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ist die Religion wirklich was gutes?

Lieber Claus, dann darf ich also freundlich feststellen, dass du es auch nur annimmst und nach deinem Verständnis vorgehst. Das wundert mich, denn du gehst doch sonst immer wissenschaftlich vor und suchst die Beweise.

Solltest du auch an etwas glauben?

Louiz, das Wort „glauben“ wird ja sehr vielseitig gebraucht.

Die frage „glaubst du „ oder „bist du gläubig“ zielt i.a. auf eine monotheistische gottesverehrung.

Die frage“ glaubst du, daß es morgen regnen wird“ zielt auf eine Vermutung ab.

Und Deine Frage, ob ich für ein philosophisches Problem eine Lösung habe, („glaubst du, daß der Wald ein Bewußtsein hat“) kann ich nicht nach wissenschaftlichen Kriterien beantworten.

Wenn du mich fragst „glaubst du, daß die Stringtheorie richtig ist“, und ich sage: ja!
dann meine ich, aus meinem Bescheidenen naturwissenschaftlichen Wissen und meiner weltanschaulichen Präferenz
„ich denke, ja sie ist richtig“, obwohl sie nicht bewiesen ist.

Und mein „Glauben“ an die unsterbliche Seele in Form einer viviwelle ist nur insoweit wissenschaftlich, als daß er keinem naturgesetz zuwider läuft und spekulativ mögliche revolutionäre naturwissenschaftliche Erkenntnisse vorwegnimmt.

Gruß von Claus
 
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fusselhirn schrieb:
Kann man den Menschen nicht auch als Ökosystem betrachten? :confused:

nach definition ist ein Ö. ein System, das eine Vielzahl von Lebewesen und ihre Lebensräume umfaßt.
Es wird dann noch zwischen geschlossenen und offenen Ö.n gesprochen,
je nach der wechselwirkung mit der Umgebung des Ö.

Eigentlich kann nur die Erde als abgeschlossenes Ö. angesehen werden, denn über das Klima sind alle anderen Ö. miteinander in Wechselwirkung.

Künstliche abgeschlossene Lebensräume (z.B. „Biosphere 2“ ) , mini-Ö.n also, bezeichnet man nur mit ihrem engl. Wort als Ecosphere.
 
Miriam schrieb:
Hatten wir das nicht schon einmal? Geraten hier nicht Religion und Naturwissenschaften etwas durcheinander ?
Die Religionen aber befassen sich mit der Sinnfrage des Menschens - auch das sehr allgemein formuliert.
Ja, auch Louiz30 Ermahnung blieb etwas folgenlos. – Die Frage, ob Religion „wirklich was gutes“ (muss da gutes nicht groß geschrieben werden?) ist, kann und muss völlig losgelöst von der Frage beantwortet werden, ob Gott existiert. Denn, wenn er existent wäre, und wir könnten ihn erkennen, wäre er nicht Gott. Er kann also nur durch das Nichterkennen Gott sein.
Ich habe mich der Fragestellung mit einem Adorno-Zitat zu nähern versucht; soweit ich sehen kann, blieb es ohne Echo. – Nun versuche ich es mit weiteren Fragen:
· Kann nicht die Religion dem Menschen in Notlagen Trost und Hilfe sein?
· Vermag sie eine Sinnstiftung zu geben?
· Erzieht sie nicht zur Bescheidenheit, menschliche Werke nicht zu groß zu sehen?
· Gibt die Religion nicht eine Antwort darauf, warum alles irdische Mühen oft so ergebnis- und fruchtlos bleibt, wie z.B. der Wunsch nach Weltfrieden?
· Vermag sie Todesfurcht zu nehmen?

Ich berichte nicht gern Persönliches, aber diese Episode darf ich erzählen: Mit der typischen Arroganz eines jungen Studenten säte ich Glaubenszweifel in die Seele eines evangelischen frommen Bauern. Da er intelligent und wissbegierig war, diskutierten wir immer wieder. Nach etwa zwei Jahren sagte er zu mir: Ziesemann (natürlich nannte er meinen Realnamen), „den alten Bauernglauben hast Du jetzt in meiner Brust totgeschlagen. Und was gibst Du mir an seine Stelle?“ – Ich erschrak, wahrscheinlich erbleichend. Was hatte ich angerichtet! Ich blieb ihm eine Antwort schuldig, wusste keine; aber niemals, nie wieder habe ich je noch einmal bei einem anderen Menschen wissent- und willentlich Zweifel an seinem Glauben genährt.

Ziesemann, der in wenigen Tagen bis Ostern Urlaub vom Forum nimmt.
 
Ist Religion wirklich etwas Gutes?

Die Frage, ob Religion „wirklich was gutes“ (muss da gutes nicht groß geschrieben werden?) ist, kann und muss völlig losgelöst von der Frage beantwortet werden, ob Gott existiert. Denn, wenn er existent wäre, und wir könnten ihn erkennen, wäre er nicht Gott. Er kann also nur durch das Nichterkennen Gott sein.

Ich habe mir erlaubt im Titel Deine Frage zu beantworten. Doch kommt es mir manchmal so vor, als würde sich niemand mehr um eine Rechtschreibung kümmern, auch hier im Denkforum.

Also diese gescheite Behauptung, dass GOTT etwas mit Nichterkennen
zu tun hat, habe ich vorher noch nie gehört. Es ist einleuchtend.

– Nun versuche ich es mit weiteren Fragen:
· Kann nicht die Religion dem Menschen in Notlagen Trost und Hilfe sein?
·

Die Religion kann in Notlagen Trost und Hilfe sein. Allerdings kommt es auf den Menschen an.


Vermag sie eine Sinnstiftung zu geben?
· Erzieht sie nicht zur Bescheidenheit, menschliche Werke nicht zu groß zu sehen?
·

Das vermag zumindest die christliche Religion. Wenn Du stirbst, musst Du alles, was Dir so viel bedeutet hat, zurücklassen.


Gibt die Religion nicht eine Antwort darauf, warum alles irdische Mühen oft so ergebnis- und fruchtlos bleibt, wie z.B. der Wunsch nach Weltfrieden?
·

Die Religion gibt keine direkte Antwort darauf. Doch indirekt lässt sie uns wissen, dass sündhafte Entscheidungen keinen Frieden bringen können. Den Frieden nur zu wollen, ist eben zu wenig.

Vermag sie Todesfurcht zu nehmen?

Für den Gläubigen auf alle Fälle, zumindest bevor es so weit ist. Wie es aussieht, wenn der Mensch zum Schluss nur mehr aus Schmerz besteht, kann ich nicht beurteilen. An Christus zu denken, der am Kreuz gestorben ist, also ganz bestimmt noch viel mehr erleiden musste, kann vielelicht beim Sterben hilfreich sein.

Ich berichte nicht gern Persönliches, aber diese Episode darf ich erzählen: Mit der typischen Arroganz eines jungen Studenten säte ich Glaubenszweifel in die Seele eines evangelischen frommen Bauern. Da er intelligent und wissbegierig war, diskutierten wir immer wieder. Nach etwa zwei Jahren sagte er zu mir: Ziesemann (natürlich nannte er meinen Realnamen), „den alten Bauernglauben hast Du jetzt in meiner Brust totgeschlagen. Und was gibst Du mir an seine Stelle?“ – Ich erschrak, wahrscheinlich erbleichend. Was hatte ich angerichtet! Ich blieb ihm eine Antwort schuldig, wusste keine; aber niemals, nie wieder habe ich je noch einmal bei einem anderen Menschen wissent- und willentlich Zweifel an seinem Glauben genährt.

Eine sehr glaubwürdige Geschichte.

Ziesemann, der in wenigen Tagen bis Ostern Urlaub vom Forum nimmt.

Dazu wünsche ich Dir

gute Erholung

suche :blume1:
 
aber niemals, nie wieder habe ich je noch einmal bei einem anderen Menschen wissent- und willentlich Zweifel an seinem Glauben genährt

ernstgemeinte Frage, Ziesemann:
meistens kommen ja die Kinder von selbst drauf, daß es keinen Weihnachtsmann gibt.
Ich habe einen Bekannten mit einer geistig zurückgebliebenen tochter, die noch mit 13 Jahren an den weihnachtsmann glaubte, und dieser Glaube gab ihr und den Eltern viel Freude.

Bis eines tages die Nachbarskinder dahinter kamen und sie auslachten und hänselten, daß es für sie ein Schock war.

Nun machten die eltern sich vorwürfe.
Hatten sie richtig gehandelt, das Kind nicht aufzuklären?

Es ist schon eine zweischneidige sache mit der Aufklärung.
Sie nimmt die Illusion, den Trost, die Hoffnung....
man sollte den, der in der Religiösität glücklich ist, nicht aufklären, wenn man sich nicht sicher ist, daß er mit der Wahrheit zurecht kommt.

meint Claus
 
Ziesemann, der in wenigen Tagen bis Ostern Urlaub vom Forum nimmt.

wird wohl deutlich langweiliger werden ohne dich, Ziesemann.
Kannst du nicht einen Laptop mitnehmen?

dies und einen schönen Urlaub wünscht dir
Claus
 
Das Ergebnis der Aufklärung oder Überzeugung?

Ziesemann schrieb:
Ich berichte nicht gern Persönliches, aber diese Episode darf ich erzählen: Mit der typischen Arroganz eines jungen Studenten säte ich Glaubenszweifel in die Seele eines evangelischen frommen Bauern. Da er intelligent und wissbegierig war, diskutierten wir immer wieder. Nach etwa zwei Jahren sagte er zu mir: Ziesemann (natürlich nannte er meinen Realnamen), „den alten Bauernglauben hast Du jetzt in meiner Brust totgeschlagen. Und was gibst Du mir an seine Stelle?“ – Ich erschrak, wahrscheinlich erbleichend. Was hatte ich angerichtet! Ich blieb ihm eine Antwort schuldig, wusste keine; aber niemals, nie wieder habe ich je noch einmal bei einem anderen Menschen wissent- und willentlich Zweifel an seinem Glauben genährt.


Mit dieser Begebenheit wurde ich wieder an meinen besonderen Freund Khalil Gibran erinnert, der über „Die beiden Gelehrten“ schrieb:

(In der alten Stadt Afkar lebten einst zwei Gelehrte. Sie haßten einander, und einer bekämpfte die Lehre des anderen. Der eine leugnete die Existenz der Götter, der andere war gläubig.
Eines Tages trafen sie einander auf dem Marktplatz. Inmitten ihrer Schüler hoben sie an, über Sein und Nichtsein der Götter zu streiten. Erst nach stundenlangen Wortgefechten gingen sie wieder auseinander.
Am selben Abend ging der Ungläubige in den Tempel, warf sich vor dem Altar auf den Boden und bat die Götter wegen seines Starrsinns um Vergebung.
Zur gleichen Stunde verbrannte der andere Gelehrte, jener der die Götter hochgehalten hatte, seine heiligen Bücher. Denn er war ungläubig geworden.
(Quelle: Der Narr – Lebensweisheiten in Parabeln)


Oft bringe ich meine persönliche Überzeugung sehr bestimmend vor, so dass ich anschließend immer wieder erklären muß, dass ich keinesfalls für meine Welt- und Religionssicht missionieren will, selbst wenn es sich so anhört.

J.A.
 
What I'm saying is,
if God wanted to send us a message,
and ancient writings were the only way he could think of doing it,
he could have done a better job.

[Dr. Arroway in Carl Sagan's Contact]
 
Kennt Ihr die Wette von Pacscal?

http://de.wikipedia.org/wiki/Blaise_Pascal

Wenn Gott existiert und diejenigen belohnt, die an ihn glauben,
und die bestraft, die nicht an ihn glauben
gibt es vier Möglichkeiten:

1. Ich glaube an Gott, und er existiert (Belohnung)
2. Ich glaube an Gott, aber er existiert nicht (neutral)
3. Ich glaube nicht an Gott, aber er existiert (Bestrafung)
4. Ich glaube nicht an Gott, und er existiert nicht (neutral)

Es ist also taktisch klüger, an Gott zu glauben.

Es sei denn, Gott wird einen aufrechten Atheisten gegenüber einem opportunistischen glaubenden Theisten, der sich seinen Vorteil ausgerechnet hat, bevorzugen.

hmm, bleibe ich also was ich bin.
Gott will mich als Atheisten, darum zeigt er sich mir nicht.
Dehalb hat die Religion für mich nichts Gutes.

meint Claus
 
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hm...jeder hat den freien Willen zu glauben, was er will und egal, was er glaubt, er wird Recht damit behalten, weil jeder seine eigene persönliche Welt hat. Der objektiven ultimativen Realität wird das keinen Abbruch tun, so ähnlich wie eine Maus einem Elefanten kein Beinchen stellen kann.

Ich denke auch nicht, dass man die Gläubigen oder Ungläubigen durch Worte oder Beweise vom Gegenteil überzeugen könnte, sehr wohl aber die noch Unschlüssigen zu einer Entscheidung bringen könnte.

Weiterhin bin ich der Meinung, dass Gott gar nicht offensichtlicher vor den Augen der Menschen in Erscheinung treten könnte, nicht mehr mit ihnen sprechen könnte, als er es ohnehin schon tut. Doch es ist halt schwer, den Buchstaben A zu erkennen, wenn er 25.000 km hoch ist und man direkt vor ihm steht. Noch kann man die Stimme Gottes hören, wenn man selbst ununterbrochen redet und denkt. Mir ist es unmöglich zu sagen, es gibt keinen Gott, weil ich seine Liebe tief in mir drin fühlen kann. Ich achte und respektiere aber alle, die anders empfinden und denken und für die meine Realität nicht identisch mit ihrer eigenen ist.
 
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