Ich gehe eben davon aus, daß Sie bei der Lektüre mitdenken.
In der Regel mache ich das schon, aber kann eben nicht an alles (zugleich) denken. Trotzdem sollte man ja versuchen möglichst klar (in der Regel) zu formulieren, um Missverständnisse erst gar nicht entstehen zu lassen.
Aber das wäre doch blöde, sich in die Abhängigkeit von Denkern zu begeben und deren Denke als Aufschluß zu betrachten, dessen man sich eklektisch bedient.
Naja es geht
nicht unbedingt in erster Regel um "
Eklektizismus ", sondern um
Weiterdenken gewisser Philosophien.
Das haben Philosophen ja im Grunde schon immer mehr oder weniger gemacht. Ich gebe ein Beispiel:
Plotin, dessen Denken auf Platon und seine Philosophie
aufbaut, aber dabei auch was
eigenständiges geschaffen hat, sodass man sogar von einer
plotinischen Philosophie sprechen kann, dieser sich aber eher nur als
Platon -Interpret verstanden hat (er gilt ja als "
Neu-platoniker"). Oder man kann an Cicero denken, dem ja auch ein gewisser Eklektizismus vorgeworfen wurde, da er sich auf verschiedene philosophische Ansätze stützte bei seinen philosophischen Schriften. Dennoch würde ich Cicero auch ein
eigenes philosophisches Denken zugestehen. Man könnte sogar Nietzsche sowas vorwerfen, wenn man vom "Willen" bei ihm die Rede ist, da sich das dann doch zu sehr nach
Schopenhauer anhören könnte, usw..
Sie sehen man kann hier eine Reihe von Philosophen aufzählen, denen das kritisch mehr oder weniger vorgeworfen wurde. Aber Nietzsche hat sich zwar auch in gewisser Weise bei Schopenhauer "bedient" sich aber von diesem auch kritisch abgesetzt und
dieses Denken mit anderen Mitteln weitergedacht (aus Schopenhauers Wille wird Nietzsches Wille zur Macht z.B.). Nietzsche hat sich auch noch bei Platon kritisch bedient, um seine Philosophie
als Gegenmodell zum Platonismus zu entwerfen. So gesehen war Nietzsche schon denkerisch zunächst in einer "Abhängigkeit" von seinem philosophischen Lehrer Schopenhauer, von dem er sich später aber löste (das war sozusagen seine Denkentwicklung).
Also , das was Sie hier vorwerfen, praktizieren Philosophen durchaus schon lange mehr oder weniger... aber aus der Abhängigkeit von Schopenhauer und Co., die zunächst vorhanden war, hat Nietzsche später
zu seinem eigenen Denken gefunden und dann eben von den anderen Philosophen sich kritisch distanziert.. er hat damit auch
was neues geschaffen...man kann also schon
an philosophische "Vorgänger" anknüpfen , und deren
Denken eben weiterzudenken, und dabei kann
auch was Neues entstehen, oder was
modifiziertes , wie auch immer ..bei Plotin z.B. wurde daraus eben
ein Neu-Platonismus, bei Nietzsche eine "
Umkehrung des Platonismus", aber Nietzsches Philosophie ist ohne Platon und Schopenhauer nicht zu denken, Eklektizismus könnte man natürlich auch Heidegger vorwerfen, wenn er das
Seinsdenken von Aristoteles und Co. auf seine Weise weiterdenkt. Kurz: es kommt auf den Fall an, es nicht per se so, dass es hier auf "reinen" Eklektizismus hinausläuft, sondern mag vielleicht nur auf
den ersten Blick so gesehen werden..eher wird daraus oft ein eigener philosophischer Ansatz
Ja das haben Sie nun schon mehrfach behauptet, aber immer noch keine Philosophie des Bösen, basierend auf Ihre Denkmüllfabrikanten, im Ansatz skizziert.
Nun , um es zur Erinnerung zu sagen, ich hatte ja zwei Lexikonartikel zum Begriff des Bösen bei diesen Denkern vorgestellt, die Sie ja despektierlich als "Denkmüllfabrikanten" bezeichnen. Dies hatte ich ja , um mit diesen Artikeln deren eigenen philosophischen Ansatz in der Kürze vorzustellen, wobei es natürlich schwierig ist, wenn jemand mit deren Denkweise nicht vertraut ist, dafür ein Verständnis zu entwickeln, derjenige würde daher nur "Bahnhof "verstehen erstmal, wenn er diesen Artikel liest . Die Frage ist für mich ja , ob man zu einer
"allgemeinen" Philosophie des Bösen kommen kann,
die auf den Ansätzen dieser Denker mehr oder weniger basiert oder ob man im Grunde nur von
Heideggers Philosophie des Bösen,
Nietzsches Philosophie des Bösen,
Kants Philosophie des Bösen usw. je individuell sprechen kann oder sollte....
oder ob man sich bei den
einzelnen recht unterschiedlichen Philosophien des Bösen bedient (also der Heideggers, Nietzsches, Kants usw.), um daraus eine "allgemeine" Philosophie quasi zusammen"basteln" zu können (wie immer man das dann auch nennt). Die Fragestellung des Threads könnte man insofern genauer fassen,
ob nämlich so eine allgemeine Philosophie des Bösen möglich ist (die kantsche, heideggersche, nietzschesche Elemente usw. enthält) oder ob es nur je individuelle Philosophien des Bösen geben kann (also Heideggers, Nietzsches, Kants).. Verstehen Sie, was ich meine? Mir persönlich ist das nämlich noch nicht ganz klar.. wie man hier dazu stehen kann oder sollte zu dieser Frage..Und daher habe ich da eben noch keine feste Position. Ich finde das allzumenschlich.
Welche Meinung haben Sie denn? Glauben Sie, denn das so eine "allgemeine" Philosophie des Bösen möglich ist (die Elemente von Kants Philosophie, Nietzsches Philosophie usw. enthalten kann )? Oder würden Sie da ganz anders vorgehen?
Man könnte ja hier
zwei Positionen vertreten:
Position A: Ja es ist sowas wie eine allgemeine Philosophie des Bösen möglich
Position B: Nein , das wäre nicht möglich, sondern man kann nur auf die verschiedenen Philosophien des Bösen schauen..
In diesem Spannungsfeld der beiden Positionen ließe sich diese Threadsfrage denken , wie ich finde.
Eventuell könnten noch weitere Positionen dazukommen, was ich nicht ausschließen möchte.
Ja dann mal ran ans Werk!
Wie gesagt , gibt es ja da verschiedene Philosophien, die das Böse auf ihre Weise denken und insofern gibt es da ja genug "Material" der philosophischen "Vorgänger", dass man weiter denken kann vielleicht zur einer eher allgemeineren Philosophie des Bösen, die nicht eben so individuell ist wie die Hegelsche, Kantsche, Nietzschesche.usw.
Ich hatte allerdings
nicht den Anspruch in den Thread , gleich hierfür eine "Lösung" auf dem Präsentierteller anzubieten, sondern dass in erster Linie hier
erstmal zu diskutieren und damit auch
weiterzudenken..Das finde ich durchaus so nachvollziehbar.
Denn die Überschrift des Threades ist ja eine Frage. Und folglich bedeutet das in der Regel, dass derjenige der diese Frage stellt,
selber noch nicht unbedingt eine klare Antwort dazu hat (unbedingt).
Es gibt übrigens ein Beispiel eines
aktuelles Buches, wo sowas quasi weitergedacht und was ich interessant finde. Es heißt "Böses denken" von
Bettina Stangneth.
https://www.amazon.de/Böses-Denken-Bettina-Stangneth/dp/3498061585/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1465604219&sr=1-1&keywords=böses+denken
Vielleicht kann das ja etwas weiterhelfen in der Debatte, aber ich muss es noch in Ruhe lesen. Sie scheint sich da
auch auf Kant und Co. zu beziehen.
Aus dem Klappentext:
"Dieser elegant geschriebene Essay
erklärt und erweitert klassische Konzepte des Bösen, denn wer das Böse bekämpfen will, muss es zunächst einmal
erkennen. Es kommt schon lange nicht mehr nur als dummer Barbar, sadistischer Schläger oder gedankenloser Bürokrat daher, sondern mit verführerisch schlüssigen Argumenten. So sehr wir es uns auch gewünscht haben: Für uns Menschen ist nichts jenseits von Gut und Böse. Noch nicht einmal das Denken."
Ich vermute aber, dass Sie dieser Philosophin da auch einen gewissen Eklektizismus unterstellen würden oder?.