"Wünschen kann man sich viel
aber ob man es bekommt
ist eine zweite Frage."
Spruch meiner Ma
Hallo kathi,
ich kann Dir zwar meine ganze Zuwendung geben. Ich bin aber nicht dafür verantwortlich, ob sie bei Dir ankommt und was Du damit machst.
Ich zitiere hier nicht umsonst so häufig meine Ma, die gestern 89Jahre wurde. Ich habe erkannt, dass die Mutter in den ersten neun Monaten und darüber hinaus, die ganze Welt für einen Menschen darstellt und je nach dem, wie belastet oder wie frei die Mutter während sie mit uns schwanger ging, wir bekommen ungefiltert deren emotionale Befindlichkeit mit. Dies kann ich einfach für jeden Menschen annehmen.
Personen die nun das Glück hatten, dass die Mutter sich auf ihr Kind freut, werden kaum verstehen können, wie das Leben eines Menschen aussieht über deren Existenz die Mutter sich nicht freuen konnte. Es ist eben dumpf und ferngesteuert.
Ich habe vor Jahren einmal entdeckt, dass anscheinend noch immer wie mit einer seelischen Nabelschnur durch die Welt renne und versuche sie irgendwo einzustöpseln. Mittlerweile habe ich erkannt, dass ich die schreckliche Einstellung meiner Eltern zu uns Kindern überlebt habe, im Gegensatz zu drei von meinen vier jüngeren Brüdern. Dies habe ich als Auftrag für mich angenommen. Es hat einfach zu oft das versöhnliche Wort gefehlt. Die Anerkennung der Tatsache, dass im Moment nur soviel möglich ist als gerade geboten ist.
Ich konnte mich oftmals unter vielen Tränen dann mit den gegebenen Tatsachen zufrieden geben und habe nach neuen Wegen gesucht einfach nur zu überleben.
So habe ich gelernt mich selber und meine Person so anzunehmen wie ich bin. Eben als ein begrenztes Wesen und als einem solchen ist es mir unmöglich Deine emotionalen mich überfordernden Wünsche zu erfüllen. Im Gegenteil ich bekomme davor Angst und muss mich schützen. Ich bin damit genauso überfordert, wie ich es als Kind meiner Mutter gegenüber war. Dieser Angst habe ich mich immer wieder gestellt im Kontakt mit jedem Menschen. Ich bin aber bis jetzt unfähig gewesen sie zu verbalisieren, weil ich mich ja dann selber ernst genommen hätte und da gewesen wäre. Ein Tabubruch mir selber gegenüber, da ich mich angestrengt habe nicht da zu sein. Diese fatale Lebensentscheidung, die ich mal getroffen habe, korrigiere ich wo sie mir auffällt.
Ich kann Dich also nicht daran hindern, mit mir das üble Ping-Pong
Spiel zu spielen, bei dem es nur Verlierer gibt weiter zu spielen. Ich kann Dich nur darauf aufmerksam machen, dass hier eins stattfindet. Ich zähle es unter den notwendigen Wiederholungszwang um endlich ein Trauma zu bewältigen, weil der Schmerz nicht geliebt worden zu sein und die Wut darüber ganz einfach ungeheuer groß ist. So habe ich es in letzter Zeit immer wieder gemacht wie bei der echternacher Springprozession
zwei Schritte vor, einen Schritt zurück und so verliere ich immer mehr meine alten Schuldgefühle und schiebe sie an den Ort zurück, wo mir jemand welche machen möchte. Ich nehme mir einfach das Recht heraus auf Deine Wünsche so zu reagieren, wie es für mich wahrhaftig ist. Das ist alles.
Ich kann auch gut verstehen, dass Du damit Schwierigkeiten hast. Das bedaure ich sogar, aber da endet dann auch mein Mitgefühl.
Ich nehme zur Kenntnis, dass ich Dich offensichtlich enttäuscht habe. Ich falle aber nicht auf die Versuchung herein, eine bessere Mutter sein zu müssen oder zu sollen. Das führt in der Tat nur zu einer ungeheureren
rg
