Dazu sagt Heidegger , hinsichtlich der Notwendigkeit (GA 27, S.3):
"Aber wir sind gar nicht <außerhalb> der Philosophie, und das nicht deshalb etwa, weil wir vielleicht gewisse Kenntnisse über Philosophie mitbringen.
Auch wenn wir von Philosophie ausdrücklich nichts wissen, sind wir schon in der Philosophie, weil die Philosophie in uns ist und zu uns selbst gehört, und zwar in dem Sinne, dass wir immer schon philosophieren.
Wir philosophieren auch dann, wenn wir nichts davon wissen, auch dann, wenn wir nicht <Philosophie treiben>.
Wir philosophieren nicht dann und wann , sondern ständig und notwendig,
sofern wir als Mensch existieren.
Als Mensch da sein, heißt philosophieren. Das Tier kann nicht philosophieren; Gott braucht nicht zu philosophieren. Ein Gott ,der philosophierte , wäre kein Gott, weil das Wesen der Philosophie ist, eine
endliche Möglichkeit eines endlichen Seienden zu sein.
Menschsein heißt schon philosophieren.
Das menschliche Dasein steht als solches schon seinem Wesen nach, nicht gelegentlich oder gelegentlich nicht, in der Philosophie.
Weil nun aber das Menschsein verschiedene Möglichkeiten , mannigfache Stufen und Grade der Wachheit hat, kann der Mensch in verschiedener Weise in der Philosophie stehen. Entsprechend kann die Philosophie als solche verborgen bleiben oder sich bekunden im Mythos, in der Religion, in der Dichtung, in den Wissenschaften, ohne dass sie als Philosophie erkannt wäre. Weil nun die Philosophie als solche sich auch ausdrücklich und eigens ausbilden kann, sieht es so aus, als stünden diejenigen, die sich am ausdrücklichen Philosophieren nicht beteiligen, außerhalb der Philosophie. (...)"
Eine der für mich entscheidenden Sätze aus dem Zitat (mit Bezug auf die Notwendigkeit): "
Wir philosophieren nicht dann und wann , sondern ständig und notwendig,
sofern wir als Mensch existieren."
Als Mensch zu leben , heißt daher
notwendigerweise schon
zu philosophieren für Heidegger. Dieser "treibende Motor" (um mit deinem Bild zu sprechen) zu "philosophieren" ist
immer schon da, sobald der Mensch existiert (so seine Auffassung ). Diese
Notwendigkeit ist für Heidegger nicht etwas , was von außen zusätzlich dazu kommt,
sondern immer schon gegeben ist, sobald man da ist/existiert.
Und nur der Mensch philosophiert.(notwendigerweise). Sobald der Mensch existiert ,
betreibt er
notwendigerweise immer schon
Philosophie , philosophiert also (insofern ist das
kein extra, was von außen dazu kommt), weil die Philosophie schon zum Menschsein einfach dazu gehört.
Man muss sich natürlich nicht einverstanden geben mit Heideggers Auffasung von Philosophie und Philosophieren, aber man kann sie durchaus gedanklich nachvollziehen . Ich denke aber, dass Sie eine gewisse Plausibilität hat diese Auffassung. Ich sehe das also eher so und etwas anders als du.
Aber man kann an diesem Heidegger -Zitat schon eine gewisse Kritik vielleicht üben . Ich gebe ein Beispiel und führe das Ausgangszitat meiner Überlegung zu Heidegger ein:
"Das Tier kann nicht philosophieren; Gott braucht nicht zu philosophieren. Ein Gott ,der philosophierte , wäre kein Gott, weil das Wesen der Philosophie ist, eine
endliche Möglichkeit eines endlichen Seienden zu sein.
Menschsein heißt schon philosophieren."
Hier vertritt ja Heidegger die Auffassung, dass
nur der Mensch philosophiert und kein Gott, da die Philosophie "eine
endliche Möglichkeit eines
endlichen Seienden" ist. Demgegenüber kann man nun
Nietzsche zitieren (aus Jenseit von Gut und Böse; Was ist vornehm?):
"Das olympische Laster. – Jenem Philosophen zum Trotz, der als echter Engländer dem Lachen bei allen
denkenden Köpfen eine üble Nachrede zu schaffen suchte – »das Lachen ist ein arges Gebreste der menschlichen Natur, welches jeder denkende Kopf zu überwinden bestrebt sein wird« (Hobbes) – würde ich mir sogar
eine Rangordnung der Philosophen erlauben, je nach
dem Range ihres Lachens – bis hinauf zu denen, die des
goldnen Gelächters fähig sind. Und gesetzt,
daß auch Götter philosophieren, wozu mich mancher Schluß schon gedrängt hat –, so zweifle ich nicht, daß sie dabei
auch auf eine übermenschliche und neue Weise zu lachen wissen – und auf
Unkosten aller ernsten[753] Dinge!
Götter sind spottlustig: es scheint, sie können selbst bei heiligen Handlungen
das Lachen nicht lassen.
"
Hier besonders wichtig: "
daß auch Götter philosophieren , wozu mich mancher Schluß schon gedrängt hat"
Und ein zweites Zitat (aus dem Aphorismus zum
Genie des Herzens):
" (...) Vergaß ich mich so weit, daß ich euch nicht einmal seinen Namen nannte? Es sei denn, daß ihr nicht schon von selbst errietet, wer
dieser fragwürdige Geist und Gott ist, der in solcher Weise
gelobt sein will. Wie es nämlich einem jeden ergeht, der von Kindesbeinen an immer unterwegs und in der Fremde war, so sind auch mir manche seltsame und nicht ungefährliche Geister über den Weg gelaufen, vor allem aber der, von dem ich eben sprach, und dieser immer
[754] wieder, kein Geringerer nämlich als der
Gott Dionysos, jener
große Zweideutige und Versucher-Gott, dem ich einstmals, wie ihr wißt, in aller Heimlichkeit und Ehrfurcht meine Erstlinge dargebracht habe – als der Letzte, wie mir scheint, der ihm ein
Opfer dargebracht hat: denn ich fand keinen, der es verstanden hätte, was ich damals tat. Inzwischen lernte ich vieles, allzuvieles über
die Philosophie dieses Gottes hinzu, und, wie gesagt, von Mund zu Mund – ich, der letzte Jünger und Eingeweihte des Gottes Dionysos: und ich dürfte wohl endlich einmal damit anfangen, euch, meinen Freunden, ein wenig, soweit es mir erlaubt ist,
von dieser Philosophie zu kosten zu geben? Mit halber Stimme, wie billig: denn es handelt sich dabei um mancherlei Heimliches, Neues, Fremdes, Wunderliches, Unheimliches.
Schon daß Dionysos ein Philosoph ist, und daß also auch Götter philosophieren, scheint mir eine Neuigkeit, welche nicht unverfänglich ist und die vielleicht gerade unter Philosophen Mißtrauen erregen möchte – unter euch, meine Freunde, hat sie schon weniger gegen sich, es sei denn, daß sie zu spät und nicht zur rechten Stunde kommt:
denn ihr glaubt heute ungern, wie man mir verraten hat, an Gott und Götter."
Hier mir besonders wichtig: "
Schon daß Dionysos ein Philosoph ist, und daß also auch Götter philosophieren, scheint mir eine Neuigkeit, welche nicht unverfänglich ist und die vielleicht gerade unter Philosophen Mißtrauen erregen möchte" und : "die Philosophie dieses Gottes"
Quelle:
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietzsche,+Friedrich/Jenseits+von+Gut+und+Böse/Neuntes+Hauptstück.+Was+ist+vornehm/291-296
In beiden Zitaten wird deutlich , dass beide Nietzsche auch Götter oder ein Gott auch philosophieren kann, was bei Heidegger nicht möglich ist aufgrund seiner Denkweise, da er nur den Menschen als endlichen Wesen die Philosophie zubilligt. Ich habe den Eindruck, dass hier Heidegger und Nietzsche in dem Punkt zwei unterschiedliche Auffassungen bezüglich des Philosophieren vertreten (und für Nietzsche auch Götter philosophieren können und nicht nur Menschen).
Soweit aber erstmal, sonst wird das noch all zu lang hier..
PS : Bei Platon heißt es dazu noch im
Sophistes interessanterweise ganz am Anfang: "
"Theodoros: Nicht ist dieses die Weise des Fremdlings, o Sokrates, sondern bescheidener ist er als die , welche sich auf das Streiten gelegt haben.
Und es dünkt mich der Mann ein Gott zwar keineswegs zu sein, göttlich aber gewiss, denn alle Philosophen möchte ich so benennen.
Sokrates: Und mit Recht, o Freund. Nur mag wohl dieses Geschlecht in gewisser Beziehung nicht viel leichter zu erkennen sein als das der Götter. "
Hier werden die
Philosophen sogar zu
göttlichen Wesen bei Platon, was etwas an Nietzsche erinnert...und daher wird das
Philosophieren (dieser Philosophen) schon als eine
göttliche Tätigkeit begriffen.
Aber das zum Thema Philosophieren des Menschen und der Götter.