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Ist eine Philosophie des Bösen möglich?

Wie könnte der Tisch das denn anstellen?

Naja eigentlich wird mit dem ein Baum zu Holz gemacht und daraus dann der Tisch "gewonnen". Das nennt man dann so gesehen der "Verfertigungsprozess" (also vom Baum/Holz zum Tisch). So gesehen ist er aber nicht das "Subjekt", sondern es wird mit ihm etwas gemacht.


Ja. Quält Sie ein Zweifel?

Eigentlich, nicht wirklich. Sie etwa?


Darum geht es nicht, es geht darum, ob der Tisch anders als im Wahrgenommenwerden bestehen kann und falls Sie wirklich wissen, daß es eine andere Möglichkeit gibt, sollten Sie diese brschreiben, wofür ich Ihnen dann sehr dankbar wäre.

Die Frage ist doch: kann ein Tisch auch unabhängig von meiner Wahrnehmung existieren? Oder ist er erst existent, wenn ich ihn "sehe"/"wahrnehme". Ein Blinder kann z.B. nicht sehen, aber dafür kann er den Tisch durch den haptischen Sinn "fühlen". Und selbst wenn er den Tisch nicht sehen kann, kann er ihn fühlen durch die Hände und er weiß aus Erfahrung wie sich ein Tisch anfühlt und kann auf dessen Existenz schließen. Er weiß also, dass es sich der Form nach um einen Tisch handelt und "fühlt" diesen. Hier besteht dann der Tisch im "angefasstwerden" , denn wenn ich weiß wie ein Tisch sich anfühlt in der Regel kann ich auch ohne den Sehsinn auf die Existenz eines Tisches schließen. Hier spielt die visuelle Wahrnehmung bzw. "das Wahrgenommenwerden" im Falle des Blinden keine so große Rolle.


Müssen Sie nicht alles wiederholen, ist doch bereits gesagt.

Dann ist dieser Punkt ja geklärt.

Wie bitte?

Salam!

Unter Perzeption verstehe ich visuelle Wahrnehmung. Also dass ich die Mettwurst "sehen" kann.

Besser?

Salve!
 
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Unter Perzeption verstehe ich visuelle Wahrnehmung. Also dass ich die Mettwurst "sehen" kann.

Warum nur visuelle?


Mitnichten, denn es geht doch darum, daß Sie verdeutlichen, inwiefern die Perzeption eine andere Weise des Wahrnehmens ist. Sie sind nämlich der Meinung:

Wenn man eine Mettwurst isst, dann kann man sagen , dass diese auch "existiert", denn man schmeckt, fühlt und riecht diese ja auch.

Die andere Weise ist natürlich die der Perzeption.

Wie bitte?

Gott zum Gruße!
 
Warum nur visuelle?

Meinen Sie denn, dass Perzeption auch alle anderen Sinne umfasst?


Mitnichten, denn es geht doch darum, daß Sie verdeutlichen, inwiefern die Perzeption eine andere Weise des Wahrnehmens ist. Sie sind nämlich der Meinung:

Antwort siehe unten


Wie bitte?

Gott zum Gruße!

Nun ich habe bisher Perzeption auf die visuelle Wahrnehmung bezogen. Wenn man aber Perzeption als Wahrnehmung aller Sinne versteht, dann ist "schmecken", "fühlen" und "riechen" auch "Perzeption" und dann muss nicht zwischen den einzelnen Sinnen mehr unterscheiden (anscheinend).

Salve!
 
Aus einem Interview über das Böse aus der Sicht eines Psychiaters:

"Prof. Dr. Reinhard Haller: Das Böse , es ängstigt und bedrückt uns, es ist unheimlich, unfassbar und oftmals unaussprechbar.
Geo Kompakt: Und doch überaus faszinierend.

Haller: Durchaus, und seit jeher hat der Mensch das Bedürfnis, dem Bösen eine Gestalt zu geben. Es wurde in Naturerscheinungen , wilden Tieren und bösen Geistern gesehen, in Dämonen und strafenden Göttern, in Ungeheuern , Krankheiten und Katastrophen . Und natürlich im Teufel , dem gefallenen Engel, der sich gegen Gott auflehnt und zum Fürsten der Finsternis wir. Folgt man der althochdeutschen Wurzel des Wortes, erkennt man seine Kraft in einer destruktiven Energie: <Bosi> bedeutete so viel wie anschwellend, aufgeblasen , erdrückend. Und doch hat jede Disziplin wiederum eigene Deutungen des Bösen.

Geo Kompakt: Welche Interpretationen sind das?

Haller: Aus religiöser Sicht wird unter dem Bösen eine gottfeindliche Haltung verstanden. Untern den mannigfachen Interpretationen der Philosophie ragen jene des unabwendbaren Übels heraus, das man wie eine Naturkatastrophe erdulden muss. Immanuel Kant wiederum sah den Ursprung des Bösen in der durch Egoismus, Gier oder Hass geprägten menschlichen Natur. In der Morallehre gilt es als böse, wenn sich der Mensch unmittelbar durch Triebe leiten lässt. Die psychoanalytischen Theorien dagegen sehen die Ursache des Bösen im Todestrieb, während die evolutionsbiologische Forschung die Aggression- das Böse- als Vorraussetzung zur Selbsterhaltung und Fortpflanzung interpretiert.

Geo Kompakt: Wie definiert die Psychiatrie das Böse?

Haller: Erstaunlicherweise hat meine Disziplin den Begriff lange Zeit vermieden. Dabei muss man sich gerade bei der gerichtlichen Begutachtung und Behandlung von Verbrechern mehr als irgendwo sonst mit dem Bösen beschäftigen . Wer sollte kompetenter sein für die Ergründung dessen, was das Böse ist, als wir Gerichtspsychiater? Erst in jüngster Zeit gibt es eine zögerliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen.

Geo Kompakt: Woher kommt diese Scheu vor der Benennung des Bösen?

Haller: In der Pschiatrie muss man allzu oft mit Stigmatisierungen kämpfen. Unschuldige Menschen werden leichtfertig mit Etiketten versehen, ausgegrenzt. Das sieht man bei allen möglichen psychischen Erkrankungen. Da kann schnell ein völlig falscher Eindruck entstehen.

Geo Kompakt: Wie würden Sie persönlich das Böse bezeichnen?

Haller: Für mich offenbart es sich in Handlungen, die sich destruktiv gegen die körperliche, psychische und soziale Integrität anderer Menschen richten. Hinzu kommt: Zum Bösen gehört immer der freie Wille - oder zumindest die Fahrlässigkeit. (...) Ist ein Mensch jedoch frei von Schuld, kann er aus meiner Sicht nicht wirklich böse sein.

Geo Kompakt: Gibt es im Menschen so etwas wie eine genetisch angelegte Empfindung dafür. was böse ist?

Haller: Ja. Wir Menschen haben einen zum Teil im Erbgut verankerte Fähigkeit, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden: unseren Moralinstinkt. Dass wir überhaupt imstande sind, das Böse zu erkennen, ist schließlich auch Bedingung dafür, dass wir das Gute sehen. Anders gesagt: Ohne das Böse könnte das Gute gar nicht existieren. (...) Vor allem aber hindert ein gut entwickelter Moralinstinkt uns daran, das Leben anderer zu zerstören. Und somit gewisse böse Anteile in uns nach außen zu kehren- und in die Tat umzusetzen.

Geo Kompakt: Trägt jeder von uns böse Anteile in sich ?

Haller: Man muss unterscheiden zwischen bösen Fantasien , bösen Plänen und bösen Handlungen. Jeder Mensch, da gibt es keine Ausnahme, hat böse Gedanken und Vorstellungen. Jeder von uns entwickelt negative Ideen , spürt in sich aggressive Impulse und destruktive Strebungen, schadet in seiner Fantasie hin und wieder anderen Menschen. Und das ist auch gut so. Denn solche Vorgänge sind keineswegs von vornherein Schlechtes. Das gedankliche Durchspiel hat oft eine entlastende, konfliktbereinigende Funktion.

Geo Kompakt: Solange es nur beim Gedanken bleibt.

Haller: Für die Psychohygiene ist es von größer Wichtigkeit, dass die Gedanken tatsächlich frei sind und der Mensch nicht durch moralische Vorstellungen vom anständigen Denken dieser inneren Übungswiese beraubt wird. Werden aus bösen Gedanken dann böse Pläne mit allen ihren schrecklichen Einzelheiten, verlässt der Betreffende zum Teil bereits den Bereich der persönlichen Freiheit und Verantwortbarkeit. Entscheidend ist aber immer die Tat.

Geo Kompakt: Wenn jeder von uns finstere Fantasien hegt, ist dann auch jeder fähig, die bösen Gedanken in die Tat umzusetzen?

Haller: Diese Frage hat man sich letztlich aus Furcht vor dem eigenen Bösen immer wieder gestellt. Könnte jeder Mensch unter bestimmten Bedingungen zum Verbrecher werden? Oder ist das wirklich Böse nur den Persönlichkeitsgestörten, den Sadisten, den Psychopathen vorbehalten? Man hat spekuliert, ob die Massenmörder der NS-Zeit, der Stalin-Diktatur oder des Pol-Pot Regimes psychisch abnorm waren. Erstaunlicherweise sind nach allen wissenschaftlichen Studien nur fünf bis zehn Prozent der Massenmörder psychisch gestört.

Geo Kompakt: Das heißt aber nicht, dass jeder Mensch zum Kriegsverbrecher werden kann.

Haller : Gerade in Zeiten des Krieges offenbart sich mitunter auf schier unerträgliche Weise mancher Abgrund des ganz normalen -paradoxen- Menschseins. (...) Und das liegt eben daran, dass in jedem Menschen das Gute und das Böse vorhanden sind und das es je nach Veranlagung, Erziehungseinflüssen, Lebenserfahrungen und eben auch äußeren Umständen in der einen oder anderen Form manifest werden kann.

Geo Kompakt: Wie stuft man die Bösartigkeit eines Verbrechens ein?

Haller: Es ist ungemein schwierig eine Tat mit einer anderen zu vergleichen. Das zeigt sich unter anderem darin, dass viele Menschen das Böse sehr verschieden beurteilen und als Opfer unterschiedlich darauf reagieren. Und doch gibt es natürlich Versuche das Böse zu quantifizieren. (...) Je stärker ein Mensch seine Tat plant, desto böser ist er.

(...) Ich bin mir sicher: Das Böse wird so lange existieren, wie es Menschen gibt. Es wird sich immer Bahn brechen , in unterschiedlicher Gestalt. Denn das aggressive Potential ist nun mal Teil unseres archaischen Erbes."

zu finden in: GeoKompakt. Das Böse nebenan. Die dunkle Seite des Menschen. Nummer 49, 2016

Ich habe mir erlaubt, die wesentlichen Passagen hier mal in aller Ausführlichkeit zu zitieren, da sie doch einige interessante zum Thema des Bösen (auch aus philosophischer Sicht) enthalten. Aber ich kann mir vorstellen, dass nicht jeder hier mit den Meinungen von Herrn Haller , der seineszeichen Psychiater ist, konform geht. Ein Einwand/Widerspruch würde mich daher auch nicht wirklich überraschen. Aber aus meiner Sicht sind diese Überlegungen Hallers durchaus interessant und sollten in diesem Zusammhang mal ausführlich zitiert sein.

Ob sich daraus direkt eine "Philosophie des Bösen" quasi "schmieden" lässt, lasse ich mal offen. Ich teile aber nicht wenige Ansichten, die Haller in diesem Interview geäußert hat und gehe da also mit ihm gedanklich konform. Und auch sein Bezug zum Philosophen Kant hinsichtlich der "menschlichen Natur" finde ich durchaus angemessen.

Ich denke, dass ist nach etwas längerer Zeit wieder ein Beitrag mehr inhaltlich zum "eigentlichen" Thema diese Threads.
 
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PS: Gerade dieses Diktum Hallers hat mir beispielsweise besonders gefallen:

"Haller: Ja. Wir Menschen haben einen zum Teil im Erbgut verankerte Fähigkeit, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden: unseren Moralinstinkt. Dass wir überhaupt imstande sind, das Böse zu erkennen, ist schließlich auch Bedingung dafür, dass wir das Gute sehen."

Und ich denke auch, dass es diesen "Moralinstinkt" im Menschen tatsächlich gibt. Die These wäre also die, dass es einen solchen "Moralinstinkt" im Menschen tatsächlich gibt.

Und auch das sehe ich genauso wie Haller:

"Ich bin mir sicher: Das Böse wird so lange existieren, wie es Menschen gibt. Es wird sich immer Bahn brechen , in unterschiedlicher Gestalt. Denn das aggressive Potential ist nun mal Teil unseres archaischen Erbes."

Aber ich kann mir gut vorstellen, dass manch "Andersdenkender" mit dem im Interview Gesagten nicht ganz inhaltlich mitgeht oder nur teilweise bzw. auch ganz und gar nicht (also heftigen "Widerspruch" dann signalisieren wird, was das im Interview Gesagte anbetrifft). Würde mich aber dann nicht wirklich überraschen, falls es dazu kommen würde. :morgen:

Im Übrigen hoffe ich dass trotz der "Länge" dieses Interviews sich eine gewisse "Übersicht" bezüglich diesem dennoch bewahren lässt....
 
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Ich denke, dass ist nach etwas längerer Zeit wieder ein Beitrag mehr inhaltlich zum "eigentlichen" Thema diese Threads.

So denken Sie, aber das ist falsch von Ihnen gedacht. Sie müssen argumentierend zur Themenfrage Stellung beziehen. Ihr lächerlich anmutendes Schauspiel »Guck mal, was ich da gelesen habe« ist kein Ersatz für eine fundierte Meinung zum Thema.

Salam!
 
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