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Kinder haben keine Lobby

AW: Kinder haben keine Lobby

Die letzten beiden Beiträge legen nahe, dass nicht nur die Diskussion um Kinderwahlrecht ziemlich verstiegen ist, sondern auch, dass meine Art, an das Thema ranzugehen, manchmal etwas verstiegen ist.
Das habe ich jetzt gar nicht so empfunden, eigentlich.

Auch wenn ich mich als "Durchschnittsverdiener" bezeichne, bis ich vielleicht noch zu priviligiert zu sehen, was für Probleme anderswo vorliegen.
Genau da fängt es aber an Robin, es hat nichts damit zu tun ob man vielleicht noch zu priviligiert ist. Wir nagen auch nicht am Hungertuch, wir haben auch Kinder, ein Hauptgehalt, Haus, Auto usw. Wir leben noch nicht mal in der Nähe von einem sozialschwachen Ballungsraum oder in einer Stadt die als besonders pleite gilt. Dennoch, auch hier gibt es Probleme, die man -wenn man aufmerksam ist- einfach wahrnimmt, und die man doch anpacken kann, anstatt wegzuschauen.
Wir gehören zu einer Stadt mit momentan ca.55.000 Einwohnern aufgeteilt in 4 Ortsteile. Nach den Veröffentlichungen für 2006 des Kinderschutzbundes leben allein in unserer Stadt 587 Kinder (und somit auch deren Familien) an der Armutsgrenze.
Es geht darum, ob man sich die Mühe macht, die Probleme als das zu sehen was sie sind. Ich meine damit wirkliche Probleme und Defizite und nicht hausgemachte Probleme erfinden. Und es geht darum, ein Problem eben nicht klein zu reden, wie es gerade bei der Kinder-und Jugendarbeit oft vorkommt.
(Aber natürlich auch, Kleinkram nicht unnötig aufzubauschen.)

Ich muss aber auch sagen, dass ich und meine Frau bisher weder Probleme mit Kindergärten, Betreuung, Schulen, Lehrern usw. hatten. Also keine prinzipiellen.
Du siehst an dem, was ich oben schrieb, das es zwar auch, aber nicht ausschließlich, nur darum geht.

Mir geht es eigentlich darum, dass im allgemeinen gerne gejammert wird, der einzelne sich aber als ziemlich handlungsunfähig sieht, Zustände zu ändern. Dem ist aber nicht so.
Beispiel: Ich bin mit der Arbeit einer Erzieherin nicht zufrieden, weil sie den vorgeschriebenen Bildungsauftrag nicht erfüllt und qualitativ einfach schlecht arbeitet. Da bleiben 2 Wege, 1. zugucken und motzen oder 2. das Gespräch mit ihr und ihren Vorgesetzten suchen.

(Anm: Die Gefahr liegt in diesem Fall darin, dass mit der Pflicht zur Erfüllung des Bildungsauftrags bei päd. Personal, auch die Pflicht zur Bildungsdokumentatiom besteht, welche dem Austausch untereinander -Schulen, Kigas usw.- dient. Das bedeutet, die Kinder werden heute -ich glaube in allen Bundesländern- "bewertet", wenn nun Fachkräfte aber die Grundlagen nicht erfüllen, besteht die Gefahr, dass Kinder falsch eingeschätzt werden und somit eventuell auf Schulen gehen müssen, für die sie eigentlich überqualifiziert sind.)

Wir als Eltern haben schon die Kontrolle und können vieles im Bereich Kindergarten, Schule usw. auf den Weg bringen und Dinge verändern. Ganz ohne Kinderwahlrecht, kann man für die Kinder was tun.

Daher mein Eindruck, dass es doch sooo schlimm nicht sein kann, zumindest im Vergleich zu meiner Schulzeit :haare:
Mein Eindruck ist auch nicht der allerschlimmste, weil ich mir bei meinen Kindern keine Sorgen machen muß. Die sind fit und bereit fürs Leben. Aber es gibt auch die anderen, wo die Eltern sich diese Mühe nicht machen.

Man kann in D eine gute Schulzeit haben.
Sehe ich unbestritten ganz genau so. Aber es ist nicht selbstverständlich für alle Kinder, leider.

Und ich warne sowohl vor unsinnigen Schlüssen aus PISA wie auch vor zu vielem selbsterfüllenden Pessimismus...
Pisa ist weiß Gott nicht das Maß aller Dinge. Zum Glück, da hst du recht. Aber durch Pisa wird ein Druck auf uns gelegt. Unsere Kinder sollen heute immer mehr immer früher können. Da lob ich mir die alten Zeiten, als ein Kind im Kindergarten einfach Kind sein durfte. Aber es geht heute leider nicht mehr, es reicht nicht.

Allzuviel Pessimismus und Weltuntergangsstimmung sind sicherlich nicht nötig.
Wichtig ist, finde ich, die Probleme die da sind in Angriff zu nehmen und da -damit bin ich wieder beim Thema- halte ich ein Kinderwahlrecht für falsch.


Liebe Grüße
Sal
 
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AW: Kinder haben keine Lobby

Aber durch Pisa wird ein Druck auf uns gelegt. Unsere Kinder sollen heute immer mehr immer früher können. Da lob ich mir die alten Zeiten, als ein Kind im Kindergarten einfach Kind sein durfte. Aber es geht heute leider nicht mehr, es reicht nicht.
Das geht zwar jetzt ein bisschen vom Thema ab, aber genau da fängt mein Unbehagen an.
Ich glaube, dass die Denkweise, dass alle Kinder jetzt auf Höchstleistung getrimmt werden müssen, die Uni-Quote erhöht werden muss usw. höchstens eine mittelfristige ist. Man kann einem Kind durch optimierte Lernmethoden sich noch ein paar Quäntchen herauspressen, aber wo liegt der langfristige Nutzen für Kind und Gesellschaft?
Langfristig wird die mitteleuropäische Gesellschaft hochtechnisiert sein und längst nicht allen Arbeit geben. Es wird hochkreative Jobs für Spezialisten geben, sowie eine Menge Dienstleistung (bis hin zur Altenpflege, die gewaltig zunehmen wird...)Aber das wird nicht reichen. Wenn man jetzt die Kinder frühzeitig in ein Rennen schickt, in dem es genauso viel, wenn nicht mehr Verlierer gibt wie früher, nützt das nichts. Man muss generell umdenken. Bildung wird irgendwann nicht mehr vor allem den Nutzen haben, Arbeit zu finden. Schon jetzt bricht auch der Arbeitsmarkt für Akademiker (und vor allem auch deren Löhne) ein. Vom Uni-System, wie es jetzt ist, sind sowieso schon die meisten Studenten überfordert. Man kann natürlich die Unis spezialisieren und verschulen, dann wird das für den nachwuchs eine Art Hochleistungsmarathonlauf. Aber am Ende wird man feststellen, dass es ganz viele Igel gibt, die am Ziel "Ich bin schon da" sagen - oder dass das Ziel gar nicht mehr da ist.
Bildung sollte vor allem anregen und Entwicklungen nicht hemmen. Sie soll Kommunikationsfähigkeit und Strukturen fördern. Aber sie soll nicht als Gradmesser PISA-Ergebnisse haben oder die Fantasie, dass wir durch Hochleistungsbildung irgendwann wieder alle Arbeit haben werden.

Bildung ist ein Privileg, was man auch im Alltag sieht. Viele der z.B. von Miriam angsprochenen Probleme resultieren aus Elternversagen, die einfach nicht wissen, wie auch anders geht. Bildung hier allgemein gefasst als Menschenbildung, als Werkzeug, in einer hochkomplexen Welt einen Weg für sich zu finden. Das ist mit Geld allein allerdings nicht zu erreichen.
Ich glaube nicht, dass es da einen einfachen Weg gibt. Man muss an der Basis arbeiten, aber man muss auch hoffen, dass sich politisch irgendwann die Erkenntis durchsetzt, dass man mehr braucht, als immer rumzubosseln, sondern auch mal einen großen Wurf.
Die Beispiele Frankreich und Finnland zeigen, dass man auch mit gegensätzlichen Mitteln zum Erfolge erzielt. Wichtig ist nur, dass man überhaupt mal einen Plan fasst und umsetzt...
 
AW: Kinder haben keine Lobby

Danke Robin, du sprichst auch meine Meinung damit aus.

Das Problem, welches ich damit auch verdeutlichen wollte ist, der Druck ist aber jetzt da. Und was machen wir, die Kinder haben die es vom Alter her, genau jetzt betrifft?
Du hast ja völlig recht, nur gegen den von dir angesprochenen Negativverlauf (immer höher, schneller, weiter) gegen zu arbeiten ist ein sehr langwieriger Prozess. Und ich fürchte, so lange das von dir und auch von mir gewünschte allgemeine Umdenken nicht eintritt, ja so lange werden wir unsere Kinder dort "mitziehen" müssen.
Wir gehen da schon mit unseren Ideen sehr eng beieinander, zumindest das betreffend, wo man hinsteuern sollte der Kinder wegen.

Miriams Beitrag habe ich gerade erst gelesen. Auch da gebe ich dir/euch recht. Elternversagen, aus Unwissenheit, oder fauler Bequemlichkeit, dass sei jetzt mal dahingestellt. (Die Ursachen werden auch bei allen individuell zu finden sein.) Auch da haben wir eine Baustelle, an denen gearbeitet werden muß. Sicherlich geht es da überwiegend um Behörden, aber wie sollen die von Mißständen erfahren, wenn Nachbarn, Familie, Ärzte, Lehrer usw. einfach wegschauen weil die Courage fehlt.
Fakt ist, es hat Priorität, dass auch in diesen -von Miriam angesprochenen- Bereichen mehr passieren muß.

Allgemein:
Wenn es um "Lobby" geht, dann geht es uns alle an, wir dürfen nicht mehr weggucken. Ich weiß ja, es ist nicht einfach und nicht angenehm.

Ich habe es selbst schon erlebt, diesen Gewissenskonflikt. Als wir noch in einem Mehrfamilienhaus wohnten, hörte ich abends ziemlich laute Schreie, so in etwa "nein, laß mich, ich hasse dich" und dergleichen mehr.
Ich habe schon mit mir gerungen, ob und ab welchem Punkt ich mich als einfache Nachbarin einmische. Ich bin dann irgendwann hoch und meine Nachbarin ließ mich rein und zeigte mir was los war. Der Junge, ein sonst zurückhaltendes stilles Kind, stand mit seinem Stiefpapa vor dem Spiegel und schrie endlich mal alle Gefühle raus, die er für seinen leiblichen Vater, der ihn mißhandelte empfand. Der Stiefpapa beaufsichtige das Treiben und passte auf, das der Junge nicht vor Wut in den Spiegelschrank schlug.
Sicher waren die beiden pikiert anfangs, aber sie fanden es dann doch gut das ich nachgefragt habe.

Ein Beispiel mit einem guten Ausgang, immerhin war das für den Jungen wirklich mal nötig, alles rauslassen zu können.
Aber, es hätte mich auch etwas anderes erwarten können und das ist es, was ich meine. Viele schlimme Taten könnten verhindert, Mißstände eher beseitigt werden.
Wie viele Menschen trauen sich einfach nicht, Mißstände bei Kindern anzusprechen, aus Angst selber mit Konsequenzen rechnen zu müssen.
Aber gut, das ist wirklich sehr allgemein und wäre einen Thread zum Thema Zivilcourage wert, denn in anderen Bereichen sieht es nicht anders aus, leider.

LG
Sal
 
Sammelantwort

...die bedingt, daß ich nicht auf alle Einzelaspekte der Beiträge eingehen kann.
Generell erleidet auch dieser Thread unvermeidbar – das ist eine Tatsachenfeststellung und keine Kritik! – das Schicksal, daß die Thematik ausfranst. Dazu habe ich mit dem Lobby-Titel beigetragen, aber würde ich formuliert haben „Kinderwahlrecht – pro und contra“ würde sich niemand für das vermeintlich trockene Thema interessiert haben - wie beim AGG. Interessant ist auch, daß keiner die staatsrechtlichen Aspekte behandelt, die Verfassungsrechtler wie der schon mehrfach zitierte Paul Kirchhof oder Altbundespräsident Herzog umtreibt, daß Kinder zwar Staatsbürger sind, aber solche 2. Klasse da ohne Wahlrecht bzw. Wahlrechtsvertretung.
Auf die Gesichtspunkte Pisa, Schule, Kindergartenbetreuung u.v.a.m. erlaube ich mir aber nicht einzugehen, weil sie weit über das Thema hinausführen.

Robin. In keiner Weise finde ich auch nur eine einzige Deiner Äußerung „verstiegen“. Und natürlich hast Du völlig recht, daß niemand wg. des sog. Generationenvertrages Kinder in die Welt gesetzt hat. Aber keinen Nachwuchs zu haben, das konnte und kann man sich nur erlauben, weil es diesen „Vertrag“ gibt, sonst würde man im Alter schlicht verhungern. Jede Alten- und Jungengenration lebt nur von dem, was die jeweils Erwerbstätigen schaffen. Gibt es diese mangels Kinder nicht mehr, dann ist wirklich Schluß.
Wieder bringst Du das finnische Beispiel. Famos, massive finanzielle Unterstützung. Und warum machen wir das nicht auch? Weil der politische Druck zu schwach ist, den gilt es zu erhöhen – nicht nur aber auch mittels Kinder- bzw. Elternwahlrecht.

Salem. Meine völlig abstrakten und rein theoretischen Beispiele sollten nur – in Antwort auf Robins Mißbauchsbefürchtung – kraß bebildern, daß Mißbrauch sich nie mit letzter Sicherheit nie ausschließen läßt. Im Übrigen habe ich „oder“ und nicht und geschrieben, was bedeutet, daß ich keine Verknüpfung von Homosexualität und Kinderpornos herstellen wollte. Aber – pardon, da möchte ich massiv widersprechen – gleichwertig sind diese unterschiedlichen sexuellen Orientierungen Homo und Hetero nicht. Ich werte nicht im mindesten moralisch. Zudem weiß ich doch, daß gleichgeschlechtliche Fixierung bei allen höheren Säugetieren also auch beim Menschen vorkommt. Aber diese Mutation ist wider das zweite Elementargesetz der Natur. Diese Grundgesetze lauten: Leben und genetisch Fortleben (= Fortpflanzen). Eine Art, die sich nicht vermehren kann, stirbt aus – und das ist konträr zum Bauplan der Natur. Und – um mit einem Schlenker zum Thema zu kommen – alle Schwulen und Lesben sollten sich glücklich schätzen, daß (noch) die Mehrzahl heterosexuell veranlagt ist, es stünde sonst – s. oben – sehr schlecht um ihre Altersversorgung.
Und ich werde bestimmt nicht müde, Deine kritischen Ausführungen zum Thema zu lesen; ich liebe auch schärfste Kritik, solange sie sachlich bleibt und nicht persönlich wird - was bisher keiner in diesem Thread getan hat (vielleicht weil eine gewisse Person abwesend ist).

Rhona Woher weißt Du, daß Eltern mit ihrem Sonderwahlrecht nicht doch die Meinung des Kindes, mindestens aber seine langfristigen Interessen widerspiegeln können?! Deine Aufforderung, die Meinung der Kinder einzuholen, macht mich schmunzeln. Ich werde also an Weihnachten meinen vierjährigen Stammhalter, er kann wenigstens schon sprechen, und meinen jüngsten 8 Monate alten Enkelsohn um ihre Meinung zum Kinderwahlrecht bitten; und sicherlich wird mir meine im zweiten Schuljahr befindliche Enkelin dezidiert Auskunft geben können, von der ich die Antwort allerdings jetzt schon kenne: Papa wählt für mich bestimmt das Richtige, denn er hat mich lieb.

Miriam Auch ohne Deinen Hinweis, nicht alles gelesen zu haben, merkt man dies Deinem Beitrag an. Wenn es darum geht, die völlige Verantwortungslosigkeit, (wenn ich nur beobachte, wie junge Mütter in Gegenwart selbst von Kleinstkindern rauchen, stehen mir die letzten Haare zu Berge!) die Gleichgültigkeit, das Desinteresse vieler Eltern zu beklagen, stimme ich Dir zu. Aber deswegen das Elternwahlrecht als „paradox“ zu bezeichnen, geht zu weit. Dann müßtest Du konsequenterweise all solchen Personen ihr Wahlrecht aberkennen.

Ich fasse noch einmal zusammen: Deutsche Kinder sind Bürger dieses Staates, sie genießen – mit Ausnahme des Wahlrechts – alle Rechte. Diese werden von den Eltern bzw. dem Vormund für sie stellvertretend wahrgenommnen, so lange und soweit sie zur Eigenwahrnehmung noch nicht in der Lage sind. Ein Kinderwahlrecht ist also nichts weiter als die Übertragung dieses Vertretungsrechts auf auch den Wahlbereich, wobei durchaus darüber diskutiert werden könnte, das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken (im Gemeindewahlrecht gibt es das zum Teil), so wie die Religionsmündigkeit bereits mit 14 beginnt.

Vorweihnachtliche Grüße an alle Diskutanten
Ziesemann
 
AW: Sammelantwort

Zudem weiß ich doch, daß gleichgeschlechtliche Fixierung bei allen höheren Säugetieren also auch beim Menschen vorkommt. Aber diese Mutation ist wider das zweite Elementargesetz der Natur. Diese Grundgesetze lauten: Leben und genetisch Fortleben (= Fortpflanzen). Eine Art, die sich nicht vermehren kann, stirbt aus – und das ist konträr zum Bauplan der Natur. Und – um mit einem Schlenker zum Thema zu kommen – alle Schwulen und Lesben sollten sich glücklich schätzen, daß (noch) die Mehrzahl heterosexuell veranlagt ist, es stünde sonst – s. oben – sehr schlecht um ihre Altersversorgung.

Ich werde wohl keine Worte finden, die diese Meinung ändern Können: Die hat Ziesemann sicher alle schon mal gehört. Ich wollte aber diesmal wenigstens keine Dunkelziffer sein. :wut1:

Dieser Kommetar sollte eigentlich in den Neuen Thread "Schwule"
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Antwort auch off

Céline und Robin,
Ihr habt ja einen netten, fast zärtlichen Umgangston. Chapeau! Gefällt mir. Doch nun habe ich mich eigens bemüht, trotz meiner Reise noch einmal reinzuschauen und finde nichts, auf das ich antworten kann.

*loool* Danke schön, Ziesemann, aber weisst du, manchmal zanken wir uns auch ganz fürchterlich, trotz der ganzen Liebe.
Und es tut mir Leid, dass dich umsonst bemüht hast, aber wir dachten halt, du seist schon fort, so nach dem Motto: ist die Katze aus dem Haus... (Tschuldigung).

Nur noch das, aber ich liebe halt das Wort aber:

Gern gucke ich mir auch mal Eure Photos an; aber am Anfang steht das Wort.

Aaaaber: Ich behaupte, das Wort steht nur deshalb am Anfang, weil nicht alle malen können bzw. sich nicht trauen. Wir denken doch in Bildern und nicht in Buchstaben, nicht wahr?

Jetzt aber wieder ganz (na ja, sagen wir mal beinahe) ernst, versprochen!
Willkommen zurück.


1. Klage der (volljährigen!) Kinder gegen Eltern gibt es auch bei uns häufig; meist geht es um Bezahlung der Studienkosten, etwa die Klage einer 38jährigen, die ihren Beruf als Bankfrau aufgeben wollte, um zur Selbstverwirklichung Kunstgeschichte zu studieren. Abgeschmettert! – Aber wie Du zurecht erkennst, um diese Klagen geht es bei unserem Thema nicht.

Hmmm, aber solche absurden Klagen meinte ich gar nicht, in meinen Beispielen war der eine Junge noch nicht volljährig und der zweite knapp. Ich schrieb auch in Erstausbildung. Aber egal.


3. In der Tat ist D nicht F; manchmal bedaure ich das. In F ist die Fertilitätsrate mit 1,9 Kindern die höchste in Europa, fast schon bestandserhaltend (2,06), gleichauf liegt Irland, aber nicht Finnland wie Robin meint (1,8). D hat mit 1,3 die viertniedrigste der Welt, ähnlich I und E; A liegt mit 1,4 nur etwas besser, insofern wundere ich mich, daß diese Thematik keinen Österreicher animiert hat. – Wie F das geschafft hat, daß gerade die erfolgreichen Frauen (s. Eure neue Präsidentschaftskandidatin) mehrere Kinder haben, darüber rätseln die Demographen noch, obwohl es einige materielle Erklärungen gibt.

Tja, die Franzosen wissen halt, was sie ihrem Vaterland schuldig sind *lol* (Tschuldigung). Also "materielle Erklärungen" würde ich es nicht nennen. Spielst du etwa auf das Kindergeld an? Oder die Betreuung "ausser Haus"? Das Kindergeld ist bestimmt keine genügende Motivation, aber die Betreuung erleichtert natürlich das Leben. Grundsätzlich aber jammern vielleicht die Franzosen ein klein wenig weniger als die Deutschen und lieben sich dafür etwas mehr (manche sogar ausser Haus ;)).
Einen garantierten Platz in den Vorschulen gibt es erst ab 5 Jahren, aber die Anzahl der Plätze ist eigentlich genügend vorhanden, es besuchen doch fast 90% der 3-4-Jährigen schon die Vorschulen (bei den 2-Jährigen sind es, glaub ich wenigstens, etwas über 30%), allerdings viele eine private und dort sind die Kosten sehr hoch. Es ist aber im Interesse der Kommunen, gute Schulen zu bieten, denn sonst ziehen die Leute, wenn nur irgendwie möglich, weg. Da die Kommunen aber zum sehr grossen Teil die Kosten für die Schulen selbst tragen müssen, ist es natürlich eine Frage der Mittel.
Der Besuch einer Vorschule ist aber gleichzeitig fast Pflicht, weil sie sehr ernsthaft auf die Schule vorbereitet. Ich weiss nicht, ob das hier von Interesse wäre...ausserdem haben wir einen guten Teil bereits in der "Emanzipation" diskutiert.
Etwas wäre hier aber noch nachzutragen: In F wundert sich niemand, wenn eine Frau (auch eine junge!) eine Haushaltshilfe oder/und ein "Kindermädchen" beschäftigt, das ist nichts, was nur "zum guten Ton gehört", wie man hier oft so abschätzig meint, es ist einfach so, wenn die Hausfrau einiges mehr verdient als die Hilfen kosten.
Und etwas noch vergisst man hier allzu gerne: es ist noch nicht soooo lange her, waren die "meisten" Französinnen gezwungen zu arbeiten, während sich die "meisten" deutschen Frauen (ohne DDR natürlich) verwirklichten. Ich hoffe, man versteht die Anführungszeichen so, wie ich sie setze, also vergleichbar, nicht verallgemeinernd.

5. „Patriot“ empfinde ich als ehrenhafte Bezeichnung, „vaterlandslose Gesellen“ mag ich nicht.

Verstehe. Ich setzte aber das Wort absichtlich in Anführungszeichen, um zu verdeutlichen, dass ich es (an dieser Stelle) nicht besonders ehrenhaft meine.
Uebrigens, ich bin so eine vaterlandslose Gesellin, aber keine Angst, bin nicht beleidigt. Ich verstehe schon, wie du das meinst.

6. Angegebene Links, wie den von Robin, lese ich grundsätzlich nicht, ich bitte um komprimierte Darstellung. Sonst würde ich zu viel Zeit aufwenden müssen.

Bedauere. Das würde aber mich zu viel Zeit kosten und ich behaupte jetzt mal, dass du davon doch etwas mehr als ich hast...

8. Integration der Immigranten und ihrer Nachkommen (ich finde den Begriff „Migrationshintergrund“ – ein typisches Soziologenprodukt – scheußlich). Irre ich mich, wenn ich meine, daß genau dies in F eben nicht gelungen ist? Und glaubst Du, wir Deutsche wären in der Bewältigung dieser Aufgabe tüchtiger?

In F ist die Integration total misslungen, da gibt es nichts zu beschönigen. Dafür gibt es mehrere Gründe, die da z.T. auch schon diskutiert wurden.
Bei der jüngsten Generation bzw. bei denen die in F zur Schule gingen und gehen, sehe ich (und nicht nur ich) zum grossen Teil das hochstilisierte Prinzip der Gleichheit im Schulsystem als kontraproduktiv. Gerade für Kinder aus bildungsfernen (ist das das richtige, politisch korrekte Wort? *lol*) Familien bietet dieses System spätestens nach der Primarschule zu wenig bis keine Perspektiven. Aber auch das ist hier kaum von Interesse...
Die Problematik sollte in D nicht dieselbe sein und ist es trotzdem im Schlusseffekt doch. Eigenartig, nicht? In beiden Ländern hat man also "geschlafen" statt rechtzeitig gehandelt.

„Mit Euch, Verehrteste, zu diskutieren,
ist ehrenwert und bringt Gewinn“
(frei nach Goethe „Faust I“)


"Aus der Höhe schoss ich her
im Stern- und Feuerscheine
liege nun im Grase quer,
wer hilft mir auf die Beine?" (unfrei, aus Goethe, Faust I)

Ist vielleicht zu hoch gestochen, aber gewundert hat mich das Kompliment doch schon sehr... Danke schön, vornehmer Herr, mit Euch zu streiten, macht mir auch Spass, aber wenn ich mich bemühe und keine Antwort bekomme, werde ich teufelswild *looool*, da aber die Diskussion, die ich damit meine, der schreckliche Threadtod ereilte... Schwamm darüber.

Zu den anderen Beiträgen möchte ich mich lieber nicht äussern, ich kenne die Problematik an deutschen Schulen zu wenig, die der Unterstufen schon gar nicht, ausserdem bin ich hier auch als Mutter und Lehrerin etwas im Dilemma. Wer sonst als die Eltern, sollte sich für die Kinder wehren, Partei ergreifen... wohl wahr. Auf der anderen Seite gibt es Eltern (hauptsächlich Mütter), die das Gefühl haben, den ganzen Lehrplan besser zu kennen und auch zu beherrschen als die Lehrer... aber so einfach ist es nicht, allen Seiten gerecht zu werden. Der Lehrer ist nicht dazu da, um vielleicht die ehrgeizigen Pläne, die die Eltern für ihre Sprösslinge hegen, zu verwirklichen. Und die wenigsten Lehrer sind auch wirklich solche Deppen, als solche sie in der breiten Oeffentlichkeit oft dargestellt werden. So! Das musste ich auch mal sagen, sonst hätte es mich noch lange im Hals gekratzt.

Ziesemann schrieb:
Aber – pardon, da möchte ich massiv widersprechen – gleichwertig sind diese unterschiedlichen sexuellen Orientierungen Homo und Hetero nicht. Ich werte nicht im mindesten moralisch. Zudem weiß ich doch, daß gleichgeschlechtliche Fixierung bei allen höheren Säugetieren also auch beim Menschen vorkommt. Aber diese Mutation ist wider das zweite Elementargesetz der Natur. Diese Grundgesetze lauten: Leben und genetisch Fortleben (= Fortpflanzen). Eine Art, die sich nicht vermehren kann, stirbt aus – und das ist konträr zum Bauplan der Natur. Und – um mit einem Schlenker zum Thema zu kommen – alle Schwulen und Lesben sollten sich glücklich schätzen, daß (noch) die Mehrzahl heterosexuell veranlagt ist, es stünde sonst – s. oben – sehr schlecht um ihre Altersversorgung.

Ziesemann, das solltest du schnell irgendwie relativieren, bevor du hier noch verbal gelyncht wirst.
Es ist doch nicht so, dass sich gleichgeschlechtlich veranlagte Menschen nicht fortpflanzen können! Homosexualität bedeutet doch nicht Zeugungsunfähigkeit oder Unfruchtbarkeit. Viele wollen nur nicht und somit gleichen sie wieder den Heterosexuellen, die keine Kinder wollen. Es bedeutet doch nicht, dass ihnen Kinder nichts bedeuten würden. Gerade dir, einem etwas älteren Menschen, müsste doch bestens bekannt sein, wieviele Homosexuelle früher geheiratet und Kinder gezeugt haben... heute haben sie es ein bisschen leichter, Wege gibt es immer, wenn der Kinderwunsch da ist (haben wir auch schon diskutiert). Für die Altersvorsorge machen sie vielleicht etwas weniger als du oder ich es getan haben *lol*, dafür finden sich auffallend viele in der Alten-, Chronisch- und Psychischkranken-Pflege...das sollte man nicht vergessen, weil das immer wichtiger wird.

Und, um vielleicht doch noch zum Thema zurückzufinden: wäre es nicht gescheiter, bevor man das Kinderwahlrecht den Eltern gibt, ein Kinderparlament (Tschuldigung, aber schon wieder nach franz. Vorbild) einzurichten? Ein wirklich ernst genommenes! In F sind so schon Gesetze erlassen worden, die aus Kinderinitiativen zustande kamen. Bei Interesse bin ich gerne bereit, darüber ein wenig mehr zu sagen, aber jetzt ist Schluss *lol*.

Gute Nacht und einen schönen Tag allen
C.
 
AW: Antwort auch off

Danke schön, Ziesemann, aber weisst du, manchmal zanken wir uns auch ganz fürchterlich, trotz der ganzen Liebe.

Jaja. Auch die Spinne ist fast zärtlich, wenn sie ihr Opfer mit seidigen Fäden umgarnt...:p
Aber bevor hier weitere biologistische Vergleiche in Mode kommen sage ich:
"Guten Morgen" (Faust III, Vers I, Goethe 2)
 
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ja, warum denn nicht?

Wirklich zufällig stoße ich heute beim Studium von Paul Kirchhofs Buch (der Mann, den Schröder als "der Professor aus Heidelberg" lächerlich zu machen versuchte) "Das Gesetz der Hydra" auf die Stelle (S. 98), in der er ein Kinderwahlrecht fordert. Dort heißt es: "Dann werden sich die demokratischen Organe wieder mehr den Kindern zuwenden und damit die Anliegen der nächsten Generation...zur Wirkung bringen." Und er fügt hinzu: Es erstaunt, daß Kinder und Jugendliche als Hauptbetroffene heutiger politischer Entscheidungen kein Stimmrecht haben, das die Eltern stellvertretend für sie wahrnehmen könnten.
Kirchhof ist als ehem. Bundesverfassungsrichter eine hoch anerkannte Autorität. - Ich weiß, der Autoritätenbeweis ist kein wissenschaftlicher; aber vielleicht könnte dieser Hinweis helfen, den Gedanken des Kinderwahlrechts nicht so ohne Weiteres beiseite zu schieben. -
mir gefällt diese idee!

ich verstehe nur nicht, warum sich gerade personen, die doch im hinterkopf dem gleichen zustreben (demokratie, verbesserungen für kinder und eltern, zukunftsorientierung....) so streiten müssen wie hier.

wenn wir schon hier streiten, was soll denn dann innerhalb der politischen lager möglich sein, frage ich mich.

ich persönlich als betroffene mutter würde dieser wahl-idee sofort zustimmen.

und v.a. deshalb, weil ich das jetzige schulsystem sowas von "behindert" finde....es ist einfach zum weinen!

schick ein nettes, kleines, durchschnittlich intelligentes bürschchen hinein.....und du wirst einen frustrierten, ansatzweise verfetteten, demotivierten jugendlichen herausbekommen!

:haare: ich kann euch gar nicht sagen, wie mich das entsetzt!!!!!!!!!!!! :haare:

noch habe ich keine ahnung, wie ich dieser sozialen keule antworten oder ausweichen kann.
außer dass ich tagtäglich beschwichtigende worte suche und motivierendes an mein kind weitergebe, fällt mir gerade nichts dazu sein.


.....diese schulsache, robin, die ist viiiiiiiiel schlimmer als zu meiner zeit!
 
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