
Abgesehen von der oft nicht beachteten Mehrzahlform finden sich also in den genannten drei Bibelstellen folgende Übersetzungen für das hellenische Wort «äon»:
Welt, ewig, Ewigkeit, Zeit, Zeitalter, Äon
Wen wundert es da, dass es so viele unterschiedliche Deutungen gibt?
Bei der Übersetzung eines Lehrbuches würde man kaum auf die Idee kommen, Ausdrücke wie beispielsweise «Stunde» mit 6 verschiedenen Wörtern wiederzugeben und hierbei auch noch Wörter benützen, die zur Übersetzung anderer im Lehrbuch vorkommender Wörter dienen. Genau dies geschah aber bei «äon», da in den genannten Übersetzungen das Wort «Welt» meist zur Wiedergabe des Wortes «kosmos» und das Wort «Zeit» zur Wiedergabe von «chronos» benutzt wird.
Jesaja 58:12
Klare Begriffe
Wer ein klares Denken anstrebt, braucht zunächst klare Begriffe. Die Ursache verschwommener, unzutreffender Denkergebnisse ist nicht nur die Folge des fehlenden konsequenten Denkens, sondern auch das Fehlen klarer Begriffe. Man erhält diese durch eine auf Ordnung bedachtes Verhalten im Wortgebrauch, indem man unterschiedliche Elemente klar trennt. Je unklarer diese getrennt sind, desto verschwommener werden die Bedeutungsinhalte für uns und andere. Das kann so weit gehen, dass wir aneinander vorbeireden und hören, weil ein und dieselben Wörter mit ganz anderen Bedeutungsinhalten versehen sind. Dies gilt besonders für Wörter, mit denen ein Zeitbegriff zum Ausdruck gebracht wird, beispielsweise bei dem hebräischen Wort «olam», das oft mit «Ewigkeit» [als ein unendlich langer Zeitraum] übersetzt wird.
Die Bedeutung des hebräischen Wortes «olam»
Wenn man diesem Wort in einer hebräischen Konkordanz nachgeht, so stellt man fest, dass es auch mit der Mehrzahlendung (-im) vorkommt (olamim). Das hebräische Wort «olam» lässt sich zudem mit dem hellenischen Wort «Äon» übersetzen. Der Mehrzahlform «olamim» entspricht dann das Wort «Äonen». Schon daran lässt sich erkennen, dass «olam» kein unbegrenzter Zeitabschnitt sein kann.
Unter vielen anderen Beispielen lässt sich Psalm 145:13 nennen, wo zu lesen ist:
Deine Regentschaft
ist Regentschaft in allen Äonen,
und deine Herrschaft
in allen Generationen
Hier ist anzumerken, dass das «alle» ein Vorhandensein von mehreren Äonen nahelegt. Auch kann man dazu sagen, dass mit dem Ausdruck «alle Äonen» nicht zwingend jegliche Zeit erfasst sein muss. Durch das Wort «Regentschaft» wird ein Gebiet der Machterstreckung [ein Reich, als auch eine nach festgelegten Gesetzen verwaltete Staatsordnung einschliesslich einer grösseren Personenzahl] vorausgesetzt. Die in Psalm 145:13 genannte Regentschaft bestand demnach noch nicht, als Gott mit seinem Sohn allein war, als Erde und Himmel noch nicht existierten.
Doch was bedeutet denn nun das Wort «olam» wirklich? Das zu «olam» gehörende Tätigkeitswort «älam» kommt biblisch in verschiedenen grammatischen Formen insgesamt 26 mal vor und ist deutsch mit «verheimlichen» wiederzugeben. Aber auch Wörter, die mit «olam» den gleichen Wortstamm besitzen und damit zu seiner begrifflichen Deutung herangezogen werden können, haben einen Bedeutungsinhalt, der ein Nichtoffenbarsein, d.h. ein Verheimlichtsein, zum Ausdruck bringen. Zu diesen Wörtern gehören:
älum Verheimlichtes [Psalm 90:8]
äläm Unbekannter, Verheimlichter [1. Samuel 17:56]
älmah Verheimlichte [Jesaja 7:14: keinem Mann Enthülltwordene]
älamot Verheimlichte [1. Chronik 15:20]
tälumah Verheimlichung [Hiob 28:11]
älumim Verheimlichtwordene [Jesaja 54.4]
Somit liegt in dem Wort «olam» begrifflich ein zeitlicher Bereich der Verheimlichung. Man könnte daher «olam» mit «Verheimlichungszeit» übersetzen. Wie Matthäus 13:35 erkennen lässt, begann diese Verheimlichung mit der Erschaffung des nunmehrigen Kosmos.
Das Geschehen an Jona, sein «Verschwinden» in den Eingeweiden des Fisches für drei Tage und drei Nächte [Jona 2:1] wird in Jona 2:7 als «äonisch» bezeichnet. Auch dies war eine Zeit der Verheimlichung [im Fischbauch], die allerdings in keiner Weise als unbegrenzt erklärt werden kann. Dies ist besonders bemerkenswert, weil in Verbindung mit Jonas äonischem Aufenthalt auch der Scheol, also ein Bereich des Totenreiches, genannt ist [Jona 2:3].
In der hebräischen Umgangssprache [nicht aber in den biblischen Texten) wird «olam» auch im Sinne von «Welt» gebraucht. Luther hat daher die hellenische Entsprechung «Äon» im Neuen Testament vielfach mit «Welt» übersetzt. Da er auch das hellenische Wort «kosmos» mit «Welt» übersetzte, war [und ist] in der Lutherübersetzung ein im Grundtext vorliegender Unterschied beseitigt und damit eine klare Begriffsbildung bezüglich des Wortes «Äon» sehr erschwert worden. So übersetzt die Lutherübersetzung Matthäus 13:39,40,49; Matthäus 24:3 und Matthäus 28:20, also 5mal, das «syntalila tu aeonos, wörtlich «Vollendung des Äons» mit «Ende der Welt», was zwar nicht falsch ist – denn mit der alles umfassenden Vollendung der «Verheimlichungszeit» wird der Kosmos beseitigt – doch trägt diese Übersetzung wenig zur Klärung des Begriffsinhaltes des Wortes «Äon» bei. Auch hier wird also sichtbar, dass «olam/äon» einen begrenzten Zeitabschnitt darstellt, dessen Länge und dessen darin ablaufendes Geschehen zunächst verheimlicht ist.
Im Prediger 1:4 findet sich die Aussage, dass die Erde für «ewig» [äonisch] steht. Nun ist aber aus dem Neuen Testament eindeutig zu entnehmen, dass diese Erde durch eine neue Erde ersetzt wird. Also auch in diesem Zusammenhang ist das Wort «äonisch» als zeitlich begrenzt zu erkennen.
Der Charakter der Verheimlichung, der begrifflich in dem Wort «olam» steckt, kommt auch in seinem Homonym «alam» zum Ausdruck, das deutsch mit «verstummen» wiederzugeben ist. Der «olam» ist also ein Zeitbereich, von dem man wenig erfährt. Auch das Homonym «chalam: Träumen» zeigt, dass es sich bei «olam» um etwas Undurchsichtiges handelt, das wie ein Traum schwer zu deuten ist. Man beachte dazu, dass das gesamte Geschehen von der Zeit Nebukadnezars an bis zum Ende dieses Kosmos in einem Traum zusammengefasst ist, den Daniel zu deuten hatte [Daniel 2:36–45]
Der «EL-olam»
Einer der Hauptgründe, warum man zu der falschen Auffassung kam, dass das Wort «olam/äon» begrifflich auch einen unbegrenzten Zeitraum benennt, ist die Tatsache, dass biblisch mit ihm die Gottesbezeichnung EL verknüpft ist. Der Ausdruck «EL-olam», d.h. äonischer EL [Gott] kommt nur in 1. Mose 21:33 vor und wird dort auf JHWH bezogen. Mit der Bezeichnung «El-olam» wird aber nichts anderes gesagt, als was auch in Psalm 90:2 zu lesen ist:
…und vom Äon an, bis zum Äon
bis DU EL [Gott]
JHWH ist der EL der Verheimlichung, ein Gott, der innerhalb der Äonen wirkt. Die Behauptung, dass JHWH in seiner Existenz zeitlich begrenzt wäre, falls «olam» zeitlich begrenzt zu verstehen ist und somit diese, das Wort «olam» zeitlich begrenzende Deutung abzulehnen wäre, entbehrt jeder Grundlage. Die Aussage, dass Gott der Gott des gegenwärtigen Äons ist, schliesst nicht aus, dass ER auch der Gott der Vorzeit war und ebenso der künftige Gott sein wird, ein Gott also, der innerhalb der Äonen wirkt. Es ist also von der Aussage, dass EL ein äonischer EL ist, keine zeitliche Existenzbegrenzung dieses EL abzuleiten. Sie ist ebenso wenig ein Beweis dafür, dass man das Wort «äonisch» im Sinne von «nicht endend» zu verstehen hat. Dies bestätigt Psalm 10:16, gemäss dessen JHWH äonischer Regent ist, dieses Regentsein jedoch in der Zeugungszeit seine Fortsetzung hat. Der Anfängliche ist nicht nur der Anfängliche, er ist auch der Spätere, wie Jesaja 48:12 bezeugt:
Höre zu mir, Jakob,
und Israel, mein Gerufener:
Ich bin‘s selbst,
Ich, der Anfängliche,
gar noch,
Ich, der Spätere.
Wenn dieser Anfängliche auch äonisch [hebräisch: olam] und als Äonischer auch verheimlicht – weil für viele verborgen – ist, so wird Er doch NACH seiner äonischen Verheimlichung für alle sichtbar hervortreten. Dies geschieht, wenn der Vorhang des Fleisches und der Haut beseitigt ist [Hiob 19:26] und alle IHN mit enthüllten Herzensaugen erkennen dürfen [Offenbarung 1:7]
Die Bedeutung des hellenischen Wortes «äon»
Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise
ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten,
hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn,
den er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den
er auch die Äonen gemacht hat. [Hebräer 1:2]
Wie das hebräische Wort «olam», so tritt auch seine hellenische Entsprechung «äon» biblisch verschiedentlich in der Mehrzahlform auf. Die Einheitsübersetzung, Luther und die Zürcher Bibel übersetzen in Hebräer 1:2 die Mehrzahlform mit «Welten», Schlachter dagegen besser mit «Weltzeiten». In Epheser 3:11, wo von dem «Vorsatz der Äonen» die Rede ist, findet sich für das gleiche Wort in der Einheits- und Lutherübersetzung die Wiedergabe «ewig», in der Zürcherbibel «Ewigkeit» und bei Schlachter «Ewigkeiten».
Als letztes Beispiel der unterschiedlichen Übersetzungen des in der Mehrzahlform stehenden Wortes «äon» sei 1. Korinther 10:11 benannt, der wörtlich übersetzte Text lautet:
…in die Vollendigung der Äonen gelangt sind.
Dieses «Vollendung der Äonen» geben die Übersetzer wie folgt wieder:
Einheitsübersetzung: das Ende der Zeitalter
Lutherübersetzung: das Ende der Zeiten
Konkordante Übersetzung: die Abschlüsse der Äonen
Zürcherübersetzung: das Ende der Welt
Schlachter: das Ende der Zeitalter
Abgesehen von der oft nicht beachteten Mehrzahlform finden sich also in den genannten drei Bibelstellen folgende Übersetzungen für das hellenische Wort «äon»:
Welt, ewig, Ewigkeit, Zeit, Zeitalter, Äon
Wen wundert es da, dass es so viele unterschiedliche Deutungen gibt?
Bei der Übersetzung eines Lehrbuches würde man kaum auf die Idee kommen, Ausdrücke wie beispielsweise «Stunde» mit 6 verschiedenen Wörtern wiederzugeben und hierbei auch noch Wörter benützen, die zur Übersetzung anderer im Lehrbuch vorkommender Wörter dienen. Genau dies geschah aber bei «äon», da in den genannten Übersetzungen das Wort «Welt» meist zur Wiedergabe des Wortes «kosmos» und das Wort «Zeit» zur Wiedergabe von «chronos» benutzt wird.